Doppelmord Babenhausen

Ich glaube es ist auch nicht klar was "gesunde" Menschen in so einer Lage tun würden. So arg viele Vergleichbare Fälle wird es da nicht geben. Ich halte es auch für völlig irrelevant.

Ein Täter, der zuvor Klaus und Petra T. erschossen hat und dann bemerkt, dass Astrid T. durch seine Schüsse noch nicht tot war, hätte schnurstracks Astrid "erledigt" und sich nicht noch stundenlang mit dem schwerletzten letzten Opfer im Haus aufgehalten.

Ist jetzt Märchenstunde oder wie?

Leute, Leute!

Es führt doch zu nichts, die Dramaturgie der Urteilsbegründung zu nehmen und einzelne Sachverhalte, mit weiteren Detailüberlegungen anzureichern und diese immer wieder einer isolierten Betrachtung zu unterziehen.

Feststehen dürfte das der Geschossknall, sich weder mit einem professionellen Schalldämpfer (wie ihn die Polizei bei der Rekonstruktion am Tatort nutze) noch durch eine wie auch immer geartete Lösung mit Bauschaum hat wirksam dämpfen lassen.

Da sich der Geschossknall durch die Erreichung der Schallgeschwindigkeit des Geschosses außerhalb der Pistole ergibt, ist es evident das ein solcher auftritt. Die Ermittlungen zur Treibladung und Länge vom Pistolenlauf legen das nahe.

Die Unzureichende Dämpfungsleistung ist nicht aufgefallen, da bei der Rekonstruktion, nachmittags im Juni deutlich höhere Temperaturen angelegen haben. Ein erwiesener Ermittlungsfehler. Der so sieht es bis jetzt aus auch in die Überzeugungsbildung des Gerichtes kritiklos eingegangen ist. Dies kann an verschiedenen Stellen in den Urteilsgründen nachvollzogen werden.

Dies hätte dem Verurteilten wie auch jedem Anderen bei der Erprobung der Tatmittel und eine solche akribische Vorbereitung hält das Gericht für geboten, insbesondere wenn man ihm Versuche an der kalten Winterluft unterstellt.

Aber gerade der Nachbar als Täter muss und soll ja auch, sein ganzes Handeln darauf ausgerichtet haben, verdeckt und ohne Komplikationen zur Tat ansetzen und diese durchführen zu können.


Im übrigen können Zeugen glaubwürdig sein und Aussagen können glaubhaft sein, zwei völlig verschiedene (wichtige) Sachverhalte, die man trennen muss.

@Rüdiger
Kannst Du mal im ersten Schritt erklären, wie Du zu den angenommenen Temperaturen am Hauseingang und hinter der Tür zum Tatzeitpunkt kommst? Und nimmst Du andere Temperaturwerte an für die oberen Etagen?

Im zweiten Schritt wäre interessant, wie sich der von Dir eingebrachte Temperaturunterschied ganz konkret auf den Schusslärm bzw. das Auftreten eines Überschallknalls auswirkt.

Ansonsten kann ich mit Deinen Ausführungen nichts anfangen, mir fehlt da Überprüfbares.

@Carietta
danke

Mich würde interessieren ob die Darsows oder der Verein irgendwann mal einen Privatdetektiv eingeschaltet haben um das Umfeld der
Fam. Toll auszuleuchten oder einen anderen Menschen zu suchen der eventuell ein Motiv gehabt haben könnte.
Oder schau ich zuviel Matula? :) Ich denke ich würde das machen wenn ich unschuldig wäre und damit sicher das da jemand anders der Täter sein muss (da ich es ja nicht war). Eventuell hätte das ja jetzt bzw. vor dem WAV - Antrag auch Sinn gemacht?

Deus_ex_Machin schrieb:Ich vermute eher Letzteres und die silencer.ch-Geschichte als Kurzschlusshandlung nach aufwühlendem Telefonat mit seiner Frau.

Hab ich noch nie drüber nachgedacht, könnte aber sehr gut sein...klingt auf jeden Fall plausibel.

Aufmischer schrieb:Klingt für mich auch nicht ganz koscher dass er neben seinem normalen Job noch zwei Nebenjobs hatte.

Wenn das so glaufen ist, war das natürlich nicht koscher, aber das ist ja hier nicht das Thema.

Ich habe jetzt jetzt auch einmal den ganzen WA Antrag durchgelesen plus der Schreiben des Staatsanwaltschaften und nochmals Hr. Strate.
Habe ich das jetzt richtig verstanden das lediglich "bemängelt" wird das das Gericht nicht alle 10 Videosequenzen des BKA Beschusstests in Augenschein genommen und berücksichtigt hat sondern nur ein Teil der Videos + die Aussage des Gutachters?
Und das wenn das Gericht das jetzt sehen würde quasi automatisch ein Freispruch herauskäme?

Das kann doch unmöglich als Wiederaufnahmegrund gelten oder sehe ich das falsch.

Ma_Ve schrieb: Das Probleme mit besagtem PC schon länger vorlagen ist hinlänglich bekannt und dokumentiert.

Kann mir mal jemand auf die Sprünge helfen, an welcher Stelle die Probleme mit dem PC dokumentiert waren?

Bisher hielt ich das immer für eine unbelegte Aussage von Frau D., mag mich aber irren.

Und, sorry falls ich es schon mal gefragt habe, ist es mir nicht mehr in Erinnerung: Die Manipulationen am PC, haben die vor oder nach der Zeugenaussage von Herrn Darsow stattgefunden?

@Akkarsy

Du musst auch die Gutachten von Herrn Winkelsdorf, Herrn Erbinger und Herrn Cache lesen, auf die sich Herr Strate im WA-Antrag als Anlagen bezieht, und dir dann eine Meinung bilden, ob damit Wiederaufnahmegründe nach § 359 StPO vorliegen. Genau so müssen die Kasseler Richter jetzt auch verfahren.

@jaska

Die Schallgeschwindigkeit ist temperaturabhängig. Je wärmer es ist desto größer wird sie.

Das kannst du beim Gutachten Winkelsdorf nachlesen. Die Schussrekonstruktion fand im Juni statt, wo die Außentemperaturen nachmittags um die 20 Grad betragen haben durften.

Zur Tatzeit dürften es aber aussen um die 7 Grad gewesen sein. So das die Schussrekonstruktion hätte wenigstens bei ähnlichen Temperaturverhältnissen stattfinden müssen.

Das bei der Verwendung von Überschallmunition immer ein nicht dämpfbarer Überschallknall auftritt, hat das Darmstädter Schwurgericht verkannt.

Das taucht nirgendwo im Urteil auf.

@Akkarsy

Schaue dir das nachträglich an den Verteidiger der Wiederaufnahme durch die Staatsanwaltschaft überreichte Video von der DVD an und ließ die Beschreibung der Beschussversuche in den Urteilsgründen durch (fünf Schüsse freihändig, fünf Schüsse eingespannt) und du wirst merken das dem Gericht ein anderes Video gezeigt wurden sein muss.

Auf dem nachträglich überreichten Video sind immer andere Flaschen mit unterschiedlichen Befüllungen an Bauschaum und andersfarbigen Kappen zu sehen, keine Serie an Schüssen.

Sind da 13 Grad Temperaturunterschied wirklich entscheidend?
So entscheidend um daraus Schlußfolgerungen für einen anderen Tatablauf ziehen zu können

@Rüdiger
Ich fragte nach Quellen.

Rüdiger schrieb:Die Schussrekonstruktion fand im Juni statt, wo die Außentemperaturen nachmittags um die 20 Grad betragen haben durften.

Zur Tatzeit dürften es aber aussen um die 7 Grad gewesen sein.

Woher stammen diese Annahmen?

Rüdiger schrieb: So das die Schussrekonstruktion hätte wenigstens bei ähnlichen Temperaturverhältnissen stattfinden müssen.

Inwiefern? Welche Temperaturdifferenzen wirken sich wie auf die Lautstärke oder einen Überschallknall aus? Haben Strates Gutachter ihrerseits die Tests bei 7°C durchgeführt?

Im Haus, bei den letzten 4 Schüssen auf Petra und Astrid T., dürften zur Tatzeit ungefähr die Temperaturen geherrscht haben wie bei Schusstests der Polizei im Juni. Was sollte die Polizei da falsch ermittelt haben?

Bezüglich der ersten 6 Schüsse hat das LG Darmstadt nichts verkannt. Denn bei denen gab es Geschossknall, wie auch Herr Winkelsdorf feststellt. Dieser Geschossknall spricht nicht gegen ein P38 mit normalem Lauf.

Herr Winkelsdorf kommt nur deshalb auf den kurzen Lauf, weil es bei den späteren 4 Schüssen im Haus keinen Geschossknall gegeben haben soll. Begründung von Herrn W. dafür: niemand hat die Schüsse im Haus gehört.

Bisschen dünn, wenn man bedenkt, dass die Tolls in einem Reihenendhaus wohnten und nur die Ds als unmittelbare Nachbarn hatten, zudem bei den Tolls meistens die Rolläden heruntergelassen waren.

jaska schrieb:Ich fragte nach Quellen.

Wie gesagt Gutachten Winkelsdorf, dort tabellarische Übersicht der Schallgeschwindigkeit in Abhängigkeit zur Umgebungstemperatur, amtliche Wetterdaten, sowie Ausführungen zur Lärmwirkung.

@Rüdiger

Und was sind Winkelsdorfs Quellen dafür?

Deus_ex_Machin schrieb:Und was sind Winkelsdorfs Quellen dafür?

Sind ebenfalls im Gutachten mit vielen Fussnoten belegt.

Interessant ist eine Aussage im ersten Gutachten von Herrn Càchee vom 17.7.17. Dessen Gutachtenauftrag war u.a., zu untersuchen, ob eine PET-Flasche mit Bauschaum Spuren am Tatort hinterläßt und ob unter Verwendung eines solchen Schalldämpfers die PU-Partikel am Tatort mit steigender Anzahl der Schüsse mehr statt weniger werden (tatsächlich wurden am Tatort zu Anfang mehr, dann bei Petra und Astrid T. immer weniger solcher Spuren gefunden).

Herr C. meint, dass eine PET-Flasche schon bei den ersten Schüssen splittert und damit natürlich nachweisbar ist. Weiter schreibt er, dass so ein Selbstbau-SD zu immer mehr Bauschaum-Auswurf statt weniger führt. Und er schreibt, dass der Bauschaum in die Waffe eingesogen wird, so dass viele Schüsse schnell hintereinander nicht möglich sind.

Aaaber: dann schreibt er (und hat getestet), dass alle solche Probleme nicht auftreten, wenn man einfach ein mit PU-Schaumstoff gefülltes Kissen vor die Waffe hält. Dämpft den Mündungsknall, erlaubt schnelle Schüsse hintereinander, ist einfach zu transportieren und erfordert keinerlei Fachkenntnisse. Interessant, oder?

Ist die Frage nach Winkeldorfs Quellen nicht viel weniger interessant als die Frage, worauf seine Vermutung aufbaut, es sei im Haus kein Geschossknall zu hören gewesen?

Denn so wie ich das sehe, basiert das im wesentlichen auf der Annahme, die beiden Frauen hätten aufwachen müssen und der Interpretation der Zeugenaussagen nach der Tat.

Und wäre diese Grundlage nicht sehr dünn für ein WAV?

Denn augenscheinlich wurde in jedem Fall ein Bauschaumschalldämpfer verwendet, dieser muss ja irgendwie an der Waffe befestigt gewesen sein.

@Rüdiger
Ich kapiere das Gutachten nicht, deshalb hatte ich mir von Dir eine "Übersetzung" erhofft. Weil Du das
so oft zitiertst.


Nur mal zu den Grundvoraussetzungen von Winkelsdorf:
Quelle: https://strate.net/de/dokumentation/Darsow-Gutachten-Winkelsdorf-Schalldaempfung-einer-Walther-P38-2018-5-4.pdf


1. Temperaturabhängige Schallgeschwindigkeit
Das stimmt physikalisch.

Aber in der Tabelle gibt es "Fehler".
So wird die Schallgeschwindigkeit bei 0°C mit 331,2m/s angegeben statt 331.5m/s.
Dieser Versatz von 0,3m/s zieht sich durch.
Quellen:
http://www.sengpielaudio.com/TemperaturSchall.htm
Wikipedia: Schallgeschwindigkeit#Temperaturabhängigkeit



2. Witterungsbedingungen in Babenhausen am Tattag
Winkelsdorf gibt für den 17. April 2009 2 Temperaturwerte an und das für 4 Orte: Michelstadt (32,42km), Vielbrunn (30,05km), Offenbach (20,03km). Frankfurt (25,37km), Neuhütten/ Spessart (33,51km)
In Klammern habe ich die Entfernung (Luftlinie) von Ortskern zu Ortskern angegeben, unabhängig von der konkreten Lage der Wetterstation.
Quelle: https://www.luftlinie.org

Die Temperaturwerte geben den jeweiligen Tagestiefst- und Tageshöchstwert an. Tageshöchstwerte sind im Bereich von 8-12°C, die Tiefstwerte von 7-9,5°C.

Soweit einverstanden?


Ich habe mal eine weitere Wetterstation gesucht und die nächste in Schaafheim gefunden, Entfernung: 6,18km.
Für die werden am 17. April 2009 angegeben: Tiefsttemperatur:8,9°C, Höchsttemperatur 11°C
Quelle: http://www.wetterzentrale.de/weatherdata_de.php?station=4411&jaar=2009&maand=4&dag=17


Jetzt gab es wohl gerade zur Tat einen Kälteeinbruch, also ist eigentlich zu klären, ob die hohen Temperaturen des Vortages sich über Nacht halten konnten und erst während des Tagesverlaufes des 17. Aprils sanken bzw. wann der Kälteeinbruch genau war.
Dazu finde ich nichts.
Es scheint so zu sein, als habe Winkelsdorfer einfach mal angenommen, dass zum Tatzeitpunkt am Souterraineingang die Temperatur gleich der Tiefsttemperatur war, richtig?


Jetzt schreibt Winkelmann in obigem Gutachten:

Da keine Wetterdaten direkt aus Babenhausen für den betreffenden Tatzeitpunkt des 17.4.2009 öffentlich im Internet abrufbar waren, wurden als Vergleichswerte die Wetterdaten der näheren Umgebung zusammengestellt. Im Sinne von maximalen und minimalen Werten kann so
näherungsweise festgestellt werden, welche Bedingungen zur relevanten Zeit vor Ort herrschten und auf dieser Grundlage die hiermit korrelierenden Daten extrapoliert werden

Was korreliert und was extrapoliert er bitte wie und warum und zu welchen Ausgangstemperaturen kommt er dann mit welchem Toleranzbereich?
Unter welchen Bedingunge hat er selbst seine Tests durchgeführt?