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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

11.655 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Wald, Entführung, München ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

22.03.2018 um 09:40
@robernd

Danke für die Info.

Das passt jetzt alles zusammen, es gibt ein stimmiges Bild ohne Widersprüche. Da wurde das Gerät von irgend jemanden für den Zweck beschafft, um die wesentlichen Aufnahmen dieser Bänder zu sichern. Dieser dürfte vorher ein ganz anderes Bandgerät besessen haben, was vielleicht entsorgt wurde oder defekt war. Nachdem das Bandgerät zu diesem Besitzer gewechselt ist, wurde die Tonkopfeinstellung korrigiert und mit dem Gerät erfolgten offenbar nie mehr Eigenaufnahmen. Dieser dürfte das Gerät dann samt dieser Bänder weiter verkauft haben.

Ich hatte vor etwa einem Jahr auch ein Tonbandgerät verkauft und der Besitzer wollte genau das gleiche machen.

Ich schätze, dass die Flohmarkt-Sache zutrifft. Hier konnten sich die befragten Leute schlicht und einfach nicht ausreichend mehr erinnern oder es wurden nicht alle befragt.

Hier sitzt mit hoher Wahrscheinlichkeit der Falsche im Gefängnis.

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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

22.03.2018 um 10:32
Zitat von SCMP77SCMP77 schrieb:Hier konnten sich die befragten Leute schlicht und einfach nicht ausreichend mehr erinnern oder es wurden nicht alle befragt.
Vielleicht konnten sie sich auch zu gut erinnern. Es gibt ewig lange Vernehmungsprotokolle dazu. Werner M. konnte den Flohmarkt in allen Details richtig beschreiben, bis zum Generator, mit dem er das Gerät (angeblich müssen wir sagen) ausprobiert hatte. Die Polizei hat den Flohmarkt Betreiber und die Besitzer anderer Stände befragt. Allerdings mit deutlichem Bezug zu einem Kapitalverbrechen. Niemand wusste etwas zu dem Gerät oder einem Stand an der beschriebenen Stelle. Manchmal gelangen auf dem Flohmarkt angebotene Teile auch nicht ganz legal an die Verkäufer.

Gruß RoBernd


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

22.03.2018 um 11:09
@robernd

Das ist richtig.

Wäre aber wirklich das Tonbandgerät ausgerechnet das gewesen, was damals verwendet wurde, wäre das natürlich weltfremd.

Die Gutachterin hat aber dem Gericht - bewusst oder unbewusst - weiß gemacht, dass es "wahrscheinlich" sei. Das kann man jetzt - nach allem was wir wissen - eigentlich nicht mehr behaupten.

Vielmehr deckt sich die Sache mit den Tonbändern, welche dabei lagen und
Das Problem ist,eben, dass das Gericht das unter einem vollkommen verkehrten Zeichen betrachtet hat. Ohne dies hätte u.U. das Gericht die von Dir angedeutete Möglichkeit auch in Betracht ziehen müssen.

Wenn man rein die Betrachtungsweise der Gutachterin hernimmt, kann man gerade noch das erste Gericht verstehen. Aber diesem Gutachten liegen eben schwerste Lücken und fehlende Betrachtungen zu Grunde. Es ist einzig und allein darauf gerichtet, die Verwendung in Fall zu belegen, andere Möglichkeiten werden erst gar nicht in Betracht gezogen. Eigentlich hätte aber das dem ersten Gericht schon auffallen müssen, aber vielleicht war es von der angeblichen "Kompetenz" der Gutachterin geblendet, die sie aber zumindest im vorliegenden Fall nicht gezeigt hat.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

22.03.2018 um 11:17
Meine Gedanken zu der im Wald verlegten Signalleitung: Es wäre sicher möglich gewesen, darüber Feldtelefone zu verbinden, diese sind aber groß und unhandlich, außerdem auffällig und laut. Wenn diese Signalleitung mit der Entführung in Verbindung stehen sollte, glaube ich immer noch an ein optisches Signal, z. B. eine kleine Glühlampe, das einfach signalisieren sollte, dass das potentielle Opfer jetzt kommt bzw. von der anderen Seite die "Luft rein" ist.

Zu dem Radio aus der Kiste: Dass der UKW-Empfangsbereich um 4 MHz verschoben ist, macht eigentlich nur Sinn, wenn das Radio zum Abhören des Polizeifunks im 4 m-Band umjustiert wurde. Das wurde damals öfters gemacht und war kein Hexenwerk. Das 4 m-Polizeifunk-Band umfasst nämlich 4 MHz und geht von 84..88 MHz, ab 88 MHz beginnt der UKW-Bereich. Eine Verschiebung in die andere Richtung würde bedeuten, dass der Flugfunk abgehört werden sollte. Dies macht aber weniger Sinn, da der Flugsprechfunkbereich erst von 118 MHz aufwärts beginnt. Darunter sind nur Flugnavigationssender zu empfangen.
Da WM zugegeben hat, zu der damaligen Zeit den Polizeifunk abgehört zu haben, ist das m. E. ein weiteres Indiz gegen WM.
In der Einstellung Mittelwellenempfang müsste es m. E. durchaus möglich gewesen sein, auch in der Kiste Radio-Empfang zu haben, da starke Mittelwellensender auch etwas in den Boden eindringen. Dann macht aber der angelötete Antennendraht als Ersatz für die UKW-Teleskop-Antenne wiederum keinen Sinn, denn für Mittelwellenempfang wird ja nicht die UKW-Teleskop-, sondern die eingebaute Ferritantenne verwendet.
Meine Vermutung: Das Radio wurde bewusst zum unauffälligen, mobilen Abhören des Polizeifunks umgebaut. Dazu wurde der Empfangsbereich um die erwähnten 4 MHz nach unterhalb des UKW-Rundfunkbands verschoben und die sperrige UKW-Teleskopantenne durch einen Draht ersetzt, damit das Radio unauffällig, z. B. unter einer Jacke oder in einer Jackentasche mitgeführt werden konnte. Statt des Lautsprechers wurde ein Ohrhörer benutzt und der flexible Draht wurde unter der Jacke befestigt, z. B. mit einer Sicherheitsnadel oder einem Klebestreifen, als unauffällige UKW-Antenne verwendet. Das muss nicht unbedingt direkt etwas mit der Entführung zu tun haben, vielleicht hatte der Entführer das Radio einfach noch übrig, weil er mittlerweile ein anderes Radio hierfür umgebaut hat und sich gedacht, er könne es ja noch für die Entführung verwenden.
Trotzdem sehr merkwürdig mit dem nach außen geführten Antennendraht. Deshalb schließe auch eine Modifikation wie von
Zitat von yasumiyasumi schrieb:wäre es irgendwie möglich, dass dieses Radio als eine Art "Walkie Talkie" oder "Gegensprechanlage" gedacht war, um mit der Person in der Kiste zu kommunizieren, vielleicht auf einer individuellen Frequenz? Oder vielleicht auch mit Hilfe eines Klingeldrahtes?
vermutet nicht gänzlich aus. Dazu müsste ich aber wissen, ob das Radio auch geöffnet und von innen auf technische Änderungen untersucht wurde.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

22.03.2018 um 11:28
PS.: Und natürlich hätte dann das Gericht dem Alibi einfach mehr Beachtung schenken müssen. Es hätte dann wieder mehr Gewicht erhalten, wenn das Gutachten nicht in dieser Form ausgefallen wäre. Man kann hier den Fall eben nicht einfach vereinfachen, in dem man behauptet, dass das Gutachten angeblich nicht das einzige gewesen wäre. Alles hätte dann neu bewertet werden müssen, ich vermute, dass es dann zu einem Freispruch gekommen wäre, auch wenn dem Richter das Überwindung kostet.


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2r2n ehemaliges Mitglied

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22.03.2018 um 11:37
@Heidi71
Das mit der Glühlampe wurde schon erörtert.
Welchen Sinn hätte der Polizeifunk für das Opfer in der Kiste?


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22.03.2018 um 12:00
Zitat von 2r2n2r2n schrieb:Welchen Sinn hätte der Polizeifunk für das Opfer in der Kiste?
M. E. keinen, deshalb schrieb ich ja, dass der Umbau des Radios nichts mit der Entführung selbst zu tun haben muss, sondern unabhängig davon schon vorher für andere Zwecke durchgeführt wurde. Das modifizierte Radio war dann einfach noch übrig und wurde vom Täter in die Kiste gegeben. Auf der eingestellten Mittelwelle war ohnehin kein Polizeifunk zu empfangen, den gab es ja nur auf UKW.


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2r2n ehemaliges Mitglied

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22.03.2018 um 12:05
@Heidi71
Dann hat der post keinen Sinn, denn es sind nur Mutmaßungen. Aber vielleicht kann @robernd darauf Bezug nehmen...


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

22.03.2018 um 12:13
Zitat von 2r2n2r2n schrieb:@Heidi71 Dann hat der post keinen Sinn, denn es sind nur Mutmaßungen
Doch, denn es würde bedeuten, dass mindestens einer der Täter darin routiniert war, Radios auf Polizeifunkempfang umzubauen und diesen offenbar regelmäßig abgehört hat.

Und jetzt rate mal, was das mit WM zu tun haben könnte...

Abgesehen davon können wir hier alle nur Mutmaßungen äußern, außer der Täter selbst, wenn er denn hier mitschreiben sollte.


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22.03.2018 um 12:27
Zitat von Heidi71Heidi71 schrieb:Meine Vermutung: Das Radio wurde bewusst zum unauffälligen, mobilen Abhören des Polizeifunks umgebaut.
Damit haben wir eine gewisse Seelenverwandtschaft :) Mir kam mir der Gedanke wegen der veränderten Antenne. Weil es recht neu und gut ist, wäre das naheliegend.
Der Gutachter des Radios betont, dass der UKW-Empfangsbereich nicht in den "nicht-öffentlichen Bereich" hinein reicht. Die Aussage besteht wahrscheinlich so deutlich, weil auch er an den Polizeifunk gedacht hat. Aus den insgesamt recht unklaren Formulierungen ließe sich schließen, das der Empfangsbereich nach oben verschoben war.
Insgesamt sind die Frequenzverschiebung von 4 MHz und die Aussage, dass kein nicht-öffentlicher Bereich empfangen werden konnte, zunächst ein Widerspruch. Falls sich die Verschiebung allein auf schlampige Angaben in der Mitte der Skala bezieht, können die Enden doch passen.

Ich verstehe die Vorgehensweise des Gutachters nicht. Sorry, dass ich schon wieder auf einem Gutachter rumhacke. Da wird ein Problem in die Welt gesetzt, das wahrscheinlich keins ist.
Normalerweise nimmt man sich einen Messsender (sofern man hat) und bestimmt die am Radio eingestellte Empfangsfrequenz. Als nächstes sind die minimale und maximale Empfangsfrequenz zu ermitteln. Die drei Zahlen werden mit Kommentar ins Gutachten geschrieben und fertig. Falls jetzt noch der Verdacht besteht, dass das Radio manipuliert wurde, nehme ich mir das Zweitgerät vor und vergleiche die Angaben. Ja, die Polizei hatte noch ein neues Exemplar, das sie zur Ansicht herumgereicht hat. Falls man keinen Messsender hat, muss man sich einen beschaffen oder tricksen.
Zitat von Heidi71Heidi71 schrieb:Dazu müsste ich aber wissen, ob das Radio auch geöffnet und von innen auf technische Änderungen untersucht wurde.
Die Ermittlungsbeamten sind mit dem Radio in die Werkstatt des Importeurs gefahren. Dort wurde das Innenleben mit der Lupe betrachtet. Das Ergebnis war, dass die Platine weder repariert noch verändert wurde.

Gruß RoBernd


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

22.03.2018 um 12:32
Zitat von Heidi71Heidi71 schrieb:2r2n schrieb:
Welchen Sinn hätte der Polizeifunk für das Opfer in der Kiste?
M. E. keinen, deshalb schrieb ich ja, dass der Umbau des Radios nichts mit der Entführung selbst zu tun haben muss,
Der/die Täter haben dem Kind doch nicht das modifizierte Radio nur zum Musikhören/Zeitvertreib reingelegt, sondern das Kind konnte die Nachrichten und den Polizeifunk abhören, das ihm wiederum die Hoffnung gab, es wird nach ihm bereits gesucht. Das muss man wiederum den Tätern zugute halten, dass sie daran gedacht haben.

JagBlack


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

22.03.2018 um 12:57
Zitat von JagBlackJagBlack schrieb:Der/die Täter haben dem Kind doch nicht das modifizierte Radio nur zum Musikhören/Zeitvertreib reingelegt, sondern das Kind konnte die Nachrichten und den Polizeifunk abhören, das ihm wiederum die Hoffnung gab, es wird nach ihm bereits gesucht. Das muss man wiederum den Tätern zugute halten, dass sie daran gedacht haben.
Nein! Nochmal zum Verständnis: Das Radio, so wie es in der Kiste aufgefunden wurde, war auf Mittelwelle eingestellt, in dieser Einstellung war damit definitiv kein Empfang des Polizeifunks möglich!
Es war m. E. auch nicht beabsichtigt, dass das Opfer in der Kiste Polizeifunk abhören soll, sondern das Radio wurde eben vorher zum Abhören des Polizeifunks umgebaut und benutzt. Das Opfer sollte einen "normalen" Rundfunksender auf Mittelwelle hören können.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

22.03.2018 um 13:03
Zitat von roberndrobernd schrieb:Die Ermittlungsbeamten sind mit dem Radio in die Werkstatt des Importeurs gefahren. Dort wurde das Innenleben mit der Lupe betrachtet. Das Ergebnis war, dass die Platine weder repariert noch verändert wurde.
Technische Änderung bedeutet ja nicht automatisch, dass man etwas an der Platine ändern muss. Vielmehr reicht eine Änderung des Empfangsbereich eine andere Abstimmung der Schwingkreise und das geht über Ferritkerne, welche man in Spulen weiter raus oder reindreht.

Da der Gutachter sagte, dass man nur den öffentlichen Frequenzbereich empfangen konnte, dürfte keine solche Verschiebung vorliegen.

Vielmehr wird es so sein, dass einfach nur der Skala-Mechanismus verstellt war. So wie ich das sehe, scheint es sich um einen Mechanismus zu handeln, wo vom Abstimmrad eine Walze gedreht wird, auf der eine Farbmarkierung befindet, welche über den Umlauf gesehen immer breiter wird. Ich vermute, dass das bei dem Ersatz der Antenne da einfach zu viel ausgebaut wurde, so dass das einfach - ohne Rücksicht auf die richtige Zuordnung - alles wieder zusammengebaut wurde. Vorliegend hätte dann dieser Einbaufehler nur zur Folge, dass bei der Einstellung von hohen Empfangsfrequenzen (104-108 MHz) auf der Skala nur noch ein kurzer der Balken sich zeigt, der eine niedrige Empfangsfrequenz (von 88-92 MHz) nur vorgaukelt. Ich glaube Du wirst wissen, was ich meine. Könnte natürlich auch in der anderen Richtung verstellt gewesen sein, spielt aber für den wirklichen Empfangsbereich (und das ist entscheidend) keine Rolle.
Zitat von Heidi71Heidi71 schrieb:Es war m. E. auch nicht beabsichtigt, dass das Opfer in der Kiste Polizeifunk abhören soll, sondern das Radio wurde eben vorher zum Abhören des Polizeifunks umgebaut und benutzt.
Das würde ich wegen der Aussage des Gutachters ausschließen. Beim Polizeifunk handelt es sich nicht um den normalen UKW-Bereich.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

22.03.2018 um 13:40
Zitat von SCMP77SCMP77 schrieb:Vielmehr reicht eine Änderung des Empfangsbereich eine andere Abstimmung der Schwingkreise und das geht über Ferritkerne, welche man in Spulen weiter raus oder reindreht.
Da muss ich mich korrigieren. Das gilt nur für tiefere Frequenzen. Bei höheren Frequenzen sind die Spulen ferritkernlos, da musste man die Spulen etwas auseinanderziehen oder zusammendrucken oder man drehte an dem Trimmkondensator.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

22.03.2018 um 14:32
Zitat von SCMP77SCMP77 schrieb:Technische Änderung bedeutet ja nicht automatisch, dass man etwas an der Platine ändern muss. Vielmehr reicht eine Änderung des Empfangsbereich eine andere Abstimmung der Schwingkreise und das geht über Ferritkerne, welche man in Spulen weiter raus oder reindreht.
Richtig, oder über die Trimmer am Drehko und ein passendes Zusammendrücken oder Auseinanderziehen der UKW-Luftspulen.
Zitat von SCMP77SCMP77 schrieb:Vielmehr wird es so sein, dass einfach nur der Skala-Mechanismus verstellt war. So wie ich das sehe, scheint es sich um einen Mechanismus zu handeln, wo vom Abstimmrad eine Walze gedreht wird, auf der eine Farbmarkierung befindet, welche über den Umlauf gesehen immer breiter wird. Ich vermute, dass das bei dem Ersatz der Antenne da einfach zu viel ausgebaut wurde, so dass das einfach - ohne Rücksicht auf die richtige Zuordnung - alles wieder zusammengebaut wurde.
Das wäre eine Möglichkeit.

Es gibt jedoch m. E. noch einen Widerspruch: Das Radio war auf Mittelwellenempfang eingestellt. Bei Mittelwellenempfang ist die eingebaute Ferritantenne in Betrieb und die als Ersatz für die UKW-Teleskopantenne angelötete Drahtantenne ohne jede Funktion. Es ergibt also keinen Sinn, bei dieser Konstellation einen an die Drahtantenne angewürgten Draht aus der Kiste nach außen zu führen. Diese Konstruktion erfüllt keinerlei sinnvolle Funktion!

Jetzt mein Szenario hierzu:

Das Radio wurde ursprünglich auf Polizeifunkempfang umgebaut, dazu wurden die Trimmer verstellt und auch das Drehrad mit der Skala des Abstimmkondensators entsprechend versetzt wieder aufgeschraubt, sodass die Frequenzskala zumindest im legalen UKW-Radio-Bereich wieder einigermaßen gepasst hat. Es wäre ja sonst auffällig gewesen, wenn das Radio zur Tarnung bspw. auf Bayern 3 bei 96 MHz eingestellt gewesen wäre und die Skala hätte stattdessen 100 MHz angezeigt. Auch die unhandliche Teleskopantenne wurde durch einen unauffälligeren Antennendraht ersetzt. Dies konnte man ja gegenüber neugierigen Nachfragen damit begründen, dass die Original-Antenne leider abgebrochen sei.

Nun erfolgte der Entschluss, das Radio für die Entführung zu verwenden. Es wurde wieder auf den korrekten UKW-Bereich umjustiert, aber man war zu faul, jetzt auch noch das Drehrad mit der Skala wieder korrekt verdreht aufzuschrauben, sodass jetzt skalenmäßig ein Versatz um 4 MHz bestand.

Der Mittäter, der die Kiste vergrub und zum Schluss das Radio in die Kiste legte, hatte im Gegensatz zum Haupttäter von Radiotechnik keine Ahnung und dachte fälschlicherweise, er müsse einen Verlängerungs-Draht nach außerhalb der Kiste an die am Radio angelötete Drahtantenne anbringen, da sonst kein Radioempfang in der Kiste möglich sei. Dass bei dem auf Mittelwelle eingestellten Radio diese Antenne gar keine Funktion hatte, wusste er nicht. Deshalb hat er mit dem zusammengewürgten Verlängerungsdraht eigenmächtig dilettantisch vor Ort improvisiert, was vom radiotechnisch fachkundigen "Mastermind" im Hintergrund gar nicht vorgesehen war.


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22.03.2018 um 17:17
Polizeifunk
Den Polizeifunk abzuhören, könnte einen gewissen Unterhaltungswert haben. Ich kann aber nicht nachempfinden, warum der Täter beim Spazierengehen Polizeifunk hören sollte. Und zwar vor der Entführung. In ländlichen Gegenden wird dort im Normalfall ohnehin nicht viel zu hören sein.

Polizeifunk lässt sich nicht ganz so einfach mithören, wie manchmal erklärt wird. Polizei und Feuerwehr verwenden jede eine ganze Reihe Kanäle unterschiedlicher Frequenzen. Deren Kanäle liegen wesentlich dichter zusammen als die Kanäle der Radiosender. Die Radiosender (und das zugehörige Radio) verwenden eine wesentlich größere Übertragungsbandbreite als der Polizeifunk. Ein Radiogerät empfängt deshalb immer mehrere Polizeifunkkanäle gleichzeitig. Das ist in ruhigen Zeiten vielleicht angenehm, weil man wenig versäumt. Bei großen Aktivitäten reden aber mehrere durcheinander, und es dürfte nur wenig zu verstehen sein. Ein Polizeifunkgerät hat eine wesentlich bessere Trennschärfe und kann die einzelnen Kanäle unterscheiden.

Kommunikation
Es ging darum, ob das Radio als Gegensprechanlage gedient haben könnte. Dafür hätte es völlig umgebaut werden müssen. Das wäre später unübersehbar gewesen.

Zustand des Radios
Der Gutachter nimmt an, dass der Empfangsschalter z.B. durch die Untersuchung auf Fingerabdrücke ungewollt von FM/UKW auf AM/MW geschoben wurde. Es sei im AM/MW-Bereich bei den angegebenen Skaleneinstellungen kein sinnvoller Empfang möglich gewesen.

Ich pflichte Heidi71 bei, dass für den MW-Empfang die verlängerte Antenne wirkungslos ist. Wie aus dem Musterschaltbild zum verbauten IC ULN2204 hervor geht, sind beide Antennen, also A-M ANT. (unten links) und F-M ANT. (oben links) wirklich völlig separat. Manchmal wird die Stabantenne auch lose an den AM-Eingang gekoppelt. Üblicherweise halten sich die Hersteller recht genau an die Musterschaltbilder der Bauteilehersteller.

schaltbild-ULN2204

Das Radio war höchsten ein Jahr alt (im Handel seit Okt 1980). Normalerweise sieht ein Radio nach einem Jahr noch aus wie neu. Das besagte war aber ordentlich ramponiert. Warum, kann man vermuten oder auch nicht (vielleicht hat er es selbst "künstlich gealtert"). Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Radio im Umfeld des Täters benutzt wurde. Er müsste damit rechnen, dass es früher oder später der Öffentlichkeit präsentiert wird. Erkenntnisse wie "Papi schau mal, die im Fernsehen haben ja mein Radio" hätte er sicher verhindert.

Gruß RoBernd


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22.03.2018 um 17:33
Zitat von roberndrobernd schrieb:Der Gutachter nimmt an, dass der Empfangsschalter z.B. durch die Untersuchung auf Fingerabdrücke ungewollt von FM/UKW auf AM/MW geschoben wurde. Es sei im AM/MW-Bereich bei den angegebenen Skaleneinstellungen kein sinnvoller Empfang möglich gewesen.
Okay, das ist jetzt natürlich eine zumindest hier im Forum neue Information. Wenn der Umschalter des Radios in der Kiste gar nicht sicher auf Mittelwelle stand, sondern bei der Spurensicherung evtl. verstellt worden sein könnte, macht es bei gewünschtem UKW-Empfang natürlich Sinn, eine verlängerte Außenantenne aus der Kiste nach außen zu führen.

Meine Überlegung zur Verstellung der Skala um 4 MHz und Polizeifunk ändert das aber nicht. Denn es ist schon auffällig, dass es 4 MHz gewesen sein sollen, was genau dem Frequenzbereich des Oberbands des 4 m-Polizeifunks entsprochen hätte. Natürlich waren die Frequenz-Skalen von solchen analogen Billig-Radios nie genau, aber eine serienmäßige Abweichung um 4 MHz schließe ich aus, v. a. da das Radio noch relativ neu war. Zum Umjustieren des Radios auf Polizeifunk hätte auch an der Platine selbst nichts geändert werden müssen.


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22.03.2018 um 18:08
@Heidi71

Soweit ich es den von @robernd eingestellten Bildern erkannt habe, hätte man vermutlich zum Ausbau der Antenne die Platine ausbauen müssen.

Dabei dürfte der in der Platine eingebaute Drehkondensator dann die Verbindung zum Skalenmechanismus verloren haben. Ich könnte mir vorstellen, dass der Besitzer während des Umbaus versehentlich den Drehkondensator verstellt hatte. Folge wäre dann eben diese verstellte Skala, die aber nichts an der Funktion des Radios geändert hätte.

Das Umstellen auf den Polizeifunk könnte ich vielleicht noch verstehen, aber an einen Rückbau würde ich zweifeln. Ich habe da mal eine Reparatur vornehmen müssen, weil das Eingangsteil meines FM-Tuners defekt war. Da ich dort etwas auswechseln musste, habe ich es nach Serviceunterlagen dann wieder exakt einstellen wollen. Ich habe da nur noch geflucht, weil ich da einfach noch kein wirkliches Gefühl hatte, wieweit man die Spulen zusammendrücken bzw. mit einem Kunststoffstift wieder auseinanderziehen musste. Man muss ja immer auch mehrere Spulen entsprechend behandeln. Bei mir war es ein teurer Tuner im Bereich von > 1000 DM, da wendet man den Aufwand auf. Bei einem solchen Billig-Exportgerät würde man das eher entsorgen.


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22.03.2018 um 18:08
Zitat von roberndrobernd schrieb:Es ging darum, ob das Radio als Gegensprechanlage gedient haben könnte. Dafür hätte es völlig umgebaut werden müssen. Das wäre später unübersehbar gewesen.
Danke, für die Info.

Letztendlich war das Radio weder im MW-Bereich noch im UKW-Bereich auf einen Sender eingestellt. Die Annahme, es wäre auf BR3 eingestellt gewesen unterstellt, dass nachträglich der Schalter von UKW auf MW umgestellt und dass das Sender-Rad von 103 auf 101 MHz gedreht wurde.

Meine Überlegung war deswegen: wenn es auf keinen Sender eingestellt war, sollte es vielleicht gar nicht als Radio dienen? (Aber eine andere Funktion als die eines Radios war nicht möglich bzw wäre nachhträglich aufgefallen). Oder: sagt die vorgefundene Einstellung etwas über den vorherigen Ort der Nutzung aus?

Denkbar wäre ja, dass das Radio von irgendwo genommen wurde, auf Funktionsfähigkeit überprüft und so in die Kiste gesteckt wurde, ohne nochmal vor Ort einen Sender einzustellen. Dafür spricht ja auch die Annahme, dass die ganze Antennen-Konstruktion nicht funktioniert hätte. Hätte der Täter einen Sender eingestellt, wäre ihm das aufgefallen.

Ist aber generell jetzt auch nur eine eher nebensächliche Überlegung.

----------

Und noch eine Frage an die Fachmenschen: Die im Radio gesendete und die am Telefon abgespielte Tonfolge unterscheiden sich in Länge und Tonhöhe. Angenommen diese Unterschiede kommen von unterschiedlichen Netzfrequenzen: da es bei uns 50 Hz sind, müsste der Täter bei dieser Überlegung einen Bezug zu Orten mit 60 Hz haben. Das wären z.B die USA, aber offenbar auch Schiffe.

Deswegen meine Frage: Ist bekannt mit welchen Bordnetz die Ammersee-Schiffe ausgestattet waren?

Ich hatte mir auch überlegt, ob das auffallende Rauschen bei Teilen der Aufnahme vielleicht - nicht lachen! - Wellenplätschern sein könnte.

(Hoffe, ich habe hier jetzt nicht allzuviele Begriffe falsch verwendet, und die Überlegung ist nicht all zu weit hergeholt....)


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22.03.2018 um 18:33
Intelligenz der Täter
Aus meiner Sicht haben die meisten Beteiligten die Täter völlig unterschätzt. Ich kann mir vorstellen, dass die weit mehr geplant haben und dem Zufall weniger überlassen haben als wir uns vorstellen.

Wahrscheinlich war ein sehr breit gefächertes Wissen vorhanden, aber nur ein gefährliches Halbwissen. Deshalb musste Ursula sterben. Wir sollten die einzelnen Punkte nicht zu ausführlich diskutieren, um die Weiterbildung potentieller Entführer oder Erpresser zu verhindern. Meinungsaustausch gerne per PN.

Dazu sehe ich einige Anhaltspunkte:

- Forderung eines exotischen und kleinen Autos
- Verwendung eines aufwendigen Kassettendecks zu Komposition der Entführeranrufe (die angebliche Verwendung eines TK 248 ist aus meiner Sicht Blödsinn)
- Bewusste, nicht zufällige Veränderung der Tonhöhe des B3-Jingles zur Telefonübertragung
- Es waren noch mehr Anrufe vorgesehen
- Antennenverlängerung für Radioempfang
- Bemerkenswerte Details der Lüftungsanlage

Entgegen meiner Bedenken erlaube ich mir Komponenten zu diskutieren, die nicht funktionieren und deshalb kaum eine Vorbildfunktion haben.

Radioantenne
Ob das Radio in der Kiste funktioniert hätte, ist von untergeordneter Bedeutung. Ich bin der Meinung, dass die Art von Antennenverlängerung nicht funktioniert. Eine funktionierende Antenne müsste mindestens aus dem Erdreich heraus ragen. Hier ist es eine Nachlässigkeit des Gutachters, die Funktion nicht zu prüfen.
Wissen: Antenne funktioniert nicht in der Kiste sondern nur im Freien.
Fehlendes Wissen: Antenne muss aufrecht stehen und sollte eine angepasste Länge haben. Sie darf nicht durch das Erdreich führen.

Belüftung der Kiste
Warum baut jemand ein so kompliziertes Rohrsystem? Was hätte er sich dabei denken können?
Wenn man keinen Ventilator verbaut, braucht man zur Belüftung einen Kamin.

Ein Kamin muss eine ziemliche Länge haben, damit er funktioniert. An der Kiste sollte es offenbar ein Abluftkamin sein (Zuluft durch das weiter unten angebrachte zweite Rohr). Der funktioniert, wenn darin Luft enthalten ist, die wärmer ist als die Umgebungsluft. Dann steigt sie auf und sorgt für einen Luftaustausch.
Ein Rohr, das 1 m aus dem Boden ragt, ist unerwünscht. Also falten wir den Kamin auf der Kistenoberfläche zu Schlangenlinien mit der nötigen Länge.
Wissen: Nötige Kaminlänge
Fehlendes Wissen: Allein die Länge reicht nicht, er muss nach oben führen.

@ErwinKöster
Du bist der Spezialist für Armee-nahe Konstruktionen. Kennst du irgend ein BW-Handbuch oder ähnliches, in dem etwas über die Belüftung unterirdischer Systeme steht? Z.B. Rohre als Belüftungskamin. Faustformeln für Länge und Durchmesser?

Gruß RoBernd


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