Ich habe mir das Urteil vor nicht allzu langer Zeit durchgelesen, da das Urteil recht umstritten ist.
Für mich ist der Richtige verurteilt worden.
Das bedeutet jedoch noch lange nicht, dass ich jeden Teil des Urteils richtig finde. Im Großen und Ganzen passt es.
Der Hanna W.-Thread hatte für mich gezeigt, wie kritisch Zeugenaussagen sind. Daher hatte ich beim Durchlesen auch auf Zeugen ein besonderes Augenmerk. Meine Sicht: Die Sache mit der PC-Manipulation ist zu oberflächlich behandelt. Allein aus der Urteilsbegründung ergeben sich schon Widersprüche und notwendige Beweiserhebungen fehlen. Daher wurde für mich die Zeugenaussagen vom Gericht nicht ausreichend hinterfragt. Wichtige Fragen sind offen geblieben. Etwas erinnert mich die Bewertung in diesem Punkt schon an den Hanna W.-Thread.
Aloha-zug schrieb:Es ist natürlich naheliegend, dass es sich um den alten PC handelt.
Genau das ist die Frage. Wenn man von einer Manipulation ausgeht, gebe ich Dir da Recht, aber lag die wirklich auch vor?
Aloha-zug schrieb:Was mir fehlt, ist eine zeitlichen Angabe, wann wurde ein neuer PC für ihn bestellt? Auf dieses Thema wurde nicht eingegangen, denn ich denke nicht, dass der Rechner am 30.04. bestellt und direkt installiert wurde. Wenn der Rechner vor dem 30.04. Schon Probleme mit dem Hochfahren hatte und ein neuer bereits bestellt wurde, dann ist für mich eine Manipulation sehr fragwürdig.
Genau darüber bin ich auch gestolpert. Es gibt weitere Unstimmigkeiten. Hier eine Zusammenfassung:
- Der Rechner soll laut der Beschreibung keinen Totalausfall haben sondern häufiger beim Starten hängen. Auch bei der Bearbeitung von Emails traten Probleme auf. (Urteil Seite 244 Mitte)
- Das konnte der Admin bestätigen, daraufhin wurde nach Zustimmung seines Chef ein neuer PC bestellt. (Urteil Seite 244 Mitte)
- Aus dem Urteil geht hervor, dass der Rechner am 30.04.2009 ausgetauscht wurde. (Urteil Seite 244 Mitte)
- Am Rechner wurde am 15.5.2009 nochmals eingeloggt, der Admin sagte für Backup-Zwecke.(Urteil Seite 244 unten)
- Der Zeuge gab an, dass er 2 Wochen nach der Tat dort vor dem Rechner hat stehen sehen. Das war also Ende April, Anfang Mai. Er hatte ihn dort beim Vorbeigehen gesehen. (Urteile Seite 245 untere Hälfte). Der Zeuge hatte sich auch erst spät gemeldet.
Hier passt einiges nicht.
Den Zeitpunkt, welcher der Zeuge genannt hat, passt eher zudem Austausch des Rechners. Wenn überhaupt eine Manipulation erfolgte, muss die früher gewesen sein.
Wann wurde leider nicht ermittelt. Hier hätte man die Zeit des Bestellvorgangs einschl. der Zustimmung des Chefs berücksichtigen müssen. Natürlich kann sich der Zeuge in der Zeit geirrt haben, aber damit beschäftigt sich das Gericht nicht.
Da er später auch noch hochgefahren werden konnte, war er nach wie vor nutzbar. Vielleicht wies er nur die von D beschriebenen schon länger bestehenden Probleme auf.
Für mich stellt sich die Frage, was man bei einem „Vorbeigehen“ alles sehen kann. Das hätte angesichts der Unstimmigkeiten vom Gericht deutlich mehr behandelt werden müssen. Einfach das für bare Münze zu nehmen, sehe ich schon etwas als gewollt an.
Das Gericht hätte ermitteln müssen, wann wirklich D die Probleme gemeldet hatte und sie der Admin nachvollziehen konnte. Außerdem wird nur ganz am Rande erwähnt, dass er doch wieder eingeschaltet werden konnte. Das ist ein erheblicher Widerspruch gegenüber den vorherigen Feststellungen, dass D den PC unbrauchbar gemacht hat, damit er ausgetauscht wird.