sallomaeander schrieb:Man kann vermuten, dass beide Formate unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. "Wahre Verbrechen" lief wohl auch im Nachmittagsprogramm (15.00 h) - nachmittags schaut wohl eher ein reiferes Publikum ZDF, während Aktenzeichen XY ja zur "Primetime" läuft, und ein wesentlich breiteres Publikum anspricht.
Vor allem würde ich sagen, dass der Sinn und Zweck jeweils ein anderer ist. Einmal geht es primär darum, neue Hinweise zu erhalten bzw. Fragen zu stellen und zum anderen ist es eben eine Doku, die zunächst mal den Fall rekonstruiert und dabei auch unterhalten will.
Ich habe immer wieder den Eindruck (nicht nur bei diesem Fall) dass viele Leute diesen grundsätzlichen Unterschied nicht verstehen und deswegen ganz empört sind, weil z. B. bei XY nicht irgendwelche Details aus dem Leben des Opfers 1:1 ausgebreitet werden, weil sie nicht verstehen, dass das zum Ziel, nämlich konkrete Fragen zu stellen, überhaupt nicht nötig ist.
Und als drittes käme dann noch (wenn auch nicht in diesem Fall) der künstlerische Film hinzu, der nun nichts mit den beiden andern zu tun hat. Deswegen ist es auch sinnlos, in irgendwelche Details eines XY-Films eine subtile Botschaft reinzuinterpretieren: "Oh, rote Vorhänge in der Küche der vermissten Person, das bedeutet, man nimmt einen Mord an..." Nein, sicher nicht, das ist viel zu weit gedacht, weil es 99,99 % aller Zuschauer überhaupt nicht wahrnehmen. Im Zweifelsfalle sind die Vorhänge halt rot, weil Familie Müller, deren Haus als Drehort angemietet wurde, eben rote Vorhänge mochte.
Lange Rede, kurzer Sinn: Manche Unterschiede in Videos zu einem und demselben Fall kommen halt dadurch zu Stande, dass es andere Formate sind.
Allerdings ist es hier schon auffällig, dass der XY-Film in vielen Punkten viel offener und vager gehalten ist als die frühere Berichterstattung. Ich kann mir das nur so erklären, dass man geradezu verzweifelt möglichst jeden Strohhalm greifen will und so viele Zeugenaussagen wie möglich haben möchte, auch von Leuten die normalerweise nicht angerufen hätten weil sei denken würden, dass ihre Beobachtung nichts mit dem Fall zu tun haben kann, weil ja gesagt wird, dass.....Und je offener das ist, desto eher ruft dann vielleicht jemand an, der denkt: "Hm, ich weiß ja nicht ob das, was ich gesehen/gehört habe, etwas damit zu tun hat, aber es kann nichts schaden....."
Ich will eigentlich hoffen, dass ich mich irre, denn das würde ja bedeuten, dass man sehr wenig in der Hand hat.