Vermisstenfall Madeleine McCann

Hat jemand die Dokuserie von Richard D Hall gesehen? Sehr empfehlenswert. Dann versteht man auch die Zusammenhänge etwas mehr.

gräfinzahl schrieb:Die Pressekonferenz hätte man sich sparen können. Keine neuen Informationen und keine Nachfragen erlaubt.

Genau das war aber vorgesehen, siehe Meldung des BKA von gestern:

Angesichts der laufenden Ermittlungen können zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Informationen zum Sachverhalt, insbesondere keine weiteren Einzelheiten zu den konkreten Tatvorwürfen und den bisherigen Ermittlungsergebnissen mitgeteilt werden.

Den bild- oder tonversendenden Medien wird am 04.06.2020 um 13:00 Uhr im Gebäude der Staatsanwaltschaft Braunschweig, Turnierstraße 1 in 38100 Braunschweig, Gelegenheit zu Kameraaufnahmen im Inhalt und Umfang dieser Pressemitteilung im Rahmen eines Statements gegeben.
[...]
Ein Pressegespräch oder eine Pressekonferenz finden aus den vorstehend dargelegten Gründen nicht statt.

Quelle: BKA

Aus meiner Sicht haben Medien, die eine "Pressekonferenz" ankündigten, damit nur gezeigt, dass sie den Text des BKA nicht ganz lesen bzw. verstehen wollten oder konnten.

In UK kann man sogar Gerichtsprotokolle und Klarnamen von Zeugen bzw. deren Aussagen im Internet nachlesen. ;)

Ups... zumindest vor wenigen Jahren. Ich recherchierte mal einen bestimmten Fall und war sehr positiv überrascht, dass alles bis quasi ins intime Detail mit wenigen Mouseclicks für mich als Ausländerin und vollkommen Unbeteiligte nachzulesen war. Die Briten scheinen in der Information der Öffentlichkeit ein höheres Gut zu sehen als im Täterschutz.

Generell sind britische Medien ganz hervorragende Quellen auch für Vorfälle in Deutschland, über die man hierzulande keine Einzelheiten erfährt.

Auch in Portugal mit Klarnamen und (verpixeltem) Portrait

https://tvi24.iol.pt/internacional/alemao/quem-e-christian-brueckner-o-suspeito-do-rapto-e-morte-de-maddie-mccannhttps://tvi24.iol.pt/internacional/alemao/quem-e-christian-brueckner-o-suspeito-do-rapto-e-morte-de-maddie-mccann

Der Mann ist heute im Zentrum der internationalen News.

https://news-24.fr/le-suspect-de-madeleine-mccann-nomme-christian-brueckner/

EclipseFirst schrieb:Generell sind britische Medien ganz hervorragende Quellen auch für Vorfälle in Deutschland, über die man hierzulande keine Einzelheiten erfährt.

Seh ich auch so.
Britische Medien sind hervorragende Informationsquellen.
In Deutschland ist es eigentlich nur bild.de, die sich trauen ähnlich offen zu berichten. Natürlich unterliegt BILD der deutschen Gesetzgebung, die die Persönlichkeitsrechte auch noch so schlimmer Verbrecher grundsätzlich obenan stellt.
Aber machen wir uns nichts vor, über den TV werden wir in den nächsten Tagen und Wochen auch in Deutschland noch alles Mögliche erfahren und unverpixeltes Bildmaterial erhalten.

Es wäre wirklich deutlich sinnvoller gewesen, von Anfang an mit Klarnamen und Passfoto nach Informationen zu Christian B. zu fahnden. Gerade diese erste Welle erfasst oftmals mehr Zuschauer und mögliche Hinweisgeber, als wenn man das Thema zum 3. Mal in der Zeitung sieht und dann ahnungslos weiterblättert, weil man denkt, man kenne schon alle Fakten zu dem Thema. Wenn in Deutschland überhaupt jemals der Klarname veröffentlicht wird.

Denn früher oder später (wie man jetzt schon in England sieht) werden die Informationen sowieso zur Öffentlichkeit gelangen.

Kielius schrieb:chrieb:
Abgesehen davon, dass hier (für mich unverständlicher Weise) der Klarnamen veröffentlicht ist, gibt es hier eine neue Information:
https://www.dailymail.co.uk/news/article-8387125/New-Madeleine-McCann-suspect-discussed-online-chatroom-years-later.html

@MarliPub

Erst mal danke für den link. UNabhängig vom Fall ist es tatsächlich interessant zu sehen, wie anders britische Medien mit Persönlichkeitsrechten eines TV vorgehen. Abstrahierend von dem Fall finde ich es gar nicht mal so gut, da Klarnamen zu veröffentlichen, dann auch noch im Zusammenhang mit Vorstrafen.

Wenn jemand eine bestimmte Tat nicht begangen hat, dann ist das schon ein gewaltiger Eingriff ins Leben, wenn Vorstrafen etc weltweit für jeden einsehbar sind.

Es gibt also ein Geständnis gegenüber einem Dritten und einen Bezug zum Ort. Das ist nicht wenig, aber ich nehme an, die Ermittler werden mehr in der Hinterhand haben, denn die beiden Fakten alleine sind noch recht wenig.

Ich würde den Eltern von Herzen wünschen, wenigstens Gewissheit zu haben und damit dann ja auch endgültig dem Verdacht enthoben zu sein, etwas damit zu tun zu haben. Ich denke da gerade an dieses Buch von 2011, in dem jemand versucht hat, mit Beschuldigung der Eltern, die doch genug gelitten haben, mit ziemlich haltlosen Behauptungen Kasse zu machen.

Sollte sich herausstellen, dass der TV tatsächlich auch hier der Täter war, wirft das mal wieder die Frage auf, ob man sozialromantische Fantasien auch im Strafrecht bei Vergewaltigern beibehalten sollte.

sacredheart schrieb:Es gibt also ein Geständnis gegenüber einem Dritten und einen Bezug zum Ort. Das ist nicht wenig, aber ich nehme an, die Ermittler werden mehr in der Hinterhand haben, denn die beiden Fakten alleine sind noch recht wenig.

Wenn man der Daily Mail glauben darf, war das allerdings wohl kein ausdrückliches Tatgeständnis, sondern "nur" die Angabe, er wisse alles über die Tat.

Ich frage mich, warum sich die deutschen Behörden so sicher sind, dass Maddie tot ist, bzw. dass der Verdächtige sie umgebracht hat. Möglicherweise nur ein Trick, um ihn zu einer Aussage/einem Geständnis zu bewegen, falls er sie tatsächlich nur entführt, jedoch nicht getötet hat?

Gartenbauer schrieb:Es wäre wirklich deutlich sinnvoller gewesen, von Anfang an mit Klarnamen und Passfoto nach Informationen zu Christian B. zu fahnden.

Das meine ich auch. Und auch jetzt wäre es sinnvoll, mit Klarnamen und unverpixelten Fotos des TV nach damaligen Zeugen zu suchen und nicht nur mit Fotos seiner damaligen Autos und Wohnungen, wie es jetzt der Fall ist.

@petrocek

Ich denke eher, dass sie Informationen haben, denen weiter nachgegangen wird, die sie aber aus Ermittlungsgründen nachvollziehbar nicht hinausposaunen. Auch auf den Ermittlern lastet jetzt jede Menge Druck, weil das ein Fall ist, den die ganze Welt ein bißchen mitverfolgen wird.

Der Fall ist ja beinahe so sehr medial bekannt, wie seinerzeit die Entführung des Lindbergh Babys.

Gartenbauer schrieb:Es wäre wirklich deutlich sinnvoller gewesen, von Anfang an mit Klarnamen und Passfoto nach Informationen zu Christian B. zu fahnden

Und wenn sich dann herausstellt, dass Christian B. nichts mit der Sache zu tun hat?
Soll er dann sein Leben unter den Folgen einer falschen Verdächtigung leiden?

Kreuzbergerin schrieb:Soll er dann sein Leben unter den Folgen einer falschen Verdächtigung leiden?

Bei dem Vorstrafenregister ist nicht davon auszugehen, dass er leidet.

Es muss sich um einen vollständig skrupellosen Serienstraftäter handeln, der nachgewiesenermaßen (!!) seit Jahrzehnten in halb Europa sein Unwesen treibt. Wer so vieler Straftaten überführt wurde, beging sicher auch noch viele, bei denen er nicht erwischt wurde.

petrocek schrieb:Wenn man der Daily Mail glauben darf, war das allerdings wohl kein ausdrückliches Tatgeständnis, sondern "nur" die Angabe, er wisse alles über die Tat.Ich frage mich, warum sich die deutschen Behörden so sicher sind, dass Maddie tot ist, bzw. dass der Verdächtige sie umgebracht hat. Möglicherweise nur ein Trick, um ihn zu einer Aussage/einem Geständnis zu bewegen, falls er sie tatsächlich nur entführt, jedoch nicht getötet hat?

Vermutlich ist wirklich davon auszugehen, dass es eine geplante Tat war. Es gibt viele Augenzeugen, die das Auskundschaften gesehen haben und ja, auch selbst offenbar den Abtransport des Kindes.

Nehmen wir an, dass es ein Ring von Tätern war, die dort und eventuell in MUC ihre Hintermänner hatten, wurde Maddie nicht entführt, um sie primär zu töten, sondern um mit ihr in irgendeiner Weise Geld zu verdienen; sei es mit Filmen, Fotos oder auch im Mädchenhandel.

Vermutlich haben die Täter Maddie am Strand oder irgendwo im Dorf gesehen und dann ganz gezielt dieses Kind gekidnappt.

Ein pädophiler Drogendealer macht viele Dinge um an Geld zu kommen und das vermutlich im Auftrag von jemandem mit viel Geld - es muss viele Mitwisser geben.

Laut dem Spiegel bezieht sich die Braunschweiger Urteil Anfang 2016 zu "sexuellem Missbrauch von Kindern" auf einen Fall von 2013 - vermutlich also ebenfalls in Portugal.

Bislang unbekannt war außerdem, dass er 2017 wegen Körperverletzung verurteilt wurde.

@Kreuzbergerin

Das persönliche Leiden eines Menschen mit so einem Strafregister fände ich noch zumutbar. Es gibt aber auch einen juristischen Aspekt.

Es ist ja durchaus vorstellbar, dass sich am Ende herausstellt, dass er vermutlich nicht der Täter ist, das heisst, das ihm weder die Tat, aber auch nicht die Nichttat zweifelsfrei nachgewiesen werden können. Dann würde er das Gefängnis verlassen und im Gedächtnis der Weltöffentlichkeit bliebe zurück: Der hat wahrscheinlich Maddie umgebracht. Und das ggf völlig ohne Tatnachweis.

Dann würde ja mit anderen TV mit weniger abstoßendem Strafregister ähnlich vorgegangen und das wäre eine schwere Verletzung von Persönichklicheitsrechten. Gut, das ist es bei diesem TV auch, es findet nur nicht den Weg in mein Herz.


Dadurch,d ass sich die Ermittler weitgehend auf den Tod des Mädchens festlegen, bin ich recht sicher, dass sie mehr wissen, als bekanntgeben. Das wird dann auch gute Gründe haben.

Kreuzbergerin schrieb:Und wenn sich dann herausstellt, dass Christian B. nichts mit der Sache zu tun hat?
Soll er dann sein Leben unter den Folgen einer falschen Verdächtigung leiden?

Das glaubst du jetzt nicht wirklich, dass er "der Falsche" sein könnte?
Die Ermittlungen sind doch nach allen Äußerungen der Behörden und der Berichterstattung bereits sehr viel weiter, als dass der TV "nichts damit zu hat". Die Ermittlungen sind in der Phase, in der es darum geht ihn vor Gericht beweisfest verurteilen zu können.

Ich verstehe dieses Gewese wegen des Fotos nicht.
Dieser Mensch hat noch immer Persönlichkeitsrechte!!! Das ist das deutsche Recht.

EclipseFirst schrieb:Es muss sich um einen vollständig skrupellosen Serienstraftäter handeln, der nachgewiesenermaßen (!!) seit Jahrzehnten in halb Europa sein Unwesen treibt. Wer so vieler Straftaten überführt wurde, beging sicher auch noch viele, bei denen er nicht erwischt wurde.

Du meinst, weil er andere schlimme Verbrechen begangen hat, darf man ihm einfach noch weitere Verbrechen nachsagen, nach dem Motto: es trifft schon den richtigen?

Das widerspricht fundamentalen Prinzipien eines Rechtsstaats.