Germanwings-Maschine mit 150 Menschen in Südfrankreich abgestürzt

@Tibetdog

Tibetdog schrieb:Der einzige Sinn ist, dass der Psychiater/Psychologe sich danach besser fühlt.

Für gewöhnlich schätze ich deine Beiträge sehr, wenn man sich mit dem Hintergrund von bestimmten Verfahrensweisen jedoch nicht auskennt, sollte man entweder gut recherchieren oder aber es unterlassen, unreflektierte Äußerungen von sich zu geben.

@Tibetdog

Gleiches gilt hierfür:

Tibetdog schrieb:Es gibt keine apparative Diagnostik in der Psychiatrie und das wird immer so bleiben.

Sicherlich steht in keiner Psychiatrie ein CT herum, allerdings gibt es eine Vielzahl an zuverlässigen diagnostischen Verfahren. Faktor X wird in keinem Berufsfeld ausgeschlossen werden können - weder im medizinischen, noch technischen noch psychologischen.

@traces
Ich arbeite in dem Bereich, vielleicht sind dir meine Beiträge zu praktisch und ehrlich ;-))

@Tibetdog

Ach weißt du, mittlerweile bin ich so liberal, anzuerkennen, dass in gleichen Arbeitsbereichen unterschiedliche Fachmeinungen und Verfahrensweisen herrschen. Ich kann da auch nur von meinem Fachbereich sprechen. Wenn's in deinem anders läuft, finde ich das schade.
Aber nix für ungut.

Das gefällt mir - 2 Fachleute unter sich :)
... "da streiten sich die Gelehrten..." (nicht bös gemeint :) )

@Optimist

....tja, Schw...vergleiche unter Fachleuten müssen auch mal sein ....aber es darf jetzt im topic auch weitergehen ;)

vielleicht können die Fachleute mal was zu den Medis sagen oder was dazu, dass AL von einem Kinder und Jugendarzt behandelt wurde, der ihm dieses so wichtige Attest ausgestellt hat..

@FadingScreams

Meinst du den Auszug von der vorangegangenen Seite?

Das hat kein Arzt sondern ein Dipl.-Psych. ausgestellt, der neben einer Therapieausbildung in einem Richtlinienverfahren (welches steht leider nicht dabei, aber ich gehe mal von Verhaltenstherapie aus) absolviert hat (daher der Titel Psychologischer Psychotherapeut) sowie zusätzlich eine Therapieausbildung im Kinder- und Jugendlichen-Bereich absolvierte. Davon ist zumindest auszugehen, wenn er seine Titel korrekt wiedergegeben hat. Hat er beide Titel inne, ist er sowohl für die therapeutische Arbeit mit Erwachsenen, als auch mit Kindern und Jugendlichen befähigt.

Citalopram und Mirtazapin wurden AL von einem Facharzt für Psychiatrie oder Neurologie verschrieben. Beides sind Antidepressiva, wobei Citalopram (oder auch Cipralex genannt) eher leicht stimmungsaufhellend und anregend wirkt und daher empfohlenermaßen eher morgens/ tags eingenommen wird. Mirtazapin wirkt eher beruhigend und dämpfend, wird daher oft gern verabreicht, wenn starke innere Unruhe oder Schlafstörungen bestehen, daher wird es i.d.R. abends eingenommen.

@FadingScreams

Du möchtest bei Cipralex und Mirtazapin vermutlich auf die Nebenwirkungen hinaus, die in beiden Fällen auf ein erhöhtes Suizidrisiko hinweisen. Allerdings nicht zu vergessen, dass die Medikation eingestellt werden konnte und er als "geheilt" galt.

Danke@traces
@Interested

Zu dem Mirtazapin hatte ich in der Absetzphase was zu erhöhtem Suizidrisiko gefunden. Allerdings auch "nur" in einem Forum wo ein Betroffener auch von übelsten Albträumen als Nebenwirkung geplagt gewesen sein soll - die schrecklichsten Dinge sollen sich in seinen Träumen abgespielt haben.. bei einem der Medis kamen auch Sehstörungen bei den Nebenwirkungen vor..

..aber wir wissen ja nicht, welche Medikamente bei AL gefunden wurden..

mal angenommen er hat diese Medikamente doch noch genommen. Wie lange wären sie nachweisbar gewesen?

Bei Kindern und Jugendlichen können Aggressivität und insbesondere verstärkte Suizidalität auftreten; auch fehlen für sie Langzeitdaten zur Sicherheit. Bei einem plötzlichen Absetzen treten mitunter Symptome (leichte Unruhe, vorübergehende Schlafstörungen, leichtes Schwitzen) auf. Weiterhin können in seltenen Fällen Missempfindungen der Haut, Albträume und Halluzinationen, Verwirrtheit und Krampfanfälle auftreten, und das extrapyramidalmotorische System kann erheblich gestört werden. Es wird von Knochenmarkdepression bei der Behandlung mit Mirtazapin berichtet.

Wikipedia: Mirtazapin

Unter Behandlung mit Cipralex können sich die Symptome der Depression insbesondere suizidales Verhalten verschlechtern. Besonders gefährdet sind junge Erwachsene unter 25 Jahren. Wenn Sie eine Verschlechterung der Depression verspüren oder vermehrt unter quälenden Gedanken leiden, sollten Sie umgehend Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin kontaktieren.

https://www.diagnosia.com/de/medikament/cipralex

@FadingScreams

Da wir nicht wissen, welche Medikamente er eingenommen hat und/oder es dadurch zu besagten Nebenwirkungen kam, ist es müßig, sich darüber zu unterhalten. Letztendlich läuft die Diskussion doch darauf hinaus, dass A.L. nicht Herr seiner Sinne war. Vermutlich aber wollte er genau das tun, was er getan hat.

@FadingScreams

...also meinen Erfahrungen nach besteht eher bei Citalopram in der Ansetzphase ein erhöhtes Risiko für Suizidgefahr, da es wie gesagt anregend und aktivierend wirkt (also die Handlungsschwelle herabsetzt). Bei Mirtazapin ist diese Gefahr eher gering, es sei denn, es wird abgesetzt, wenn die grundlegende Stimmungslage noch nicht verändert/ bzw. noch kein therapeutischer Fortschritt erzielt worden ist und es dennoch schon abgesetzt wird, da man dann erneut rapide in ein Tief rutschen kann.

Die Nebenwirkung Sehstörung bezieht sich i.d.R. lediglich auf verschwommenes Sehen (oder erhöhte Lichtempfindlichkeit), ähnlich dem, wenn man übermüdet ist. Ist das Medikament eingeschlichen und wird regelmäßig eingenommen, lassen diese Nebenwirkungen meist nach.

FadingScreams schrieb:mal angenommen er hat diese Medikamente doch noch genommen. Wie lange wären sie nachweisbar gewesen?

Im Blut sicher nachweisbar, da sie über Leber und Niere verstoffwechselt werden. Aber manche Ärzte testen ja auch den Medikamentenspiegel, um die Dosis ggf. zu erhöhen oder herabzusetzen. Leider wissen wir ja nicht, was er wann genommen hat und ob er es ausgeschlichen hat.

Interested schrieb:m Blut sicher nachweisbar, da sie über Leber und Niere verstoffwechselt werden. Aber manche Ärzte testen ja auch den Medikamentenspiegel, um die Dosis ggf. zu erhöhen oder herabzusetzen. Leider wissen wir ja nicht, was er wann genommen hat und ob er es ausgeschlichen hat.

mir ging es darum, ob es bis zur nächsten Untersuchung im Juni nachweisbar gewesen wäre.. also ob er es jetzt vielleicht schon abgesetzt hatte - vielleicht auch wegen der angeblichen Sehstörungen.

du hast wohl Recht @Interested dass es müßig ist darüber zu diskutieren oder überhaupt darüber nachzudenken. Dennoch frage ich mich, warum verschweigt er 2010 in Phoenix, was er 2009 schon der LH mitteilte.

@FadingScreams

Kommt ja immer noch drauf an, was er überhaupt eingenommen hat. Und was er warum verschwiegen hat, werden wir auch nicht mehr erfahren. Derjenige, der all die Fragen beantworten könnte, ist tut. Wir können hier nur mutmaßen und spekulieren, um es für uns verständlicher zu machen - aber wird es das tatsächlich?

Vielleicht werden ja irgendwann noch Infos veröffentlicht, was er eingenommen hat und grundsätzlich ist es ja schlimm, dass Suizid sein einziger Ausweg war.

nochmal kurz zu den Nebenwirkungen vom Mirtazapin und dann ist auch Schluss für heute ;)

Es war furchtbar und unerträglich so müde zu sein und so entschied ich mich zusammen mit meinem Neurologen für die Einnahme von Mirtazapin. Es gehört ebenfalls zur Gruppe der Antidepressiva. Ich begann mit einer halben Tablette (7,5 mg) und die Wirkung haute mich um. Ich nahm die Tablette etwa 1 Stunde vor dem gewünschten Einschlafzeitpunkt und schlief dann auch einfach ein. Die ersten Tage waren sehr schlimm, weil ich etwa 15 Stunden durchgeschlafen habe aber inzwischen hat sich mein Körper an die Tablette gewöhnt und ich kann viel besser einschlafen. Eine Nebenwirkung ist jedoch die Traumveränderung. Anfangs hielt ich diese Nebenwirkung für unwichtig, aber sie machte sich leider sehr stark bemerkbar. Ich habe JEDE Nacht Albträume der Extraklasse.. furchtbare Dinge spielen sich ab und man ist Morgens durchgeschwitzt und fertig mit den Nerven.
http://www.sanego.de/18874_Nebenwirkungen_von_Cipralex-und-Mirtazapin

Interested schrieb:Weiterhin können in seltenen Fällen Missempfindungen der Haut, Albträume und Halluzinationen, Verwirrtheit und Krampfanfälle auftreten, und das extrapyramidalmotorische System kann erheblich gestört werden. Es wird von Knochenmarkdepression bei der Behandlung mit Mirtazapin berichtet.

Wikipedia: Mirtazapin

Ist als Nebenwirkung doch auch aufgeführt. Aber lt. FAA hat er beide Medikamente erfolgreich absetzen können und das war ja nun ein paar Jahre her. Du suchst nach Entschuldigungen und Erklärungen für die Tat - selbst wenn er diese Medikamente tatsächlich genommen hat, hätte ER es melden müssen und ER ebend auch die Krankschreibung einhalten müssen. Jetzt wirst Du gleich argumentieren, dass er das aufgrund veränderter Persönlichkeit vielleicht nicht konnte...er konnte ja auch ganz "normal" zur Arbeit gehen und so tun als ob. Also steuerungsfähig war er schon!

nein @Interested
ich suche wirklich nicht nach einer Entschuldigung. Ich bin höchstens wütend, dass man einem kranken Menschen seinen Traum vom Fliegen erfüllt hat und ihn dann mit den für mich absehbaren Folgen - nicht dem unbedingten Suizid, aber dem Risiko des Rückfalls - allein gelassen hat. Damit habe ich ein Problem.

@FadingScreams
wie kommst du denn darauf dass er allein gelassen wurde? Man kann einem Mensch immer nur vor den Kopf schauen. Wenn er gut vertuscht hat dann konnte auch nicht der beste Psychotherapeut ahnen was in ihm vor ging...

@FadingScreams

Gibt auch sowas wie ne Eigenverantwortung und ich habe auch keine Lust, Schuld-Statthalter zu suchen. Man hat es damals erkannt und reagiert - ab da lag es in der Verantwortung des Co, wenn er genesen wollte und das bedeutet manchmal eben auch, Träume aufzugeben.