Vermisstenfall Lars Mittank

Stradivari schrieb:Auch da wäre der Arzt am FH alarmiert gewesen .
Der kennt diese Symptome ja.

Da muss ich euch enttäuschen, dass Ärzte da sofort auf eine Panikattacke kommen.

Ich habe ziemlich niedrigen Blutdruck, meine erste Attacke, bei der ich ohnmächtig umgekippt bin, wurde meinen Kreislaufproblemen zugeschrieben. Nur meine Hausärztin, die mich schon über Jahre kennt, hatte dann die richtige Diagnose.

Lediglich zwei Ärzte, die mich nicht kannten, haben das Problem Panikattacken erkannt, ein Notarzt, von vielen, der mich behandelte, weil ich mir bei einer Attacke mit Ohnmacht den Schädel an einem Blumenkübel eingeschlagen hatte, hat auf Anhieb erkannt, als er beim Zu mir kommen die Panik in meinen Augen sah, dass ich unter Panikattacken leide und hat erst Mal alle neugierigen Menschen weg gescheucht und dann nachgefragt, ob ich eine Panikattacke hatte. Das zweite Mal war in einem Krankenhaus, in dem ich leicht panisch, in der Notaufnahme auf die Behandlung wartete und ein junger Arzt auch merkte, dass irgendetwas etwas nicht stimmte und mich auf Panikattacken ansprach und meinte, jo, ich würde da wie seine Mama sitzen, die auch unter Panikattacken leidet und der mich dann wirklich freundlich, wie er war, erst mal mit Medikamenten ruhig gestellt hat, weil da konnte ich leider nicht aus der Situation raus gehen.

Im Flughafen, bei hohen Aussentemperaturen und innen Klimaanlage bei einem Urlauber, nach Party-urlaub würden wahrscheinlich auch Kreislaufprobleme die erste Idee sein, auf die ein Arzt kommt, da der Patient vermutlich zu wenig geschlafen, zu wenig gegessen und zuviel Alkohol zuvor getrunken hat. Dazu logischer Weise etwas Nervosität des Patienten wegen der Frage, ob der Patient nun fliegen darf oder nicht. Da ist Panikattacke nicht die erste Wahl der Diagnose.

Hinzu kommt, die meisten Patienten, die wissen, dass sie unter Panikattacken leiden, sind Meister darin, so etwas zu verbergen, weil sie einfach versuchen, sich nicht in eine triggernde Situation zu begeben . Die meisten "normalen" Leute halten einen nun für leicht bescheuert, wenn man erklärt, also nö, ich kann nur 5 Minuten vor Ladenschluss einkaufen und wenn der Laden leer ist, weil bei mehr als drei Leuten bekomme ich Panik. Oder nein, ein volles Restaurant betrete ich nicht, weil ich Panik bekomme, wenn ich da mit 50 Leuten an drei Meter Buffet stehe.

Letzteres könnte übrigens eine Erklärung sein, daß Lars wenig im Urlaub gegessen hat, weil ihn die Situation beim Essen im Hotel nervte und er vielleicht auch deswegen nicht bei MC Donalds anstehen wollte.

Das heißt nicht, dass er nicht, wie ja auch geschehen, Party machen konnte und in die Clubs ging, wenn er gut drauf war. Es kommt nämlich auch auf die jeweilige Tagesverfassung an, ob es zur Panik kommt oder nicht.

Coconut19 schrieb:Hinzu kommt, die meisten Patienten, die wissen, dass sie unter Panikattacken leiden, sind Meister darin, so etwas zu verbergen, weil sie einfach versuchen, sich nicht in eine triggernde Situation zu begeben .

Jo versteh ich. Aber mal im Ernst. Schickt jemand der das von sich weiss, alle seine Bezugspersonen weg, lässt sich von nem wildfremden in irgendeine Absteige fahren und nimmt ein Medikament, was er noch nie gesehen hat? Das sieht mir nicht nach einer gelebten Vermeidung aus.

willybald schrieb:Jo versteh ich. Aber mal im Ernst. Schickt jemand der das von sich weiss, alle seine Bezugspersonen weg, lässt sich von nem wildfremden in irgendeine Absteige fahren und nimmt ein Medikament, was er noch nie gesehen hat? Das sieht mir nicht nach einer gelebten Vermeidung aus.

Jo, kann sein, muss aber nicht sein. Ich gebe zu, zum Entsetzen meiner Familie, probiere ich auch schon Mal etwas aus, was jetzt so auf den ersten Blick nicht unbedingt förderlich aussieht, einfach, um auszuprobieren, wie weit ich gehen kann. Meistens geht es gut.

Aber du hast Recht, die Diskussion um Panikattacken ist an sich müßig, weil es zwar manche Reaktionen oder Handlungen von Lars erklären kann, wenn er es wusste, dass er darunter leidet, wie ab und zu Rückzug, nicht Beteiligung am Essen etc, auch noch zur Vermeidung einer sich ankuendigenden Attacke, das Arztzimmer zu verlassen und sich auf und davon zu machen.

Es erklärt aber nicht, wie ich schon schrieb, warum er nach dem Verlassen des Flughafens nicht wieder auftauchte und verschwand.

Kognitiv ist man ja nicht eingeschränkt und wenn man Ursachenforschung betreibt, warum man überhaupt Panikattacken hat, jetzt nicht vom Auslöser her gesehen, sondern Ursache Stress, Depressionen, ängstliche Persönlichkeit etc, dann ist da auch nichts bei, was zu einer kognitiven Beeinträchtigung führt, Richtung Amnesie oder ähnliches.
Nach Beruhigung der Lage überlegt man ganz normal, was kann ich jetzt tun. Und Geld und Pass hatte er ja noch dabei, so dass er auch seine Mutter hätte anrufen können, vom call Shop, nächsten Hotel etc und auch ohne Gepäck hätte reisen können. Das Busticket war ja schon gebucht.

Von daher auch mit Panikattacken ist der weitere Weg von Lars nach dem Abgang aus dem Flughafen nicht vernünftig nachzuvollziehen.

Weiß nicht, ob das jetzt hier schon Thema war...

1. Um nochmal auf das Medikament zurück zu kommen. Vielleicht nahm er ja eine Tablette am Abend zuvor. Als er
dann auf dem Flughafen angekommen war, könnte er ja auch Angst bekommen haben, dass er beim Flug Schmerzen bekommt und hat sich gedacht: nehme ich doch jetzt nochmal eine, oder nee besser gleich zwei, für alle Fälle. Doppelt hält ja bekanntlich besser.
Und während seines Arztbesuches haben die Dinger dann angefangen zu wirken, inklusive Nebenwirkung, so dass er sich dachte, ich muss hier raus. frische Luft etc...

2. Die Postkarten
Steht es zu 100% fest, dass er welche gekauft hat? Wenn ja, tat er dass immer am letzten Tag? Kaufte er die Karten um sie auch am letzten Tag mit Text zu verschicken oder nahm er sie unbeschrieben einfach nur als Andenken mit? Wo sind diese Karten jetzt? Hat jemand eine Karte erhalten und wenn ja, mit welchem Inhalt?

willybald schrieb:Warum er gelaufen ist, ist ja Spekulation. Wie er gelaufen ist, sieht für mich halt nicht nach Flucht aus, sorry.

Genau. Mir scheint eher, er erwartet draussen etwas oder jemanden zu sehen. Er läuft heraus, bleibt stehen, schaut sich um, prüft dabei noch (instinktiv?) ob er seinen Geldbeutel dabei hat.

Stradivari schrieb:Will er jemanden treffen u jetzt eilt es?

Danach sieht es zumindest aus. Jedenfall nicht nach einer Verfolgung durch einen Unbekannten, sondern genau umgekehrt: als läuft er hinter jemandem her.

Cyrus114 schrieb:Evtl. kam dieser ominöse Mitarbeiter einfach in die Praxis, wo LM gerade irgendwo auf den Arzt wartend sass.

So habe ich das immer verstanden.

Stradivari schrieb:Aber ich persönlich denke, die fehlenden Puzzleteile sind vorher zu suchen .
Rund um den Vorfall mit der Verletzung .

Das scheint mir auch das Fazit zu sein. Denn bei allem, was wir wissen, bleibt, dass seine Bayern-fans story sehr unglaubwürdig ist. Es wurde hier ja schon mal angedacht: hat er Angst, dass er offizielle Schwierigkeiten bekommt? Eventuell gar von der Polizei, weil jemand gegen ihn Anzeige erstatt hat? Wir wissen, niemand hat das, aber vielleicht befürchtete er das?

Er hupft dann über den Zaun und verschwindet. So merkwürdig das ist, ich halte es durchaus für möglich, dass sein endgültiges Verschwinden erst durch etwas/jemanden ausgelöst wurde, was nach all diesen Vorgängen geschah und insofern nichts mit dem zu tun hat, was vor der Ankunft am FH geschah.

Ich denke- der ganze Urlaub, merkwürdiges Verhalten, er hat „wenig gegessen“, die Prügellei, seine tatsächliche Ohrverletzung, die Szene in dem Hotel wo er sich verfolgt fühlt, das keiner der Freunde bei ihm bleibt, das Abhauen am Flughafen, edvist schon sehr wirr und skurril.
Es ergibt einfach keinen zusammenhängenden Sinn.

Am Flughafen das Finale, er türmt dort beim Doktor und verschwindet.

Entweder er taucht irgendwann wieder auf und hat eine gute Erklärung- oder der Fall wird nie gelöst werden, es gibt keine Logik. Die einzige Annahme, die Fakt ist- seine Ohr Verletzung. Die Szene am Flughafen. Dat wars.

Obsi schrieb:Sie war zwar auf Bulgarisch geschrieben, aber Frau Mittank selbst kann Russisch, was dem Bulgarisc

Und trotzdem hat niemand sie am Flughafen verstanden. Manchmal hat man aber auch wirklich Pech.

Ich komme nicht über den Drogen Aspekt hinweg.
Also nicht schmuggeln oder so. Ich kenne ihn leider nicht. Da müsste man alles nochmal wirklich sehr genau mit den anderen durchgehen. Lars scheint ja keine Berührungsängste gehabt zu haben. Dabei ist es nun nicht unwahrscheinlich, dass er dort jemanden kennengelernt hat. Was wenn alles tatsächlich war, wie wir es heute wissen. Vielleicht hat er ein paar Dinge ein bisschen ausgeschmückt.
Vielleicht wollte er sogar fliegen, war aber tatsächlich noch druff. Keine Ahnung was ihn da geritten hat, aber irgendwas war es sicher. Nach einer Nebenwirkung von dem Antibiotikum sieht das für mich nicht aus. Vielleicht hatte er auch noch was dabei.
Vielleicht ging das Überwinden des Zaunes doch nicht so leicht, wie er dachte. Vielleicht hat er sich dabei verletzt, sich das T-Shirt, oder die Hose, oder beides zerrissen und ein paar Schrammen abbekommen. Wenn man zerschrammt und mit kaputten Klamotten trampen will, ist das so auch nicht leicht.
Keine Ahnung wieviel Kohle er noch hatte, aber vielleicht hat er sich zeitnah ein neues Shirt und/oder ne neue Hose gekauft. Das ist ja in so einem Touristenort keine Hürde. Vielleicht war die Bekanntschaft vorort auch eine erste Anlaufstelle.
Vielleicht war jetzt erstmal die Kacke am Dampfen, weil er es nicht erklären konnte oder auch gar nicht wollte. Vielleicht ist er dann erst in etwas reingeschlittert.
Vielleicht ist ihm sogar bewusst, was er „angerichtet“ hat und verdrängt das alles.

willybald schrieb:Vielleicht war jetzt erstmal die Kacke am Dampfen, weil er es nicht erklären konnte oder auch gar nicht wollte. Vielleicht ist er dann erst in etwas reingeschlittert.
Vielleicht ist ihm sogar bewusst, was er „angerichtet“ hat und verdrängt das alles.

Und wenn schon. Hat er halt ein paar Drogen genommen, vielleicht ein bisschen Mist gebaut. Wenn er polizeilich in Erscheinung getreten wäre, hätte man es doch erfahren. Dann läuft er auch nicht zu drei Ärzten und gibt bei jedem seinen Ausweis ab, sodass diese seine Daten haben und die Polizei oder was weiß ich wer zurückverfolgen könnten.
Dann hätte er sich mit seinen Freunden in den Flieger gesetzt und wäre nach Hause geflogen und hätte seinen Aufenthalt nicht noch herausgezögert.
Und die Tage nach dem „Schlag“ wäre er sicher nicht mehr feiern gegangen.
Und was soll das bitte gewesen sein, in das er reingeschlittert ist, dass er sich jetzt 6 Jahre nicht meldet und deswegen sein Leben auf der „Flucht“ verbringt?
Damit kann ich mich nicht anfreunden.

Trotzdem brauchte man keinen Pass. Hier ein externer link:

https://www.holidaycheck.de/foren/bulgarien-51/brauch-man-jetzt-einen-reisepass--35413

Dass LM nach der Pöbelei einen Arzt aufsucht verstehe ich ja noch. Zumal dann auch einen Trommelfellriss diagnostiziert wird. Dass dieser allgemein Arzt ihn an ein KH überweist mag formell richtig sein. Was ich aber überhaupt nicht verstehe ist, warum LM dann trotzdem ins KH fuhr. Er lehnt ja eine medizinische Behandlung ab. Ich hätte mir vom Arzt ein Antibiotika verschreiben lassen. Was doch in einem solchen Fall üblich wäre. Da versteh ich den Arzt auch nicht. Was LM letztlich noch beim FH Arzt wollte versteh ich genauso wenig.

schluesselbund schrieb:Ich hätte mir vom Arzt ein Antibiotika verschreiben lassen. Was doch in einem solchen Fall üblich wäre. Da versteh ich den Arzt auch nicht. Was LM letztlich noch beim FH Arzt wollte versteh ich genauso wenig.

Ich hatte erst vermutet,er wollte unbedingt ein Flugverbot für seine Auslandskrankenversicherung, aber das ist Quatsch, nachdem ich hier alles gelesen habe.
Vielleicht war er wirklich überängstlich in Bezug auf Krankheiten und wollte ganz sicher gehen, dass auch definitiv nichts schlimmmes ist. Auf die eine Art will man unbedingt die Sicherheit, dass wirklich nichts ist, aber auf die ander Art hat er dann jede Behandlung abgelehnt, weil da dann wieder die Angst zu gross ist, ob die das in Bulgarien richtig machen.

harryhole schrieb:Auf die eine Art will man unbedingt die Sicherheit, dass wirklich nichts ist, aber auf die ander Art hat er dann jede Behandlung abgelehnt, weil da dann wieder die Angst zu gross ist, ob die das in Bulgarien richtig machen.

In beiden Fällen hätte er auf ein anderes Transportmittel umsteigen können. Und vor allem hätte er sich gemeldet.

@falstaff
Er hat sich halt nicht richtig getraut, seiner Mutter einfach zu sagen, das er länger bleiben möchte. Schließlich wurde er ja zu Hause dringend gebraucht.
Und zweitens: Warum ist er dann nicht einfach mit den Freunden wie geplant nach Hause geflogen? Warum ist er nicht Tags darauf einfach nach Hause geflogen? Warum ist er nicht einfach mit dem Taxi zum Bus und dann nach Hause gefahren?
Weil er m.M.n. einfach nicht nach Hause wollte - alles andere sind Räuberpistolen.