Scarlett (26) beim Wandern im Schwarzwald verschollen

CorvusCorax schrieb:Und wird dann den Angehörigen nicht zumindest mitgeteilt, dass der/die Vermisste lebend angetroffen wurde, wo auch immer, aber auf Wunsch der/des Vermissten wird lediglich der Aufenthaltsort nicht mitgeteilt?

Ich glaube nicht, dass den Angehörigen das zwangsläufig mitgeteilt wird.

Wird der Aufenthaltsort des Vermissten festgestellt, wird die Person befragt, ob sie mit der Nennung ihres Aufenthaltsorts den Angehörigen gegenüber einverstanden ist. Die Angehörigen/Bekannten werden entsprechend dem Wunsch des Vermissten (mit oder ohne Bekanntgabe des Aufenthaltsorts) informiert. Sofern die Person wohlauf ist, sie nicht Opfer einer strafbaren Handlung wurde und sie keine strafbaren Handlungen begangen hat, wird der Fall für die Polizei mit der Ermittlung des Aufenthaltsortes beendet.

Quelle: Bundeskriminalamt

Dr.Edelfrosch schrieb:Man kann ganz normal über Jahre ganz zivilisiert mit jemanden zusammen leben, der ein eigenes Haus und genug Geld hat. Da muss man nicht den rest seines lebens aus Pfützen trinken und Pommes aus der Mülltonne vor dem Burgerladen sammeln. Und das man mit fast 30 Jahren auch nicht seinen Eltern sagen muss, wo und mit wem man gerade lebt sollte jedem klar sein.

Ja, und dafür ist man dann halt von dem Partner abhängig, der einen finanziert, weil einem sonst nur illegale Jobs ohne Papiere bleiben. Auch eine schöne Vorstellung.

Und natürlich hat man diesen Partner dann ganz spontan kennengelernt und ist von null auf hundert mit ihm durchgebrannt, weil es ja überhaupt keine Spur von ihm gibt.

Und umgekehrt ist man mit fast 30 auch in der Lage, seinen Eltern zu sagen, dass man sich entschieden hat, nun sein Leben anders zu gestalten, das muss man nicht im Geheimen machen.

CorvusCorax schrieb:Wenn es ein größerer Unfallschaden oder sogar Personenschaden ist, wird es nicht reichen, dass man mit seinen Papieren wedelt und man zieht dann von dannen

@CorvusCorax
Was musstest du denn vor Ort bei einem Unfall noch mehr machen, als mit deinen Papieren zu wedeln? Würde mich mal interessieren, da bei den Unfällen wo ich beteiligt war das immer gereicht hat. Mehr braucht die Polizei, sofern man sie dazu zieht erstmal nicht.

Niilanaya schrieb:Ich glaube nicht, dass den Angehörigen das zwangsläufig mitgeteilt wird.

Lt. dem BKA-Link heißt das also, dass den Angehörigen nicht einmal mitgeteilt wird, dass der/die Vermisste lebt, wenn dieser das nicht will. Ganz schön hart für die Angehörigen, m.M.

Dr.Edelfrosch schrieb:Was musstest du denn vor Ort bei einem Unfall noch mehr machen, als mit deinen Papieren zu wedeln? Würde mich mal interessieren, da bei den Unfällen wo ich beteiligt war das immer gereicht hat. Mehr braucht die Polizei, sofern man sie dazu zieht erstmal nicht.

Ich mußte auch nicht mehr machen, aber in dem Moment hat die Polizei bei der Unfallaufnahme doch meine Personalien und danach gibts das Unfallprotokoll für Versicherung und pipapo. Und wäre ich auf einer Vermisstenliste ausgeschrieben, würde das der Polizei doch angezeigt werden. Sonst bräuchte man ja keine Vermissten-/Fahndungslisten.

CorvusCorax schrieb:Lt. dem BKA-Link heißt das also, dass den Angehörigen nicht einmal mitgeteilt wird, dass der/die Vermisste lebt, wenn dieser das nicht will. Ganz schön hart für die Angehörigen, m.M.

So hab ich es jedenfalls verstanden beim Lesen des Textes. Das stimmt, es klingt echt hart den Angehörigen gegenüber. Aber nur, wenn man von einer "normalen" Familie ausgeht. Es gibt leider auch extrem toxische Familien, die je nach Struktur durchaus eine Gefahr darstellen können und dann ist es für die Person, die abgehauen ist, besser und sicherer der Familie nicht zu sagen, dass sie gefunden wurde.

Dr.Edelfrosch schrieb:@Oliv3r
Der Führerschein läuft im Gegensatz zum Ausweis nicht ab. Man kann also weiterhin ganz normal Auto fahren.

Das stimmt nicht ganz: Neue Führerscheine sind nur noch 15 Jahre gültig. Die Fahrerlaubnis betrifft das natürlich nicht, aber man muss das Dokument verlängern lassen. Z.B. mein im November 2013 ausgestellter Führerschein läuft im November 2028 ab.

https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/eu-richtlinie-neuer-fuehrerschein-nur-noch-15-jahre-gueltig-11025254.html

Wenn die Familie jemanden als Vermisst meldet, kann derjenigebein ganz normales Leben führen, arbeiten,i ins Krankenhaus, etc. Lediglich die Polizei darf den Angehörigen nichts sagen, wenn sie erfährt, dass man noch lebt. Vielleicht hat sich Scarlett längst bei den Behörden gemeldet. Der Fall wird intern als abgeschlossen markiert. Bei Nachfragen von Aussen heißt es dann immer: wir haben keine neuen Erkenntnisse mitzuteilen.

JosephConrad schrieb:Bei Nachfragen von Aussen heißt es dann immer: wir haben keine neuen Erkenntnisse mitzuteilen.

Na, ich denke aber schon, dass man zumindest mitgeteilt hätte, dass sie noch lebt aber keinen Kontakt wünscht bzw. man nicht angeben wird, wo sie sich aufhält.

Alleine schon aus Interesse der Polizei, die doch auch anderes zu tun hat, als irgendwelche Hinweise entgegenzunehmen, wenn jemand meint, Scarlett irgendwo gesehen zu haben nachdem er die privaten Suchaufrufe gelesen hat.

Niilanaya schrieb:Das stimmt, es klingt echt hart den Angehörigen gegenüber. Aber nur, wenn man von einer "normalen" Familie ausgeht. Es gibt leider auch extrem toxische Familien, die je nach Struktur durchaus eine Gefahr darstellen können und dann ist es für die Person, die abgehauen ist, besser und sicherer der Familie nicht zu sagen, dass sie gefunden wurde.

Stimmt schon. Aber wenn man von "normalen Familien" ausgeht, die nie mehr zur Ruhe kommen, weil ein Angehöriger von jetzt auf gleich spurlos aus ihrem Leben verschwindet, dann ist das schon hart. Und wenn der Familie lediglich mitgeteilt wird, dass der Angehörige noch lebt, aber nicht wo, dann hätten sie doch zumindest Gewißheit, wüßten aber damit ja den Aufenthaltsort nicht. Von daher wäre der/die Vermisste dann ja auch safe, sollte keinerlei Kontakt mehr gewünscht werden, warum auch immer.

JosephConrad schrieb:Vielleicht hat sich Scarlett längst bei den Behörden gemeldet. Der Fall wird intern als abgeschlossen markiert. Bei Nachfragen von Aussen heißt es dann immer: wir haben keine neuen Erkenntnisse mitzuteilen.

Dann würde sie aber aus der Fahndungsliste genommen werden. Und da wird sie ja weiterhin geführt. Folglich ist der Fall nicht abgeschlossen.

Im Fall der vermissten Lisa Ninnemann ist das so gelaufen, die im April 2021 ihr zuhause verlassen hat und nie mehr aufgetaucht ist. Da hat man die Vermisstenfahndung nach ein paar Monaten zurückgezogen, nachdem Telefaxe und ein Brief aus Spanien bei der Familie und Arbeitgeber eingegangen sind. Wonach man davon ausging, dass LN wohl in Spanien lebt. Die Familie weiß aber bis heute nicht, ob dem tatsächlich so ist.

@CorvusCorax
Die Frage ist, wie will die Polizei sicherstellen, dass die Angehörigen nicht erfahren, dass jemand noch lebt.

Ich denke, die Polizei muss nicht sicherstellen, dass die Angehörigen nichts davon erfahren. Der Schritt geht nur nicht mehr von ihrer Institution aus. Zusammenfassend ist mein momentaner Gedanke: Wird ein Verbrechen ausgeschlossen, handelt es sich nicht um eine psychisch erkrankte, evtl. orientierungslose Person etc., gilt die Regel, dass sich eine erwachsene Person aufhalten darf wo Sie will. Immer und immer wieder wird allerdings argumentiert: Ein Verschwinden aus dem Nichts heraus, ja das ist doch eher Unwahrscheinlich. Also damit meine ich vorausgegangene Konflikte etc..

CorvusCorax schrieb:Dann würde sie aber aus der Fahndungsliste genommen werden. Und da wird sie ja weiterhin geführt. Folglich ist der Fall nicht abgeschlossen.

Das sehe ich auch so.

Wie es gehandhabt wird, ist der verlinkten BKA-Seite zu entnehmen.

Sofern die Person wohlauf ist, sie nicht Opfer einer strafbaren Handlung wurde und sie keine strafbaren Handlungen begangen hat, wird der Fall für die Polizei mit der Ermittlung des Aufenthaltsortes beendet.

Falls eine Vermisstensache nicht aufgeklärt wird, bleibt die Personenfahndung bis auf Widerruf bestehen.

Aus der Einstellung der Suche bzw. einem Zurückziehen der Fahndung kann man schließen, dass die Person für die Polizei nicht mehr als vermisst gilt. Solange sie weiter in der Fahndungsliste steht, ist der Aufenthalt für die Polizei ungeklärt. Eine Fahndung zur Irreführung von Angehörigen macht die Polizei nicht.

Scarlett taucht in der Liste der Vermissten auf:
https://fahndung.polizei-bw.de/

Wenn ein Fall mit hohem öffentlichen Interesse geklärt ist, die Beteiligten aber keine Auskunft wünschen, wird es in den Medien zum Beispiel so kommuniziert:

"Die Suche nach X ist eingestellt. Einzelheiten will die Polizei im Hinblick auf die Persönlichkeitsrechte der Vermissten und deren Angehörigen nicht bekanntgeben. Hinweise auf eine strafrechtliche Relevanz liegen der Polizei nicht vor."

Eine ähnliche Meldung würde es auch hier geben, sofern der Fall für die Polizei abgeschlossen wäre.

Palio schrieb:Aus der Einstellung der Suche bzw. einem Zurückziehen der Fahndung kann man schließen, dass die Person für die Polizei nicht mehr als vermisst gilt. Solange sie weiter in der Fahndungsliste steht, ist der Aufenthalt für die Polizei ungeklärt. Eine Fahndung zur Irreführung von Angehörigen macht die Polizei nicht.

Es wäre ja auch ein ziemlicher Aufwand, wenn dann ständig Leute anrufen und melden, sie hätte XY da und dort im Urlaub gesehen, ganz sicher, er/sie verkauft dort am Strand Sonnenbrillen, ganz sicher, keine Zweifel möglich.....

Dann muss man das ja trotzdem in irgendeiner Form bearbeiten, selbst wenn klar ist, dass es gar nicht XY gewesen sein kann, weil man sicher weiß, dass XY jetzt in den USA lebt, oder wo auch immer, jedenfalls nicht da, wo die Zeugen im Urlaub waren. Was man aber den Zeugen nicht sagen darf, weil es ja geheim bleiben muss!

Und mal abgesehen davon, ob das rechtlich überhaupt zulässig wäre, nur zur Irreführung der Angehörigen da eine Fake-Fahndung aufrecht zu erhalten, selbst wenn die betreffende Person das wünscht - kann ich mir eigentlich nicht vorstellen...

Zum Thema Maintrailer habe ich von einer Expertin folgende Informationen erhalten. Sie möchte anonym bleiben, was ich definitiv gewährleisten werde.

1. Bis zu welchem Zeitpunkt oder in welchem Zeitraum können Mantrailer noch Geruchsspuren wahrnehmen?

Meiner Erfahrung nach geht es bei 48 Stunden noch einigermaßen gut. Ist der Trail aber an einer befahrenen Straße wird es schwieriger, da der Verkehr die Spuren teilweise mit zieht.

2. Können sich Hunde irren und versehentlich eine Rückwärtsspur verfolgen, ggf. vielleicht weil die Geruchsspur so schwach ist?

Hunde sind keine Maschinen, und können sich natürlich auch irren. Es ist aber eher selten, dass sie eine Rückwärtsspur folgen. Hatte ich noch nicht erlebt.

3. Können Mantrailer auch nach 8 Monaten noch Geruchspartikel wahrnehmen, beispielsweise durch in Felsritzen abgelagerte Hautschuppen oder mit Geruchspartikeln kontaminierte Stofffetzen einer Picknickdecke?

Nach 8 Monaten sehe ich es doch als fast unmöglich an das der Hund noch Geruchspartikel findet, und er dann die Richtung bzw. dem Trail folgen könnte.

4. Wie lange können Mantrailer im Durchschnitt einer Spur ununterbrochen folgen und wie weit schwächt sie die Arbeit im Laufe der Suche?

Es kommt dabei sehr auf den Hund darauf an. Mein Hund kann circa 1 Stunde am Stück einem Geruch folgen. Dabei haben wir schon Strecken von 7-8 km zurückgelegt.

5. Was machen Hunde am letzten Punkt, wo die Geruchsspur "verschwindet"?

Ein gut ausgebildeter Mantrailer sollte, wenn er keinen Geruch mehr hat abbrechen. Er wird dann noch ein Stückchen weiter laufen, um sich zu vergewissern, aber dann nicht mehr weiter trailen.

6. Wie leicht lassen sich Mantrailer von zeitlich vor ihnen gelaufenen Mantrailern leiten?

Auch das ist von Hund zu Hund unterschiedlich. Manche lassen sich ablenken, andere nicht. Ein gut ausgebildeter Trailer sollte sich nicht ablenken lassen.

7. Wie leicht lassen sich Mantrailer durch ihre Führer ablenken / leiten / beeinflussen?

Die Hunde sollten sich auch nicht von ihrem Führer ablenken lassen, aber da man zu seinen Hunden eine gewisse Bindung hat, kann es schon passieren, dass man den Hund unbewusst leitet, wenn man denkt das man den Spurverlauf weiss.

@deim0s

Ich fand es schon immer offensichtlich, dass nach einer gewissen Zeit die Richtung der Spur nicht mehr bestimmt werden kann, obwohl die Spur an sich noch wahrgenommen werden kann. Immerhin geht es da um feinste Abweichungen, die natürlich mit Zeit, Wind und Wetter unschärfer werden.
Aber trotzdem gut, dass eine Maintrailerin das mal klar sagt und auch Fehler einräumt, denn hier werden Mantrailerhunde ja oft als Wunderwesen gepriesen, die keine Fehler machen.
Ich glaube ja eh, dass die Hauptfehlerquelle die menschliche Komponente im Mantrailer-Gespann ist.

Was mich bei der Ausstiegstheorie stutzig macht, ist der Zeitpunkt. Warum wandert sie ganze 5 Etappen bevor sie sich aus dem Staub macht? Warum ist sie nicht schon nach 2 oder 3 Etappen verschwunden? Welche Erklärung gibt es dafür?

@Darkstar09

Vielleicht kein Unbekannter, sondern ein ihr Bekannter. Jemand, den sie während der Wanderung kennenglernt hat.

In der Sprachnachricht, welche man bei XY gehört hat, meinte sie bereits am Anfang:" Die Leute sind alle so nett hier..."

Also war ein großer Vertrauensvorschuss in die Menschen vor Ort generell schon da. Finde auch die Übernachtung am Schwimmbad Göschweiler, wo sie mit den 3 Männern gezeltet hat, grenzwertig.

Für mich deutet das darauf hin, dass sie sehr schnell Vertrauen gefasst hat.

Sowas kann aber auch ganz gehörig schief gehen, wenn es zB. eine ähnliche Situation nochmal gab oder sie vielleicht wirklich zu jemanden ins Auto gestiegen ist. Glaube sie hätte in so einem Fall nie damit gerechnet, dass ihr genau in dieser Region was passieren könnte.

deim0s schrieb:Zum Thema Maintrailer habe ich von einer Expertin folgende Informationen erhalten. Sie möchte anonym bleiben, was ich definitiv gewährleisten werde.

1. Bis zu welchem Zeitpunkt oder in welchem Zeitraum können Mantrailer noch Geruchsspuren wahrnehmen?

Meiner Erfahrung nach geht es bei 48 Stunden noch einigermaßen gut. Ist der Trail aber an einer befahrenen Straße wird es schwieriger, da der Verkehr die Spuren teilweise mit zieht.

Danke für deine Ausführungen. Die Punkte 1 - 7 decken sich mit dem, was mir Hundeführer auch gesagt haben.

Unter Punkt 1 haben wir diese 48 Stunden, nach denen eine Spur als kalt gilt. Wobei wir wieder bei dieser NeverEndingStory mit der IK-Spur wären. Dieser privat organisierte Mantrailer-Einsatz erfolgte am 17.09.2020, also ganze 168 Stunden später.