Doppelmord Babenhausen

Nightrider64 schrieb:Ein Problem ist, das die Mail so gut wie keine Aussagekraft hat.

Wenn der Ermittlungsleiter diese Äußerung getätigt haben soll, so weis man nicht wann, wo und in welchem Zusammenhang dies geschah.
Das ist ja das Perfide an der Mail. Der Mann ist tot und kann nichts mehr dazu sagen.

Selbst wenn der Ermittlungsleiter von Anfang an A.D. seiner persönlichen Meinung nach für den wahrscheinlichen Täter hielt, heißt das noch lange nicht, das nicht professionell in andere Richtungen ermittelt wurde (siehe Urteil)

Da hatte der Mann wohl den "richtigen Riecher", mehr aber auch nicht.

Man brauchte ja auch ein Jahr Ermittlungszeit um schlußendlich einen dringenden Tatverdacht gegen A.D. begründen zu können.
Insofern kann man objektiv wohl nicht von einer Vorverurteilung sprechen.

Wie der inzwischen verstorbene Mann nun seine Sonderkommission personell geführt hat, kann ebenfalls nur ein subjektiver Eindruck des Mail Schreibers sein.
Selbst wenn das alles so war, spielt das absolut keine Rolle.

Meiner Meinung nach ist die Mail eine "Retourkutsche" gegen einen Vorgesetzten, der sich dazu nicht mehr äußern kann. Auch dadurch wird die ganze Mail vollkommen unseriös.

Danke für Deine Antwort. Ist das Deine subjektive Wahrnehmung oder eine fachlich belastbare Aussage? Keiner kann in die Glaskugel schauen was morgen bei der Verhandlung raus kommt. Interessant wird es auf jeden Fall. Es gibt ja fast keine Presse, welche nicht darüber berichtet hat. Auch die beiden investigativ Journalistinnen Linn und Leo sind extra aus Süddeutschland angereist um zu berichten.

@Alice_im_Wl
Fachlich belastbar?
Das ist der gesunde Menschenverstand.
Die Mail ist völlig substanzlos
Was spielt es für eine Rolle, das dem Anwalt mitgeteilt wird, das der Ermittlungsleiter seinen Favoriten hatte?
Wann überhaupt hat er das wo und in welchem Zusammenhang gesagt ?
Wenn er es gesagt haben sollte, hat das seine Ermittlungsarbeit in andere Richtungen beeinflußt ?
(Wenn man das Urteil liest wohl nicht).
Hinzu kommt ein Vorwurf am Führungsstiel eines damaligen Vorgesetzten, was nun so gar nichts mit der Sache zu tun hat und auch nicht in die Öffentlichkeit gehört.

Also wieso schreibt ein ehemaliger Polizeibeamter und Bürgermeister solch eine völlig unnötige Mail, deren Sinnlosigkeit er erkennen muß ?
Das war das Thema.
Was strafrechtlich dabei heraus kommt, damit kenne ich mich nicht aus.
Das er strafbar gehandelt hat und Dienstgeheimnisse öffentlich machte, daran habe ich keinen Zweifel

Nightrider64 schrieb:Das ist der gesunde Menschenverstand.
Die Mail ist völlig substanzlos

Da gebe ich Dir vollkommen recht. Verwunderlich ist es einfach nur, dass man durch eine Gerichtsverhandlung das vollkommen unnötig in die Öffentlichkeit bringt. Da wird eine Nichtigkeit derartig aufgeblasen. Da liefert man doch nur Stoff für Urteilsgegner, die dadurch sich bestätigt sehen, dass Leute in dem Fall einen Maulkorb aufgesetzt bekommen. In meinen Augen ein nicht gerade glücklicher Schachzug der Justiz.

Lento schrieb:Da liefert man doch nur Stoff für Urteilsgegner, die dadurch sich bestätigt sehen, dass Leute in dem Fall einen Maulkorb aufgesetzt bekommen. In meinen Augen ein nicht gerade glücklicher Schachzug der Justiz.

Ich denke, die Gefahr schätzt man als gering ein.
Wen, ausser uns paar hier und die paar "Monte Christo Leute" interessiert der verurteilte Darsow.

Ich denke das hat was mit Prinzipien zu tun, Dienstgeheimnisse nicht zu verraten und ist vielleicht auch politisch gewollt den Ex Bürgermeister als Straftäter hinzustellen.

Nightrider64 schrieb:Ein Problem ist, das die Mail so gut wie keine Aussagekraft hat.

So sieht es aus. Keine Fakten. Dass irgendwer bei der Polizei damals Beweise zu Lasten von Darsow gefälscht haben sollte, wird von Herrn Koch nicht im Entferntesten behauptet.

Es geht anscheinend allein um ein Bauchgefühl des Herrn Koch. Das kann so richtig oder so falsch sein wie das des Vorgesetzten des Herrn Koch, der sich, offensichtlich aus ihm plausibel erscheinenden Gründen, ziemlich schnell auf Darsow als vermutlichen Täter festgelegt hat. Wie sich ergeben hat, hatte der Vorgesetzte am Ende mit seinem Bauchgefühl und seiner Erfahrung recht, ohne hierfür Beweise gefälscht haben zu müssen. Darsow ist halt der Täter, daran ändern auch die diffusen Mitteilungen eines Herrn Koch nichts.

Lento schrieb:Verwunderlich ist es einfach nur, dass man durch eine Gerichtsverhandlung das vollkommen unnötig in die Öffentlichkeit bringt. Da wird eine Nichtigkeit derartig aufgeblasen

Koch hat den Fehler gemacht, Strate in Bezug auf die Veröffentlichung der Mail nicht ausdrücklich um Vertraulichkeit zu bitten.

Strate wiederum hat nicht kapiert oder nicht berücksichtigt, dass Koch seine Mail als vertraulich behandelt wissen wollte, wie sich schon daraus ergibt, dass Koch Strate um Antwort an seine private und nicht an seine dienstliche Mailanschrift gebeten hat.

So oder so: Dadurch, dass nun mal Strate Kochs Mail, noch dazu, was dort genannte Personen betrifft, leichtsinnigerweise
unanonymisiert veröffentlicht hat (was auf Strates HP leider häufiger passiert), ist Koch halt jetzt in der Klemme.

Nightrider64 schrieb:Ich denke das hat was mit Prinzipien zu tun, Dienstgeheimnisse nicht zu verraten und ist vielleicht auch politisch gewollt den Ex Bürgermeister als Straftäter hinzustellen.

Letzteres wäre jedoch bedenklich. Diese Äußerungen als Dienstgeheimnis zu bezeichnen, ist geradezu kindisch. An die Presse wie Bild etc. gelangt durch undichte Stellen aus laufenden Ermittlungen weitaus mehr Informationen, vieleicht erhalten diese Informanten auch von der Presse Geld. Solcher Geheimnisverrat ist weitaus bedenklicher, denn es kann dadurch Täterwissen in die Öffentlichkeit gelangen. Sorry, mein Verständnis für dieses Verfahren ist Null.

Andante schrieb:ist Koch halt in der Klemme.

Naja, ich sehe das eher, dass mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird und Steuergelder sinnlos verschleudert werden.

Aber vieleicht hatte auch Koch selber einer EInstellung des Verfahrens mit einer Geldaufklage nicht zugestimmt, das wäre auch eine Möglichkeit und ehrlich gesagt, nur die würde ich akzeptieren (was antürlich ohne Belang ist).

Lento schrieb:Letzteres wäre jedoch bedenklich. Diese Äußerungen als Dienstgeheimnis zu bezeichnen, ist geradezu kindisch

Sicher, die Mail alleine würde kaum zu einer Anklage wegen vollendeter Verletzung des Dienstgeheimnisses führen. Aber wie ich schon schrieb: Auch der bloße Versuch einer Verletzung des Dienstgeheimnisses ist strafbar. Und so ein Versuch könnte darin liegen, dass Koch dem Strate ausdrücklich anbot, in einem Gespräch weiteres zu erzählen.

Oder Koch hat womöglich eine vollendete und nicht nur versuchte Straftat begangen, indem er sich wirklich mit Strate getroffen und diesem weiß der Geier was erzählt hat, vielleicht sogar auch irgendwelche Dokumente übergeben hat.

All das ist Tatfrage und wird bei Prozess gegen Koch ja herauskommen. Was aber auch feststeht: Was immer Koch zu sagen hat oder hatte: Darsow hat es bisher, was die Wiederaufnahme seines Verfahrens betrifft, nichts genützt, war also, was Fakten betrifft, offensichtlich unergiebig.

Andante schrieb:Sicher, die Mail alleine würde kaum zu einer Anklage wegen vollendeter Verletzung des Dienstgeheimnisses führen. Aber wie ich schon schrieb: Auch der bloße Versuch einer Verletzung des Dienstgeheimnisses ist strafbar. Und so ein Versuch könnte darin liegen, dass Koch dem Strate ausdrücklich anbot, in einem Gespräch weiteres zu erzählen.

Naja, der Fall ist doch sehr ähnlich dem Fall Tanja Gräff, da hatte der Ermittler mit dem Anwalt der Familie Gräff sogar zusammen gearbeitet, es war nicht nur ein möglcihes "Gespräch". Dort wurde die Sache gegen Zahlung von 3000€ eingestellt.

Ein Orkan um nichts, meine Ansicht, pure Verschwendung von Steuergeldern und Zeit, welche die Justiz bei anderen Verfahren sicher besser investieren sollte. In meinen Augen vollkommen schwachsinnig. Wie gesagt, ich würde das nur verstehen, wenn Koch mit einer solchen Lösung nicht einverstanden gewesen wäre.

Andante schrieb:So sieht es aus. Keine Fakten. Dass irgendwer bei der Polizei damals Beweise zu Lasten von Darsow gefälscht haben sollte, wird von Herrn Koch nicht im Entferntesten behauptet.

Ich frage mich allerdings, warum es dann überhaupt zu einer Anklage gekommen ist.

Der Pfungstädter Bürgermeister Patrick Koch (SPD) ist vom Verdacht der Verletzung von Dienstgeheimnissen freigesprochen worden.

Das Amtsgericht Dieburg hat die Äußerungen Kochs nicht als Dienstgeheimnis gewertet.

Staatsanwaltschaft will in Berufung gehen
Koch selbst sagte zu FFH: "Ich bin erleichtert. Wer wäre das nicht nach diesem Urteil?" Oberstaatsanwalt Andreas Kondziela sagte dagegen: "Ich bin nicht der Meinung, dass das Urteil richtig ist". Die Ankläger wollen Berufung einlegen.

Mail an Rechtsanwalt
Der Vorwurf reicht in die Zeit vor Kochs Bürgermeisteramt zurück, als er als Polizist arbeitete. Ihm war vorgeworfen worden, Informationen aus seiner Zeit als Polizeibeamter im Juni 2020 in einer Mail an einen Rechtsanwalt mit Interna aus einem Ermittlungsverfahren mitgeteilt zu haben.

Hintergrund ist ein Doppelmord 2009
Hintergrund ist ein Doppelmord im Jahr 2009 in Babenhausen. Ein Nachbar der Opfer wurde 2011 wegen Doppelmordes zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt - beteuert jedoch seine Unschuld. Der Versuch eines Wiederaufnahmeverfahrens scheiterte.
Quelle: https://www.ffh.de/link/0eece9l

Liebe Freunde, heute wurde das erste Urteil im Fall Koch gefällt. Die StA hat angekündigt in Berufung zu gehen. Zumindest bringt der Fall wieder Publicity. LG Alice

Warum hat Strate die E–Mail veröffentlicht?
Warum hat PK nicht einfach um ein Gespräch gebeten, nach dem Motto ich war damals ermittelnder Beamte im Fall Darsow/ Toll?

Watt schrieb:Warum hat Strate die E–Mail veröffentlicht?
Warum hat PK nicht einfach um ein Gespräch gebeten, nach dem Motto ich war damals ermittelnder Beamte im Fall Darsow/ Toll?

Auch wenn es in der Presse anders dargestellt wird, gehe ich davon aus, dass Dr. Strate die Zustimmung hatte. Laut Aussage heute von BM PK ist er bereit seine Aussage in einem Zivilprozess zu wiederholen

Alice_im_Wl schrieb:Liebe Freunde, heute wurde das erste Urteil im Fall Koch gefällt. Die StA hat angekündigt in Berufung zu gehen. Zumindest bringt der Fall wieder Publicity. LG Alice

Wie gesagt, ich halte diese Aktion der StA für vollkommen überzogen. Genaugenommen gibt mir da nun das Gericht auch Recht. Ursprünglich hatte ich es noch für möglich gehalten, dass Koch mit einer Geldbuße nicht einverstanden gewesen sein könnte und daher ist es zur Verhandlung gekommen. Da jetzt die StA gleich mit Berufung winkt, ist das wohl nicht der Fall gewesen.

Welches "Geheimnis" wurde denn überhaupt verraten? Strate hat den Fall selber bearbeitet und muss auch insgesamt Akteneinsicht gehabt haben.

Für mich sind solche überzogenen Reaktionen von Seiten des Staates schon bedenklich. Im Zusammenhang mit der Kanzlei ist es ja auch nicht das erste Mal. Man erinnert sich an den Fall Mollath, wo die StA Strate angeklagt hatte, weil er Fallakten auf seiner Homepage veröffentlicht hatte. Das war zu einem Zeitpunkt erfolgt, zu dem das Verfahren abgeschlossen war und daher keinerlei Gesetz durch die Veröffentlichung verletzt wurde. Als dann die Wiederaufnahme erfolgreich war, hatte die StA nichts anderes zu tun, als Anklage zu erheben, obgleich Strate recht zeitnah die Veröffentlichung von seiner Homepage entfernt hatte. Vor Gericht wurde S dann auch frei gesprochen. Solche Aktionen ausgerechnet Anwälten gegenüber bzw. deren Informanten, welche häufig mit WA befasst sind, ist schon bedenklich. Es ist egal, ob dann der Urteilsspruch „Nicht schuldig“ lautet, Scherereien haben die Betroffenen trotzdem, möglicherweise auch Kosten, welche ihn der Staat nicht ersetzt.

Das finde ich schon bedenklich, auch wenn im vorliegenden Fall vermutlich richtig geurteilt wurde. Eigentlich hat die StA das doch gar nicht nötig

Watt schrieb:Warum hat PK nicht einfach um ein Gespräch gebeten, nach dem Motto ich war damals ermittelnder Beamte im Fall Darsow/ Toll?

So ist der angebliche "Geheimnisverrat" dokumentiert. Wäre Dir wohler, wenn das ohne jeglichen Schriftverkehr erfolgen würde? Der angebliche Geheimnisverrat läge dann doch trotzdem vor, egal ob es Strate dann auch noch veröffentlicht oder nicht. Es wäre dann nur nicht nachweisbar.

@Lento
Ich verstehe es trotzdem nicht.
Welche Motivation hatte Strate mit der Veröffentlichung?
Welche Motivation hatte PK nach so langer Zeit mit so vielen Rechtschreibfehlern/ Tippfehlern an Strate zu schreiben?

@Watt
Weiß man nicht.

Sagen wir es mal so, wenn Strate eine Anklage von der StA vorhergesehen hatte (vielleicht kennt er seine Pappenheimer), dann war das ein wirklich kluger Schachzug, denn die Justiz hat sich nun in keinem guten Licht gezeigt. Aber alles nur Spekulation.

Rechtschreibfehler, ja, kommt drauf an, wie rasch man das runter schreibt. Eine EMail von mir hat meist mehr Rechtschreibfehler als ein Text, den ich z.B. in Word schreibe. Das gilt auch für Beiträge hier. Wenn es mehr um ein Angebot eines Termins gehandelt hat und man eine Veröffentlichung nicht annimmt, dann schreibt man das einfach runter.

Hier noch ein detaillierter Bericht zu der Verhandlung gegen Patrick Koch. Darin wird auch erwähnt, dass der Zivilprozess wohl erst nächstes Jahr stattfinden wird.

https://www.google.de/amp/s/www.op-online.de/region/babenhausen/kein-geheimnisverrat-im-fall-darsow-91120187.amp.html

LaBaLiLaDy schrieb am 17.11.2021:Hier noch ein detaillierter Bericht zu der Verhandlung gegen Patrick Koch. Darin wird auch erwähnt, dass der Zivilprozess wohl erst nächstes Jahr stattfinden wird.

https://www.google.de/amp/s/www.op-online.de/region/babenhausen/kein-geheimnisverrat-im-fall-darsow-91120187.amp.html

Bei mir funktioniert der Link leider nicht. :(

Nightrider64 schrieb am 15.11.2021:Also wieso schreibt ein ehemaliger Polizeibeamter und Bürgermeister solch eine völlig unnötige Mail, deren Sinnlosigkeit er erkennen muß ?
Das war das Thema.

Dem kann ich nur zustimmen, und der entscheidende Satz steht hier:

In der Mail betont der Bürgermeister mehrfach, dass er nicht beurteilen könne, ob Darsow tatsächlich der Täter ist oder ob ihm Unrecht getan wurde.¹

Und was will der dann???

Mit seiner ehemaligen Dienststelle abrechnen??

Warum liest er nicht erst mal das Urteil, bevor er irgendwelche E-Mails schreibt?

Es gibt ja Leute, die an den intellektuellen Fähigkeiten von Polizeibeamt*innen stark zweifeln. Ich lehne derlei Polizeibashing entschieden ab, aber in Einzelfällen mag die Einschätzung durchaus zutreffend sein. So wie bei allen anderen Berufsgruppen auch ....


¹Quelle: https://www.hessenschau.de/panorama/pfungstadts-buergermeister-wegen-geheimnisverrats-vor-gericht,koch-geheimnisverrat-100.html (Archiv-Version vom 05.12.2021)