In den letzten Tagen habe ich mich eingehend mit den inneren Abläufen von iOS 7 auf einem iPhone 4 beschäftigt. Dabei wurde ich darauf hingewiesen, dass es in den Fehler-195-Logs vom 3. April ein wichtiges Feld gibt, das die Uptime – also die seit dem letzten vollständigen Neustart vergangene Zeit – anzeigt. Diese lag offenbar im Bereich von rund 32 Tagen. Es ist daher gut möglich, dass Kris nie einen vollständigen Ausschaltvorgang durchgeführt hat, sondern lediglich die Sleep/Wake-Taste in Kombination mit eingeschaltetem Flugmodus verwendet hat. Diese Vermutung wird durch die Kommentare von Matt auf der IP-Seite zusätzlich untermauert:
It is not always possible with absolute certainty to determine when a phone was on and in use or only on and at what exact time it was turned off. The data presented here is the best judgment of the forensics expert.
Und dieser Kommentar aus der hervorragenden forensischen Analyse von
@Offshore7:
Offshore7 schrieb am 14.03.2025:While the iPhone records the time of each shutdown in hidden system files (accurate to the second), it’s possible that the NFI or their forensic tools determined the shutdown time based on missing or ending activities/power logs. However, it would be strange if these hidden files were overlooked, as the forensic experts at the NFI are highly qualified professionals.
Diese Zweifel sind merkwürdig, denn es wird definitiv eine Log-Datei angelegt, wenn das Telefon vollständig herunter- oder hochfährt, und diese hätte in den forensischen Daten auftauchen müssen. Daher ist die Hypothese plausibel, dass das NFI Ein- und Ausschaltvorgänge lediglich aus indirekten Datenquellen abgeleitet hat.
Außerdem gilt:
• Bei einer Uptime von 32 Tagen muss Kris ihr iPhone bereits auf dem Hinflug nach Panama in den Ruhezustand versetzt und den Flugmodus aktiviert haben. Dabei konnte sie beobachten, wie gut der Akku während der etwa 11–12 Stunden Flugzeit hielt.
• Wer führt überhaupt regelmäßig einen vollständigen Neustart durch? Ich mache das nur bei einem neuen Release oder wenn sich das Gerät aufhängt. Sleep/Wake sind die üblichen Betriebsmodi.
• Mit eingeschaltetem Flugmodus sinkt der Akkustand nur um 1–3 % pro Tag. Das iPhone 4 war für
Wanderer ideal. Das passt gut zu den gemeldeten Akku-Prozenten.
• Das Umschalten von Sleep/Wake wird von iOS nicht geloggt. Wenn man also das Gerät aufweckt, die Uhrzeit kontrolliert, die Helligkeit anpasst oder sogar die Taschenlampenfunktion nutzt (ebenfalls nicht geloggt), hinterlässt man keinen einzigen Eintrag in den System-Logs.
Wenn das zutrifft, wäre folgendes Szenario möglich:
• Kris versetzte das iPhone um 17:50 in den Ruhezustand und schaltete den Flugmodus EIN. So konnte sie es nachts als Lichtquelle oder Uhr verwenden, ohne dass ein Log entstand – eine plausible Erklärung für bemerkenswerte dreizehn (!) Stunden Funkstille.
• Für den nächsten Versuch um 8:12 Uhr am 2. April weckte sie das iPhone, schaltete den Flugmodus AUS und versuchte einen Anruf. Danach setzte sie den Flugmodus wieder auf EIN und legte das Telefon wieder schlafen.
• Tagsüber konnte sie häufig kurz die Uhrzeit prüfen (ohne dabei den Empfang zu prüfen).
Vor diesem Hintergrund ergibt auch die merkwürdige Tatsache – „
2 April, 8:14 Uhr: Einstellung geändert, sodass das Kontrollzentrum ohne Passcode nutzbar ist“ – mehr Sinn. Sie wusste, dass sie das Kontrollzentrum (mit Taschenlampe, Helligkeit, Flugmodus-Button) häufiger brauchen würde und sparte sich so das ständige Eingeben des Passcodes. Apropos Passcode: Das System loggt nur fehlgeschlagene Passcode-Eingaben; erfolgreiche werden nie protokolliert. Daraus folgt, dass die oft gelesene Behauptung, der Passcode sei an jedem Tag (auch am 11.) eingegeben worden, so nicht belegt werden kann.
Ein Haken bleibt allerdings: Das Ein- bzw. Ausschalten des Flugmodus wird geloggt und löst auch Radio-Events aus; diese sollten in den System-Logs erscheinen. Genau dieses Log wird jedoch nach etwa zehn Einträgen überschrieben – und es füllt sich in einer Null-Empfangszone schneller durch die berüchtigten 195-Meldungen. Ein denkbares Szenario ist also, dass sämtliches Material vor dem 3. April schon gelöscht war, bevor die Forensik darauf zugreifen konnte.
Dies ist
das Material, auf dem meine Vermutung beruht, dass stets nur Sleep/Wake verwendet wurde und kein vollständiges Herunterfahren mit anschließendem Reboot stattfand.
Ich habe die Funktionsweise des Samsung-Handys nicht näher überprüft, aber es würde mich nicht wundern, wenn auch dieses Gerät wie üblich nur in den Ruhezustand versetzt wurde und man am 2. April vergaß, den Flugmodus zu aktivieren. Das ist in einer Funkloch-Situation das Schlimmste, was man tun kann – und erklärt, warum der Samsung-Akku bereits am nächsten Tag völlig leer war.
Könnte dieses Szenario realistisch sein?