Doppelmord Babenhausen

EinElch schrieb:Es fällt mir kein bisschen schwer, das zuzugeben. Meine Zündschnur wäre länger.
Meine Nachbarn fackeln seit 6 Wochen nahezu jeden Tag im Garten ihren Grünschnitt im Lagerfeuer weg. Und das zieht alles in mein Schlafzimmer. Ich habe quasi eine Standleitung zum Ordnungsamt, die sehen meine Nummer und fahren los (Auch weil ich den Herrn Ordnungsamtleiter recht gut kenne).
Interessiert die Kasperle da drüben aber nicht. Die machen weiter.
Wenn ich mir vorstelle, ich kann dagegen nichts unternehmen, weil es - um es auf diesen Fall zu übertragen - lärmende Behinderte sind und ich nicht mal das OA rufen kann, um mir selbst Frieden zu verschaffen, kenne ich meinen Charakter gut genug um ohne Scham sagen zu können, das nach ca. 5 Jahren der Ofen aus wäre bei mir.
Allerdings wohne ich in keinem Reihenhaus und kann mir einfach eine andere Wohnung suchen. Stell ich mir vor, ich könnte es nicht, dann wäre auch mein Weg da rüber irgendwann mit einer Bluttat verbunden.

Na und? Das spricht doch nicht gegen Darsows Schuld, also weiß ich nicht, was du damit bezwecken willst. Ich kann nur hoffen, dass nie etwas passiert, was meine Wut zum überkochen bringt. Jähzornig bin ich schon mein ganzes Leben, wenn ich mir dessen bewusst bin, kann ich doch auch damit umgehen. Darsow offensichtlich nicht.

Sorry jetzt mehrfach gelesen, aber werde nicht schlau draus?
Stellst Du für die Gesellschaft jetzt eine Gefahr dar, oder nicht?

SFR schrieb:Sorry jetzt mehrfach gelesen, aber werde nicht schlau draus?

Aus dem Satzzeichen am Ende werde ich auch nicht schlau (draus).?.!.

Davon ab: Nein, wohl nicht. Oder doch. Wer weiß?

Über 90% aller Tötungsdelikte werden im sozialen Nahfeld begangen. Statistisch betrachtet ist es wahrscheinlicher von einem Verwandten oder dem Ehepartner getötet zu werden, als von einem (vollkommen) Fremden.

Will sagen: Wir stellen (im Promillebereich) alle eine Gefahr dar.

SFR schrieb:Stellst Du für die Gesellschaft jetzt eine Gefahr dar, oder nicht?

Nö. Du etwa?

Lichtenberg schrieb:Will sagen: Wir stellen (im Promillebereich) alle eine Gefahr dar.

Genau darauf wollte ich auch raus. In uns allen steckt von Natur aus ein kleines Monster, das ist ganz natürlich.
Und bei Darsow kam es halt zum spielen raus. Aber unsere Dämonen haben wir alle.

EinElch schrieb:Genau darauf wollte ich auch raus. In uns allen steckt von Natur aus ein kleines Monster, das ist ganz natürlich.

Da gibt es sogar ein Buch darüber:
"Jeder kann zum Mörder werden", Nahlah Saimeh, ehemalige Leiterin der Eickelborner forensischen Klinik.

SFR schrieb:Sorry jetzt mehrfach gelesen, aber werde nicht schlau draus?
Stellst Du für die Gesellschaft jetzt eine Gefahr dar, oder nicht?

Nach der "wenn-das-ein-Motiv-ist-dann-müsste-es-in-Deutschland-viel-mehr-Mörder-geben" - Logik, müsste man ihn jetzt unter Beobachtung stellen.

In der Realität kann man sich darauf verlassen dass zwar die meisten Menschen regelmäßig Aggressionen gegen andere hegen, die Wenigsten aber diese Aggressionen tatsächlich ungefiltert ausleben.

@falstaff

Und warum sollen im vorliegenden Fall die natürlichen Hemmungen und Ambivalenzen gefallen sein?

Es ging hier ja nicht um Affekte, sondern letztlich um die fehlende Bereitschaft sich der Situation zu entziehen.

Beispielsweise durch die Aufnahme eines weiteren Immobilienkredites, oder schlicht den Umzug in eine Wohnung zur Miete.

@Andante

Und nein ich glaube nicht das das eine Vorfälligkeitsentschädigung hier eine Rolle spielt, die wäre sofern die Kredite weiter in Anspruch genommen worden wären nicht angefallen.

Es kommt auch nicht so selten vor das Wohneigentum kurzfristig wieder veräußert wird. Es gibt ja auch Menschen die haben zwar keinen Ärger mit den Nachbarn, aber da erfordert das Erwerbsleben Flexibilität und Mobilität.

@jaska

Warum sollte der Makler W. nicht von selber darauf kommen. Das die Immobile nur kurzzeitig bezogen wurde, ist ja offensichtlich. Ich sehe da gar keinen Grund für bewusst die Unwahrheit zu sagen und schon gar nicht das hier schon der verwegene Tatplan existierte, den es zu verbergen galt.

Im übrigen ist die Angewohnheit, den "Geschichten des Angeklagten" wenig Glauben zu schenken, so ein Vorurteil, dass zur Verurteilung führt.

Der (unschuldige) Angeklagte hat schlicht keine andere Möglichkeit sich durch bestreiten des Tatvorwurfs zu verteidigen.
Deswegen sind hier erhöhte Anforderung zu stellen, wenn man die Aussage als reine Schutzbehauptung widerlegen will.

Rüdiger schrieb:Und warum sollen im vorliegenden Fall die natürlichen Hemmungen und Ambivalenzen gefallen sein?

Das weiß ich nicht - es deutet nur vieles darauf hin dass es der Fall war. Die verschwindend geringe a-priori Wahrscheinlichkeit eines Mordes ist hier jedenfalls nicht mehr das geeignete Maß, weil auch sonst vieles dafür spricht dass er die Tat begangen hat.

Rüdiger schrieb:Es ging hier ja nicht um Affekte, sondern letztlich um die fehlende Bereitschaft sich der Situation zu entziehen.

Beispielsweise durch die Aufnahme eines weiteren Immobilienkredites, oder schlicht den Umzug in eine Wohnung zur Miete.

Das ist genauso realitätsfremd wie die Annahme, er hätte rechtlich ERFOLGREICH gegen den Lärm vorgehen können und eine Rechtschutzversicherung hätte das gedeckt.

Ein einfacher Arbeiter wie Darsow hat schon gewisse Schwierigkeiten einen ersten Immobilienkredit zu bekommen. Wer außer ein Zinswucherer hätte ihm denn einen zweiten gewähren sollen?

Warum er nicht in eine Mietwohnung umgezogen ist kann ich ebenfalls nicht beantworten. Vielleicht hat er es einfach nicht eingesehen wegen der unsozialen Nachbarn Geld und den Traum vom Eigenheim zu verlieren? Groll und Frust dürften hier eine gewisse Rolle gespielt haben.

Du meine Güte, wenn alle Menschen rational handeln würden, bräuchten wir vermutlich kaum Gefängnisse.

Es ging hier ja nicht um Affekte, sondern letztlich um die fehlende Bereitschaft sich der Situation zu entziehen.

Ein Ehemann stellt fest, seine Frau hat einen Liebhaber. Er findet beide, Frau und Liebhaber in der benachbarten Scheune im Stroh und erschiesst beide.

Ja, kann so etwas passieren? Warum hat sich der Ehemann nicht einfach der Situation entzogen, sich scheiden lassen und sich eine neue Ehefrau gesucht?

99 von 100 Ehemännern würden das vermutlich tun. Aber einer eben nicht, und dieser eine in der Statistik ist in der Vergangenheit immer wieder mal aufgetaucht, und wird auch in Zukunft immer wieder mal auftauchen.

99 Darsows würden ihr Haus, wenn es sein muss auch mit Verlust, verkaufen. Ein Darsow tut das eben nicht. Ein Darsow greift zu Bauschaum und Pistole.

Die Welt besteht nicht nur aus völlig emotionslosen und ewig rational handelnden Vulkaniern mit Namen Spock. Eine erschreckende Wahrheit, ich weiss.

@falstaff

Also nur ein Verdacht, den man nicht völlig ausschließen kann. Dem stimme ich zu.

Die rechtlichen Möglichkeiten sind nicht realitätsfern.

Beispielsweise das frühmorgendliche "rummachen" an den Mülltonnen hätte man ihm untersagen können. Der "Betrieb" unterfällt der "Maschinenlärmschutzverordnung" (32. BImSchV) und ist werktäglich zwischen 20 bis 7 Uhr nicht statthaft.

Auch in den schallschutzbedürftigen Aufenthaltsräumen, wie Wohn- und Schlafzimmer, dürfen die nachbarlichen Lärmaktivitäten höchstens 30 Dezibel (dB) entfalten. Ansonsten liegt ein Baummangel vor. Also dem Vermieter und Bauträger A. hätte man wirksam in Anspruch nehmen können. Und sich nicht von diesem abwimmeln lassen. Die gute Zahlungsmoral ist ja lediglich eine Ausrede, er wollte sich in den Sachverhalt nicht einmischen.

@Rüdiger

Die bloße Aufzählung von Paragraphen genügt hier nicht. Recht ist wertlos wenn man es nicht durchsetzt. Und die Durchsetzung in solchen Fällen kostet Geld und Nerven , auch für die die im Recht sind (oder sich im Recht wähnen). Die Aufgabe eines Juristen ist es nicht, Gesetzestexte zu zitieren - die kann sich mittlerweile jeder selbst ergoogeln. Die eigentliche Aufgabe ist es die Klienten zu beraten welche Vorgehensweise Sinn macht und wie groß die Aussicht auf Erfolg ist. Und ein Jurist der Darsow geraten hätte : "Kein Problem, die Schreihälse kriegen wir da raus" wäre vielleicht ein guter Geschäftsmann gewesen, aber ein schlechter Jurist.

@falstaff
Er hätte sich nur ans Ordnungsamt wenden müssen. Unzulässiger Lärm ist eine Ordnungswidrigkeit (§ 17 Abs. 1 OWiG).

muscaria schrieb:Klar darf man solche Überlegungen als "wilde Fantasien" bezeichnen. Aber das gilt ja dann auch für ...

Rüdiger schrieb:Beispielsweise das frühmorgendliche "rummachen" an den Mülltonnen hätte man ihm untersagen können. Der "Betrieb" unterfällt der "Maschinenlärmschutzverordnung" (32. BImSchV) und ist werktäglich zwischen 20 bis 7 Uhr nicht statthaft.

Auweia... da wäre ich ja die ideale Zielscheibe O.O Grundsätzlich bringe ich den Müll nach dem Abendessen raus, wenn die Küche wieder geputzt ist.Warum sollen z.b. Zwiebelschalen die ganze Nacht ausstinken? Das ist meistens nach 20 Uhr.
Morgens bringe ich die Hinterlassenschaften meiner Katze weg, die sich im Katzenklo befanden. Wenn ich Frühdienst habe, ist das auch gerne um 5 Uhr am Morgen.

Wo steht das, dass Mülleimer Maschinen sind? Wie laut kann ein Mülleimer eigentlich sein? Hat Benecke das untersucht? Oder hatten die noch die blechernen Mülleimer?

Rüdiger schrieb:Er hätte sich nur ans Ordnungsamt wenden müssen. Unzulässiger Lärm ist eine Ordnungswidrigkeit (§ 17 Abs. 1 OWiG).

Auf diese Idee kommt Rüdiger neun Jahre nach der Tat. Was genau sagt das über die subjektive Einschätzung seiner Lage durch den Täter aus, auf die es für die Umstände der Tat einzig ankommt?

Hätte, hätte.... Ihr vergesst hier eine Kleinigkeit :) Wer derart massiv gegen Menschen mit Behinderungen vorgeht, wird evtl. nicht mehr als ganz so lieber Mensch angesehen.
Sowas macht man dann eher "hintenrum". Ob es hier so war? keine Ahnung!

@Frau.N.Zimmer
Wenn du dabei keinen Krach machst, ist doch alles gut. Das Verbot bezieht sich auf das Bewegen der Behälter und diese werden unter Nummer 39 im Anhang der benannten Vorschrift aufgeführt.

@Deus_ex_Machin
Der Angeklagte hatte ähnlich viel Zeit, sich vor der Verwirklichung der Tat, hinreichende Gedanken über "legale" Lösungen machen können. Solcherlei Unterlassungsanträge sind bei Anwälten gerne gesehen.

Rüdiger schrieb:Das Verbot bezieht sich auf das Bewegen der Behälter

Und da geht es um Haushaltsmülleimer aus Plastik? Krass :D :D :D

Egal. Die Mülleimer waren ja nun nicht das "Hauptproblem", wie es scheint. Sonst hätter er ja "nur" Herrn Toll erschießen müssen.

@Frau.N.Zimmer
Es handelt sich um rollbare Müllbehälter. Diese hat der Getötet mindestens einmal wöchentlich gegen 4.00 Uhr auf seinem Grundstück, mit entsprechender Lärmentwicklung bewegt.

@Rüdiger: Deine Argumente sind
Statistik und das Aufzeigen von alternativen Lösungsmöglichkeiten.

Wir können dir da alle nur zustimmen. Nach der Statistik ist es unwahrscheinlich, dass er seine Nachbarn ermordet hat. Und ja, es gab andere Wege, aus der Situation herauszukommen.
Aber beides taugt nicht zum Beweis seiner Unschuld.

Rick_Blaine schrieb:99 Darsows würden ihr Haus, wenn es sein muss auch mit Verlust, verkaufen. Ein Darsow tut das eben nicht. Ein Darsow greift zu Bauschaum und Pistole.

1. Er war der 100ste Darsow.
2. Man hat ihm das Gesetz, eine Mietwohnung und den Schalldämpfer hingehalten und er hat den Schalldämpfer genommen, weil er das Gesetz nicht gesehen hat, die Mietwohnung partout nicht wollte und zusätzlich eine nicht mehr zu unterdrückende Wut auf seine Nachbarn hatte.