Ich kann zwar nachvollziehen, dass sich Freunde und Familie der S. an die Theorie von einem oder mehreren aussenstehenden Mördern klammern, weil sie sich weder vorstellen können, dass MS seine Frau und Tochter umgebracht hat, noch das SS sich mit der Tochter quasi auf Kosten ihres Mannes abgesetzt hat. Persönlich glaube ich aber nicht daran.
Es geschieht leider immer wieder, dass Menschen plötzlich extrem handeln, von denen ihr Umfeld so etwas nie geglaubt oder erwartet hätte. Schaut man sich die Berichterstattung über Amokläufer (Erfurt, Winnenden), Selbstmörder, sogar Mörder (Manfred S.) an, immer wieder liest man, dass Freunde, Familie, Nachbarn keinen Schimmer hatten, was da unter der Oberfläche brodelt.
Gerade ist wieder ein Bericht aktuell in den Schlagzeilen über einen Familienvater, der seine Frau und zwei Stieftöchter ermordet hat - eine davon konnte gerade noch den Notruf wählen, so dass der Mann aufgehalten wurde, bevor er auch seine leibliche Tochter und sich selbst umbringen konnte:
http://www.bild.de/news/inland/mord/vater-metzelt-ehefrau-und-stieftoechter-nieder-46602316.bild.htmlIn dem Artikel heisst es "Er hat sehr an dem Kind gehangen, wollte es nicht allein zurücklassen."
MS wurde von Freunden und Familie als ein "Kümmerer" beschrieben. Auch hier könnte in dem Gedankenprozess, der letztendlich zu seinem eigenen Selbstmord führte, der Gedanke aufgekommen sein, seine Lieben nicht alleine zurückzulassen.
Für sehr wichtig bei der Einschätzung des Geschehens halte ich zwei Feststellungen der Polizei, die in vielen Artikeln erwähnt werden, aber mangels sensationeller Details ein wenig untergehen:
1. Es besteht ein mögliches Motiv für einen erweiterten Selbstmord seitens MS.
2. Es ist ein Ereignis bekannt, das ein konkreter Auslöser für die (wie auch immer gelagerte) Tat gewesen sein kann.
zu 1.
Dieses Motiv ist lt. Polizei im privaten Bereich der Familie anzusiedeln, Details werden daher nicht bekannt gegeben.
- Für Trennungsabsichten seitens SS gibt es aber (entgegen anderslautender Zeugenaussagen) laut Polizei keine Hinweise.
- Zur finanziellen Situation der Familie gibt es in den Artikeln, die ich gelesen habe, nur Recherchen und Spekulationen der Journalisten, aber keine Aussagen der Ermittler. Zumindest im Umfeld der Familie scheint niemand von finanziellen Problemen gewusst zu haben, das aber kann alles und nichts bedeuten; mit so etwas geht man ja auch nicht unbedingt hausieren.
zu 2.
Robin76 schrieb:Einen möglichen Auslöser gibt es, doch darüber darf Düker nicht reden.
"Der Tag vor dem Verschwinden war anders als sonst. Irgendetwas hat die Familie bedrückt", sagte er im Herbst.
(Quelle:
http://www.stern.de/panorama/stern-crime/drage--mutter-und-tochter-seit-einem-jahr-vermisst-6910894.html)
Das wäre der 21. Juli gewesen.
Am Nachmittag/Abend dieses Tages wurde die Familie noch auf einem Reiterhof in Drage gesehen.
Am 22. Juli hat Miriam anscheinend noch eine Freundin aus der Nachbarschaft vor dem Haus getroffen, mit der sie gemeinsam in die Reiterferien wollte, und hat gemeint, sie weiss noch nicht, ob das klappt. (Quelle wie oben). Die Tageszeit ist unbekannt.
Das würde dazu passen, dass zumindest die Eltern am Vortag eine Information bekommen haben, die die geplante Zukunft in Frage stellt. Da Miri mit ihrer Freundin noch gelacht hat und gewirkt hat wie immer, haben die Eltern sie vielleicht nicht über die ganze Tragweite informiert, sondern ihr - was auch immer es war - schonend beigebracht.
Da fragt man sich natürlich, was das gewesen sein kann, dass die bereits bezahlten (!) Reiterferien ins Wanken bringt.
Die Aussage der Nachbarin (Mutter der Freundin) im Stern kollidiert im ersten Moment mit der Information, dass Miriam an diesem Tag krank zuhause gewesen ist, aber da sie ja den Arzttermin nicht wahrgenommen hat und die Familie am Nachmittag am See gesehen wurde, kann es ihr durchaus im Laufe des Tages etwas besser gegangen sein.
Widersprüchlich sind auch die Aussagen, dass Miriam noch bis ca. 14 Uhr mit einer Freundin per WhatsApp Kontakt hatte,
dass aber MS um 13:45h eine SMS an SS schickte, derzufolge es der Tochter schlechter gehe. (bei XY)
Das spricht dafür, dass MS um diesen Zeitpunkt herum seinen Entschluss gefasst hatte und ihn nun so bald wie möglich in die Tat umsetzen wollte.
Ich glaube, um 19:30h, als er mit dem Schwiegervater telefoniert hatte, waren die beiden Frauen schon tot.
Das "haben sich schon schlafen gelegt" ist für die Uhrzeit so ungewöhnlich, und in dem Zusammenhang zu eindeutig.