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Dadaismus? Ich versteh's nicht.

14 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Kunst, Dada, Dadaismus ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
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Dadaismus? Ich versteh's nicht.

20.08.2010 um 17:35
Hallo an alle!

Heute Morgen habe ich eine Doku über Dadaismus im Fernsehen geschaut (aus der Reihe "Tendenzen der zwanziger Jahre", ich glaube im Hessischen RF). Dada ist und bleibt mir ein Rätsel. Ich möchte hier nicht als altdenkender, ewiggestriger Banause rüberkommen, ich habe schon einige Begriffe von Kunst und kann mich mit modernen Ideen und schrägen Sachen sehr gut anfreunden. Mir gefällt z.B. stochastische Musik. Kunst heißt für mich nicht nur Aufnahme von Information, sondern vor allem die Motive des Künstlers verstehen zu wollen und das Spüren selbst erzeugter Emotion beim Versuch, ein Kunstwerk zu erfassen. Dada aber löst in mir praktisch nichts aus, nur Unverständnis und - echt - Langeweile. (und diese Ingoranz ist wahrscheinlich das tödlichste für persönliche Kunstbetrachtung, ich bedauere es). Ich bemühe mich, so viel Akzeptanz aufzubringen wie ich kann.
Aber Dada?
Was ich meine: Bastle ich eine dadaistische Collage, so wird jedes Material wahllos und zufällig auf ein Blatt geklebt. Es ergeben sich vielleicht Formen, die eine Assoziation zulassen, aber der spontane Gedanke des Dada macht doch gerade das nicht-Kunst-sein aus. Wenn ich keine Intention habe, außer "etwas zu produzieren", dann ist das doch Kommerz (Merz ;-) )im eigentlichen Sinne. Somit wird Dada zum Schlussverkauf der Kunstidee. Insofern muss sich Dada, sobald es vom Visuellen, Greifbaren weg geht doch an den gegebenen Kunstkriterien orientieren, sonst muss es scheitern, siehe: die Musik. Wenn ich Noten wahllos in ein Notenheft kritzle und diese (falls überhaupt möglich) nachspiele, nur um spontan dadaistisch ein Werk zu schaffen, Harmonie usw. aber komplett außer Acht lasse, dann tut das keinem Ohr gut. Es wird keinem gefallen, denn wenn ich meinen Kater zum Spaß auf ein Piano stelle und das Ganze "Concerto al Gatto" nenne, ist es doch auch keine Kunst. So etwas Sensibles wie Musik passt nicht in diese Vorstellung der Zufalls-Kunst, vor dem eigentlichen Schaffensprozess steckt ja Planung. Das Werk "Fountain" (siehe Bild am Ende) finde ich extrem unkreativ. Auch wenn die Idee etwas revolutionäres hatte - unbestritten - dann müsste man doch Dada komplett als Anti-Kunst bezeichnen, nicht die hehre Idee der Ars Artis verwenden und mit ihr das gleiche machen wie mit dem Urinal, wie es normalerweise benutzt wird. Könnte ich es doch besser verstehen! Ich versuche ja, es mit Humor zu nehmen, aber ich finde es nicht witzig (vor allem die Lautgedichte von Hugo Ball lassen mich kalt, was ich nicht erwartet hätte).
Nur weil ich was mache, das noch nie ein Mensch vor mir getan hat, und damit Menschen "schockiere", wie es die Dadaisten gerne genannt haben - dabei haben sie oft genug einfach nur beleidigt - macht mich das nicht zu einem Künstler, auch wenn ich es verkaufen kann.
Was habe ich noch nicht verstanden, was steckt denn dahinter? Der revolutionäre Gedanke des Dada ist genauso den Weg des Dodos gegangen, wie der jeder anderen Form von Kunst, sobald sie im Museum steht. Warum gilt gerade dieser Stil immer noch für besonders? Andy Warhol (gut, ich greife jetzt etwas weit in die Pop-Art) hat gesagt: All is pretty und hat jeden Gebrauchsgegenstand zur Kunst erhoben. All is pretty? Als ich mir heute mit dem Papierschneider in den Finger geschnitten habe, ist mir dieser Satz eingefallen. Was ist denn daran "pretty"? Das Zitat "Aus der Ferne besehen ist alles schön" gibt es schon 2000 Jahre länger als Warhols Flatus Cerebri. Und es trifft die Sache weit genauer. Wie kann ich das Resultat einer zufälligen Aktion denn als Kunst bezeichnen? Wo ist der Gral im Dada?

lg, rahmspinat

/dateien/,1282318546,fountain

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Dadaismus? Ich versteh's nicht.

20.08.2010 um 17:44
es ist ein missverständnis, daß es den dadaisten um den schock ging.. das haben die späteren surrealisten in die welt gesetzt, die sich sehr stark mit de sade und baudelaire befasst hatten..
bei dada ging es im weitesten sinne darum, antikunst zu produzieren..


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Dadaismus? Ich versteh's nicht.

20.08.2010 um 17:53
Aber einige Dada-Vertreter, die in der Doku zu wort kamen, genossen es sichtlich, dem Interviewer zu erklären, wie sie mir der "Wahrheit" Schrecken verbreitet hätten ... also sie haben Ausstellungsbesuchern extreme Beleidigungen zugeschrien, worauf auch oft Schlägereien entstanden. Es gab aber tatsächlich Dadaisten, denen es um die Schockwirkung ging.
Aber von Dada versteh ich jetzt trotzdem nicht mehr.


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Dadaismus? Ich versteh's nicht.

20.08.2010 um 18:21
@rahmspinat

hm, gute Frage eigentlich. Ich würde es am ehesten noch als Inspiration für (nennen wir sie) ästhetische Künstler verstehen. Also Leute die für geplantes, kreatives Können, worunter Du jetzt Kunst zu verstehen scheinst, und ich diesen Gedanken durchaus teile, einen Weg bereiten/beschreiten, der sonst noch von niemandem gegangen wurde. Sie leisten hier evtl. wertvolle Pionierarbeit, indem sie bestimmte Wahrnehmungswelten erforschen.


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Dadaismus? Ich versteh's nicht.

20.08.2010 um 18:37
@rockandroll
Das war mal ein Denkanstoß :)
Es ist (wie man aus meinem Text wahrscheinlich sieht), für mich oft schwer, meinen Standpunkt von einer anderen Warte aus zu betrachten, auch wenn ich es versuche. Als Wegbereiter waren sie sicher gut, weil ohne sie wäre z.B. Dalí sicher nicht auf so surreale Ideen gekommen (ich bin ein großer Bewunderer von Dalí).
Aber kann es sein, dass sich eine Stilrichtung überschätzt?


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Dadaismus? Ich versteh's nicht.

20.08.2010 um 23:37
@rahmspinat
die Stillrichtung überschätzt sich vielleicht wirklich...zumal Du ja selbst schreibst, dass im übertragenen Sinne aus Scheisse Geld gemacht wird. Ich denke alles, was zu reinem Kommerz verkommt, sich selbst überholt. Macht der Künstler das aber mit einer bestimmten Intension, also zB. der, die ich weiter oben anschnitt, oder einfach um des Schaffens Willen, denke ich, dass es schon irgendwo gewürdigt gehört. Verkommt es zur reinen Verarsche am Publikum, wird es auch entsprechend, wie jetzt von Dir, erkannt und herab gewürdigt. Zurecht.


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Dadaismus? Ich versteh's nicht.

21.08.2010 um 07:12
@rockandroll
Eloquent, mein Lieber :) Ich muss gerade wieder einem Kommentar von dir zustimmen ^^ Aaah, Horizonterweiterung tut gut ...
Lass mich das mal rekapitulieren (ich will sehen, ob ich dich jetzt auch richtig verstanden habe).
Wenn ein Künstler vorhat, Leuten, die sein Werk aufnehmen, etwas Neues zu zeigen, und dies auch schafft, dann hat er es GEschafft.
Und wenn etwas, auch wenn es auf den ersten Blick eines beliebeigen Menschen noch so banal erscheinen mag, eine Masse verzaubern (sry für dieses blumige Wort) kann, hat er eben Kunst geschaffen, indem er gezeigt hat, dass zwischen und jenseits des Fassbaren etwas Reales, aber bisher Unbekanntes lag?



Aber von Dada versteh ich jetzt trotzdem nicht mehr!!


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Dadaismus? Ich versteh's nicht.

21.08.2010 um 12:17
@rahmspinat

kennst du lyrik für alle? würde dir gerne einen link schicken.. :-)


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Dadaismus? Ich versteh's nicht.

21.08.2010 um 13:08
die ismen aus jener zeit sind immer auch lebesweisen und weltbilder gewesen. sie haben sogar manifeste verfasst u.s.w. jedenfalls war dada auch eine literarische bewegung, und da kann man gut anknüpfen..
die literarischen vorbilder der dadaisten und der pariser surrealisten sind der schlüssel zum tieferen verständnis dieser kunst und der klassischen moderne im allgemeinen.
schlüsselfiguren sind ganz klar, appolinaire, baudelaire, victor hugo, raymond roussel, aber auch maler wie z.b. henri roussesau...
doch wo die romantiker noch einen gewissen respekt vor der tradition zeigten, da haben die dadaisten mit allem bisher gewesenen gebrochen. sie haben ihre eigenen codes entwickelt und strebten eine antiakademische kunst an, die sich nicht auf den klassischen schulen begründet.

dada wird heute als eine frühe form der konzeptkunst verstanden.. die idee rückt damit in den vordergrund, das produkt ist lediglich der manifestierte teil eines ausgedachten konzeptes, eines geistigen überbaus.. das konzept der surrealisten hat durchaus mit verwirrung und provokation zu tun, allerdings stehen diese nicht im mittelpunkt, sondern sind lediglich mittel zum zweck.

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Dadaismus? Ich versteh's nicht.

22.08.2010 um 01:11
Zitat von rahmspinatrahmspinat schrieb:Wenn ich Noten wahllos in ein Notenheft kritzle und diese (falls überhaupt möglich) nachspiele, nur um spontan dadaistisch ein Werk zu schaffen, Harmonie usw. aber komplett außer Acht lasse, dann tut das keinem Ohr gut.
das ist auch bei weitem nicht die einzige möglichkeit, konzeptuelle musik zu machen.. und wie ich finde eine sehr verwegene behauptung. siehe john cage.. schaut euch mal "dreams that money can buy" an, da hat er auch dran mitgearbeitet. duchamp übrigens auch. :-)

es ist rückschrittlich, die arbeit eines künstlers an seinem handwerklichen können messen zu wollen. zudem werden klassizistische oder altmeisterliche gemälde von der breiten masse in der regel völlig falsch verstanden. kunst kann nur im historischen kontext richtig verstanden werden. das ist nicht gerade ausdruck einer hochentwickelten und aufgeklärten kultur, wenn die menschen sich von schönen bildern, die in längst vergangenen epochen angefertigt wurden, berieseln lassen, ohne ihren eigentlichen inhalt und sinn zu verstehen. die materialfragen und weltbilder mit denen die sich im späten mittelalter, in der renaissance oder im klassizismus auseinandergesetzt haben sind mittlerweile schon 1000fach überholt. und nicht nur dank dada..

es wütete zu jener zeit der krieg in europa und man war fast schon dazu gezwungen, neue materialien zu verwenden. wir dürfen auch nicht vergessen, daß die industrielle revolution in vollem gange war und sicherlich zu neuen denkweisen einem neuen materialempfinden beigetragen haben wird..
außerdem hat dada endlich aufgeräumt mit dem mythos künstler.. es gibt kein künstlergenie und nur weil jemand virtuos den pinsel schwingen kann, heißt es noch lange nichtmehr, daß dabei gleich große kunst rauskommt. ich habe in der freien malschule 12 jährige schulmädchen und rentnerinnen gesehen die ganz hervorragend altmeister kopieren konnten. das ist zwar schön und gut, aber heutzutage reicht das bei weitem nichtmehr aus...


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Dadaismus? Ich versteh's nicht.

17.11.2010 um 17:33
Schwer zu sagen was Dada eigendlich ist.
Dada zeichnet sich durch nichtkonformität zu den herrschenden Autoritäten .. vorallem die der Kunst aus. Der Bizarre Protest gegen die Authoritäten der Kunst ist typsich für Dada ... ohne eine bestimmte Form des Protests (als Kunstform) vorzuschreiben.

Leider ist Dada weitestgehend Tod, weil die Revolutzer nun selber zum Establishment gehören.. aber der Bulldada wird niemals sterben !


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kore ehemaliges Mitglied

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Dadaismus? Ich versteh's nicht.

17.11.2010 um 19:04
vielleicht näherst Du Dich mal über chien andaluse und bunuel und Spanien an das Thema an.
Könnte hilfreich werden.


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Dadaismus? Ich versteh's nicht.

17.11.2010 um 21:50
Ich betrachte Dada als Form einer Geisteshaltung die den Dadaisten in seiner Kreativen Arbeit beinflusst. Ich bewerte Dadaismus in seiner politischen Akivismus eher destruktiv kritisch als konstruktiv ideologisch. Ich meine Dada formuiert Kritik, Satiere und Parodie auf zeitgenössische Etablierte Verhältnisse, propagiert aber keine seligmachende Alternative.
Dadaismus ist zu jeder seiner Zeiten immer provokativ aber stilistisch nicht Einheitlich und unterscheidet sich daher von den meisten anderen Kunstrichtungen.

Werke von Dadaisten sind schwer zu gänglich... du musst eventuel ein Zeitgenosse und Kenner der Kunstgeschichte sein um den Witz zu verstehen. Wenn du aber Dadaismus als Konzept verstehst wirst du auch aktuelle Werke entdecken, vermutlich hast du da gerade gelacht.


Folgendes Zitat könnte auch diskordisch sein.. nein streicht das es ist diskordisch:
?Wir fanden Dada, wir sind Dada, und wir haben Dada. Dada wurde in einem Lexikon gefunden, es bedeutet nichts. Dies ist das bedeutende Nichts, an dem nichts etwas bedeutet. Wir wollen die Welt mit Nichts ändern?
(Richard Huelsenbeck 1916 im Cabaret Voltaire)


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Dadaismus? Ich versteh's nicht.

18.11.2010 um 00:45
DaDa iz Gaga.


La lal la al.


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