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Doppelmord Babenhausen

26.215 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, 2009, Nachbar ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Doppelmord Babenhausen

Doppelmord Babenhausen

14.01.2022 um 23:39
@cododerdritte
Da wirst Du recht haben. Ich halte das aber nicht für den eigentlichen Grund.
Irgendwann hat man sich so in die vermeintliche Unschuldsannahme verrannt, das man gar nicht mehr zurück kann, ohne komplett unglaubwürdig da zu stehen.
Sicher hat Anja auch einen Schutzinstinkt gegenüber ihrer gesamten Familie. Und da muss der Schein eines Unschuldig verurteilten Mannes gewahrt bleiben.

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15.01.2022 um 00:07
Zitat von MisterEkoMisterEko schrieb:Das ist dann aber letzten Endes ein Wahrnehmungsproblem dieser Leute.
Das nichts über die Unschuld des AD aussagt.
Natürlich nicht. Aber sei mal ehrlich: Wie viele TV-Sendungen siehst du, und wie viele davon hinterfragst du soweit, dich dann tiefer in die Sache einzuarbeiten und zu dem Schluss zu kommen, dass da einiges verdreht wurde?
Zitat von MisterEkoMisterEko schrieb:Da es nichts von Substanz gibt, dreht man Filmchen und Podcasts.
Sie haben es aber geschafft, nicht nur Filmchen und Podcasts zu machen, sondern seriöse Medien dazu zu bringen, tendenziös zu berichten. Diese Tatsache viel ärgerlicher, und man muss es weniger den Initiatoren anlasten (ist eben ihr Anliegen), als vielmehr den Medien, die sich gerne als Leitmedien bezeichnen und dann solchen Stuss fabrizieren, weil sie entweder unzureichend recherchieren oder, noch schlimmer, eine spektakuläre Sendung machen wollen, bei der die Tatsachen dann hintenan stehen müssen.


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Doppelmord Babenhausen

15.01.2022 um 00:16
Zitat von FriedrichA.IIIFriedrichA.III schrieb:Sie haben es aber geschafft, nicht nur Filmchen und Podcasts zu machen, sondern seriöse Medien dazu zu bringen, tendenziös zu berichten. Diese Tatsache viel ärgerlicher, und man muss es weniger den Initiatoren anlasten (ist eben ihr Anliegen), als vielmehr den Medien, die sich gerne als Leitmedien bezeichnen und dann solchen Stuss fabrizieren, weil sie entweder unzureichend recherchieren oder, noch schlimmer, eine spektakuläre Sendung machen wollen, bei der die Tatsachen dann hintenan stehen müssen.
Im Prinzip kein Journalismus, so wie ich ihn verstehe, sondern den Einschaltquoten geschuldete Meinungsmache.

Leider ist das in letzter Zeit modern geworden, tendenziös aber schlecht recherchierend, bestimmte "Cold Cases" journalistisch zu vermarkten.
Da kommen dann auch so teilweise recht substanzlose Artikel zustande, wie sie auch in der "Stern Crime" oft zu lesen sind.


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15.01.2022 um 07:03
Zitat von FriedrichA.IIIFriedrichA.III schrieb:Natürlich nicht. Aber sei mal ehrlich: Wie viele TV-Sendungen siehst du, und wie viele davon hinterfragst du soweit, dich dann tiefer in die Sache einzuarbeiten und zu dem Schluss zu kommen, dass da einiges verdreht wurde?
Ich verstehe dein Argument, und halt es auch für berechtigt.
Man kann sich nicht in jeden Content (ist ja nicht nur auf "Crime" bezogen) fundiert einarbeiten.
Das ist unmöglich.
Nur ich muss halt schon sagen.
Dass dieser ProDarsow Content meiner Meinung nach nicht wirklich überzeugt ist.
Ich wurde ja auch durch so eine Darsow ist unschuldig Doku auf den Fall aufmerksam ursprünglich
Genau genommen über diese hier:

https://www.youtube.com/watch?v=RkWVHeUm9w8 (Video: Doppelmord von Babenhausen - Mein Mann ist kein Mörder - Doku)

Mir persönlich hatte sich aber bereits damals schon nicht wirklich der Eindruck aufdrängen wollen, dass Darsow unschuldig ist.
Ich hab ehrlich gesagt, als ich das gesehen habe gar nicht so recht kapiert, um was es in dem FALL geht.
Da geht es soviel um Anja Darsow und die Kinder, die mit Papa telefonieren wollen, etc. aber der FALL wird gar nicht konkret beleuchtet und schon gar nicht von allen Seiten.

Es ist möglich journalistisch einen Fall auch (zumindest einigermaßen) seriös anzugehen.
Schau dir mal zum Beispiel bezüglich dem Fall Benedikt Toth auf YouTube diese 2 Teilige "die Frage "Doku an.
Da kommen Freunde zu Wort, der Verurteilte selbst, seine Verteidiger, ABER es wird auch immer wieder kritisch nachgefragt. Die machen das viel besser und halten ihr Publikum nicht für komplett doof.

Ich finde es einfach unehrlich, wenn man das meiste Belastende weglässt, völlig unkritisch daran geht und nur so auf die Emotionstaste drückt.
Man macht genau das, was man dem Gericht vorwirft.
Man selbst ist völlig befangen. Was ja auch logisch und menschlich ist.
Aber dann muss man das auch immer ehrlicherweise mit dazu sagen.
Frau Darsow hat, meiner Meinung nach, auch ein Recht befangen zu sein. Es handelt sich schließlich um ihren Mann, um den des hier geht.
Die Medien versagen an dieser Stelle aber, meiner Meinung nach völlig.
Zwischen Trovato-Verblödung, Germanys-Next-fragwürdiger-Teenie-Vorbild-Influencer, Masked-Strand-vom-Plastikmüllbefreier und Benz-Baracken geht halt echter Journalismus verloren.
Wirklich selbstständige Recherche findet doch irgendwie gar nicht mehr statt seitens sog. Journalisten.
Und falls doch, dann kommt so ein infantiles Machwerk wie dieser Podcast dabei rum.
Zitat von FriedrichA.IIIFriedrichA.III schrieb:Sie haben es aber geschafft, nicht nur Filmchen und Podcasts zu machen, sondern seriöse Medien dazu zu bringen, tendenziös zu berichten.
Heutzutage gibt es meiner Meinung nach sowieso zum Großteil keine wirklich seriösen Medien mehr. 99% des Contents, der da produziert wird, hält sein Publikum doch ohnehin für völlig beschränkt.
Aber genug davon, da es für den Fall eigentlich irrelevant ist.


Wenn man schon Dokus usw über den Fall dreht, dann müssen diese alles abdecken und dann erwarte ich mir auch, analog zu dieser "die Frage" Doku, dass einfach mal allen Beteiligten auch hier und da mal unangenehme Fragen gestellt werden.
Wenn man aber Darsow so einfach davon kommen lässt das dieser einfach erzählen kann, dass die Nachbarn "unangenehme Menschen waren, mit denen keiner geredet hat" und man dann als Reporter (oder wer auch immer da sitzt) dann nicht direkt 3-4 Fragen hinterher schießt, um auf diesen doch sehr wichtigen Punkt einzugehen, der hat einfach versagt in meinen Augen.

Außerdem würde ich erwarten, dass wenn AD unschuldig wäre.
Man auch den Opfern in so einer Doku immer auch auf eine respektvolle Art und Weise Raum gibt.
Weil es letzten Endes ja um diese geht.
Und nicht um Andreas Darsow.

In dieser von mir oben verlinkten Doku zum Beispiel ist Platz für alles, nur nicht für die Opfer.
Da kann man ausgiebig die Kinder von Darsow zeigen, Frau Darsow beim Joggen, die Nachbarn, Montechristo, Strate, Darsow selbst, ganz viele Einstellungen und Kamerabilder von Anjas traurigen Gesicht.
Die Opfer sind aber im Prinzip Phantome und im besten Fall Randfiguren.

Unfassbar was Anja Darsow in der Doku (oben verlinkt) bei Min 4:13-4:23 äußert
Der Täter ist da rein, hat ohne Rücksicht auf Verluste versucht 3 Menschen zu töten und ist einfach wieder rausspaziert"
Der Täter hat nicht "versucht" 3 Menschen zu töten.
Der Täter HAT 2 Menschen getötet.
Beim dritten Menschen hat er es versucht und nicht geschafft.
Welchen Grund gibt es eigentlich seitens der Unterstützer, wenn Darsow ja nicht der Täter ist, die Tat sprachlich herabzusetzen?
Frau Darsow weiß doch das 2 Menschen definitiv tot sind.

Dann sagt Anja Darsow weiter bei Min 5:09 - 5:16
Ich glaube an die Unschuld meines Mannes. Wenn man mit nem Menschen relativ lange zusammen lebt und man bespricht eigentlich alles, dann kennt man den in- und auswendig.
Nach der Logik kann man sich dann ja quasi die Ermittlungen sparen.
Man befragt einfach die Ehefrau.

Man merkt eben nicht ALLES und niemand kann einen anderen Menschen in- und auswendig kennen. Das ist gar nicht möglich. Man kann einem Menschen halt nur bis vor die Stirn schauen.
Man kann sich ja selbst nicht mal wirklich in- und auswendig kennen, geschweige denn, einen anderen Menschen.

Dieses Argument kann also Darsow gar nicht entlasten.


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15.01.2022 um 08:48
Zitat von Ma_VeMa_Ve schrieb:Ich war nicht dabei.
Ich war auch nicht dabei, kann mir aber auch nicht erklären, warum man sich u.a. bei seinen Arbeitskollegen über Lärmbelästigung beschwert, wenn es gar keine Lärmbelästigung gibt. In den Vernehmungen muss er sich ja auch dahingehend geäußert haben - und dass die Zeugen/Vernehmungsbeamten gelogen haben oder deren Aussagen vom Gericht fehlinterpretiert/"hingebogen" wurden, halte ich für extrem unwahrscheinlich.

Hast du dich mal gefragt, warum selbst Strate das Motiv nicht angreift? Legt das für dich nicht den Verdacht nahe, dass er die Lärmbelästigung für nachvollziehbar und existent hält?
Zitat von Ma_VeMa_Ve schrieb:Wie konnte Andreas in der Tatnacht davon ausgehen,dass die Frauen schlafen? Die haben doch immer Krach gemacht!?
Ich bezweifle, dass du irgendwo was von "immer" gelesen hast.

Sollte ich mich irren, bitte ich um entsprechende Quellenangaben.


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15.01.2022 um 10:54
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:Hinzu kommt, dass er auch sagt: "Na klar, die Familie Toll ....] das waren einfach unangenehme Menschen. Aber deswegen geht man nicht rüber und löscht eine ganze Familie aus. [....] Was soll das für ein Motiv sein?!"
Er betont, dass aus seiner Sicht das Motiv nicht ausreichen würde, um ihn zu so einer Tat zu bewegen.
ist doch irgendwie auch seltsam oder?
Wenn Lärmbelästigung für Darsow angeblich KEIN Motiv ist, eine ganze Familie auszulöschen, warum kann man dann eigentlich die Lärmbelästigung (die ja zweifelsfrei bewiesen ist) nicht auch zugeben?
Warum kann man dann nicht sagen "Ja, die Tolls waren wirklich sehr laut, rücksichtslos und haben teilweise beängstigende Geräusche von sich gegeben, aber das ist doch absurd das ICH deswegen meine Nachbarn umbringen soll".
Das macht sein Argument ja auch nicht besser oder schlechter.
Es würde ihn unter Umständen in meinen Augen etwas glaubwürdiger erscheinen lassen.

Warum man aber etwas abstreiten muss, das sowieso, selbst wenn es wahr wäre, für einen selbst, völlig irrelevant wäre (wobei ich mich auch frage, woher ein unschuldiger Darsow eigentlich wissen will, was für den Täter relevant ist oder nicht), erschließt sich mir nicht.

Es sei denn, man will, um jeden Preis, koste es was es wolle, zwischen sich und die Tat "Distanz" bringen, also ist jedes Mittel recht.

Laut der ProDarsow Seite ist ja grundsätzlich jedes Indiz "falsch", da gibts keine einzige Sache, die man einfach mal zugeben kann.
Damit macht man sich halt komplett unglaubhaft.
Selbst wenn Darsow unschuldig wäre, dann wäre doch bestimmt, zumindest an dem ein oder anderen Indiz etwas dran.


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15.01.2022 um 11:04
Zitat von MisterEkoMisterEko schrieb:Wenn Lärmbelästigung für Darsow angeblich KEIN Motiv ist, eine ganze Familie auszulöschen, warum kann man dann eigentlich die Lärmbelästigung (die ja zweifelsfrei bewiesen ist) nicht auch zugeben?
noch ein kurzer Nachtrag.
Interessant ist auch, dass Darsow das doch eher neutrale Wort "auslöschen" benutzt.
Warum er die Tat, mit der er ja angeblich so gar nichts zu tun hat, nicht als das benennt, was sie ist, erscheint mir auch "komisch"
Worte wie "morden" "hinrichten" "töten" "umbringen" werden nicht verwendet.

Da er der Täter ist, ist klar, dass er diese Worte im Bezug auf sich selbst nicht verwenden will.


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15.01.2022 um 12:39
Zitat von MisterEkoMisterEko schrieb:Unfassbar was Anja Darsow in der Doku (oben verlinkt) bei Min 4:13-4:23 äußert
Der Täter ist da rein, hat ohne Rücksicht auf Verluste versucht 3 Menschen zu töten und ist einfach wieder rausspaziert"
Noch verräterischer finde ich den Satz den sie danach sagt:
"Der muss keine Emotionen haben, gar keine Emotionen."
Dann wird gezeigt, wie sehr AD seine Kinder und seine Frau vermisst, wie sehr er darunter leidet, dass er seine Kinder nicht aufwachsen sehen kann und wie wichtig ihm die wöchentlichen Telefonate "mit Papa" sind, damit er den Kontakt halten kann. Der liebevolle Vater, der so gern bei seinen geliebten Kindern und seiner geliebten Frau wäre. Emotionen pur

Und dann sitzt AD im Interview da und spricht davon, was für "unangenehme Menschen" die Tolls doch waren. Keine einziges Wort, wie schrecklich diese Tat war, dass mit Astrid Toll ein Mensch, der durch den Autismus eh schon ein schweres Schicksal hatte, noch einmal wahnsinnig schwer vom Schicksal getroffen wurde. Keine einzige Gefühlsregung.

Es stimmt eben nicht, dass jemand, der so eine Tat begeht "gar keine Emotionen" haben kann. Zu allererst hat er wohl mal eine gewaltige Ladung Hass mit sich rumgetragen, auch das ist eine Emotion und zwar eine sehr starke.
In meinen Augen hat AD einen recht konventionellen Lebenstraum gehabt: Ehefrau, Kinder, Eigenheim. Für Ehefrau und Kinder ist er durchaus in der Lage, liebevolle Emotionen aufzubringen. Das ist SEINE Familie, sein eigen Fleisch und Blut, die will er beschützen. Das hat durchaus was von Eigenliebe. Ich bin mir sicher, dass, wenn eines der Kinder hingefallen ist und sich das Knie aufgeschlagen hat, er auch absolut Mitleid und Mitgefühl empfinden konnte. Aber das hat eben so einen Qualität von egozentrischer Liebe und Mitgefühl.

Aber wenn er da sitzt und über die Opfer redet, die so "unangenehme Menschen" waren, ist er kalt wie ein Fisch. Das sind halt die Eindringlinge von außen, die das von ihm mühsam aufgebaute Idyll bedrohen (weil der Lärm nervt und er es sich aus finanziellen Gründen nicht leisten kann, das Haus zu verkaufen und ein anderes zu suchen). Und gegenüber denen hat er keinerlei Mitgefühl und Empathie, selbst nicht nachdem - wie er ja behauptet - jemand unbekanntes die ganze Familie brutal, kaltblütig und rücksichtslos ermordet hat.
Jeder "normale" Mensch, der mit der Tat nichts zu tun gehabt hätte, hätte doch fast automatisch als nächsten Satz gesagt (wenn er sich denn überhaupt zu diesem unsagbaren Satz von den "einfach unangenehmen Menschen" hätte hinreißen lassen): "- aber so etwas haben sie nicht verdient. Das hat niemand verdient, denn so etwas würde ich meinem ärgsten Feind nicht wünschen." Einfach, weil es die "normale" Reaktion ist, wenn man so ein Verbrechen mitbekommt, dass man Mitgefühl und Mitleid mit den Opfern hat.

Er demonstriert da unbewusst im Grunde genau das zu sein, was seine Frau wenige Filmminuten zuvor als das psychologische Profil des Täters beschrieben hat: keinerlei Emotionen von Mitgefühl.

Allerdings fällt einem das als Zuschauer gar nicht auf, einfach weil dazwischen dieses ganze "liebevoller Familienvater-Gedöns" gezeigt wird. Da muss man schon sehr kritisch hinschauen und die Szenen, die ja einige Minuten auseinander liegen, im Hirn verknüpfen.
Und genau da wäre es in meinen Augen Aufgabe eines kritischen Journalisten gewsesn.


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15.01.2022 um 13:17
@cododerdritte
ich kann deinen Ausführungen nur zustimmen!

Ich finde es auch seltsam wie lapidar das immer so in Nebensätzen erwähnt wird.
"Darsow war zur Tatzeit alleine zu Hause und hat kein Alibi".
So als ob, man deswegen Lebenslänglich mit besonderer Schuldschwere ins Gefängnis geht.

Mich würde ja z. B. echt mal interessieren wie oft das wohl so in den letzten, sagen wir mal, 10 Jahren vorgekommen ist, dass Darsow nicht zusammen mit seiner Familie in den "Urlaub" gefahren ist.
Des Weiteren würde mich interessieren, wie oft es, sagen wir mal wieder in den letzten 10 Jahren, vorgekommen ist, dass der verheiratete Familienvater Andreas Darsow komplett alleine zu Hause war, nachts.

Ist halt schon bemerkenswert, dass diese Tat genau geschieht, wenn AD "sturmfrei" hat.
Es geht ja nicht nur um die Tat an sich.
Er hat sich ja darauf vorbereiten müssen, sich nach der Tat reinigen, Tatmittel und Tatkleidung verschwinden lassen usw.
Das alles hätte er unter Umständen gar nicht unbemerkt schaffen können, wenn Frau und Kinder zu Hause gewesen wären.

Es hätte tausende Nächte gegeben, in denen es Darsow mehr oder weniger "egal" hätte sein können, wenn die Nachbarn erschossen worden wären, weil er dann sagen hätte können, "Hey Leute, ich lag die ganze Nacht neben meiner Frau im Bett".
Die Tat passiert aber genau ausgerechnet dann, wenn Darsow nicht nur das Motiv, sondern auch die Gelegenheit hat.

Alleine über diesen Aspekt könnte man schon mindestens 45min Sendezeit füllen und da mal ins Detail reingehen.
Aber ich weiß, es ist "besser" für das Darsow, wenn man das einfach bei so einem Nebensatz belässt.
Mir fällt das generell in diesem Fall extrem auf.
Dass man immer nur an der Oberfläche kratzt bzw. sich die Kritik immer nur auf oberflächliche Scheinargumente reduziert.
Sobald man tiefer geht und genau hinsieht, sieht es für Darsow NOCH schlechter aus als vorher.

Mal noch eine ganz andere Frage.
Wie verhält sich das dann eigentlich mit dem Nachbarn Herrn Z.
Hat der dann in seiner Zeugenvernehmung bezüglich der Ruhestörung gelogen?
Oder lügt er jetzt wo er behauptet, dass es keine Ruhestörung gab?
Eine dieser Aussagen MUSS ja gelogen sein, es kann nicht beides wahr sein.
Eigentlich auch wieder völlig logisch, wenn man drüber nachdenkt.

Was ich auch interessant finde.
Man tut ja immer so, als wären die "Justizirrtümer" Wörz und Mollath ein Hinweis darauf, dass auch im Falle Darsow nicht alles korrekt gelaufen ist.

Da wird auch andersherum ein Schuh draus.
Wenn man nämlich behauptet, dass die Ermittlungsbehörden, SpuSi, Nachbarn etc. in Babenhausen ALLE Lügner sind, dann darf ich da (gemäß dem Wörz und Mollath Argument) auch daraus ableiten, dass der Babenhausener Herr Andreas Darsow ebenfalls ein Lügner ist?
Falls nicht, warum denn nicht?


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15.01.2022 um 13:41
Ja, es ist schon ein sehr bemerkenswerter Zufall, dass die Morde ausgerechnet an einem Wochenende verübt wurden, als Frau Darsow mit den Kindern ortsabwesend war.

Da hat der Alternativtäter geradezu instinktiv den richtigen Zeitpunkt für seine Tat gewählt. ;)


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15.01.2022 um 13:43
Zitat von MisterEkoMisterEko schrieb:Wenn Lärmbelästigung für Darsow angeblich KEIN Motiv ist, eine ganze Familie auszulöschen, warum kann man dann eigentlich die Lärmbelästigung (die ja zweifelsfrei bewiesen ist) nicht auch zugeben?
Warum kann man dann nicht sagen "Ja, die Tolls waren wirklich sehr laut, rücksichtslos und haben teilweise beängstigende Geräusche von sich gegeben, aber das ist doch absurd das ICH deswegen meine Nachbarn umbringen soll".
Das macht sein Argument ja auch nicht besser oder schlechter.
Es würde ihn unter Umständen in meinen Augen etwas glaubwürdiger erscheinen lassen.
Ich denke auch, dass die Aussage 'ich habe geschlafen und gar nichts mitbekommen' als Täter nicht die beste Wahl war. Allerdings nachvollziehbar, wenn es um das Tatmotiv ging (der Lärm). Dem Täter war bekannt, was sein Motiv ist für die Tat - von daher würde dieser tunlichst vermeiden, die Polizei auf eine Fährte zu setzen.

Zu Beginn war er nur Zeuge - was also hätte ein 'ja, ich hab zwar mit/ohne Ohrenstöpsel geschlafen und irgendwas gehört. Da von dort kamen aber immer Geräusche, Gepolter - die Familie war laut, auch mal nachts. Und Herr T war ja stets sehr früh unterwegs. Da habe ich das nicht als etwas besonderes eingeordnet'. Das wäre absolut glaubwürdig und hätte auch zu den früheren Aussagen gegenüber Nachbarn, Kollegen, etc. gepasst.

Allerdings hätte ihm dann am nächsten Tag bzw. bis zum Auffinden der AT die besondere Ruhe auch auffallen müssen. Meine Nachbarn machen jeden Tag Lärm und dann fällt mir eine plötzliche ungewohnte Stille nicht auf'? Das finde ich eigentlich eher noch auffälliger, als das nichts gehört haben wollen in der Tatnacht.


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15.01.2022 um 13:50
Zitat von MisterEkoMisterEko schrieb:Mir fällt das generell in diesem Fall extrem auf.
Dass man immer nur an der Oberfläche kratzt bzw. sich die Kritik immer nur auf oberflächliche Scheinargumente reduziert.
Sobald man tiefer geht und genau hinsieht, sieht es für Darsow NOCH schlechter aus als vorher.
Ich frage mich wie gesagt immer, wie viel davon Frau Darsow bewusst ist und wie viel sich ihr Hirn zurechtbiegt, ohne dass sie es merkt, einfach, weil sie WILL dass ihr Mann unschuldig ist.

Ein gutes Beispiel für dieses verkürzte (und damit in meinen Augen unwahre) Darstellung ist ja auch das Märchen von dem angeblichen Motiv "Ruhestörung".
Da wird immer drauf rumgeritten, Anja und Andreas Darsow sagen ja selbst sinngemäß in der Doku mehrmals, dass die Tolls laut waren, "aber deswegen bringt man doch keinen um".

Das Tatmotiv Ruhestörung erscheint in Anbetracht der Schwere und Brutalität der Tat ja wirklich etwas banal. Die meisten Zuschauer der Doku haben Ruhestörung durch unliebsame Nachbarn sicher schon mal erlebt, wissen dass das echt nerven kann, aber gleichzeitig wird so gut wie jeder den Denkimpuls haben: "Aber deswegen bringt man doch keinen um, und schon gar nicht gleich drei Menschen!"

Tatsache ist aber, dass die Ruhestörung zwar ein Teil des Motivs waren, der wirkliche Antrieb für AD für die Tat aber sehr viel tiefer und für ihn lebenseinschneidender war, als der Lärm, der ihn regelmäßig gestört hat.

AD hatte ja schon 1995 eine Eigentumswohnung über Herrn Toll als Makler gekauft. 1999 hat die Familie Darsow dann dieses Reihenhaus, ebenfalls über Herrn Toll erworben.
Das Haus hat 405.000 DM gekostet und wurde durch den Erlös aus dem Verkauf der Eigentumswohnung, Eigenkapital und ein Darlehn in Höhe von 290.000 DM finanziert.
Wenige Monate vor der Tat hatte AD das Darlehn umgeschuldet, zu diesem Zeitpunkt betrug die Restschuld noch etwa 75.000 €.

Diese Informationen findet man im Urteil auf Seite 221.

Innerhalb von 10 Jahren hatten die Darsows also ca. 70.000 € abbezahlt, was eine ziemlich Leistung ist, wenn man es mit der Tilgung vergleicht, die man nach 10 Jahren bei einem Annuitätendarlehen mit der gängigen 1% Anfangstilgung erreicht hat. AD hatte neben seiner eigentlichen Anstellung ja auch noch zwei Nebenjobs (einen 400€-Job und einen, den offiziell seine Frau hatte, den er aber abgearbeitet hat), ich denke dass er diesen zusätzlichen Verdienst v.a. in die Tilgung des Darlehns gesteckt hat, was sie hohe Tilgungsleistung erklären würde.

Im Urteil steht auch, dass AD sich von dem Umzug aus seiner Eigentumswohnung in ein eigenes Haus eine ruhige Wohnsituation für die Familie versprochen hatte. Zeitweise gab es Überlegungen, wegen der Störung durch die Nachbarn das Reihenhaus zu verkaufen und stattdessen ein freistehendes Haus zu bauen. Aufgrund der Immobilienkrise hätte AD allerdings einen finanziellen Verlust beim Verkauf des Reihenhauses hinnehmen müssen und musste dann auch feststellen, dass für ihn das freistehende Haus nicht finanzierbar war.

Ich schätze die Darsows aus diesen Eckpunkten heraus als recht ehrgeizig in Bezug auf die Wohnsituation ein. Beim Kauf der Eigentumswohnung war AD gerade mal 26 Jahre alt, in dem Alter denken noch nicht so viele Menschen an Wohneigentum. Ich denke dass er beim Verkauf der Eigentumswohnung eine gute Wertsteigerung erzielen konnte und sich so das Reihenhaus leisten konnte. Und ich denke, dass er das Reihenhaus eher als Zwischenschritt in ein freistehendes Haus gesehen hat. Anstatt Miete zu zahlen hat er lieber im Eigentum gewohnt und hat sicherlich auch bei dem Reihenhaus eine Wertsteigerung erwartet, die dann aber nicht eingetreten ist.

Insofern sah er sein langfristiges Ziel, auf das er ja 2009 mindestens schon 15 Jahre hinarbeitete, ziemlich durchkreuzt. Gleichzeitig war er in der nervigen Situation mit der Lärmbelästigung und "diesen unangenehmen Menschen" als Nachbarn gefangen, wenn er nicht finanzielle Rückschritte hinnehmen wollte.
Er hatte sich immerhin jahrelang mit 3 Jobs rumgeschlagen und wollte nun das mühsam verdiente Geld, das er in das Haus investiert hatte, nicht einfach verpuffen lassen.

Der Umzug in eine Mietwohnung wäre der extremste Rückschlag gewesen, das wäre ein großer Rückschritt auf dem Weg zum Ziel gewesen.

Dadurch kam in seinem Kopf das Bild der rücksichtslosen Tolls auf, von denen die Lärmbelästigung ausgeht, sie haben ihm das Leben unerträglich gemacht. Er sah sich der Situation ausgeliefert, da er keine Möglichkeiten hatte, ohne finanziellen Verlust, den er damit als extrem ungerecht für sich empfunden hätte, etwas an der Wohnsituation zu ändern.
Er war damit in seiner Leistungsfähigkeit, in seinem Selbstbewusstsein als Aufsteiger, der es durch Fleiß und geschickte Investitionen zu etwas gebracht hat, total in Frage gestellt. Er konnte seiner geliebten Familie nicht das bieten, was sie verdient haben. Das ist ein schlimmes Gefühl von Hilflosigkeit und Versagen, während man sich gleichzeitig als Opfer sieht.
Hinzu kommt, dass Herr Toll auch noch der Makler war, der ihm das Haus "angedreht" hatte. Herr Toll hat zwischenzeitlich wohl viel getrunken, war Alkoholiker, seine Geschäfte liefen schlecht, er war also nicht so fleißig und arbeitsam. Frau Toll hat wochenlang das Haus nicht verlassen, während Frau Darsow mit zwei Kindern noch Teilzeit in einem Hotel arbeitet. Gleichzeitig kommt bei den Tolls jeden Tag der Pizzabote, die Familie scheint also, obwohl nicht so arbeitsam wie die Darsows nicht so sehr aufs Geld achten zu müssen.

Und dann soll er sich von denen aus seinem Haus vertreiben lassen und dabei erhebliche finanzielle Einbussen und Rückschläge bei der Verwirklichung des Lebenstraums hinnehmen müssen?

An Motivation für die Tat ist da in meinen Augen schon einiges zusammen gekommen. Das Gericht sieht das eben so. Im Urteil ist auch von Ruhestörung die Rede, aber das Gericht beschreibt über mehrere Seiten diese von mir aufgezeigten Zusammenhänge als Begründung für die Tat.

Und in diesen Dokus und bei den Darsow heißt es dann: "Das Motiv soll Ruhestörung durch die Nachbarn gewesen sein. Aber mal ehrlich, wie abstrus ist das denn, dass jemand wegen Nachbarschfatlärm drei Leute umbringt?!" Und alle Zuschauer und Zuhörer nicken mit dem Kopf und sagen: "Ne, das kann ich mir auch nicht vorstellen. So kann das nicht gewesen sein."


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Doppelmord Babenhausen

15.01.2022 um 14:27
@cocoderdritte

Perfekte Zusammenfassung!

Somit kommt zum Motiv massive Ruhestörung, Hass (mM nach) auch noch Gier

und zwanghaftes "Streben" nach einem Lebensstandard, den man sich einfach nicht

leisten kann.


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15.01.2022 um 14:57
Zitat von MisterEkoMisterEko schrieb:Wenn Lärmbelästigung für Darsow angeblich KEIN Motiv ist, eine ganze Familie auszulöschen, warum kann man dann eigentlich die Lärmbelästigung (die ja zweifelsfrei bewiesen ist) nicht auch zugeben?
Weil sie die Zuhörer manipulieren- und sie machen es gut! Viele schenken ihren Aussagen glauben, Weil sie einfach überzeugend wirken.
Zitat von MisterEkoMisterEko schrieb:Ich finde es auch seltsam wie lapidar das immer so in Nebensätzen erwähnt wird.
"Darsow war zur Tatzeit alleine zu Hause und hat kein Alibi".
Ist schon sehr ungewöhnlich. Möglichkeit, Motiv, Vorgeschichte, Nachtatverhalten. Das passt.
Zitat von MisterEkoMisterEko schrieb:Ist halt schon bemerkenswert, dass diese Tat genau geschieht, wenn AD "sturmfrei" hat.
Wollte halt seine Frau da raushalten. Kann ich verstehen
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:Er konnte seiner geliebten Familie nicht das bieten, was sie verdient haben. Das ist ein schlimmes Gefühl von Hilflosigkeit und Versagen, während man sich gleichzeitig als Opfer sieht.
Daher kann er damit umgehen und gut weiterleben. Angenommen- er wäre freigesprochen worden. Er hätte keine Alpträume oder schlaflose Nächte. Das Opfer ist er. Aus seiner Sichtweise.
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:Er konnte seiner geliebten Familie nicht das bieten, was sie verdient haben. Das ist ein schlimmes Gefühl von Hilflosigkeit und Versagen, während man sich gleichzeitig als Opfer sieht.
Hinzu kommt, dass Herr Toll auch noch der Makler war, der ihm das Haus "angedreht" hatte.
Moralisch gesehen muss man das ihm zugute halten. Dass er verarscht worden ist. Und zwar im doppelten Sinne. Kann verstehen dass er extrem sauer war. Ja. Ihm und seiner Familie ist unrecht getan worden. Seine Familie wurde gequält und geplagt durch diese Nachbarn. Ich fühle mit ihm wenn ich mir das Urteil so durch lese. Diese Geräusche. Diese Dauer Beschallung. Diese Tier rufe. Und Tiergeräusche. Dieses nachts um 4:00 Uhr aufstehen. Lärm machen. Unerträglich.


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Doppelmord Babenhausen

15.01.2022 um 15:52
Zitat von HeribertHeribert schrieb:Moralisch gesehen muss man das ihm zugute halten. Dass er verarscht worden ist. Und zwar im doppelten Sinne. Kann verstehen dass er extrem sauer war.
Da kann ich nicht zustimmen. Ich glaube schon, dass die Belastung durch die Geräusche der Nachbarn außergewöhnlich hoch war. Es ist halt was anderes, ob auf den Nachbargrundstück nachmittag lärmende Kinder spielen, oder ob aus dem Nachbarhaus Streitereien, Türenschlagen und diese undefinierbaren tierähnlichen Geräusche dröhnen und das zu jeder Tages- und Nachtzeit.
Ich kann auch nachvollziehen, dass da recht schnell die Nerven blank liegen, dass es einen ärgert und dass man sich, aufgrund des Ärgers, dann noch mehr dadurch gestört fühlt.
Menschen, die neben einer befahrenden Straße, an einer Bahntrasse oder in der Einflugschneise eines Flughafens wohnen, sagen ja oft, dass sie den Lärm gar nicht mehr wahrnehmen. Wenn man sich aber über die Nachbarn, die den Lärm verursachen, ärgert, ist "weghören" fast unmöglich und jedes dieser Geräusche stellt eine Provokation dar, die einen schnell auf 180 gehen lässt.
Umsomehr, als dass Darsow ja Herrn Toll recht kurz nach dem Einzug darauf angesprochen und um Reduzierung des Lärmpegels gebeten hat, dieser aber darauf nicht reagiert hat.

Aber ich stimme nicht zu, dass AD "verarscht wurde", er hat sich verarscht gefühlt, aber ich glaube nicht, dass Herr Toll ihn als Makler bei dem Verkauf des Hauses über den Tisch gezogen hat oder dass er ihn absichtlich durch den Lärm ärgern wollte.
Herr Toll hat alle Häuser in der Reihe vermakelt, die alle vom gleichen Bauherrn gebaut worden waren. Nur er wohnte zur Miete eben dieses Bauherrn. Ich glaube nicht, dass Herrn Toll zu dieser Zeit bewusst war, dass von ihm und seiner Familie Lärmbelästigung für die Nachbarn ausgehen würde. Erstens denkt man das nicht von sich selber, dass man andere stört und zweitens hat sich die Situation bei den Tolls auch erst mit den Jahren mehr und mehr zugespitzt. Da Frau Toll sich mehr und mehr von der Öffentlichkeit zurück zog, also offensichtlich psychologische Probleme entwickelte und Herr Toll Alkoholiker wurde. Zudem wurde bei ihnen die finanzielle Situation, die offenbar der Anlass für die lauten Streitigkeiten war, immer angespannter, das das Maklergeschäft immer schlechter lief.

In meinen Augen waren die Tolls genauso in der Wohnsituation gefangen wie die Darsows. Sie hatten die behinderte Tochter, die die Eltern tyranisierte, weil sie als Autistin keine Veränderungen im Wohnfeld duldete und vorschrieb, wie der Haushalt zu führen sei. Wenn etwas nicht nach ihrem Willen lief, reagierte sie mit diesen Tierlauten. Dieses Verhalten hat sie auch in der Werkstatt, in der sie tagsüber tätig war gezeigt, das wird im Urteil ziemlich eindrücklich beschrieben.
Mit der Tochter umzuziehen und sie in eine neue Wohnumgebung einzugewöhnen wäre also wohl ein ziemlicher Aufwand gewesen. In dem Reihenhaus hatte die Tochter im oberen Stockwerk einen eigenen Wohnbereich, so dass man sich zumindest so etwas aus dem Weg gehen konnte. Und in jeder anderen Mietwohnung hätte es sicher schnell den gleichen Ärger mit den neuen Nachbarn gegeben, weil auch da Lärm zu erwarten gewesen wäre und die Nachbarn noch enger an der eigenen Wohnung gewohnt hätten. Ein Reihenendhaus mit nur einem direkt angrenzenden Nachbarreihenhaus war da schon eine recht gute Kompromisslösung; v.a. im Anbetracht der finanziellen Situation, die auch den Toll sicher kein freistehendes Haus im Rhein-Main-Gebiet ermöglicht hätte.

Es ist nicht mal gesagt, dass die Tolls sich nicht um Ruhe bemüht haben. Sie haben ja offenbar ziemlich nach der Pfeife der Tochter getanzt, um deren Zornesausbrüche zu umschiffen (laut Urteil stand die ganze Treppe voller Entenfiguren, um die man fast Slalom laufen musste und keine durfte nach dem Willen von Astrid Toll verschoben werden).
Und in einer angespannten Ehesituation mit blank liegenden Nerven gibt es nun mal häufig Streit. Auch den haben die Tolls sicher nicht extra herbeigeführt, sondern die Situation ist nun mal regelmäßig und oft eskaliert. Wer weiß denn, ob Herr oder Frau Toll nach dem ersten Gekeife des anderen nicht jedes Mal "Tschhh, nicht so laut, Du weißt, das stört die Nachbarn" gezischt hat. Aber wenn ein Wort das andere gibt, hat man eben die Lautstärke auch oft nicht mehr im Griff, vor allem wenn dieser Umgangston erstmal so eingerissen ist.

Zu bedenken ist auch, dass die Tolls krank waren. Astrid Toll war Autistin, Frau Toll hatte wohl zumindest eine Angststörung und eine Störung der sozialen Anpassung und Herr Toll war Alkoholiker. Natürlich kann man sagen "Die Frau war nicht ganz normal und er hat gesoffen.", aber es handelt sich tatsächlich um medizinisch und psychologisch anerkannte Krankheitsbilder. Diese Personen hätten also Hilfe gebraucht, die sie sich vielleicht selber nicht holen konnten.

Dann kommt dieser Nachbar, bittet um Ruhe, die man ihm nicht zusagen kann, einfach, weil die Tochter krank ist und man weiß, dass man ihre Wutausbrüche selbst mit großem Aufwand nicht kontrollieren kann.

Dann schickt er Briefe, erkundigt sich beim Vermieter, ob der nicht was gegen Tolls unternehmen kann, ruft die Polizei wegen Ruhestörung, lässt Briefe durch einen befreundeten Polizisten als Boten übergeben.... das ist aus Sicht eines Menschen, dem man eine Situation vorwirft, an der er aus eigener Sicht wenig ändern kann und unter der er selber mit Sicherheit extrem leidet, schon eine ziemliche Eskalation der Druckmittel. Vor allem die Kontaktaufnahme beim Vermieter werden die Tolls zudem als Bedrohung für ihre Wohnsituation wahrgenommen haben. Angesichts der schlechten finanziellen Situation wäre es sicher schwer gewesen, überhaupt eine neue Mietwohnung zu finden, wenn man bei der finanziellen Selbstauskunft nicht viel vorzuweisen hat.

Ich kann also nachvollziehen, dass AD sich verarscht gefühlt hat und dass aus seiner Sicht die Tolls auch die Aggressoren und er das Opfer in dem sich zuspitzenden Konflikt war. Aber das letzte, was man denn Tolls vorwerfen kann, ist, dass sie AD verarscht haben. Sie waren genauso in ihrer auch für sie schwierigen Wohnsituation gefangen wie die Darsows. Und in meinen Augen waren sie sehr viel hilfloser als AD, einfach weil jeder von ihnen krank war und damit nicht in der Lage, Verantwortung für die Änderung der Lebenssituation für sich und die anderen Familienmitglieder zu übernehmen.
AD hätte das gekonnt, allerdings mit finanziellen Abstrichen und Rückschritten, die er nicht bereit war, in Kauf zu nehmen.


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Doppelmord Babenhausen

15.01.2022 um 17:16
Zitat von HeribertHeribert schrieb:Moralisch gesehen muss man das ihm zugute halten. Dass er verarscht worden ist. Und zwar im doppelten Sinne. Kann verstehen dass er extrem sauer war. Ja. Ihm und seiner Familie ist unrecht getan worden. Seine Familie wurde gequält und geplagt durch diese Nachbarn.
Also, er ist doch nicht "verarscht" worden. Herrn T wird das "seltsame" Leben seiner Familie normal gewesen sein und vielleicht fand er die Darsow's seltsam mit ihrer Lebensweise. Ein behinderter Mensch in der Familie ist ja nun auch keine Verarsche für die Nachbarn - zudem Herrn Darsow dieser Fakt bekannt gewesen sein dürfte.

Man hat schon ein wenig Selbstverantwortung, wenn man sich eine Wohnung anschaut und immer wieder ist zu beobachten, dass Menschen auf alles Mögliche achten - nur nicht auf die Wohnumgebung. So trifft sie dann nach wenigen Wochen der Schlag, dass es Lärm gibt, wenn der im Haus gelegen Supermarkt um 5 per LKW beliefert wird, die Kita um die Ecke einen Höllenlärm bereitet, die Schule morgens und mittags Verkehrschaos, die Studenten WG drei Häuser weiter gerne lang feiert, etc. Außerdem können sich Lebenssituationen ändern - Menschen werden dement und das kann auch erhebliche Einwirkung auf die Nachbarn haben, Kinder machen Probleme. Darsow's hatten Glück und gesunde Kinder.

Das ist halt Leben - das ist nicht immer ruhig und keiner ist davor gefeit, Jemand anders eine "Belästigung" zu werden.


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Doppelmord Babenhausen

15.01.2022 um 17:49
Zitat von MisterEkoMisterEko schrieb:Die Medien versagen an dieser Stelle aber, meiner Meinung nach völlig.
Zwischen Trovato-Verblödung, Germanys-Next-fragwürdiger-Teenie-Vorbild-Influencer, Masked-Strand-vom-Plastikmüllbefreier und Benz-Baracken geht halt echter Journalismus verloren.
Wirklich selbstständige Recherche findet doch irgendwie gar nicht mehr statt seitens sog. Journalisten.
Und falls doch, dann kommt so ein infantiles Machwerk wie dieser Podcast dabei rum.

Heutzutage gibt es meiner Meinung nach sowieso zum Großteil keine wirklich seriösen Medien mehr. 99% des Contents, der da produziert wird, hält sein Publikum doch ohnehin für völlig beschränkt.
Unfassbar, das hier habe ich gerade entdeckt. Eine Empfehlung der Spiegel-Redaktion für diesen Nachbarn-Podcast uter dem Oberthema "
Journalismus zum Hören

[....]

5. Die Nachbarn – Der Fall Andreas Darsow

In der mehrteiligen Investigativreportage »Die Nachbarn« arbeiten Leonie Bartsch und Linn Schütze den Fall Andreas Darsow neu auf. Darsow war 2009 wegen des Mordes an seiner Nachbarsfamilie zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er beteuert bis heute seine Unschuld, außerdem kritisieren Experten die Prozessführung.

Die Reporterinnen reisen in die hessische Provinz, gewinnen den Eindruck florierender Kriminalität, sie sprechen mit Darsows Familie, den Zeugen von damals, und sie kommen zu dem Schluss: Die Indizienkette, die zu Darsows Verurteilung führte, trägt nicht. Schuld daran ist eine systemische Lücke in der deutschen Justiz.

Bartsch und Schütze moderieren den Podcast »Mord auf Ex« und betten diesen Dreiteiler in das Format ein. Sie erzählen selbst von ihren Recherchen – das holpert manchmal, die beiden sind keine professionellen Sprecherinnen. Trotzdem ist ihre Reportage absolut hörenswert: »Die Nachbarn« zeigt, was passieren kann, wenn sich Polizei und Gericht trotz fehlender Beweise sehr früh auf einen Täter festlegen. »Die Nachbarn« hören.
https://www.spiegel.de/kultur/diese-podcasts-lassen-uns-nicht-mehr-los-elf-empfehlungen-der-spiegel-redaktion-a-570884f1-f7ae-49b5-a4d7-e19787b537ad

Das ist ja wohl ein Hohn für dieses schlecht recherchierte True-Crime-Unterhaltungswerk das Wort "Investigativreportage" zu verwenden, von einer systemischen Lücke in der deutschen Justiz zu schwafeln und einfach mal zu behaupten, Polizei und Gericht hätten sich vorschnell auf einen Täter festgelegt.

In meinem Augen macht sich die Spiegel-Redaktion damit die hahnebüchene Meinung aus dem Hobby-Detektivinnen-Podcast zu eigen. Das sollte eigentlich unter jedem Niveau eines ernsthaften Journalisten sein!


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Doppelmord Babenhausen

15.01.2022 um 17:52
Zitat von BohoBoho schrieb:Zu Beginn war er nur Zeuge - was also hätte ein 'ja, ich hab zwar mit/ohne Ohrenstöpsel geschlafen und irgendwas gehört. Da von dort kamen aber immer Geräusche, Gepolter - die Familie war laut, auch mal nachts. Und Herr T war ja stets sehr früh unterwegs. Da habe ich das nicht als etwas besonderes eingeordnet'. Das wäre absolut glaubwürdig und hätte auch zu den früheren Aussagen gegenüber Nachbarn, Kollegen, etc. gepasst.
Ja, das sind die Feinheiten, an denen die meisten Täter irgendwann scheitern. Aus Tätersicht stelle ich mir das auch ziemlich schwierig vor: Je mehr er gesehen und gehört hat, um so mehr kann er sich verstricken. Also besser nichts gesehen, nichts gehört. Übertreibt er das aber, macht er sich auch wieder angreifbar, weil es nicht plausibel ist. Und so gibt es tausend Fallstricke. Man muss schon kühl kalkulieren, um es nicht am Ende zu versemmeln. Nicht mal Darsow ist das gelungen. Man hat's wirklich nicht leicht als Täter; am besten, man wird keiner.


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