Vermisste Yolanda K. aus Leipzig tot aufgefunden

Anevay schrieb:Hier ist nochmals das Zitat aus der Süddeutschen.

Du meinst das Zitat aus dem "Südkurier", das hier vorher schon mit Quellenangabe gepostet wurde.
Ja, auf diese aktuelle Äußerung der Behörden beziehen sich auch meine Überlegungen zum Fall. Ich sagte ja schon, dass man eine solche Äußerung auch "einordnen" muss.
Man merkt ja, dass sich der Sprecher mit seinen Worten sehr zurückhält. Wir erfahren lediglich, dass es weiterhin keine Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden gibt, dass die Ermittlungen andauern, dass auch Fragen zu Yolandas Glauben Gegenstand der Ermittlungen sind und dass der Sprecher ein Fremdverschulden nicht ausschließen möchte (da ja trotz derzeit fehlender Anhaltspunkte dafür im Verlaufe der weiteren Ermittlungen noch Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden gefunden werden könnten).
Dass der Sprecher angesichts noch laufender Ermittlungen ein Fremdverschulden nicht ausschließen möchte, darf man glaube ich nicht überbewerten. Der Sprecher kann und darf ja zum jetzigen Zeitpunkt kein Ermittlungsergebnis vorwegnehmen.

Meiner Meinung nach gibt es durchaus Indizien, die für einen Suizid sprechen könnten. Er erscheint jedenfalls nicht völlig unmöglich oder unwahrscheinlich.

Auf der informativen Seite der Neurologen und Psychiater im Netz z.B wird erwähnt, dass krisenhafte Lebenssituationen und problematische Familienverhältnisse - neben anderen Faktoren - für Suizide ursächlich sein können. Beides könnte bei Yolanda durchaus der Fall gewesen sein:

Ihre Familiensituation scheint durch die unterschiedlichen religiösen Zuordnungen an sich eher problematisch gewesen zu sein. Im XY-Beitrag wird darüber hinaus angedeutet, dass sie im Zeitraum ihres Verschwindens eine für sie schwierige Statik-Klausur zu schreiben hatte. Hier im Thread ist schon Leuten aufgefallen, dass sie sich offenbar trotz ihrer drängenden Studienverpflichtungen Zeit nahm, um einen IKEA-Besuch und eine Abendvergnügung zu planen. Das könnte nach Vermeidungsverhalten aussehen.

Es erscheint vor diesem Hintergrund jedenfalls nicht völlig ausgeschlossen, dass sie sich in einer krisenhaften Lebenssituation befand. Wenn einem subjektiv wirklich alles zu viel wird und es scheinbar keinen Ausweg zu geben scheint und man nach seinem Empfinden niemanden hat, an den man sich mit seinen Problemen wenden kann, kann das bei entsprechend disponierten Menschen leider auch zum Suizid führen.

So ungewöhnlich wäre es auch nicht, dass sie von ihrem Wohnort so weit gefahren wäre, um sich zu töten. Das kommt bei Suizidenten manchmal vor. Manche fahren sogar ins Ausland und trennen aus ihren Kleidungsstücken die Etiketten raus, damit man ihr Herkunftsland nicht nachvollziehen kann. Ich erinnere mich auch an den Fall der jungen Polizistin aus Hamburg, die kilometerweit bis in den Sachsenwald gefahren ist und von ihren Kollegen mit großem Aufwand gesucht und schließlich gefunden wurde. Darüber gibt es hier einen Thread. Weitere Beispiele ließen sich finden.

Es ist nicht zu belegen, dass sie Suizid begangen hat; deswegen will ich es nur als eine Möglichkeit dargestellt wissen.

Über die Studien-Situation weiß man halt leider nichts, obwohl das ja das Wesentlichste in ihrem Leben momentan war. Allerdings hatte sie finanzielle Reserven, was nicht nach fürchterlichem momentanem Zeitdruck klingt. Man weiß nicht ob sie ein Stipendium bezog das sie verlieren konnte, (auch nicht was sie die Jahre davor gemacht hat). Dass der Vater sie für die Stadtbesichtigung tagelang in Anspruch nimmt vor ihrer Statik Prüfung, klingt nicht danach, dass ihm ihr Studienerfolg so furchtbar wichtig war. Aber wir kennen seine Persönlichkeit ja noch weniger als ihre, auch nicht wirklich ihre Beziehung zueinander.

Für die Statik Prüfung im Architektur Studium kann man drei Monate lang beschäftigt sein, es ist eine unbeliebte und vergleichsweise gefürchtete Prüfung. Ich habe selbst auch mal ein Studienfach mit größeren Diplomprüfungen gemacht. Da hat mich schon auch gewundert, dass sich Yolanda in den Tagen vor der Prüfung solche Dinge vornimmt wie erst Ikea und abends auch noch Kino, obwohl man die Tage davor mit dem Vater samt Begleitung unterwegs war. Man versucht doch normaler Weise die Tage vor der Prüfung die Wiederholung des Stoffs nochmal in intensiven Sitzungen ins Kurzzeitgedächtnis zu stopfen.

Silberstreif schrieb:Dass der Vater sie für die Stadtbesichtigung tagelang in Anspruch nimmt vor ihrer Statik Prüfung, klingt nicht danach, dass ihm ihr Studienerfolg so furchtbar wichtig war.

Und dass Yolanda selbst sich überhaupt darauf eingelassen hat. Ihr Studienerfolg sollte ja vor allem auch ihr selbst wichtig gewesen sein. Sie hätte ihrem Vater also auch sagen können, dass sie sich gerade auf eine schwere Prüfung vorbereitet, viel lernen muss und deshalb keine Zeit für eine gemeinsame Stadtführung hat oder höchstens z.B. an einem einzelnen Vor- oder Nachmittag.

Silberstreif schrieb:Da hat mich schon auch gewundert, dass sich Yolanda in den Tagen vor der Prüfung solche Dinge vornimmt wie erst Ikea und abends auch noch Kino, obwohl man die Tage davor mit dem Vater samt Begleitung unterwegs war.

Mich hat dieses Verhalten von Yolanda auch sehr gewundert.
Alles in allem ist bei mir der Eindruck entstanden, dass Yolanda sich trotz ihrer bevorstehenden schweren Prüfung "keinen Stress" gemacht hat. Aus dem, was bekannt ist, kann ich auch nicht erkennen, dass Yolanda zugunsten der Prüfungsvorbereitung - wie es doch eigentlich zu erwarten gewesen wäre - ihre Freizeitaktivitäten in irgendeiner Weise eingeschränkt hätte.

Das finde ich jetzt schon sehr spekulativ, aus zwei Tagen Freizeitplanung zu schliessen, wie wichtig Yolanda ihre Prüfungen waren.
Vielleicht hat sie den halben Tag bis 15 Uhr mit lernen verbracht, vielleicht hat sie sich auch die Tage vorher und nachher intensiv darauf vorbereiten wollen.

Es ist ja nun offenbar nicht so, dass sie wochenlang Nächte durchgefeiert hat und ihr alles egal war.
Man braucht auch hin und wieder Tage mit Lernpausen. Diese sind zur Prüfungsvorbereitung sogar sinnvoll, ein guter Ausgleich erhöht ja auch die Gedächtnisleistung.

@Karajana
War sie nicht erst zehn Tage zuvor vom 14-tägigen Urlaub mit der Famiie in USA zurückgekommen? Da hat man dann schon Druck drauf die restlichen Tage bis zur Prüfung. Hat sie wirklich nur einen Tag mit dem Vater verbracht? Abendgestaltung schön und gut, aber der Ikea musste doch nicht auch noch vor der Prüfung sein.
Man weiß halt auch nicht, was sie da am Vorabend mit dem Vater auch über das Studium (und überhaupt) gesprochen hat.

Es bleibt auch noch das Rätsel um die vielen Ohnmachts-Anfälle - WARUM die Polizei schon letztes Jahr sagen konnte, dass die in diesem Todesfall keine Rolle spielen - Was wollten sie damit andeuten, wenn sie in der AZxy Sendung gleichzeitig die Mitbewohnerin von den Ohnmachtsanfällen erzählen ließen?.

Karajana schrieb:Das finde ich jetzt schon sehr spekulativ, aus zwei Tagen Freizeitplanung zu schliessen, wie wichtig Yolanda ihre Prüfungen waren.
Vielleicht hat sie den halben Tag bis 15 Uhr mit lernen verbracht, vielleicht hat sie sich auch die Tage vorher und nachher intensiv darauf vorbereiten wollen.

Spekulativ ist dann doch eher die Annahme, sie könnte jeden Tag mehrere Stunden gelernt oder schon an den Tagen zuvor oder dass sie an den Tagen danach umso intensiver sich hätte vorbereiten wollen. Darvon war nie irgendwo die Rede und auch in den nachgestellten Fahndungsfilmen wurde keine sich intensiv auf ihre Prüfung vorbereitende Yolanda gezeigt.

Was statt dessen beschrieben und gezeigt wurde, war eine Yolanda, die Zeit für alles Mögliche hatte: Familienurlaub in den USA, Treffen und Stadtbesichtigungen mit ihrem Vater, Planung von Einkäufen im IKEA-Möbelhaus, Treffen mit der Freundin zum Kinobesuch und Ausflug nach Halle.

Die Erwähnung etlicher zeitaufwändiger Freizeitaktivitäten und die fehlende Erwähnung von Lernaktivitäten zur Prüfungsvorbereitung deutet ja dann doch eher darauf hin, dass das Lernen für die bevorstehende schwere Prüfung zumindest keine bestimmende Rolle spielte.

Kielius schrieb:Darvon war nie irgendwo die Rede und auch in den nachgestellten Fahndungsfilmen wurde keine sich intensiv auf ihre Prüfung vorbereitende Yolanda gezeigt.

Nun ja, für die Suche nach Zeugen im Vermisstenfall Yolanda, hatten die Prüfungen auch keinerlei Relevanz, weshalb also hätten sie das im Film auch zeigen sollen?

Karajana schrieb:Nun ja, für die Suche nach Zeugen im Vermisstenfall Yolanda, hatten die Prüfungen auch keinerlei Relevanz, weshalb also hätten sie das im Film auch zeigen sollen?

Das vielleicht nicht, aber es wäre relevant gewesen für die Beschreibung bzw. Darstellung des Ablaufs der letzten Tage und Stunden vor Yolandas Verschwinden.

Kielius schrieb:dass das Lernen für die bevorstehende schwere Prüfung zumindest keine bestimmende Rolle spielte

Ich habe mich immer gefragt, was sie Mittwoch bis 14 Uhr gemacht hat - wahrscheinlich gelernt.
Vielleicht spielte für sie die Prüfung aber tatsächlich keine so große Rolle - sie könnte die Einstellung gehabt haben: ich probier's mal, mit Glück kommen die Fragen und Aufgaben die ich vorbereitet habe, wenn nicht hab ich bald eine weitere Chance wieder anzutreten. (Ich weiß nicht ob man da nach drei oder vier Fehlversuchen exmatrikuliert wird).
Da es in den Film-Beiträgen kein Thema war (die Frage das Vaters war glaube ich das einzige dazu), hat die Prüfung/ das Studium nach Einschätzung der Ermittler vielleicht auch nicht wirklich eine Rolle gespielt?!

Vielleicht hat sie den Vater auch angelogen betreff bevorstehender Prüfung, weil sie eine Ausrede brauchte, warum sie am nächsten Tag nicht auch noch für ihn Zeit hat! -Verständlich, wenn man sieht, dass sie da die älteren Herrn durch die Stadt geleiten musste.
Mit Ohnmacht hat sie ihn ja auch angelogen.

Silberstreif schrieb:Da es in den Film-Beiträgen kein Thema war (die Frage das Vaters war glaube ich das einzige dazu), hat die Prüfung/ das Studium nach Einschätzung der Ermittler vielleicht auch nicht wirklich eine Rolle gespielt?!

Typischerweise wird ja in den TV-Fahndungsfilmen ein recht genaues Bild von Persönlichkeit, Tagesablauf und Gewohnheiten im Leben einer vermissten Person oder eines Opfers gezeichnet. Von daher finde ich es schon etwas verwunderlich, wenn im Falle einer Architektur-Studentin an der Universität, deren Hauptbeschäftigung und zentraler Lebensinhalt ja nun mal das Studieren ist, das Lernen so wenig thematisiert wird.

Ich teile daher zumindest einen Verdacht, den @PeterWimsey bereits formuliert hat:

PeterWimsey schrieb:Hier im Thread ist schon Leuten aufgefallen, dass sie sich offenbar trotz ihrer drängenden Studienverpflichtungen Zeit nahm, um einen IKEA-Besuch und eine Abendvergnügung zu planen. Das könnte nach Vermeidungsverhalten aussehen.

Silberstreif schrieb:Da es in den Film-Beiträgen kein Thema war (die Frage das Vaters war glaube ich das einzige dazu), hat die Prüfung/ das Studium nach Einschätzung der Ermittler vielleicht auch nicht wirklich eine Rolle gespielt?!

Es wird vermutlich einfach so sein, dass das als nicht für die Fragen an die Zuschauer relevant eingestuft wurde. Es ist wohl kaum wichtig, wenn man nach Zeugen sucht. Letztlich kann so ein Film doch nicht die letzte Woche im Leben eines Opfers in Echtzeit nachspielen und allen möglichen Kram erzählen, der für den Zuschauer irrelevant und womöglich nur verwirrend ist.

Wenn ich zeige wie Yolanda (rein fiktive Beispiele) zum Zahnarzt geht, sich eine neue Zahnbürste kauft und Bücher in die Bibliothek zurückbringt dann verbraucht das nur wertvolle Sendezeit und lenkt ab, wenn es nicht unmittelbar mit der Sache zu tun hat.

Und genauso macht es wenig Sinn, Yolanda zu zeigen wie sie am Schreibtisch sitzt und ein Fachbuch liest, weil sie dabei wohl kaum auf einen Mörder getroffen ist.

brigittsche schrieb:Und genauso macht es wenig Sinn, Yolanda zu zeigen wie sie am Schreibtisch sitzt und ein Fachbuch liest, weil sie dabei wohl kaum auf einen Mörder getroffen ist.

Wenn der Vermisste oder das Opfer ein Bäcker ist, wird derjenige im TV-Fahndungsfilm typischerweise mindestens einmal in weißer Arbeitskleidung teigknetend in einer Backstube gezeigt. Gleiches gilt für den ausgeprägten Pferdeliebhaber, der mindestens einmal hoch zu Ross auf seinem Hengst oder seiner Stute zu sehen ist, oder den Frührentner, wie er Tagesfreizeit hat und zu der Zeit, wo andere Menschen Arbeiten gehen, seine Besorgungen macht oder irgendeiner Freizeitbeschäftigung nachgeht, um den Tag zu füllen.

Ich denke, das macht auch Sinn, um dem Zuschauer den Protagonisten im Fahndungsfilm schnell und anschaulich näher zu bringen. Selbst dann, wenn der Beruf oder das Hobby nichts mit dem Verschwinden oder Verbrechen zu tun haben sollte.

Von daher würde ich bei einer (Vollzeit-)Studentin wie Yolanda schon wenigstens eine Einstellung mit dem Fachbuch am Schreibtisch lernend, mit den Kommilitonen im Vorlesungssaal herumalbernd oder in der Uni-Bibliothek bei der Literatursuche erwarten.
Wenn das ausbleibt, wirft es bei mir zumindest Fragen auf.

@Kielius
Im Parallelfall Scarlett Sarlice wurde doch ebenso wenig gezeigt, wie sie paukend in der Uni sitzt.
Einfach weil es genauso unnötig gewesen wäre, um potentielle Zeugen rund um ihr Verschinden zu finden.

Ist das mit der Prüfung überhaupt bestätigt? Könnte ja auch nur ein stilistisches Element für den Film gewesen sein, eben um darauf hinzuweisen, dass sie studiert. Vermutlich wird man nicht wissen, was sie bis 15 Uhr gemacht hat. Wenn sie unterwegs gewesen wäre, hätte man das erwähnt, eben um Zeugen zu finden und herauszufinden, ob sie sich seltsam verhalten hat. Also war sie vermutlich zuhause. Ob sie gelernt hat oder nicht, wird man vermutlich im Nachhinein nicht feststellen können. Also bringen die ganzen Spekulationen hier nichts. Man müsste halt ihre Handydaten oder ähnliches haben. Aber die haben wir nicht.

Kielius schrieb:Von daher würde ich bei einer (Vollzeit-)Studentin wie Yolanda schon wenigstens eine Einstellung mit dem Fachbuch am Schreibtisch lernend, mit den Kommilitonen im Vorlesungssaal herumalbernd oder in der Uni-Bibliothek bei der Literatursuche erwarten.
Wenn das ausbleibt, wirft es bei mir zumindest Fragen auf.

Ja, und wenn man nicht zeigt, wie sie sich morgens vor dem Spiegel zurecht macht, ihr Zimmer putzt oder ihre Klamotten in die Waschmaschine steckt, wirft das dann auch Fragen auf?

Denn umgekehrt: Wenn man irgendwie hätte hineinbringen wollen dass sie ihr Studium nicht ernstnimmt oder gar nicht mehr weiterverfolgt, dann hätte man das auch so gesagt. So ein Film arbeitet nicht mit subtilen Botschaften, weil die Leute ja bestimmte Dinge erfahren sollen und im besten Falle dazu konkrete Angaben machen können. Und es ist doch völigi kontraprodktiv, da irgendwas zu verstecken, so dass es 99,9% der Zuschauer es nicht mal erkennen.

Ist ja anscheinend auch so ein Naturgesetz hier, dass irgendwann jedes Detail aus einem Aktenzeichen XY-Film unter die Lupe genommen und wer weiß was hineininterpretiert und dann den roten Vorhängen eines Mordopfers eine Bedeutung zugeschrieben wird.....

brigittsche schrieb:Ist ja anscheinend auch so ein Naturgesetz hier, dass irgendwann jedes Detail aus einem Aktenzeichen XY-Film unter die Lupe genommen und wer weiß was hineininterpretiert und dann irgendwann den roten Vorhängen eines Mordopfers eine Bedeutung zugeschrieben wird.....

Das ist tatsächlich so ein Phänomen, das verlässlich in jedem thread irgendwann auftaucht.