yenredrose schrieb:Ich tippe auf letzteres deshalb noch ein weiterer Versuch.
Verstanden hatte ich schon, nur scheinst Du es nicht verstanden zu haben.
yenredrose schrieb:Erst durch den Beobachter, ist das Nichts durch das Sein ersetzt worden. Verschwindet der Beobachter, wird das Nichts das Sein ersetzen.
Nein. Nichts ist auch nichts, wenn ein Beobachter da ist. Und Sein ist auch Sein ohne Beobachter.
yenredrose schrieb:Du hast einen Spezialfall betrachtet
Erstens: Danke für die partielle Zustimmung: in diesem meinem "Spezialfall" gibst Du mir also recht.
Zweitens: Ist kein Spezialfall. Denn selbst unter der Annahme, daß ohne Betrachter nichts da wäre, gilt meine Aussage vollends: Faß alles Seiende zusammen, frage nach dem Sonstigen, und Du erhältst "nichts".
yenredrose schrieb:Selbst Einstein hatte damit Probleme als er zu Heissenberg sagte:
"Glauben Sie wirklich, der Mond ist nicht da, außer wenn jemand hinschaut?
Die Antwort kam prompt:
"Wenn es niemanden gäbe, der den Mond betrachte oder seinen Aufenthaltsort messe, lasse sich unmöglich feststellen, ob der Mond existiere. Die Frage zu stellen, sei also sinnlos.
Erstens: Heisenberg, nur ein S.
Zweitens: Es war Niels Bohr, nicht Werner Heisenberg.
Drittens: Dieser Disput läßt sich gleich mehrfach nicht als Beleg für "ohne Beobachter existiert nichts" verwenden.
* Es ging Einstein um die Quantenwelt und deren der Klassischen Physik widersprechendes Verhalten, nicht um die Frage, ob ein der Klassischen Physik unterworfenes Objekt wie der Mond (oder Schrödingers Katze) sich ebenfalls quantenphysikalisch verhalten würde. Einsteins Frage war eigentlich rhetorisch gemeint; er wollte die Richtigkeit der Kopenhagener Interpretation mit dem monistischen Postulat einer einheitlichen Physik wegwischen.
* Bohrs Antwort ist salomonisch. Selbst in der Klassischen Physik lassen sich keine Aussagen über Objekte treffen, die sich jeglicher Empirie entziehen, bzw. sie werden erst erfaßbar ab Wahrnehmung. Hier sind Quantenphysik und Klassische Physik durchaus einheitlich. Damit ist aber der Widerspruch zwischen den "beiden Physiken" nicht gänzlich vom Tisch, und schon gar nicht übertragbar.
* Zudem hat Bohr sich generell gegen eine Aussage über den Zustand eines Objektes ausgesprochen. Nicht nur die Aussage "der Mond ist ohne Beobachter noch immer da" wird abgewiesen, sondern auch die "der Mond ist ohne Beobachter nicht da". Jegliche Aussage ohne empirischen Anhalt ist unwissenschaftlich. Niemand, auch Du nicht, kann behaupten, das Sein existiere nicht, wenn kein Beobachter da ist.
* Ohnehin war Einsteins Mondexistenzbeispiel schlecht gewählt. Schließlich geht es in der Kopenhagener Deutung nicht um die beobachterabhängige Existenz von Quanten, sondern nur um ihren Zustand. Einsteins Mondbeispiel hätte also sauberer lauten müssen "Ist der Mond etwas anderes als ein Mond oder an anderem Ort, wenn niemand hinsieht?" und auch noch erweitert um ein "Und ist der Mond manchmal anders, wenn wir anders auf ihn draufschauen?" Nur der Zustand, nicht die Existenz, ist in der Quantenwelt offen.