Kriminalfall Kim Wall

Das Berufungsgericht hat den Einspruch von Madsens Anwältin Betina Hald Engmark bzgl. Brief- und Besuchskontrolle abgelehnt.

Østre Landsret har stadfæstet byrettens kendelse, fordi landsretten mener, at der er risiko for, at han kan påvirke vidner, oplyser specialanklager Jakob Buch-Jepsen.

Sinngemäß:
Østre Landsret (Oberstes Gericht DK-Ost) hat den Beschluss des Bezirks-/Amtsgerichts bestätigt, weil die Gefahr besteht, dass Madsen Zeugen beeinflusst, erklärt Staatsanwalt Jakob Buch-Jepsen.

https://ekstrabladet.dk/112/nyt-nederlag-til-peter-madsen/7042430

FadingScreams schrieb: ich weiß jetzt auch nicht wem ich mehr Glauben schenken soll

welchen Grund sollte man haben einer Geschichte mehr zu glauben als der anderen?
Überhaupt, wieso muß man eine Geschichte "glauben"?

Es kann doch so auch eine spannende Geschichte sein, über ein Monster das unerkannt lauerte, referieren über die schlechte Welt im allgemeinen und erfundene alibi Freunde.
Oder war das mit dem "frei sein" vielleicht anders gemeint.... (die Faust in denkerpose stylisch an die Stirn haltend und über doppeldeutigkeiten und den Sinn des seins sinierend).
Emotionen und grübeln, das zeichnet Artikel heutzutage aus.


Die Schraubendreher waren hier nun wieder "geschärft".

sharpened screwdrivers

@Photographer73 hat schon erwähnt daß der jetzige Zeitpunkt im Falle einer relevanten Information zu den Geschehnissen der denkbar schlechteste wäre.

Das Verfahren wird zeigen was dran ist.

Verrückt daß diese vermeintliche smoking gun mit der mutmaßlichen Folterphantasie in jede Richtung funktioniert.
Der Artikel ist in meinen Augen eine wahre Hausaufgabenliste für PM verteidiger...
Also falls das so bestätigt wird würde ich sagen bad timing.

@d.fense
Es steht doch nichts darin, was nicht schon bekannt war, wenn auch vielleicht nicht so detailliert. Dass es Phantasien gab, die er jemandem mitgeteilt hatte, wusste man schon.

Der angespitzte Schraubendreher kommt für sie auch aus einem Zeitungsartikel, die Polizei hat ihr ja keine Auskünfte erteilt.

d.fense schrieb:erfundene alibi Freunde.

Was meinst Du damit?

d.fense schrieb:Oder war das mit dem "frei sein" vielleicht anders gemeint

... und was meinst Du damit?

d.fense schrieb:Emotionen und grübeln, das zeichnet Artikel heutzutage aus.

Das ist ganz deutlich ein Nachruf und ein Essay über Journalismus und die Grenze zum eigenen Leben, etwas anderes spiegelt sie auch nicht vor.

FF schrieb:Es steht doch nichts darin, was nicht schon bekannt war, wenn auch vielleicht nicht so detailliert. Dass es Phantasien gab, die er jemandem mitgeteilt hatte, wusste man schon.

Gut, und jetzt scheint er sie nicht nur mündlich, sondern sozusagen schriftlich (per iMessage) mitgeteilt zu haben, ein für die Ermittler zu Recht hochwillkommenes Indiz.Langsam frage ich mich, warum er sich nicht gleich vor das Rathaus von Kopenhagen gestellt und Handzettel verteilt hat, wo draufsteht, was er beabsichtigt.

Wie passt das zusammen: quasi öffentlich angekündigte Tat und NACH vollbrachter Tat dann Verdeckungsversuche. Ich kapiers nicht.

Andante schrieb:Wie passt das zusammen: quasi öffentlich angekündigte Tat und NACH vollbrachter Tat dann Verdeckungsversuche. Ich kapiers nicht.

Fiktion und Realität passen meist nicht so perfekt zusammen. Vielleicht wollte er das gar nicht überleben und sich umbringen, wenn es erst passiert ist, was er schon so lang im Kopf hatte. Aber der Überlebenstrieb ist der stärkste Trieb und der hat ihn umplanen lassen.
Ein Alibi mit heißer Nadel gestrickt, unverständlich schlecht geplant, weil es vielleicht eben nicht geplant war.

Dawn schrieb:Ein Alibi mit heißer Nadel gestrickt, unverständlich schlecht geplant, weil es vielleicht eben nicht geplant war.

Ja, das wäre möglich. Vielleicht ein absoluter Kontrollverlust....

Sector7 schrieb:Wieso? Behaupten die beiden Gegensätzliches? Kann ich nicht feststellen. Interessant aber nochmal, dass Kim lt. diesem Artikel ca. ne halbe Stunde "auf einen Tee" bei Madsen war, da gab es demnach also definitiv kein Interview in der Werkstatt, genauso, wie es auch der Freund sagt.

Die Frage ist glaube ich eine andere.
Wenn KW nur eine halbe Stunde mit PM in der Werkstatt war 17.00 bis 17.30, wo war sie dann bis 18.45? Denn dann bekam glaube ich der Kapitän die Absage von Madsen für die Fahrt am nächsten Tag für Bornholm und KW ging zum U-Boot.
Ich vermute Mal, sie hat sich auf das Interview vorbereitet. Sich einen Fragenkatalog zusammen gestellt. Sich das andere Interview mit dem Rivalen im Raketenprojekt durchgelesen etc.

Andante schrieb:quasi öffentlich angekündigte Tat und NACH vollbrachter Tat dann Verdeckungsversuche. Ich kapiers nicht.

Das war ein als Spaß erscheinender Austausch, den die Freundin abgebrochen hatte, da ging es überhaupt nicht darum, was nach der Tat passieren würde.

d.fense schrieb (Beitrag gelöscht):bedeutungsschwangrigkeit

Ich sehe in dem Artikel keine "Bedeutungsschwangrigkeit". Im gegenteil versucht die Autorin, möglichst sachlich und detailliert von den Geschehnissen und ihren Emotionen zu berichten.

d.fense schrieb (Beitrag gelöscht):Was man damit meint hineininterpretiert oder inspiriert wird liegt bei jedem selbst. Darin sehe ich eben auch die Gefahr.

Der Text lässt gar nicht viel Spielraum für Interpretation, außer man würde nur einzelne Zeilen herauspicken:

d.fense schrieb (Beitrag gelöscht):Die alibi Freunde kommen weit vorne vor

Die finde ich gar nicht.

d.fense schrieb (Beitrag gelöscht): das "Frei sein" in einem Einschub in dem KW zitiert wird.

Das war hier (man kann übrigens ganz einfach per copy&paste zitieren):

3/14/17, 7:43 am: Kim Wall: i only have questions
3/14/17, 7:43 am: Kim Wall: about agency as a woman
3/14/17, 7:43 am: Kim Wall: and if we will ever be free, no matter what we do
3/14/17, 7:43 am: Kim Wall: (leaning towards no 😔 )

Das war ein text-Austausch zwischen Kim Wall und der Autorin über ihre berufliche Situation, wie sie als Frau sich mehr oder weniger frei bewegen kann:

KIM AND I often talked about the challenges of reporting while being young, while being a woman. Harassment, come-ons, and our fear of not being tough enough were perennial concerns. This was especially true on the road. During a reporting trip to Cuba in 2016, Kim texted me to say that as a strategy against unrelenting harassment, she had invented a “fictional NYC fiancé.” The irony of the go-to deflecting move being to proclaim attachment to another man was not lost on us.

Und dann folgen die kurzen Anmerkungen.

Sowas passiert, wenn man nur einzelne Zeilen herauspickt, den Zusammenhang ignoriert und sich dann den Kopf zerbricht.

@FF
ok, Du hast eben festgestellt daß von Deinem subjektiven Standpunkt aus die subjektive Zusammenstellung der einzelnen Aussagen und kurzen chat passagen und anektoten durch die Autorin zu diesen Artikel den objektiven Gehalt eindeutig macht.
So wie man alles eindeutig interpretieren kann und die inspirative Wirkung strikt festgelegt ist. Nur weiß das auch jeder, außer mir?
Bin gespannt auf die Verhandlung.

Andante schrieb:Wie passt das zusammen: quasi öffentlich angekündigte Tat und NACH vollbrachter Tat dann Verdeckungsversuche. Ich kapiers nicht.

mich würde es jetzt auch nicht mehr wundern, wenn Madsen auch dafür eine lapidare Erklärung findet - in der Art, dass viele Zugang zu seinem Handy hatten - er jedenfalls hat die Nachrichten nicht verfasst..

und so einer wird als zurechnungsfähig eingestuft ?

d.fense schrieb: Du hast eben festgestellt daß von Deinem subjektiven Standpunkt aus die subjektive Zusammenstellung der einzelnen Aussagen und kurzen chat passagen und anektoten durch die Autorin zu diesen Artikel den objektiven Gehalt eindeutig macht.

Nein. Ich habe festgestellt, dass der eine Ausdruck ("Alibi Freunde") in dem Artikel überhaupt nicht vorkommt, dass Du nichts zitiert sondern nur sinngemäß wiedergegeben hast und dass der zweite Ausdruck aus dem Zusammenhang gerissen vielleicht nicht eindeutig, im Zusammenhang der Chat-Passage mit dem Text im selben Absatz aber ganz eindeutig auf die berufliche Situation bezogen ist.
Das ist nicht subjektiv.

FF schrieb:Ich habe festgestellt, dass der eine Ausdruck ("Alibi Freunde") in dem Artikel überhaupt nicht vorkommt

Ich glaube, daß @d.fense diesen Teil meint

During a reporting trip to Cuba in 2016, Kim texted me to say that as a strategy against unrelenting harassment, she had invented a “fictional NYC fiancé.” The irony of the go-to deflecting move being to proclaim attachment to another man was not lost on us.