Kassel/Wolfhagen Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke ermordet

Andante schrieb:Von diesen Mordmerkmalen kommen wohl nur zwei in Frage, nämlich ggf. Heimtücke oder evtl. niedrige Beweggründe, vielleicht auch beide zusammen.

Womit wir bei dem Problem sind, auf welches ich vor einigen Seiten hinweisen wollte: Heimtücke dürfte sich anhand der Tatortspuren - oder was von denen noch nach war, als die Polizei mit den Ermittlungen begonnen hat - nur ganz schwer nachweisen lassen. Und niedrige Beweggründe, da wird es auch ganz dünn. Bei Zöller: Terroirsmusstrafrecht finden sich da einige Überlegungen.

Nehmen wir einmal an, der TV war es aus den spekulierten Motiven heraus wirklich, dann wird das nichts werden, mit niedrigen Beweggründen. Und das in einfachen Worten zu erklären, wird nicht einfach werden (für die Große Strafkammer, die dann auf Totschlag erkennt)...

Wenn ich das richtig verstanden habe, können DNA Spuren auf verschiedenen Wegen zum Tatort gelangt sein?
Wenn der Festgenomme also ein Alibi hat, ist er wahrscheinlich bald wieder frei?
Ich vermute, er wurde vor seiner Festnahme, mitten in der Nacht,
nicht "befragt"?
Sieht nach einem neuen Polizeiskandal aus.
(Es sei denn, es gibt noch andere Indizien, die die Polizei aber noch geheim hält.)

@Andante
Gab es nur einen einzigen Fall von falscher DNA Auswertung in Deutschland, den in Thüringen?
Das spräche natürlich unbedingt für einen Tatverdacht von E.
Oder gab es noch andere Fälle?
(Kenne mich da noch nicht so gut aus.)

Mikail schrieb:Gab es nur einen einzigen Fall von falscher DNA Auswertung in Deutschland, den in Thüringen?

Das weiß ich nicht. Aber wenn, stellt sich so ein Fehler regelmäßig heraus, bevor es zu spät ist, also bevor jemand (nur) wegen einer falschen DNA-Spur verurteilt wird. Es ist eben nicht so, dass für Gerichte ausschließlich als einziger Beweis eine DNA-Spur zählt. Da müssen schon noch viel mehr Indizien/Beweise dazukommen, bevor jemand verurteilt wird.

Der Fall Peggy zeigt ja auch, wieviel Erstaunen und Ungläubigkeit so eine unerwartete DNA am Fundort auslöst, die nun so überhaupt nicht allen sonstigen Ermittlungsergebnissen passte. Da wird dann geprüft und gegengecheckt, ob das alles so seine Richtigkeit haben kann, ganz so dumm sind Ermittler schließlich nicht. Und gerade aufgrund dieses Hinterfragens und der nochmaligen Überprüfung stellte sich dann ja der Fehler heraus.

Guren Morgen , der 45- jährige S.E. aus Kassel war fast 10 Jahre in einem Schützenverein , er kümmerte such um die - Bogenabteilung - hatte aber keine Waffenbesitzkarte und keinen Zugriff auf die Waffen des Vereins gehabt .Der Verein habe den Bestand überprüft , es fehlten keine Waffen . Er sei immer freundlich gewesen , keine rechtsextremistischen Äußerungen - das war ein ganz ruhiger, unauffälliger Typ ..!

@Andante
Also gab es offensichtlich keine anderen Fehler der Ermittler, hinsichtlich falsch zugeordnete DNA, in Deutschland?
Dann sieht es für den Festgenommen wirklich schlecht aus.

bocca schrieb:Er sei immer freundlich gewesen , keine rechtsextremistischen Äußerungen - das war ein ganz ruhiger, unauffälliger Typ

Sind solche Leute nicht immer freundliche, ruhige, unauffällige Typen?

Mikail schrieb:Sind solche Leute nicht immer freundliche, ruhige, unauffällige Typen?

Und die Nachbarn sind immer fassungslos, weil sie doch immer so freundlich gegrüßt haben.

Was spricht eigentlich dagegen, abzuwarten, ob der Tatverdächtige gesteht oder welche Beweise genau gegen ihn vorliegen, bevor man sich daran macht, ihn in Bausch und Bogen für unschuldig zu erklären und Polizeiverschwörungen zu entwickeln?

OpLibelle schrieb:Zur DNA-Übertragung kann es z.B. auf dem Volksfest gekommen sein. L. soll am Freitag vor der Tat dort in eine Auseinandersetzung verwickelt gewesen sein. Vielleicht war er ja auch am Tattag da. Ein kleiner Rämpler reicht da völlig aus,

L. war aber nur am Freitag auf der Kirmes, am Samstag hatte er einen Ausflug mit der Familie nach Edertal gemacht, wie verschiedene Tageszeitungen berichteten (über die Beerdigung von L.). Wenn die DNA Spur auf der Kleidung von der Kirmes war, ist sie wertlos. Denn zeigt dann gerade nicht, dass der Tatverdächtige am Samstag am Tatort war. Wenn L. am Freitag und Samstag die gleiche Kleidung trug (z. B. Jacke) könnte die DNA Spur aber ebenfalls noch vom Freitag sein. Das wäre sogar nicht unwahrscheinlich, weil das Fest mit 2000 Menschen besucht war. (Hinweis: Dass die DNA Spur überhaupt von L.s Kleidung stammt, hatte "Bild" berichtet, das muss man aber sicher mit dem üblichen Vorbehalt sehen).

Wenn die Ermittlungen ergeben, dass der Tatverdächtige und L. Kontakt auf dem Ausflug hatten (kann auch heißen in Edertal hingen die Jacken zusammen am Haken im Ausflugslokal), wäre das auch wieder eine plausibele Erklärung, die E. nicht belastet.

Sollten sich allerdings DNA Spuren am Tatort finden lassen - oder an der Kleidung von L, die er sich frisch nach dem Ausflug angezogen hat, dann wird klar, dass der TV offensichtlich im Tatzeitfenster am Tatort war (denn vorher war L. ja in Begleitung seiner Familie).

Noella schrieb:Was spricht eigentlich dagegen, abzuwarten, ob der Tatverdächtige gesteht oder welche Beweise genau gegen ihn vorliegen, bevor man sich daran macht, ihn in Bausch und Bogen für unschuldig zu erklären und Polizeiverschwörungen zu entwickeln?

Die Unschuldsvermutung. Per Default ist der Mörder erstmal unschuldig, bis weitere Beweise vorgelegt werden, die es hier nach Aussage der Bundestobermittler noch gar nicht gibt. DNA und Geschichten aus der Vergangenheit machen den Verdächtigen unzweifelhaft verdächtig. Mehr aber auch nicht. Es hat eine Hausdurchsuchung stattgefunden, die ggf. Bezüge zum Tatort oder zum Opfer offenbaren wird. Spätestens in wenigen Wochen wissen wir mehr, wenn ERmittlungserfolge stolz in Pressekonferenzen verkündet werden oder eben diese Erklärungen ausbleiben.