Z. schrieb:Dennoch sollten gerade wir beide ja wahrscheinlich grosses Verständnis für solche langen Textwände haben!?
Keine Sorge, das zu bemängeln kam mir auch nicht in den Sinn.
;)Z. schrieb:Zudem Frage ich mich, da ich dich für einen ziemlich gelehrten Diskussionspartner halte, warum du mir die Frage stellst, wo du doch eine ausgesprochen hohe Auffassungsgabe und zudem Wissensstand hast.
Ähm, naja, weil ich den Beitrag nicht verstanden habe, und weil ich vermute, daß Dein Lob des Beitrags aus Verstehen herrühren könnte.
Ich gestehe auch dem größten Experten und Genie das Recht ein, Fehler und Irrtümer und Verständnisprobleme machen/haben zu dürfen, wie viel mehr da mir!
Z. schrieb:CFGauss spricht hier von wichtigen Einsichten, welche das Wissenschaftliche Vorgehen an sich betreffen.
Er stellt apriori heraus das, bei Konklusionen jeder Art, die menschliche Auffassungsgabe, Interpretationsfähigkeit und Fähigkeit logische Schlüsse zu ziehen, zu beachten und ein wichtiger Faktor ist der nicht übersehen werden darf.
Nachdem ich dies gelesen hatte, las ich Gaussens Beitrag erneut - und tatsächlich ergeben die Zeilen jetzt einen Sinn. Mir fiel dieser Aspekt zuvor schon auf, jedoch nicht als roter Faden weiter Teile des Postings. Danke, Du hast mir da sehr geholfen.
Allerdings bleibt der Eindruck von Allgemeinplätzen und schwächelnder Argumentation bei mir durchaus bestehen (wenngleich deutlich abgemildert). Daß konkurrierende, einander geradezu auszuschließen scheinende Modelle von einer Synthese zusammengedacht werden können, wissen wir spätestens seit Brahe und seinem "Tychonischen Weltmodell", welches epizyklische Geozentrik und kopernikanisch-galileische Heliozentrik widerspruchsfrei vereinte. Und angesichts des Widerspruchs bzw. der Unvereinbarkeit von RT und QM hoffen wir übersehnsüchtigst auf genau solch eine synthetische "TOE", die Quantenwelt und klassische Physik zusammendenkt. Den Verweis auf das Bivalenzprinzip (der Zweiwertigkeit) halte ich für unnütz; tatsächlich dürfte mich das vor allem am Verstehen des Beitrags gehindert haben. Das Operieren mit Wahr und Falsch befördert weder, noch verhindert es Synthesen ehemaler Unvereinbarkeiten. Ein "wir alle machen Fehler" ist sowohl wahr als auch wischiwaschi, weil es keinen Einzelfall aufzulösen hilft. Sowas steht jedem gut an, es sich als wissenschaftliches "mementomori" hinter die Löffel zu schreiben, aber in Diskussionen ist es letztlich nur ne Rhetorische Floskel. Von einem bedeutenden Wissenschaftler las ich mal "Bescheidenheit steht jedem Wissenschaftler wohl an - nicht jedoch, wenn es um die Verteidigung seiner Thesen geht!" Diskussionen und Erkenntnisgewinn leben vom Vorbringen und Abwägen von Pros und Contras .
Der schale Geschmack bleibt: was sollen uns diese Zeilen denn nun sagen? Memento erroris?
Darin steckt natürlich eine gewisse Kritik an Vorgängen, die innerhalb eines sog. Mainstreamdenkes geprägten Systems, negativ zum Vorschein kommen können. In so fern solche Vorgänge eine sachliche, optimierte Erörterung, einer gestellten Aufgabe erschweren oder gar verhindern könnten.
Hier stellt CF-"Sebastian" zB. auf H. Arp ab, welchen ich für ein gutes Beispiel halte uns solcher Argumentation zu nähern:
Rudolf Kippenhahn, zu Arp:
„Wir brauchen Leute wie ihn, sonst besteht die Gefahr, dass sich in der Wissenschaft Cliquen bilden, die keine Kritik von außen zulassen.“
"Cliquen" gibts, und es ist gut, daß es sie gibt. Wissenschaft lebt davon. Schon Paulus schrieb mal in einem seiner Briefe "Es ist gut, daß es unter euch Parteiungen gibt, weil so die Wahrheit unter euch offenbar werden kann". Im Wissenschaftsbereich spreche ich von "Schulen". Im Bereich der Paläanthropologie gab es lange Zeit den erbitterten Streit zwischen "Out of Africa" und "Multiregionalentstehung" bezogen auf den Homo sapiens. Gerade weil beide Seiten vehement auf ihrer Schulmeinung beharrten und immer neue Möglichkeiten ersannen, diese zu bestätigen bzw. die Alternative zu falsifizieren, wurden Wege und Methoden ersonnen, denen wir heutige Erkenntnisse der Menschheitsentwicklung verdanken.
Nicht ohne Grund werden neue Hypothesen der Wissenschaftscommunity zum Zerfetzen hingeworfen, weil ohne Widerspruch und ohne Falsifizierung keine Hypothese zur Nachbesserung ans Reißbrett zurückgeschickt würde. Es ist eben nicht so, daß Widerspruch oder gar das Etikett "falsch" eine Hypothese mal eben sterben läßt. Die wissenschaftliche "Unbescheidenheit, speziell der Dogmatismus der "Schulen" läßt Thesen weiterleben und gibt ihnen die Chance, sich dennoch zu bewähren. Durch den Widerspruch! Keine These wird einfach aufgegeben, nur weil Occams Messer sie wegschneidet.
Die Arps dieser Welt haben ihren Platz in der Domäne der Wissenschaft. Aber dieser Platz sollte auch definiert sein (Weißt schon, main und marginal und so), weil sonst der Wald vor lauter Bäumen verloren geht.
Z. schrieb:Andererseits geht es natürlich darum inwiefern das Menschliche Gehirn überhaupt die Fähigkeit besitzt ein System von der Grösse des Universums zu erfassen und "realitäsnah" zu begreifen.
Klar, wer kann sich schon ein Googolplex vorstellen. Aber wenn Du mal ne Weile darüber meditierst, welche Zahl noch vorstellbar ist und welche nicht mehr, wirst Du selbst mit einer Fünf Deine Schwierigkeiten bekommen. Vorstellbarkeit in diesem Sinne ist freilich nicht alles, wie ich mit Tesserakt & co. verdeutlichen wollte. Denn wir können selbst mit unvorstell-baren Zahlen verdammt gut rechnen. Handhabbarkeit und simple Vorstellbarkeit müssen nicht zusammengehen.
In diesem Sinne ist der Geist des Menschen mindestens so groß wie das Universum. Größer noch, wenn wir die Metaphysik zulassen, also selbst die Grenzen von Anfang und Ende zu sprengen gewillt sind. Da singe ich das Loblied des Sisyphos von Camus und Monod.
Z. schrieb:Ich denke nicht das es sich hier um einen "Weltverbesserer handelt" was deine Abwehr gegen die Textwand erklären könnte, sondern um einen belesenen nachdenklichen Autor.
Yepp, diesen Frieden kann ich jetzt dank Dir ebenfalls schließen.