brigittsche schrieb:Ich weiß nicht, inwieweit diese Medienpräsenz dazu geführt hat, dass man heute den Eindruck hat (überspitzt formuliert), damals wäre in jeder Stadt ein Kinderschänderring aktiv gewesen.
brigittsche schrieb:Oder anders ausgedrückt: Dass es auch in den Jahren zuvor nicht mehr Taten auf diesem Gebiet gegeben hat, dass aber darüber weniger berichtet wurde und es weniger Spekulationen dazu gab.
Ich möchte die Pädoszene-Diskussion gar nicht neu entfachen. Aber Berlin war schon eine Hochburg damals. Dazu gibt es offizielle Berichte/Studien und Erfahrungsberichte. Es gab auch diverse Gerichtsurteile und verurteilte Personen, auch mit nachweislichen Kontakten und Bezügen in die Niederlande. Das ist also nicht alles aus dem luftleeren Raum entstanden. Einige Medien haben es aber selbstverständlich aufgebauscht und unnötig überspitzt.
Es gab kleine Gruppen an Pädos, die sich zusammen taten und untereinander kannten. Sie organisierten auch nachweislich entsprechende Treffen und hatten Treffpunkte. Große Kinderschänderringe und der Menschenhandel im großen Stil sind das aber noch lange nicht. Je nach Definition kann man das aber durchaus als organisierte pädosexuelle Netzwerke ansehen, die es tatsächlich so im Berlin der 90er gegeben hat. Diese waren auch nachgewiesenermaßen überregional und international vernetzt.
Viele der untersuchten Verdachtsmomente und Hinweise waren dann aber auch nicht gerichtsfest belegbar. Viele waren sicherlich auch nicht wahr. Einige aber nachweislich schon. Die Grauzone bleibt.
Dass dann genau in diesem abgegrenzten Zeitraum und in diesem konkreten regionalen Bezug auffällig viele Jungen verschwinden bzw sterben, ist schon auffällig und einmalig.
Der Mord an Stefan hat einen konkreten sexuellen Bezug. Der/die Täter, insbesondere mit diesen speziellen Bedürfnissen, könnte also zumindest Kontakte in die damalige Berliner Szene gehabt haben. Er muss dazu nicht einmal unbedingt direkt in Berlin gewohnt haben, aber eben eine Art Ankerpunkt gehabt haben. Wie auch immer.
Aber wie es in genau diesem Fall war, wissen wir nicht. Wie es in den Fällen der anderen vermissten Jungs war, wissen wir nicht. Ob diese oder einige davon zusammen hängen wissen wir nicht. Es ist aber denkbar.
Im Fall Stefan könnte ich mir vorstellen, dass der Täter in der Berliner Pädoszene bekannt, vielleicht aber gar nicht so integriert war, er aber seine speziellen Bedürfnisse und Fantasien nochmal konkreter ausleben wollte. Ich könnte mir auch vorstellen, dass Stefan seinen Mörder durchaus aus irgendeinem Kontext heraus gekannt haben könnte. Vorstellen könnte ich mir auch, dass der Täter ein für Stefan zufälliges Treffen arrangierte oder sie unter einem Vorwand evtl sogar (zB auf dem Hinweg für später) verabredet gewesen sein könnten. Jedenfalls ging er mit.
Nightrider64 schrieb:Er hat wohl niemanden angezeigt, sondern sollte wohl eine Zeugenaussage machen.
Das lies sich aber polizeilich so nicht mehr verifizieren. Auf jeden Fall, so mein Kenntnisstand, war er kein "Hauptbeteiligter"
Richtig, wie das damals nun wirklich mit der Anzeige gelaufen ist oder nicht, wissen wir nicht genau. Angeblich ist Stefan ja gemeinsam mit einem Freund zur Polizei gegangen. Man wird diesen Freund befragt haben. Stefan sollte dann später genauer befragt werden, wozu es nicht mehr kam. Ganz konkrete Aussagen hat man daher wohl nicht oder aber wenig dokumentiert. Wir wissen es nicht.
Wir wissen aber, dass die Kriminalhauptkommissarin am 3.8.2014 in Kripo live und am 29.10.2014 in Aktenzeichen XY ungelöst konkret sagte, Stefan hatte (!) Kontakte zu pädosexuellen Männern (plural!). Mit diesen hat er demnach Ausflüge unternommen und gespielt, usw. und hat dies vor den Eltern verheimlicht. Ob es Übergriffe an Stefan gab, konnte nicht geklärt werden. Was da nun Hauptbeteiligter heißen mag, ist schwierig zu sagen.
In jedem Fall hatte Stefan sein Eigenleben und konnte dies auch organisieren.