Werden Verschwörungstheoretiker immer dümmer?

Man hat meiner Meinung nach eine Bewegung noch nie wirksam bekämpfen können, wenn man sie unterschätzt hat. Das platte Klischee vom dummen Nazi, wem hat das tatsächlich geholfen? Ist es wirklich relevant? Tatsache ist, dass es diese Szene geschafft hat, in kurzer Zeit aufzufallen und etwas organisiert zu bekommen. Bekannte Vertreter wie Naidoo, Herrmann, Hildmann... konnten anscheinend auch gewonnen werden. Die nahtlose Anschlussfähigkeit zu rechten Kreisen ohne VT - Ansatz und das aggressive Auftreten in der Öffentlichkeit rücken die Frage, ob VT dumm sind, völlig in den Hintergrund. Ich habe das eher als rhetorische Frage verstanden...

Ich würde mich nicht in die vermeintliche Auflösung von sinnlosen VT verrennen. Das sind lediglich Honigtöpfe. Letztlich geht es doch einzig darum, klare rationale Zusammenhänge zu verwässern und alternative Fakten zu schaffen. Nichts soll mehr eindeutig sein. Der Blick soll vernebelt werden. Der Wegfall von Kausalitäten, Reflektionen, Differenzierungen entspringt nicht der Dummheit, sondern strategischen Überlegungen, mehr und mehr Potential zu generieren. Zudem empfinden nicht wenige Erdenbürger eine tiefe Genugtuung oder Befreiung, wenn sich hinter dem "wahren Elend der Welt" eine zwar noch nicht gleich greifbare, aber dennoch zu verortende elitäre "Sippschaft" verbirgt, welche dafür verantwortlich ist.
Der Narr, der dann mit der Aufschrift "Der Impfstoff ist die wahre Biowaffe" auf die Straße geht, mag einen an der Murmel haben, aber das ist nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass dieser Narr offensichtlich zu allem bereit ist...

@MokaEfti
Gut gesprochen.
Aber...

MokaEfti schrieb:Ich würde mich nicht in die vermeintliche Auflösung von sinnlosen VT verrennen.

...das ist hier an dieser Stelle doch vorrangig, wenn der Irrsinn hier und in vergleichbaren Umfeldern Nährboden sucht und findet.

Nemon schrieb:ser Stelle doch vorrangig, wenn der Irrsinn hier und in vergleichbaren Umfeldern Nährboden sucht und findet.

Das stimmt. Wahrscheinlich muss man wirklich die einzelnen Theorien widerlegen. Wichtiger erscheint mir aber das Erkennen der eigenen Sinnhaftigkeit und v.a. die Einsicht zu fördern, dass wir in einer höchst abstrakten Welt leben, die niemals ganz zu durchschauen ist.

Spoiler42

che71 schrieb:Diesen Vegan-Koch kannte ich bis zu seinem Corona-Gequengel auch noch nicht.

Da hast du was verpasst, der war schon länger in seltsamen Richtungen unterwegs, vor ca. 2 Jahren hat er beispielsweise Geld gesammelt um in Afrika paramilitärische Truppen zu bewaffnen (um Wilderer zu bekämpfen).

Ich glaube bei dem Thema sollte man generell zwischen den Verschwörungstheoretikern und den Konsumenten unterscheiden. Damals waren es einige wenige, die sich ständig Gedanken gemacht haben um neue "Zusammenhänge" zu erkennen :D das war teilweise echt amüsant.

Heutzutage auch durch die sozialen Medien bestärkt haben die Verschwörungstheoretiker und Trittbrettfahrer eine ganz andere Plattform. Es wird "Content" z. b. auf YouTube oder FB zum besten geben und dieser wird dann verbreitet. Es wird geteilt, geliked usw. und hier sollte man schauen wer dies macht. Das sind die eingangs angesprochenen Konsumenten, die selber nicht denken sondern nur wiedergeben was andere ihnen vorsagen/aufzeigen. Kritisches Hinterfragen findet kaum statt und das wollen diese Leute oftmals auch gar nicht. Sie nehmen solche Theorien um Dinge zu verarbeiten, die sie vielleicht nicht verstehen oder einfach bloß um irgendeinem inneren Ärger Luft zu machen, quasi als Ventil.

Die Masse an Menschen, die sich für Verschwörung interessieren isr gewachsen und gleichzeitig hat die Qualität abgenommen und das erweckt das Gefühl die Theoretiker wären dümmer geworden, dabei sind es bloß irgendwelche Mitläufer, die diesen Effekt verursachen.

In den 90ern waren die VTler irgendwie origineller. Montauk, Alternative 3, Illuminaten, Nazi Ufos.... hätten die nicht dabei bleiben können?

abberline schrieb:In den 90ern waren die VTler irgendwie origineller. Montauk, Alternative 3, Illuminaten, Nazi Ufos.... hätten die nicht dabei bleiben können?

Damals ging es schon los, dass sich Rechte immer mehr in die Gothic u Esoszene drängten u ihren rechten Dreck dort ansetzten!
Friedliche Schamanen wurden zu germanischen Schamanen, VT Rätsler ließen sich immer mehr vom "bösen jüdischen Einfluss" überzeugen und Illuminaten u Freimaurer waren logisch Teil der "jüdischen Elite" später DeepState.

War einer der Gründe für mich der Gothicszene u allen Bekannten aus diesen Zeiten den Rücken zu kehren!

Wenn selbst Erich van D rechte Propaganda mit in seine vorher nette "Spinnerei" aufnimmt.......

@ReaSeas
Funktioniert hat das aber nicht, wenn man sich die Schlagerparade dort heute so anschaut😉
Von Erich von Däniken mochte ich die Comic-Reihe aus den 80ern.
Die beste VT war für mich die Alternative 3 Story aus den 70ern von der BBC, die ernsthaft später Leute geglaubt haben. Da ging es um, zum Mars entführte, Wissenschaftler.

che71 schrieb:Diesen Vegan-Koch kannte ich bis zu seinem Corona-Gequengel auch noch nicht.

Er war mir als Koch schon bekannt.
Jedoch hätte ich nicht gedacht dass er auch zu denVTs gehört.
Gestern eine Reportage von Spiegel Tv über ihn bzw Corono Demos gesehene.
https://www.spiegel.de/thema/spiegel-tv/

Da kam mir echt die Frage ob Leute wie er und XN einer bestimmten Sekte oder ähnlichen angehören

@whatsgoinon

whatsgoinon schrieb:Das Problem wenn du einen Standpunkt vertrittst von dem du nicht wissen kannst, ob er auch tatsächlich richtig ist.

Das ist der Knackpunkt. Wenn ich nicht merke, dass ich auf dem falschen Standpunkt stehe, dann merke ich auch nicht, dass meine Argumente falsch sind. Wobei, wenn man sie von falschen Standpunkt aus betrachtet, sehr wohl richtig sind.

"Logik" heißt schließlich "Weg". Halte ich die Wegkarte falsch rum, dann erscheint der falsche Weg aber als der richtige.
Daher finde ich das deutsche Wort, keine Beleidigung beabsichtigt, "ver-rückt" ja auch wirklich passend für solche Verirrungen des Geistes. Man kommt vom geraden Weg ab, man ver-rückt seinen Standpunkt, verliert den Überblick, sieht nur mehr mit Scheuklappen und Tunnelblick, aber der Rest des Denkens bleibt durchaus normal.
Der falsche Standpunkt ist dann nur mehr auf Distanz, von Weitem, von oben, von nicht Involvierten, die noch den gesamten Überblick im Auge haben, als der falsche zu erkennen.

whatsgoinon schrieb:Ist eine unfundierte Meinung lächerlich. Ja.

Ebenso eine falsch fundierte.

@geeky

geeky schrieb:hängt die Bereitschaft, an Verschwörungstheorien zu glauben, stark von der politischen Orientierung ab:

Und vice versa.

@MokaEfti

MokaEfti schrieb:Tatsache ist, dass es diese Szene geschafft hat, in kurzer Zeit aufzufallen und etwas organisiert zu bekommen

Das ist auffällig und interessant. Daraus sollte man lernen. Ganz offensichtlich gibt es in dieser Szene mehr Bereitschaft, aktiv zu werden als in anderen. Hängt vermutlich damit zusammen, dass Leute, die unzufrieden sind, auch aggressiver sind, und daher auch bereiter, etwas zu ändern, während hingegen die Zufriedenen gemütlich daheim im Clubsessel sitzen bleiben. Wofür sollen sie auch auf die Straße? Sie haben ja alles, was sie wollen. Hingegen die aktive Szene meint offenbar, es noch nicht zu haben und es sich erst noch holen zu müssen.
"Es" ist anscheinend primär Macht, und Kontrolle für die Einen, ein vermeintlich "besseres" Leben für die Anderen (mehr Geld, mehr Freiheit, mehr Privilegien als andere).
"Vermeintlich" deshalb, weil objektiv betrachtet, es ja nicht nur die Armen und die Ärmsten sind, die unbedingt an die Macht wollen (um sie anschließend nur für ihre Zwecke zu missbrauchen).
Diese Szene hält nichts von Demokratie, Toleranz oder Rücksichtsnahme auf andere.


@eyecatcher

eyecatcher schrieb:Die Masse an Menschen, die sich für Verschwörung interessieren isr gewachsen und gleichzeitig hat die Qualität abgenommen

Womit sie selbst Mainstream wurden - oh, welch Ironie. ;)

Corona deckt auf wie dünn der Firnis des Rationalen bei so vielen Menschen leider ist. Wer kann sich da noch über die vermeintlichen "dummen Leute aus dem Mittelalter" amüsieren? :/

Langsam habe ich das Gefühl, dass unsere Gesellschaft als Gesamtes irgendeine Strategie gegen den Verschwörungswahn auf Social Media Kanälen finden muss.
Bin zwar kein Experte in Sachen Verschwörungsmythen, aber ich bin der Meinung, dass Social Media (Youtube, Facebook usw.) einer der Hauptfaktoren für den um sich greifenden Verschwörungswahn ist. Wie quasi der Dealer, der am Pausenhof steht und Kinder anfixen möchte. Natürlich sind die Plattformen selbst nicht schuld, aber sie ermöglichen eben die virale Verbreitung von Lügen und Wahn.

Ein bisschen beruhigt mich, dass anscheinend im Zuge der Corona-Krise auch einige der Silicon Valley Giganten das erkannt haben und wohl viele Accounts löschen. Vllt ist das die einzige praktikable Lösung

Sternenkraft schrieb:Langsam habe ich das Gefühl, dass unsere Gesellschaft als Gesamtes irgendeine Strategie gegen den Verschwörungswahn auf Social Media Kanälen finden muss.

Leider sind die, die den "Erleuchteten" widersprechen, dann die Dummen. Sie sind schließlich die Schafschafe, die sich von Regierung und ARD/ZDF verarschen lassen.

@Sternenkraft

Sternenkraft schrieb:Wer kann sich da noch über die vermeintlichen "dummen Leute aus dem Mittelalter" amüsieren?

Ich habe die nie für dumm oder dümmer gehalten, sondern lediglich für schlechter und fehlerhaft informiert sowie für religiös terrorisiert.

Sternenkraft schrieb:wie dünn der Firnis des Rationalen bei so vielen Menschen leider ist

Das sehe ich auch so. Rationales Denken als Problemlöser auf für Emotionen ist eine relativ junge Kunst des Denkens in der Geschichte der Menschheit. Und muss geübt werden.

Wobei ich die negativen Erscheinungen, die Corona so hervor bringt, jetzt nicht nur auf Intelligenz oder fehlende solche zurück führe, sondern weitaus mehr auf Charakterschwächen. Was wir mehr haben, oder hemmungslos mehr haben, sind Egoisten reinsten Wassers. Deren Devise einfach nur ICH heißt, und denen alle anderen egal sind, bzw übertrampelt werden, wenn sie der eigenen Ich-Sucht im Wege stehen.

Sternenkraft schrieb:aber sie ermöglichen eben die virale Verbreitung von Lügen und Wahn.

stimmt, wie viele leute aus welchen gründen auch immer komisch auf alles reagieren.
es scheint heute immer etwas zu geben, wogegen man sein sollte.

irgend etwas ist anders als früher!

dieser tage demonstrierten in einer kleinstadt um die 25 männecken gegen Corona
für ihre freiheit!

da hatte ich dann doch mitleid...

"Der goldene Aluhut" hat einen kurzen Leitfaden als Printversion auf ihre Seite gestellt, der über Verschwörungtheorien im Allgemeinen und einen entsprechenden Umgang informiert.

VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN & FAKE NEWSERKENNEN UND WIDERLEGEN (Archiv-Version vom 10.06.2020)

Sternenkraft schrieb am 15.05.2020:sie ermöglichen eben die virale Verbreitung von Lügen und Wahn.

Ja und das hat man sich damals als es ganz neu war ja nicht so gedacht. Irgendwann haben die Leute angefangen das TV oder Zeitungen Nachzumachen, mit Sendungen und Moderatoren in ihren Kanälen. Sowas zieht unheimlich an und hat eine unheimliche Wirkung vor allem auf Unentschlossene.
Da kann man gar nichts machen. Der einzige Schritt wäre alles was social media betrifft wieder rückgängig zu machen quasi als Experiment was schief gegangen ist. Aber das würde dann 80% der ganz normalen Nutzer auch Treffen.
Abwarten was das internet so noch hervor bringt. Youtube, twitter und Fb wird es auch nicht ewig geben.

DerZar schrieb:Youtube, twitter und Fb wird es auch nicht ewig geben.

Wir werden in nicht allzu ferner Zukunft Chips implantieren und KI integrieren etc. beziehungsweise tun es schon.
Bis auf Weiteres würde ich davon ausgehen, dass die genannten Kanäle das abbilden, was sich bewährt hat und Zuspruch findet. Glaube also nicht, dass sich vom Prinzip her mittelfristig viel ändert.
Studi-VZ ist verschwunden, dafür gibt's aber Facebook. Es läuft doch eher so ab.

Ich denke auch nicht, dass sich YouTube, Facebook und co in absehbarer Zeit verabschieden werden. Diese Plattformen sind einfach viel zu groß und bekannt, bilden für sehr viele Menschen die Grundlage ihrer Existenz und sind aus heutiger Zeit kaum noch wegzudenken.
Und selbst wenn beispielsweise YouTube den Bach runter gehen sollte - es stehen direkt die nächsten Anwärter bereit den Platz einzunehmen.
Das Internet ist m.M.n. Unaufhaltbar geworden, allein durch die Tatsache, dass jeder Mensch aktiv daran arbeiten kann (eigene Websites, Systeme, YouTubekanäle, Infoquellen etc)...

Das Medium der Informationsübertragung ist nicht das Problem. Auch wenn sich das ähnlich blöd anhört wie Waffen töten nicht, Menschen töten, ist es nun mal beides wahr. So wie ein Spinner durchaus einen ansehnlichen Erfolg in den Sozialen Medien haben kann, kann ein Spinner mit eine Waffe auch schaden anrichten. Der Unterschied ist natürlich, das ich bei YouTube und Konsorten selber Entscheiden kann, was ich konsumiere, was mir bei der abgefeuerten Kugel eines Spinners auf seinem Feldzug nur bedingt entziehen kann.