Doppelmord Babenhausen

AD wurde ja zu lebenslanger Haft verurteilt, und die besondere Schwere der Schuld wurde festgestellt.
Wenn jetzt die Wiederaufnahme des Verfahrens nicht klappen sollte.. Wie lange müsste AD dann noch in Haft bleiben?

Shadow_84 schrieb:AD wurde ja zu lebenslanger Haft verurteilt, und die besondere Schwere der Schuld wurde festgestellt.
Wenn jetzt die Wiederaufnahme des Verfahrens nicht klappen sollte.. Wie lange müsste AD dann noch in Haft bleiben?

Realistisch noch 20 Jahre. Wenn er es wirklich war, dann wäre es OK. Wenn er es nicht war eine Katastrophe

hierzu gab es auch einen interessanten Artikel wegen dem Gäfgen

http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/stichwort-lebenslang-und-besondere-schwere-der-schuld-1118948.html

...Diese Automatik nach 15 Jahren wird ausdrücklich außer Kraft gesetzt, wenn in dem Urteil die besondere Schwere der Schuld festgestellt worden ist.

Wie lange der Straftäter mit schwerer Schuld dann de facto in Haft bleiben muß, ist in jedem Einzelfall verschieden und liegt wiederum in der Gewalt der Strafvollstreckungskammer. Eindeutige Statistiken dazu gibt es nach Auskunft der Kriminologischen Zentralstelle Wiesbaden nicht. Die durchschnittliche Haftdauer von Lebenslangen liegt nach älteren Schätzungen bei etwa 20 Jahren, in Einzelfällen sitzen Gefangene bereits seit über 40 Jahren in Haft....

Es wird auch mit davon abhängen, ob er irgendwann die Tat gesteht. Die bisherige Haftdauer reicht schon aus, dass dauerhafte psychische Folgen auch bei einem Leben in Freiheit verbleiben.

@Flusspanther

Ein Geständnis kann er jetzt kaum mehr bringen ohne seine sozialen Kontakte nach draussen zu gefährden.
Schau mal wie seine Frau für ihn kämpft : " Mein Mann ist unschuldig"
Dann wohl lieber etwas länger sitzen, mit regelmäßigem Besuch und als vermeintliches Justizopfer.

man muss auch sehen das Lebenslang wirklich Lebenslang ist - d.h. die Haft wird dann irgendwann nur auf Bewährung ausgesetzt - bis zum Ende. Wenn der Verurteilte sich danach noch irgendwas zu Schulden kommen lässt kann die Strafe sofort wieder in Haft umgewandelt werden.

@Akkarsy
Lebenslang ( oft leider ) sowieso nicht. Aber die besondere Schwere der Schuld ist schon einen Tacken härter und wird ja auch nicht generell, eher selten ausgesprochen.
Joe Bausch ( der Kölner Tatort-Gerichtsmediziner) schrieb in seinem Buch, dass das durchaus bis zum Tod bedeuten kann. Von um 40 Jahre war da glaub ich die Rede, gab es schon.

@Frau.N.Zimmer
ja ist klar - ich sehe da auch in diesem Fall sicher 2-3 Punkte die bei AD für die "Schwere der Schuld"

Das Tatgericht muß sich bei einer lebenslangen Haftstrafe automatisch mit der Frage der Schuldschwere auseinander setzen. Diese Regelung ist eingeführt worden, um bei besonders schlimmen Taten eine Differenzierungsmöglichkeit einzuführen. Im Mittelpunkt der richterlichen Prüfung stehen die Gesamtumstände von Tat und Täter. Mehrere Opfer, ein extrem brutales Vorgehen, besonders verwerfliche Motive oder fehlende Reue können beispielsweise wichtige Gründe für eine besonders schwere Schuld sein.

mit dem 15 Jahre das kommt ja nur daher das eben bei "normal" Lebenslänglich üblicherweise nach 15 Jahren die Resttrafe zur Bewährung ausgesetzt wird - das aber eben bei der Schwere der Schuld per se ausgeschlossen wird.

Frau.N.Zimmer schrieb:Ein Geständnis kann er jetzt kaum mehr bringen ohne seine sozialen Kontakte nach draussen zu gefährden.
Schau mal wie seine Frau für ihn kämpft : " Mein Mann ist unschuldig"
Dann wohl lieber etwas länger sitzen, mit regelmäßigem Besuch und als vermeintliches Justizopfer.

Das ist ein ziemliches Dilemma:

Wenn er sagt dass ers war und Reue zeigt kommt er zwar früher raus, kann sich danach aber nicht mehr als Justizopfer inszenieren. Dadurch wären allerdings seine sozialen und beruflichen Perspektiven erheblich eingeschränkt, auch wenn ich nicht glaube, dass sich seine Frau von ihm abwenden würde.
Sitzt er seine Strafe ab bleibt er zwar länger in Haft, kann sich aber dabei zusätzlich zu seiner Familie den mittlerweile recht großen Kreis derer bewahren, die ihn als Justizopfer betrachten - und findet in diesem Umfeld später evtl. sogar wieder eine Anstellung.

@KonradTönz
und findet in diesem Umfeld später evtl. sogar wieder eine Anstellung.

das eher nicht - da ist er dann bissl alt für :D

@Akkarsy

Akkarsy schrieb:Mehrere Opfer, ein extrem brutales Vorgehen, besonders verwerfliche Motive oder fehlende Reue können beispielsweise wichtige Gründe für eine besonders schwere Schuld sein.

Da kommt bei Darsow ganz schön was zusammen!

@KonradTönz

KonradTönz1 schrieb:Sitzt er seine Strafe ab bleibt er zwar länger in Haft, kann sich aber dabei zusätzlich zu seiner Familie den mittlerweile recht großen Kreis derer bewahren, die ihn als Justizopfer betrachten -

Eben. Da kann man schon grübeln, was einem lieber ist.

@KonradTönz

KonradTönz schrieb:
Sitzt er seine Strafe ab bleibt er zwar länger in Haft, kann sich aber dabei zusätzlich zu seiner Familie den mittlerweile recht großen Kreis derer bewahren, die ihn als Justizopfer betrachten -

Eben. Da kann man schon grübeln, was einem lieber ist.

Wobei: Die Erfahrung zeigt, dass die empörte Meute relativ schnell das Interesse an solchen Fällen verliert sobald der Hype abgeebbt ist und auf den nächsten Kampagnenzug aufspringt (vgl. Bence Todt). Es wäre daher also rein pragmatisch betrachtet das Beste, wenn er sagt dass ers war.

zumindest könnte er mit einen Geständnis seine Seele entlasten und wirklich anfangen zu bereuen.

@Akkarsy

ich glaube nicht, dass jemand , der solch eine tat vollzieht, überhaupt seine seele entlasten möchte.

so jemand ist ein absoluter psychopath, der eh keine gefühle hat.

Und wenn er es wirklich nicht war?

Sendung vor einiger Zeit über Justizirrtümer. (Darsow wurde da auch als möglicher Justizirrtum gezeigt. Der Andere war der nachgewiesenermaßen unschuldige Pflegevater, den man wegen sexuellem Missbrauch verurteilte. Jemand den man verurteilte, obwohl sogar der angeblich Geschädigte (Landeszentralbank) sagte, es war alles rechtmäßig. Und der Dritte war ein Polizist, der von einer Kassiererin als Raubtäter identifiziert wurde, von allen anderen die dabei waren aber nicht, dem man eine Spurensicherung verweigerte und weiter auf der Unschuld behaart, hat aber gestanden, weil er unter Druck war, als Polizist ansonsten mit Strafgefangenen eingesperrt zu werden - kämpft um Unschuld).


Jedenfalls sagte da so ein Justizrechtler, dass das Schlimme neben dem unschuldig eingesperrt zu sein, auch wäre, dass denjenigen die volle Strafe treffe und er keine Chance auf Verkürzung hätte, da er ja weiter auf der Unschuld behaart.

Er hat auch geäußert, dass er der Meinung ist, - jetzt frei von mir nacherzählt , Wortlaut weiß ich nicht mehr -, dass nicht alles offen wäre von Anfang an, wenn es vorher heißt, dass es ohne entsprechende Beweise erst überhaupt nicht zum Prozess käme.






Ich finde es schade, dass man in diesem Fall versäumt hat, auch noch die anderen mit Zugriff auf der Webseite zu finden. Ich frage mich sowieso, was das für ein Ort ist, an dem soviele Leute auf solchen Webseiten surfen. Macht mir Angst, ob das normal ist und es überall so ist.
Es hätte in weiter belasten, wie auch entlasten können.

Ich schwanke auch erheblich. Mal in die Richtung, mal in die andere.

@Katinka1971

deshalb schrieb ich auch ´´ wenn jemand...´´ . ich selbst bin eh nicht davon überzeugt, dass nur er der täter sein kann.

´´ im zweifel für den angeklagten´´ hätte mir hier deutlich besser gefallen.

@olli1231
Keine Ahnung, aber wenn die Richter - keinerlei Zweifel haben, dann zieht auch "im Zweifel für den Angeklagten... " nicht! Auch wenn wir noch so viel lesen... und das Urteil in voller Länge kennen- denke ich, dass es schon nochmal was anders ist- den gesamten Fall - im vollen Umfang zu beurteilen... Ingesamt, ist der Tenor in diesem Fall ja, dass so gut wieder jeder, den Rückschluss zieht- das AD der Täter ist... Sollte hier "im Zweifel für den Angeklagten" greifen- würde ich meinen, dass Indizien-Prozesse grundlegend mit diesem Urteil - enden müssten...

Katinka1971 schrieb:Sendung vor einiger Zeit über Justizirrtümer. (Darsow wurde da auch als möglicher Justizirrtum gezeigt. Der Andere war der nachgewiesenermaßen unschuldige Pflegevater, den man wegen sexuellem Missbrauch verurteilte. Jemand den man verurteilte, obwohl sogar der angeblich Geschädigte (Landeszentralbank) sagte, es war alles rechtmäßig.

Ich verstehe nicht, warum sich die Autoren einer solchen Sendung nicht einfach auf die Fälle konzentrieren bei denen es sich erwiesenermaßen um Justizirrtümer handelt - da gibt es doch mittlerweile wirklich genug, wie hier immer wieder angemerkt wird. Den Darsow-Fall da mit reinzunehmen wirkt sehr parteiisch und zeugt weniger von der Qualität der Sendung als von der Überzeugungskraft Frau D's.

@konradtönz

Man hat sich in der Sendung nicht auf eine Seite gestellt. Es ging darum aufzuzeigen, wie so ein Kampf um (die vermeintliche) Gerechtigkeit läuft.

Ich fand es passend, dass es verschiedene Geschichten gab, die da gezeigt wurden. Aufgeklärte und nicht aufgeklärte (bzw. welche bei denen man noch nicht weiss, ob es überhaupt ein Justizirrtum ist).


Aber wenn ich mir ansehe, was da oft in anderen Fällen schief gelaufen ist, auch bei angeblich ganz offensichtlichen Beweisen, dann sollte man auch dem der vermeintlich ganz offensichtlich ein Mörder sein soll, doch die Chance geben, sich zu wehren. Ohne das man abwertend über z. B. seine Frau spricht, die um ihn kämpft.