Kriminalfall Kim Wall

frauZimt schrieb:Und bei seiner Recherche hat er automatisch Fotos gesehen.
Schon vor ihrem Tod waren mit Sicherheit viele Fotos im Netz, weil sie auch fotografiert hat und viel unterwegs war.

Mag sein, dass er sich die Mühe gemacht hat, über sie zu recherchieren. Mag auch sein, dass er dabei festgestellt hat, dass sie sein Typ ist bzw. in sein Beuteschema passt. Persönlich halte ich beides für eher fernliegend, aber egal.

Er hat also über sie recherchiert und festgestellt, dass sie sein Typ ist. Warum hat er ihr dann nicht gleich bedeutet, dass er selbstverständlich zu einem Interview bereit ist, je eher, desto lieber?

Andante schrieb:Er hat also über sie recherchiert und festgestellt, dass sie sein Typ ist. Warum hat er ihr dann nicht gleich bedeutet, dass er selbstverständlich zu einem Interview bereit ist, je eher, desto lieber?

Er wusste, dass sie ganz nah wohnte. Deshalb hat er sie ja zum Tee eingeladen, weil er sie nah wähnte. Und beim Tee hat er dann mit ihr ausgemacht, das Interview auf dem Boot zu führen. Vielleicht wusste er bis dahin wirklich nicht, wie sie aussah, weil er zu beschäftigt war mit seinem Projekt und seinem Privatleben.
Nun war der Raketenstart und der Bornhplmtrip abgesagt, und er psychisch down.
Vielleicht brauchte er als Workeholic einfach eine neue Aufgabe, Ego Streicheleinheiten. Er lud dann KW auf ein Tee ein, um das Interview klar zu machen.
Vielleicht kam ihm die Idee mit dem Boot erst beim Tee.
Wie Andante schon gesagt hat, wusste er vielleicht vorher gar nicht, wie sie aussah, weil er sie vorher nicht kennen gelernt hat. Er aber auf der Insel war wie ein bunter Hund. Vielleicht hatte er sie öfter gesehen, und erst später gemerkt, dass sie die Journalistin ist. Und die Planung zum Mord kam ihm sehr kurzfristig. Bzw. das sie als Opfer ideal wäre und er Druck ablassen könnte.

Vielleicht brauchte er als Workeholic einfach eine neue Aufgabe, Ego Streicheleinheiten. Er lud dann KW auf ein Tee ein, um das Interview klar zu machen.
Vielleicht kam ihm die Idee mit dem Boot erst beim Tee.

Dann hätte er aber nicht schon morgens Mordwerkzeug auf das Boot getragen...

@InMemoriam
er hat morgens Mordwerkzeug aufs Boot getragen?.. klär mich mal bitte auf..

InMemoriam schrieb:Dann hätte er aber nicht schon morgens Mordwerkzeug auf das Boot getragen...

Da er unmöglich an diesem Morgen wissen konnte, dass KW zu ihm ins Boot steigt ( sie hat die Nachricht erst am Nachmittag bekommen), kann das zumindest nicht mit ihr direkt zu tun haben.
Vorher gingen wir davon aus, dass er diesen Termin mit KW mindestens einen Tag vorher abgemacht hat.

Andante schrieb:Dass er wiederum sie erkannt haben soll, ist relativ unwahrscheinlich. Warum sollte er sich näher mit einer ihm bis dato unbekannten Journalistin beschäftigen, die ihm eine Interviewanfrage gestellt hatte, die er wohl zunächst abschlägig beschieden hatte. Erstens waren Interviews für ihn nichts Außergewöhnliches, zweitens wird sie ihrer Bitte um ein Interview kaum Bilder von sich beigefügt haben. Was also sollte ihn bewegt haben, diese unbekannte Journalistin zu googlen etc. Hätte er persönliches Interesse an ihr gehabt, hätte er sich doch wohl eher bei ihr gemeldet.

Wenn es so gewesen wäre, dann wäre KW aber aus PMs Gedächtnis gestrichen gewesen.
Sie hat im Frühjahr um ein Interview gebeten, er hatte kein Interesse. Dann kontaktiert er sie im August. Ist sie ihm urplötzlich wieder eingefallen, obwohl er Monate zuvor nur ein paar Mails mit ihr austauschte und sie uninteressant für ihn war?
Offenbar hat KW den Versuch, ihn zu interviewen nicht noch mal wiederholt. Es ist für PM quasi eine Bitte um Aufmerksamkeit gewesen, wenn er sie nach Monaten fragt, ob sie ihn nun doch interviewen möchte. Wie peinlich wäre es für ihn gewesen, wenn sie dann gesagt hätte: nein, sorry, aber jetzt nicht mehr.
Daher passt mMn die Teeeinladung gut darein. Das ist unverfänglicher.
Ansonsten muss ich sagen, wirkt PM auf mich nicht wie der Typ Mann, der zum Tee einlädt.

aero schrieb:Sollte die nachricht noch durch andere medien bestätigt werden, gibt das gibt natürlich auch wieder raum zum spekulieren warum er auf geschworene verzichtet.

Im moment kommen mir mehrere evtl. gründe dafür in betracht.

Danke Aero, die Nachricht steht tatsächlich in mehreren Medien.

Bezüglich der Gründe:

"Ein Grund für die Entscheidung für eine Jury könnte sein, dass die Rechtsprechung oft länger dauert als gerichtliche Verfahren.

Es kann auch sein, dass ein Angeklagter es unbehaglich findet, mit einer so großen Jury konfrontiert zu werden, wie es eine Jurisprudenz ist.

Ein drittes Argument könnte sein, dass Madsen darauf hinweist, dass die Wahrscheinlichkeit eines milden Urteils größer ist, wenn nur drei Personen zur Beurteilung beitragen."

(Übersetzung Google)

http://m.tv2bornholm.dk/?newsID=212238

@Ebba11

Jeder objektiv denkende mensch kann Madsen nur als schuldigen sehen.

In der rolle von M müßte man sich doch dann sagen, bei 1 "ausgebildetem" richter und 2 evtl. laienschöffen kann ich vllt. eher eine meinungsverschiedenheit verursachen, als bei 6 geschworenen die fall-gedanklich auf einer ebene sind.

@Ebba11
@aero

Ich denke mir, dass er keine Geschworenen haben möchte weil Laien dazu tendieren könnten, ihn wegen seiner vorherigen Lügengeschichten (wie die meisten von uns) von vorhinein als unglaubwürdig und "der versteckt was" zu bewerten, während professionelle Richter all dies ausblenden MÜSSEN und nur das zu rate ziehen dürfen was vor Gericht vorgebracht wird.

Wär mir an seiner Stelle so auch lieber....

(jemand der durchgängig sympathisch rübergekommen ist würde da evtl anders denken, aber ein unsympath und Laien im Gericht ist oft schwierig...)

Maxi05 schrieb:Wenn es so gewesen wäre, dann wäre KW aber aus PMs Gedächtnis gestrichen gewesen.
Sie hat im Frühjahr um ein Interview gebeten, er hatte kein Interesse. Dann kontaktiert er sie im August. Ist sie ihm urplötzlich wieder eingefallen, obwohl er Monate zuvor nur ein paar Mails mit ihr austauschte und sie uninteressant für ihn war?

Da er den Ruf hat, eine geschickte Öffentlichkeitsarbeit gemacht zu haben, glaube ich nicht, dass er Journalisten, die ein Interview anfragten vor den Kopf gestoßen hat.
Ich vermute, er hat auf ihre E-Mail-Anfrage mit einem: "Danke für die Nachfrage. Ich hab im Augenblick leider keine Zeit", reagiert. Höflicherweise hat er vielleicht noch angefügt: Ich melde mich zu einem späteren Zeitpunkt.
Für ihn hatte dieses Interview wahrscheinlich keine hohe Priorität, weil KW nicht im Auftrag einer Zeitschrift unterwegs war. Sie konnte weder Veröffentlichungszeitpunkt angeben, noch die Zeitschrift.
Wenn es heisst: Er hat sich seit ihrer Anfrage nicht gemeldet, bedeutet das nicht unbedingt, dass er ihre Anfrage damals ignoriert hat. Ein unverbindliches "Ich melde mich", wird er schon angehängt haben, denn er brauchte eine gute Presse. Er war sein eigener PR-Berater und hat Gelder gesammelt.
Und als PR-Mensch (der er auch ist), speichert er Kontaktdaten von Journalisten, die sich für seine Arbeit interessieren. Das ist doch ein ganz normaler Vorgang und kinderleicht.

Maxi05 schrieb:Offenbar hat KW den Versuch, ihn zu interviewen nicht noch mal wiederholt.

Nö, warum auch. Er hat doch abgelehnt, oder (in der anderen Variante) gesagt: Ich melde mich.

Maxi05 schrieb:Es ist für PM quasi eine Bitte um Aufmerksamkeit gewesen, wenn er sie nach Monaten fragt, ob sie ihn nun doch interviewen möchte. Wie peinlich wäre es für ihn gewesen, wenn sie dann gesagt hätte: nein, sorry, aber jetzt nicht mehr.

Gar nicht peinlich. Er hat auch nicht um Aufmerksamkeit "gebettelt".
Warum wird ein ganz normaler Vorgang, wie eine Terminabsprache zwischen zwei Menschen, die sehr beschäftigt sind, so emotionalisiert?
Er hat den Gesprächsfaden wieder aufgenommen und sie gefragt, ob sie jetzt Zeit hat.

Maxi05 schrieb:Daher passt mMn die Teeeinladung gut darein. Das ist unverfänglicher.
Ansonsten muss ich sagen, wirkt PM auf mich nicht wie der Typ Mann, der zum Tee einlädt.

Er hat ja auch in seine Werkstatt eingeladen. Wo sollte sie ihn sonst befragen?
In der Werkstatt konnte sie fotografieren. Und dass man während einen Gesprächs etwas trinkt, ist soo normal.

@NeonMouse

Na ja, was heißt "ausblenden" ?

Man darf vor gericht lügen.
(Auch wenn ich das persönlich nicht so gut finde, das man vor gericht aussagenden "diese möglichkeit bietet", ohne das dies jenachdem was für eine falllage dann als negativ betrachtet oder gewertet wird.)

Aber als geschworener könnte und würde ich diesen aspekt in diesem fall mit sicherheit nicht außer acht lassen, das jemand seine gesamte umgebung belügt, mehrmals.

Das käme bei mir als geschworener unter den gesamten umständen schon mal grundsätzlich einem schuldeingeständnis gleich.

Das lügengebilde von Madsen wäre für mich ein anhaltspunkt, meine mit-geschworenen kolleginnen und kollegen von seiner schuld zu überzeugen.

@aero

Dann merkst du ja, warum er "solche wie dich" nicht urteilend in seinem Prozess haben möchte? ;)

Meiner Meinung nach ist eine Jury mit Geschworenen eher vorteilhafter für den Angeklagten, zumindest wenn Aussicht auf eine gute Verteidigung besteht, daher glaube ich hieran

Ebba11 schrieb:Ein drittes Argument könnte sein, dass Madsen darauf hinweist, dass die Wahrscheinlichkeit eines milden Urteils größer ist, wenn nur drei Personen zur Beurteilung beitragen."

überhaupt nicht.

Ich meine das unter 6 in ihrem "amt" gleichen geschworenen eine andere gedankliche harmonie herrscht, als zwischen 2 schöffen und 1 in ihrem denken über allem stehenden richter.

Allerdings sehe ich das jetzt selber als person von einer laienhaften denkweise.

Schließlich ist das ein "altbewährtes" system.

frauZimt schrieb:Und als PR-Mensch (der er auch ist), speichert er Kontaktdaten von Journalisten, die sich für seine Arbeit interessieren. Das ist doch ein ganz normaler Vorgang und kind

Davon gehe ich auch aus. Ich vermutete nicht, dass er ihr damals im Frühjahr platschig sagte: nö, kein Interesse.
Wenn er "alle" Interviewanfragen speicherte -wovon ich auch ausgehe!- dann stellt sich doch die Frage: warum KW, warum nicht irgendeine andere Journalistin?

Und in Bezug auf diese Frage habe ich dann "spekuliert", dass er entweder von ihrer Abschiedsparty erfahren hat und sich erinnerte, oder sie die ganze Zeit nicht aus seinem Gedächuverschwunden war, warum auch immer.

frauZimt schrieb:Er hat ja auch in seine Werkstatt eingeladen. Wo sollte sie ihn sonst befragen?
In der Werkstatt konnte sie fotografieren. Und dass man während einen Gesprächs etwas trinkt, ist soo normal.

Er hat sie aber doch zum Tee konkret eingeladen und dann kam es zum Angebot, ein Interview zu führen, verbunden mit der Bootstour. Ist das falsch?

Sector7 schrieb:Meiner Meinung nach ist eine Jury mit Geschworenen eher vorteilhafter für den Angeklagten, zumindest wenn Aussicht auf eine gute Verteidigung besteht, daher glaube ich hieran
Ebba11 schrieb:
Ein drittes Argument könnte sein, dass Madsen darauf hinweist, dass die Wahrscheinlichkeit eines milden Urteils größer ist, wenn nur drei Personen zur Beurteilung beitragen."
überhaupt nicht.

Wenn ich alleine sehe, wie viele doch unterschiedliche Sichtweisen alleine hier im Thread sich auftun, dann wäre seine Chance bei 6 Personen größer, kontrovers diskutiert zu werden, als bei einem Richter (der jede Emotionalität ausblenden muss), der von zwei Schöffen begleitet wird, die mit einem "privaten" Blick auf das Ganze beurteilen dürfen.

Seine Chance für Mord verurteilt zu werden ist in beiden Verhandlungsformen ziemlich groß und vielleicht ist es für ihn einfach leichter, wenn er nur vor 3 und nicht vor 6 Personen sitzen muss.

Was hier manchmal untergeht, denke ich: Der Mann sitzt in Haft, nicht ohne Grund, er selbst hat nichts zu entscheiden oder zu bestimmen. Er unterliegt den dortigen Gesetzen sowie der dortigen Justiz und ist auf juristischen Beistand angewiesen. Was er getan hat dürfte ja wohl unstrittig sein, es geht ja nur darum, dieser Person eine möglichst hohe oder geringe Strafe zukommen zu lassen.

UliSeidl48 schrieb:es geht ja nur darum, dieser Person eine möglichst hohe oder geringe Strafe zukommen zu lassen.

@UliSeidl48

Wohl eher eine "angemessene" strafe.

UliSeidl48 schrieb:Was hier manchmal untergeht, denke ich: Der Mann sitzt in Haft, nicht ohne Grund, er selbst hat nichts zu entscheiden oder zu bestimmen.

Das habe ich von der betrachtungsweise das Madsen mMn nicht zu viele rechte in dieser seiner situation zuteil werden dürften, auch schon kritisiert.

Maxi05 schrieb:Wenn er "alle" Interviewanfragen speicherte -wovon ich auch ausgehe!- dann stellt sich doch die Frage: warum KW, warum nicht irgendeine andere Journalistin?
Und in Bezug auf diese Frage habe ich dann "spekuliert", dass er entweder von ihrer Abschiedsparty erfahren hat und sich erinnerte, oder sie die ganze Zeit nicht aus seinem Gedächuverschwunden war, warum auch immer.

Das wird sich wohl anhand der getauschten Emails rekonstruieren lassen. Vielleicht hat auch sein Browserverlauf etwas hergegeben?
Ich vermute etwas, aber das ist nur eine Vermutung. Abwarten.

Ich denke für KW stellte sich die Verbindung zu ihm ganz normal dar.
Sie fragt ein Interview an. Die Person, die sie interessiert sagt ab. (Das passiert eben)

Wenn er die Tat geplant hat, hat sie nicht gemerkt, dass sie in seinen Fokus geriet, als Opfer.
Für sie war er ein Wunsch-Interviewpartner, der auf Eis lag.
Er würde sich vielleicht irgendwann melden, vielleicht auch nie.
Damit konnte sie leben.
Ich denke, dass sich seine Fantasien und konkrete Tatvorbereitungen überlappten.

FrauZimt schrieb:
Er hat ja auch in seine Werkstatt eingeladen. Wo sollte sie ihn sonst befragen?
In der Werkstatt konnte sie fotografieren. Und dass man während einen Gesprächs etwas trinkt, ist soo normal.

Maxi05 schrieb:Er hat sie aber doch zum Tee konkret eingeladen und dann kam es zum Angebot, ein Interview zu führen, verbunden mit der Bootstour. Ist das falsch?

Um sich erstmal kennenzulernen, oder auch (für die, die denken, sie kannten sich bereits), das Thema zu umreissen.
Für sie war klar, dass er wissen wollte: Welche Zeitschrift, welche Zielgruppe, worüber wollte sie berichten? - Übe ihn? Über seine Projekte? usw
Das war ja nicht die Konstellation "Staatssekretär bittet ins Kanzleramt". Da bringt man den Fragenkatalog mit und hört Phrasen.

Ich denke, wir müssen hier abwarten und gucken, was die Ermittler dazu sagen werden.
Es gibt zwei Seiten: Seine und ihre.
Ihre muss rekonstruiert werden, weil sie nicht mehr lebt.
Aus ihrer Sicht, wird bis zur Bootsfahrt alles normal verlaufen sein, denke ich.

@FadingScreams
„Mordwerkzeug“ war (absichtlich) überspitzt ausgedrückt von mir - hätte ich vielleicht deutlich machen sollen, dass das nicht wörtlich zu nehmen ist - und bezieht sich auf den Vorwurf der geplanten Tat, da am selben Morgen z. B. die besagte Säge an Bord gebracht wurde, die später zum Zerteilen des Körpers verwendet wurde. Nicht zum Morden, da hast Du vollkommen recht.

Ich hatte es so verstanden, dass die Staatsanwaltschaft u. a. daraus die Planung der Tötung ableitet, dass PM Gegenstände auf die Nautilus gebracht hat, die dort sonst nichts zu suchen haben. Oder irre ich da? Dann nehme ich den Beitrag zurück.

Für mich bleiben die spontane Einladung zum Tee und Verabredung zum Interview ein Widerspruch zu dem Vorwurf der vorsätzlichen Tat. Vermutlich wissen wir einfach zu wenig, um daraus ein (für mich) stimmiges Bild basteln zu können.