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Mordfall Hinterkaifeck

51.749 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

16.09.2013 um 16:56
Anhang: (366 KB)Er wurde nicht verurteilt, der Artikel erschien am 12.03.1921 und am 04.07.1921 floh er aus der Heil- und Pflegeanstalt Günzburg.
Ich kann es nicht ausschließen, auf alle Fälle dürfte ein Handakt über sein Büro gelaufen sein.

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Mordfall Hinterkaifeck

16.09.2013 um 17:18
@canales

Mir ist immer noch nicht klar, warum Reingruber der Bärtl so präsent gewesen sein muss, um Ermittlungen gegen ihn einzuleiten. Im Bericht vom 06.04.1922 ordnete Reingruber ganz allgemein folgendes an (zitiert nach hinterkaifeck.net-wiki):
Bemerkt wird noch, dass angenommen er könnte auch ein erst kürzlich entlassener Strafgefangener in Frage kommen bei sämtlichen hier wohnhaften und in letzter Zeit entlassenen Anstaltsgefangenen Erhebung über ihren Aufenthalt am 31.3. und 1.4. eingeleitet wurden.

Ferner sind die Strafanstalten Landsberg, Straubing, Kaisheim um namentliche Verzeichnisse über die in letzter Zeit entlassenen Gefangenen ersucht worden. An Hand dieser Verzeichnisse werden dann die entsprechenden Aufenthaltserhebungen der einzelnen Entlassungen über ihren Aufenthalt zur kritischen Zeit eingeleitet.
Wie man sieht, hat Reingruber ganz allgemein Erhebungen über entlassene Strafgefangene angeordnet, die wohl für ihn unter einem potentiellen Generalverdacht standen. Der Bäcker Bärtl wird da noch mit keiner Silbe erwähnt. Es ist doch das Naheliegendste anzunehmen, dass auch entflohene bzw. flüchtige Strafgefangene wie Bärtl und Personen aus der Gegend, gegen die Haftbefehle vorlagen - vor allen Dingen wenn es sich dabei um einschlägige Straftaten handelt - im Zuge dieser Erhebungen weiter gemeldet und wohl auch selbständig von der StA Neuburg verfolgt wurden.

Abgesehen von dem - für mich sowieso nur mit Skepsis zu betrachtenden Brief von Anneser - gibt es doch kaum belastbare Hinweise auf eine solche frühzeitige Festlegung auf Bärtl durch Reingruber. In den offiziellen im Internet veröffentlichten Ermittlungsakten lese ich den Namen Bärtl erstmals in einem Bericht Renners. Die Zeitungsartikel zu dem Thema vom 19., 20. und 22. April geben an, dass die StA Neuburg nach Bärtl fahnden lässt. Es stellt sich also die Frage, ob nicht hier die StA Neuburg von sich aus ein Ermittlungsverfahren gegen Bärtl eröffnet hatte.


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16.09.2013 um 18:11
Den Beitrag von @DerGreif möchte ich noch um eine Kleinigkeit ergänzen.

Es ist ein alter kriminalistischer Lehrsatz, dass Räuber, Raubmörder und auch andere Straftäter ( bspw. Sexualstraftäter) vor allem "lokal" agieren und einen Bezug zum Tatort haben, weil sie aufgrund der Ortskenntnisse die Tat effektiver ausführen können und auch besser fliehen können.

Nicht umsonst hat man daher auch zu Beginn der Ermittlungen in den HK Akten gelesen, dass der/die Täter über Ortskenntnisse verfügt haben müssen.

Aufgrund dieser kriminalistischen Erfahrung kommen Fremde ohne jeglichen Bezug zum Tatort als Raubmörder kaum in Frage.

Vor allem auch aus diesem Grund fielen der in Geisenfeld geborene Bäcker Bärtl und der in Karlskron geborene Gump aufgrund ihrer Geburtsorte und der daher vermuteten Ortskenntnis unter potentiellen Generalverdacht.


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Mordfall Hinterkaifeck

16.09.2013 um 18:24
@DerGreif,

wehalb sollte Anneser das mit Reingruber erfinden, ich seh eigentlich keine Gründe außer er wollte ihm nachträglich 1949 noch eins auswischen.
Der Renner-Bericht vom 12.05.22 berichtet ja bereits davon, dass nach Bärtl gesucht wurde, also dürften die Ermittlungen gegen ihn bezügl. HK schon früher begonnen haben.

@AngRa,

es wurde in der Tat alle Möglichkeiten bezüglich möglicher Täter ausgeschöpft, nicht nur im lebensnahen Bereich der Opfer. Das hängt aber auch mit den Hinweisen der Bevölkerung zusammen. Eine gezielte Suche sehe ich nicht, man reagierte auf Hinweise und überprüfte Motive und Alibis. Nur Riedmayr war auf einer vielleicht vielversprechenden Spur, setzte jedoch nicht nach und erteilte schließlich einen Persilschein. Deshalb lohnt es, sich mal mit seiner Person zu beschäftigen.


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Mordfall Hinterkaifeck

16.09.2013 um 19:04
@canales
Zitat von canalescanales schrieb:wehalb sollte Anneser das mit Reingruber erfinden, ich seh eigentlich keine Gründe außer er wollte ihm nachträglich 1949 noch eins auswischen.
Es ist ein Trugschluss immer davon auszugehen, dass wenn jemand eine objektiv unwahre Tatsache nach 27 Jahren aus der Erinnerung berichtet, dieser absichtlich gelogen oder etwas "erfunden" haben müsste. Die fehlerhafte Erinnerung ist die Regel, nicht die Ausnahme. Und fehlerhafter Erinnerung heißt nicht zwangsläufig Erinnerungslücke, sondern dass eben etwas Falsches erinnert wird. Anneser behauptet ja auch in dem gleichen Brief, dass es überhaupt kein Geld mehr auf HK gegeben hätte, obwohl er derjenige war, der die Wohnung auf Geheiß von Wiessner untersucht habe. Das zeugt auch nicht gerade von sicherem Erinnerungsvermögen.

Im Übrigen ist das mit dem "Eins-Auswischen" gar nicht so abwegig, weil Anneser schon einigen "Belastungseifer" zeigt bei seinen Angaben gegen Reingruber. Die Bezeichnung "siebengescheiter Herr Inspektor" zeugt - zumal im Kontext - von erheblicher Animosität. Dazu kommt noch, dass Anneser Reingruber auch eine angeblich falsche Festlegung der Tatzeit anlastet - er selbst habe es ja besser gewusst. Das alles sind mE gute Gründe, dem Brief Annesers mit großer Skepsis zu begegnen.

In Reingrubers Bericht vom 06.04.1922 taucht der Bäcker Bärtl jedenfalls noch nicht auf. Wenn Reingruber da also schon entsprechend festgelegt gewesen wäre, wie Anneser behauptet, dann hätte man folgerichtig auch einen entsprechenden Hinweis in diesem Bericht erwarten können.

Mir scheint überhaupt, dass Reingruber hier eine viel größere Wichtigkeit bei den Ermittlungen eingeräumt wird, als ihm letztlich zukam. Die Herrin des Ermittlungsverfahrens ist nunmal die StA, dh damals für HK StA Renner und nicht Reingruber. Besonders schön wird das in dem Bericht Renners deutlich, in dem sich dieser über die Ermittlungsarbeit der Gendarmerie beklagt und die Kripo München um Unterstützung bittet, zu der dann Neuss abgestellt wurde.
Zitat von canalescanales schrieb:Der Renner-Bericht vom 12.05.22 berichtet ja bereits davon, dass nach Bärtl gesucht wurde, also dürften die Ermittlungen gegen ihn bezügl. HK schon früher begonnen haben.
Erste Zeitungsberichte dazu gibt es am 19.04.1922, insofern war da schon die Suche nach Bärtl im Gange. Aber die Frage bleibt eben offen, wer die Suche nach Bärtl veranlasst hatte und vor allem wann das konkret geschah. Und da sehe ich immer noch als einfachste Erklärung, der von Reingruber veranlasste Abgleich mit bekannten Straftätern und aktuellen Fahndungslisten, auf denen dann Bärtl als flüchtiger Raubmörder auftauchte.


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16.09.2013 um 19:25
Staatsanwalt Dr. Dr. Herrnreiter von der Staatsanwaltschaft Augsburg richtet in seinem Bericht an das Justizministerium vom 15. Januar 1953 seinen Blick auch auf die Frühzeit der Ermittlungen und macht bekanntlich die für uns heute noch zum Nachdenken anregende Feststellung:

"Während sich die ersten von der Gendarmeriestation Hohenwart und der Gendarmeriehauptstation Schrobenhausen auf Weisung der seinerzeitigen Staatsanwaltschaft Neuburg(Donau) getätigten Ermittlungen mehr auf Ortsansässige und Einheimische erstreckten, gingen die Polizeidirektion München und das Landespolizeiamt München, die alsbald die weitere Verfolgung der Straftat übernahmen, von der Erwägung aus, daß der oder die Täter in den Kreisen unstet im Lande umherziehender Personen zu suchen seien. In Verfolgung dieses Gedankens wurden mehrere hundert Zigeuner, Bettler, Landstreicher, Handwerksburschen, usw. überprüft, ohne daß ein Erfolg gezeigt werden konnte." (Hinterkaifeck-netWiki)

Bemerkenswert m. E. auch deshalb, weil auf Anweisung von StA Renner alsbald doch meines Wissens gerade die Münchener Fahnder angefordert wurden, weil er sinngemäß nach meiner Erinnerung mit der Polizeiarbeit vor Ort nicht zufrieden war. Und plötzlich gab es andere Schwerpunkte als "Ortsansässige und Einheimische" ? Der Herr des Ermittlungsverfahrens war damals aber Staatsanwalt R. Was heißt "die alsbald die weitere Verfolgung der Straftat übernahmen..."


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16.09.2013 um 23:24
@DerGreif
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb: Lies Dir nochmal den von @Badesalz wiedergegebenen Aktenauszug durch. Da steht nichts von dringendem Tatverdacht.
Hab ich behauptet, dass ein dringender Tatverdacht bestand?
Wenn ja, wo?
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb: Der Hinweis auf die Oberschlesier, der bereits am 6.4.1922 von Reingruber erwähnt wird, dürfte sein übriges getan haben. Dass die dort im Bericht erwähnten einen merkwürdigen Dialekt gesprochen haben sollen und um die 40 geschätzt wurden, tut dem keinen Abbruch. Solche Informationen dürfen nicht auf die Goldwaage gelegt werden, wenn man erst am Anfang von Ermittlungen steht. Als StA hätte ich nach Leuten mit merkwürdigem Dialekt und nach Leuten mit Bezug zu Oberschlesien fahnden lassen. Und den Altersbereich auf 30 - 50 erweitert. Alles andere wäre eine fatale nicht zu verantwortende Einschränkung gewesen.
Sorry, ist mir zu weit her geholt... Fremder Dialekt und die Mutmassung, es könnten versprengte Oberschlesier gewesen sein = Adolf Gump...
WENN dem so war, müsste er ja schon vor der Nachricht an Gump gedacht haben... aufgrund einer solchen Beschreibung an Gump zu denken, halte ich für unwahrscheinlich... da wären sicher noch mehr in Frage gekommen, nicht nur A. Gump... er fahndet aber nach der "4-Bande".

@Kailah
und genau darauf beziehe ich mich... passt.


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17.09.2013 um 00:33
@Heike75
Zitat von Heike75Heike75 schrieb:Hab ich behauptet, dass ein dringender Tatverdacht bestand?
Wenn ja, wo?
Zumindest hast Du behauptet, dass Gump unter Tatverdacht stand - und zwar Deiner Ansicht nach auch noch als einziger:
Zitat von Heike75Heike75 schrieb:Wenn Reingruber nun alle Leute in Verdacht hatte, die Bauern durch erschlagen ermordet haben, wäre doch die Liste der Verdächtigen wesentlich länger und würde sich nicht nur auf diese 4 Selbstschutzleute beschränken...
Hier wird das dann ein bißchen relativiert, weil ja auch nach Bärtl gefahndet wurde. Das ließ sich dann mit dem "nur [...] diese 4 Selbstschutzleute" nicht mehr aufrecht erhalten.
Zitat von Heike75Heike75 schrieb:Gump war einer der ersten Tatverdächtigen von Reingruber. Ich frage: Warum?
Zitat von Heike75Heike75 schrieb:Es gibt direkt nach den Morden (und später auch nicht), keinen Grund, Gump zu verdächtigen. Genau so wenig, wie das Rollkommando vom Bund Oberland.
Hier wird dann impliziert, dass Reingruber wegen dringenden Tatverdachts habe nach Gump fahnden lassen:
Zitat von Heike75Heike75 schrieb:Wie sollte er einen dringenden Tatverdacht begründen können?
Ein Fahndungsgesuch aus Oppeln, zwei Männer, die vielleicht Schlesier waren und die einen fremden Dialekt gesprochen hatten, ist doch ein bisschen dünn für einen dringenden Tatverdacht... aufgrund dieser Situation hätte er wohl auch von keinem Richter einen Haftbefehl bekommen...

Trotzdem... Reingruber bat um eifrige Fahndung...
____________________

Und nun zu diesem Punkt:
Zitat von Heike75Heike75 schrieb:Sorry, ist mir zu weit her geholt... Fremder Dialekt und die Mutmassung, es könnten versprengte Oberschlesier gewesen sein = Adolf Gump...
WENN dem so war, müsste er ja schon vor der Nachricht an Gump gedacht haben... aufgrund einer solchen Beschreibung an Gump zu denken, halte ich für unwahrscheinlich... da wären sicher noch mehr in Frage gekommen, nicht nur A. Gump... er fahndet aber nach der "4-Bande".
Ganz im Gegenteil, das ist überhaupt nicht weit hergeholt, sondern war damals und ist zum Teil auch heute noch gängige Praxis. ZB wenn ein Kind heute sexuell missbraucht wird, schaut man auch erstmal in die Vorstrafenregister der Ansässigen, ob es da einschlägige Verurteilungen gibt.

Zurück zu Gump. Du hattest nach Verbindungen zu HK gefragt. Und ich habe hier eine Reihe von Verbindungen zu HK genannt:
1. versprengte Oberschlesier in der Nähe von HK gesichtet - Gump und seine Kumpane waren in Oberschlesien aktiv
2. Gump und zwei weitere seiner Kumpane kamen aus der Gegend um HK
3. Gump und seine Kumpane waren bereits wegen einschlägiger Straftaten (Raubmord) an ähnlichen Opfern zur Fahndung ausgeschrieben und deswegen auch noch flüchtig
4. Reingruber hatte bereits am 06.04.1922 angeordnet, alle entlassenen Strafgefangenen mit Bezug zur Gegend zu überprüfen - diese Anordnung gilt dann erst recht für alle zum Tatzeitpunkt flüchtigen Straftäter aus der Gegend, umso mehr wenn sie bereits einschlägig vorbestraft sind oder wegen genau solcher Straftaten gesucht werden

Tatsächlich ergibt sich aber aus dem von @Badesalz eingestellten Aktenauszug relativ deutlich, dass Reingruber da überhaupt nicht selber drauf kam und gleich an Gump dachte. Im Bericht vom 06.04.1922 wird Gump nicht erwähnt. In dem Ersuchen vom 09.04.1922 wird dann aber von Reingruber erstmal detailliert auf die Vorgänge in Oberschlesien eingegangen, um genau zu sein, bezieht sich hier Reingruber ausschließlich auf den Haftbefehl aus Oppeln, der ihm da vorlag und sehr wahrscheinlich im Rahmen des generellen Fahndungsaufrufs vom 06.04.1922 von Mitarbeitern/anderen Ermittlungsbehörden zur Kenntnis gebracht wurde.

Ferner hatte Reingruber keinen konkreten Tatverdacht gegen Gump. Das ergibt sich klar zum einen aus der Formulierung "Da nicht ausgeschlossen ist, daß Gump an den (sic!) Raubmord in Hinterkaifeck beteiligt war" - vorsichtig negativ formuliert, zum anderen aus der Anweisung Erhebung über dessen Alibi durchzuführen, eine ganz allgemeine Anweisung, um potentiell Tatverdächtige eben rauszufiltern.

Und schließlich:
Gump und seine Leute sind mitnichten die einzigen, nach denen gefahndet wurde, wie von Dir zu Anfang behauptet wurde. Tatsächlich gehört Gump noch nicht einmal zu einem exklusiven kleinen Kreis. Wie bereits dargelegt ließ Reingruber nach allen entlassenen Strafgefangenen aus der Gegend fahnden und zwar bereits seit dem 06.04.1922. Für die gab es auch keine konkreteren Anhaltspunkte, als dass sie eben aus der Gegend kamen und vorbestraft waren. Komischerweise findest Du das überhaupt nicht merkwürdig, dass deren Alibi auch festgestellt werden sollte. Zu diesen Vorbestraften kamen dann noch zum Tatzeitpunkt flüchtige Straftäter wie der Bärtl oder der Gump. Das ist doch eine absolut logische Konsequenz, dass man auch deren Alibi überprüfen will.

Mir ist es unbegreiflich, wie jemand allen Ernstes davon ausgehen kann, dass Reingruber nicht nach Gump oder Bärtl hätte fahnden sollen, obwohl beide aktenkundig durch entsprechende Haftbefehle gesucht wurden und zwar wegen einschlägiger Straftaten und einen engen räumlichen Bezug zur Gegend hatten.

Das einzige, was hier weit hergeholt ist, ist Deine Behauptung, dass Reingruber nur deshalb auf Gump kommen konnte, weil dieser in den Gareis-Mord verwickelt gewesen sein soll und Reingruber HK auch als Fememord einstufte. Genau dafür gibt es nämlich keine Anhaltspunkte.


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Mordfall Hinterkaifeck

17.09.2013 um 01:19
@DerGreif

Sie sollten bei @Heike mehr "zwischen den Zeilen lesen".

Sie wird für sich selbst sprechen, dennoch zwei Anmerkungen meinerseits:
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Mir ist es unbegreiflich, wie jemand allen Ernstes davon ausgehen kann, dass Reingruber nicht nach Gump oder Bärtl hätte fahnden sollen, obwohl beide aktenkundig durch entsprechende Haftbefehle gesucht wurden und zwar wegen einschlägiger Straftaten und einen engen räumlichen Bezug zur Gegend hatten.
@Heike geht doch gar nicht "allen Ernstes davon aus", daß "Reingruber nicht.... hätte fahnden sollen"; sie vermutet wohl wie ich allerdings MEHR als so eine Art 'Rasterfahndung' hinter Reingrubers und Popps Intention.
Gerade im Falle Gump würde ich aufgrund dessen spezifischer 'Verbundenheit mit Region und Leuten" dies auch tun. Interessant wäre ein Vergleich der Stammrolle, Freikorps- und Heimwehrlisten Gumps mit denen aller Ortsansässigen.
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Das einzige, was hier weit hergeholt ist, ist Deine Behauptung, dass Reingruber nur deshalb auf Gump kommen konnte, weil dieser in den Gareis-Mord verwickelt gewesen sein soll und Reingruber HK auch als Fememord einstufte. Genau dafür gibt es nämlich keine Anhaltspunkte.
Auch das hat @Heike nicht "behauptet". Das Gegenteil ist der Fall; sie sagt nur, daß der Verdacht gegen Gump womöglich noch viel konkreter gewesen sein könnte/dürfte.

Grüße aus Gröbern


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Mordfall Hinterkaifeck

17.09.2013 um 02:10
@Kailah
Zitat von KailahKailah schrieb:@Heike geht doch gar nicht "allen Ernstes davon aus", daß "Reingruber nicht.... hätte fahnden sollen";
Zitat von KailahKailah schrieb:Auch das hat @Heike nicht "behauptet". Das Gegenteil ist der Fall; sie sagt nur, daß der Verdacht gegen Gump womöglich noch viel konkreter gewesen sein könnte/dürfte.
@Heike75 ' Behauptungen sind eindeutig. Ihrer Ansicht nach gab es keine Anhaltspunkte nach Gump zu fahnden außer der von ihr vermuteten Beteiligung am Fememord:
Zitat von Heike75Heike75 schrieb:Wie kam Reingruber überhaupt auf die Idee, nach den 4 Soldaten zu suchen... wo ist der Zusammenhang zwischen 4 Freikorps-Soldaten und den Morden in Hinterkaifeck?
Zitat von Heike75Heike75 schrieb:Die Übereinstimmung liegt wohl in der Tötungsmethode und den Opfer. Wenn Reingruber nun alle Leute in Verdacht hatte, die Bauern durch erschlagen ermordet haben, wäre doch die Liste der Verdächtigen wesentlich länger und würde sich nicht nur auf diese 4 Selbstschutzleute beschränken...
Zitat von Heike75Heike75 schrieb:Ich weiss zwar, was Du meinst, aber wie kommt Reingruber ausgerechnet auf Gump? Es muss doch einen Anhaltspunkt gegeben haben...
Zitat von Heike75Heike75 schrieb:Klar, Karlskron war nur 10 km weg, aber in der Zeit wimmelte es nur so von Verbrechern - warum ausgerechnet Gump?
Zitat von Heike75Heike75 schrieb:Es gibt direkt nach den Morden (und später auch nicht), keinen Grund, Gump zu verdächtigen. Genau so wenig, wie das Rollkommando vom Bund Oberland.
Oder gab es doch Hinweise auf einen militärischen Hintergrund?
Zitat von Heike75Heike75 schrieb:Aber bei Gump gibt es augenscheinlich nichts, was ihn mit HK verbindet.
Hier weist sie eine Fahndung wegen des bereits bestehenden Haftbefehls und des Verdachts einschlägiger Straftaten im Rahmen einer Rasterfahndung von sich:
Zitat von Heike75Heike75 schrieb:WENN dem so war, müsste er ja schon vor der Nachricht an Gump gedacht haben... aufgrund einer solchen Beschreibung an Gump zu denken, halte ich für unwahrscheinlich... da wären sicher noch mehr in Frage gekommen, nicht nur A. Gump... er fahndet aber nach der "4-Bande".
Und ignoriert dabei auch noch ständig die Fahndung nach all den anderen Vorbestraften.
Gerade im Falle Gump würde ich aufgrund der spezifischen 'Verbundenheit' mit der Region dies auch tun. Interessant wäre ein Vergleich der Stammrolle Gumps mit denen aller Ortsansässigen.
Genau. Gump hatte - wie alle anderen auch nach denen Reingruber fahnden ließ - eine besondere Verbundenheit zur Region. Er kam aus der Gegend. Spezifisch für Gump war das aber nicht. Und mit den Fememorden hatte dieses Merkmal nun rein gar nichts zu tun. Hinzu kamen natürlich die von mir bereits erwähnten Anhaltspunkte: der Bezug zu Oberschlesien und Haftbefehl gegen Gump wegen einschlägiger Straftat.
Zitat von KailahKailah schrieb am 13.09.2013:Erstaunlich, dass die Fahndung nach Adolf Gump und drei weiteren Freikorps Soldaten, ausgelöst im April 1922, keinerlei Eingang in die Akten fand.
Im Übrigen frage ich mich, wie @Badesalz Akten vom 09.04.1922 zitieren kann, wenn - wie Sie behaupteten - diese Fahndung keinen Eingang in die Akten fand?
Zitat von Heike75Heike75 schrieb:Gruber soll nach am Morgen nach der Geburt vom Josef gesagt haben, dass der Lenz als Vater vom Kind ja ok wäre, solange es nicht das Kind vom Körbelzäuner sei...
Zitat von Heike75Heike75 schrieb:Nein, leider nicht ;-) So aus dem Gedächtnis gesagt, war es Josef Schrätzenstaller, Gröbern, Haus-Nr. 25... müsste genau kucken.
Und weil ich schon dabei bin. Eine solche Aussage des Schätzenstaller ist mir nicht bekannt. Ich kenne nur diese Aussage hier (mal abgesehen von der vom 05.04.1922, die aber noch weniger Informationen enthält): http://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Aussagen:_1951-12-17_Schr%C3%A4tzenstaller_Josef
Möglich, dass es in den Archiven eine noch nicht veröffentlichte Aussage von Schrätzenstaller gibt, wobei mir aus meinem letzten Besuch im Staatsarchiv Augsburg da nichts erinnerlich ist.

Hingegen hatte Schrittenlocher dazu etwas ausgesagt, allerdings den "Körbelzäuner" in seiner Aussage nicht erwähnt. Ich zitiere mal nach hinterkaifeck.net:
An einem mir nicht mehr näher bekannten Tag im Herbst, glaublich 1919, war ich beim Dreschen in Hinterkaifeck. Zur damaligen Zeit wurde der Lohndrusch noch mit dem Dampfkessel betrieben. An diesem Tag kam ich in der Früh zwischen 6 u. 7 00 Uhr in Hinterkaifeck an. Außer mir waren noch der Bauer Schrätzenstaller und der Landwirt Kreitmayer von Gröbern in Hinterkaifeck beim Dreschen. Kreitmayer ist inzwischen gestorben. Als wir drei beim Dampfkessel zusammenstanden, kam der alte Gruber auf uns her. Einer von uns drei begrüßte den alten Bauern und sagte: " Guten Morgen Anderl, bist auch schon auf?" Gruber erwiderte:" Oh mei Buben, ich bin heute Nacht fast nicht zu Bett gekommen." Kreitmayer fragte ihn nun, ob er denn so viel Arbeit gehabt oder ob ihm ein Heil widerfahren wäre. Gruber erwiderte glaublich, dass in der vergangenen Nacht die junge Frau (seine Tochter Viktoria) entbunden habe. Kreitmayer sagte, dass dies doch nicht so schlimm sei. Gruber erwiderte nun daraufhin: "Ja von mir aus wäre es gewesen wer es wollte, meinetwegen auch der Bauernsepp!" Damit war ich gemeint. Aus diesem Ausdruck des alten Gruber haben wir geschlossen, dass er mit dem Erzeuger des Kindes nicht einverstanden war. Wer aber der tatsächliche Erzeuger des Kindes gewesen ist, wussten wir nicht. Den Ausdruck, von den "Herumziehenden" hat Gruber nicht gebraucht.
Zum Thema Gump und Korbmacher berichtet Schrittenlocher folgendes:
Auf Vorhalt:
Mir ist auch nichts bekannt, dass sich vorübergehend Korbflechter oder Hausierer usw. auf dem Anwesen Hinterkaifeck aufgehalten hätten. Ich habe dort zu keiner Zeit weder Korbmacher arbeiten sehen, noch sonstige Personen auf dem Hof angetroffen. Der Korbmacher Adolf Gump ist mir nicht bekannt. Von Karlskron ist immer ein Korbmacher namens Geier mit Frau gekommen. Es handelte sich hierbei um ein älteres Ehepaar.
Da ist also auch nichts Belastbares dabei.

Schwaiger - ich sehe die gesamte Aussage von 1980 mit größter Skepsis - schildert diese Szene auch, allerdings gibt da der AGr LS als Vater an, der ihm nicht passt:
„Ja, wie er in der Früh herausgekommen ist, sagte er: ‘Heute hatte ich eine Arbeit, die ganze Nacht ist keine Ruhe gewesen» Dann sagte der Bauern-Sepp: ‘Hast Du ein Kalb gekriegt?‘ Darauf sagte er: ‘Nein, einen kleinen Buben haben wir gekriegt.‘ Dann sagte er: ‘Wenn von Euch einer der Vater wäre, der dürfte hereinheiraten, aber der Lenz der kommt mir nicht herein.“



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Mordfall Hinterkaifeck

17.09.2013 um 02:21
@DerGreif

Etwas "wirr"!

Dennoch:
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb: Im Übrigen frage ich mich, wie @Badesalz Akten vom 09.04.1922 zitieren kann, wenn - wie Sie behaupteten - diese Fahndung keinen Eingang in die Akten fand?
Wo zitiert er?

Grüße aus Gröbern


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17.09.2013 um 02:57
@DerGreif
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Hingegen hatte Schrittenlocher dazu etwas ausgesagt, allerdings den "Körbelzäuner" in seiner Aussage nicht erwähnt. Ich zitiere mal nach hinterkaifeck.net:
Ich zitierte im Übrigen aus gleicher Quelle:

http://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Theorien:_Gump_Adolf_und_Anton
Peter Leuschner berichtet in seinem Buch, dass Staatsanwalt Dr. A. Popp den Verdacht hatte, dass der ermordete Josef Gruber das Kind von Adolf Gump gewesen sein könnte. Andreas Gruber hätte in Adolf Gump einen Rivalen gesehen. Als das Kind dann unterwegs gewesen ist, sei aus der Rivalität offener Hass geworden. Am Tag der Geburt soll Gruber zu seinem Nachbar gesagt haben, dass ihm jeder andere lieber gewesen wäre, als der Körbelzäuner. Adolf Gump war Korbmacher (Körbelzäuner) und in der Gegend unterwegs, wie man aus dem Verhör der Magdalena Schindler weiss. Als der Nachbar dann aussagen sollte, konnte er sich an nichts mehr erinnern.
Ach nee......
Die damalige Lebensgefährtin von Adolf Gump, Magdalena Schindler, haben die Kriminalbeamten Josef Prähofer, Halbedel und Staatsanwalt Dr. Popp eingehend vernommen. Im Anschluß hat man sie verhaftet und in Untersuchungshaft genommen. Auch ihre Wohnung wurde durchsucht.

Letztendlich trat die Verjährungsfrist ein und die Erhebungen wurden gestoppt. Dr. Popp war der Meinung, dass die Verjährungsfrist ausgesetzt wurde, als die Brüder Anton und Jakob Gabriel 1937 verhaftet wurden. Das hatte allerdings keine Auswirkungen auf die Ermittlungen gegen die Brüder Gump. Die Verjährungsfrist wird nicht von den letzten Ermittlungen im Mordfall unterbrochen, sondern von den letzten Ermittlungen eine bestimmte Person betreffend. So wäre die Verjährung für die Brüder Gabriel noch nicht eingetreten, da sie 1937 unterbrochen wurde. Für die Brüder Gump war sie es, da man nach dem Fahndungsersuchen Reingrubers aus dem Jahre 1922 keine weiteren Unternehmungen gegen Adolf Gump veranlasst hatte. Man konnte den Tatverdächtigen nichts nachweisen.
Puh,.... Schwein gehabt?

Grüße aus Gröbern


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Mordfall Hinterkaifeck

17.09.2013 um 14:29
@Kailah

Es gibt dazu keine Aussagen oder Anhaltspunkte, dass Gump der Vater von Josef Gr. war. Dass Leuschner behauptet, Popp hätte den Verdacht gehabt, der auf einer vorgeblichen nirgends dokumentierten Aussage eines Nachbarn beruht, ist keine hinreichend belastbare Quelle, um das mit auch nur annähernd brauchbarer Wahrscheinlichkeit als möglich in Betracht zu ziehen geschweige denn, dies als Fakt anzunehmen.

Alle Informationen zu Gump legen nahe, dass er unmittelbar nach seiner Entlassung sich gar nicht in der Gegend um HK aufgehalten hat. Damit fällt er aber dann als Erzeuger von JGr aus.

Sobald jemand dazu eine konkrete Aussage aus dem Umfeld von HK in den Akten auftreibt, bin ich bereit das auch zumindest mal in Betracht zu ziehen. Bis dahin bleibt das ein völlig aus der Luft gegriffenes Gerücht.

Im Gegensatz zu dem Verhältnis zwischen LS und VGa, was durch zahlreiche Aussagen - unter anderem auch der des LS mehr als hinreichend belegt ist.


Ach ja, der Beitrag von @Badesalz, ich hatte ihn schon mal verlinkt: Beitrag von Badesalz (Seite 775)


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Mordfall Hinterkaifeck

17.09.2013 um 15:07
@DerGreif
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Es gibt dazu keine Aussagen oder Anhaltspunkte, dass Gump der Vater von Josef Gr. war. Dass Leuschner behauptet, Popp hätte den Verdacht gehabt, der auf einer vorgeblichen nirgends dokumentierten Aussage eines Nachbarn beruht, ist keine hinreichend belastbare Quelle, um das mit auch nur annähernd brauchbarer Wahrscheinlichkeit als möglich in Betracht zu ziehen geschweige denn, dies als Fakt anzunehmen.
Ja, ja - man beachte den von Dr. Popp immerhin verwendeten Konjunktiv:
Zitat von KailahKailah schrieb:Peter Leuschner berichtet in seinem Buch, dass Staatsanwalt Dr. A. Popp den Verdacht hatte, dass der ermordete Josef Gruber das Kind von Adolf Gump gewesen sein KÖNNTE
Sie dagegen tun dies nicht:
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Alle Informationen zu Gump legen nahe, dass er unmittelbar nach seiner Entlassung sich gar nicht in der Gegend um HK aufgehalten hat. Damit fällt er aber dann als Erzeuger von JGr aus.
Das ist doch erheblich unseriöser; aus

- "Informationen ... legen nahe"

wird

- "damit fällt er ... aus"


Nein, schon klar - nichts ist bewiesen.

Grüße aus Gröbern


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Mordfall Hinterkaifeck

17.09.2013 um 16:22
@Kailah
Zitat von KailahKailah schrieb:Nein, schon klar - nichts ist bewiesen.
Genau. Es ist nicht bewiesen, es gibt noch nicht mal einen brauchbaren Hinweis darauf, dass Gump der Vater von JGr sein soll. So lange das nicht so ist, kann ich - völlig seriös - behaupten, dass er das auch nicht ist. Dies gilt umso mehr, als es eine Person gibt, für deren Vaterschaft zahlreiche Indizien sprechen.

Um Ihnen kurz zu erklären, wie wissenschaftliches Arbeiten funktioniert: Wer eine These aufstellt - hier dass Gump der Vater von JGr sein soll - muss auch dafür den Beweis erbringen. Das bedeutet im konkreten Fall zu beweisen, dass Gump sich im Empfängniszeitraum mit VGa getroffen und mit ihr Geschlechtsverkehr gehabt hat (ist zwar auch nur ein Indiz, aber recht stark und mangels Gentest das beste was man so hat). Im Moment gibt es für diese These keinen einzigen Beweis, für einen andere Person aber hinreichende Indizien, ergo war JGr nicht der Vater.

Es ist nicht an mir oder jemand anderem das Nichtvorliegen der Vaterschaft durch JGr oder irgendeiner anderen männlichen Person zu beweisen, solange nicht die konkrete Vaterschaft eben jener Person nachgewiesen scheint.


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Mordfall Hinterkaifeck

17.09.2013 um 17:47
Kann das jemand "übersetzen" ? ;-) Und zwar interessiert mich zum einen was
auf der rechten Bildseite unter dem Vermerk Führung [sehr gut] steht und was
in der letzten rechten Spalte steht (von Gump unterschrieben).



Mit freundlichen Grüßen

Lohengrin


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Mordfall Hinterkaifeck

17.09.2013 um 18:00
@Lohengrin,

ist im hk-wiki nachzulesen... unter; Personen: Gump Adolf
Führung, sehr gut Strafen keine


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Mordfall Hinterkaifeck

17.09.2013 um 19:39
@DerGreif
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:...Es ist nicht bewiesen, es gibt noch nicht mal einen brauchbaren Hinweis darauf, dass Gump der Vater von JGr sein soll. So lange das nicht so ist, kann ich - völlig seriös - behaupten, dass er das auch nicht ist
Um Ihnen kurz zu erklären, wie wissenschaftliches Arbeiten funktioniert: Wer eine These aufstellt - hier dass Gump der Vater von JGr sein soll - muss auch dafür den Beweis erbringen. ... Im Moment gibt es für diese These keinen einzigen Beweis, für einen andere Person aber hinreichende Indizien, ergo war JGr nicht der Vater.
Nun ja; dies gilt gleichermaßen in Bezug auf die Vaterschaft Grubers. "Nicht bewiesen"; diese Möglichkeit können wir also auch aus jeder Erwägung heraushalten. Auch das Weiterführen aller HK-Foren und aller darin enthaltener unbewiesener Thesen ist daher für Sie obsolet. Also "wissenschaftlich" gesehen; versteht sich.

Schade, ich werde Sie vermissen! 😃

Grüße aus Gröbern


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Mordfall Hinterkaifeck

17.09.2013 um 20:13
@Kailah
Zitat von KailahKailah schrieb:Nun ja; dies gilt gleichermaßen in Bezug auf die Vaterschaft Grubers. "Nicht bewiesen"; diese Möglichkeit können wir also auch aus jeder Erwägung heraushalten.
Das ist zutreffend. Eine Vaterschaft von AGr für JGr ist äußerst unwahrscheinlich und durch nichts erwiesen.

Anders verhält es sich aber mit der Vaterschaft von LS für JGr. LS hatte erwiesenermaßen - er hat es selbst eingeräumt, es gibt aber auch noch davon unabhängige Hinweise dafür - im Empfängniszeitraum ein sexuelles Verhältnis mit VGa. Darüber hinaus begann dieses Verhältnis bereits vor dem Beginn des potentiellen Empfängniszeitraums, dh VGa war auch zu Beginn dieses Verhältnisses noch nicht schwanger. Das alles macht es sehr wahrscheinlich, dass LS tatsächlich der Vater von JGr war.
Auch das Weiterführen aller HK-Foren und aller darin enthaltener Thesen ist daher obsolet. Also "wissenschaftlich" gesehen; versteht sich.
Das ist ein Fehlschluss. Es gibt zahlreiche Theorien, für die es tatsächlich auch Anhaltspunkte gibt, mit deren Widerlegung oder Untermauerung man sich dann entsprechend wissenschaftlich auseinandersetzen kann. Darüber hinaus wäre allein schon die Erarbeitung einer einigermaßen abgesicherten Faktenlage mit wissenschaftlichen Methoden ein großer Gewinn. Insbesondere hier besteht noch ein ziemliches Verbesserungspotential, insbesondere was den Umgang mit Zeugenaussagen und anderen Quellen zum Fall angeht. Rückgriffe auf den aktuellen Stand der Wissenschaft, namentlich hier relevant die Aussage- und Vernehmungspsychologie, sowie die historische Quellenkritik, sind leider (noch) Mangelware. Und schließlich ist es doch auch interessant sich über neue Archivfunde, sprich die mühsame Laufarbeit, auszutauschen.

Im Übrigen ist auch eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der These, Gump sei der Vater von JGr durchaus denkbar - sobald eben irgendwelche konkrete Anhaltspunkte dafür existieren, dass Gump sich im fraglichen Empfängniszeitraum in der Nähe von HK aufgehalten und/oder sich mit VGa getroffen hat. Die gibt es nur bislang nicht.

Nachweislich ist Gump erst am 27.11.1918 aus dem Armeedienst entlassen worden. Zu diesem Zeitpunkt hatte der vom Gesetzgeber (großzügig) bemessene Empfängniszeitraum (302 Tage = 43 SSW + 1 T) längst begonnen. Am 29.11.1918 waren es genau 40 SSW oder 280 T bis zur Geburt von JGr. Ziemlich knapp für den eben entlassenen Gump noch VGa kennenzulernen und mit ihr ein Kind zu zeugen. Natürlich ist auch eine spätere Empfängnis theoretisch denkbar, aber sie wird halt immer unwahrscheinlicher. Nimmt man nun die Informationen aus dem Wiki hinzu, dann hatte sich Gump bis zur erneuten Soldatenkarriere nicht in der Nähe von HK aufgehalten, sondern war bei seinem Vater in der Nähe von Freising. Und schließlich gibt es eben auch keine Aussage - schon gar keine zeitnahe - die Gump in irgendeiner Form mit VGa in Verbindung bringt. Außer dem bekannten Verhältnis zwischen VGa und LS gibt es nur Gerüchte über Inzest - zumindest für diesen Zeitraum im Wesentlichen von LS in die Welt gesetzt - und ansonsten wird gerade das Gegenteil berichtet: dass VGa potentielle Liebhaber und Ehemänner abgewiesen habe.


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Mordfall Hinterkaifeck

17.09.2013 um 20:39
@DerGreif,

Zustimmung für die fehlenden Anhaltspunkte für einen 3. oder 4. möglichen Vater des kleinen Josef.
Bezüglich des Inzests, bzw. einer möglichen Fortführung nach der Inhaftierung ist mit einer größeren Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass dieser fortgeführt wurde. Nach der Strafe änderte sich nichts an der Familienkonstellation, die Wahrscheinlichkeit, dass es dann zu weiteren Handlungen kommt ist nunmal größer als die Einstellung dieser Handlungen. Immer vorausgesetzt das Urteil von 1915 basierte auf der Wahrheit (nicht der Juristischen).


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Mordfall Hinterkaifeck

17.09.2013 um 20:58
@DerGreif
@canales

Und schon haben wir wieder Unterschiede in der Bewertung von "Wahrscheinlichkeiten" und "Indizien".

Bei Viktoria kommen nun einmal -im Übrigen für beide Kinder - mehrere Beischläfer als Vater in Frage. Alles nur Ratespiele, solange keine Exhumierung und kein Gentest (Abgleich der DNA der Kinder mit der Grubers bzw. der Nachfahren der anderen potentiellen Väter) stattfindet.

DAS wäre dann wohl "wissenschaftlich". Alles andere, was in allen Foren betrieben wird, ist "Wahrscheinlichkeits-orakeln nach Gutsherren-Art" und damit eben nichts Neues im Fall HK - vom Spaß-und Hobbyeffekt mal abgesehen.

Ich würde vorschlagen, persönliche Wissenschaftlichkeitsansprüche zurückzustellen und auch bisher 'Undenkbares' einfach zumindest mal abzuwägen, solange es sich nicht um "offensichtlichen Stuß" handelt.

Grüße aus Gröbern


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Mordfall Hinterkaifeck

17.09.2013 um 21:02
@DerGreif
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Zumindest hast Du behauptet, dass Gump unter Tatverdacht stand - und zwar Deiner Ansicht nach auch noch als einziger:
Die Verdachtsformen hatten wir schon... von einem dringende Tatverdacht habe ich nie gesprochen... Nun zum "Verdacht":
Wie nennt man es, wenn ein Kriminaler darum bittet, bei einer Person das Alibi abzufragen und es zu prüfen?
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Hier wird dann impliziert, dass Reingruber wegen dringenden Tatverdachts habe nach Gump fahnden lassen:
Du legst mir Worte in den Mund, damit hast Du angefangen und nicht ich:
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb: Sofern diese Formulierung korrekt ist, sehe ich darin noch keinen dringenden Tatverdacht. Reingruber hat ja - nach Angaben des Wiki - nicht einen Haftbefehl ausstellen lassen...Das war auch insofern unnötig, als gegen Gump eh noch ein Haftbefehl vorlag.
Du implizierts, dass Du zwar nicht davon ausgehst, dass Reingruber einen dringenden Tatverdacht hatte, weil er keinen Haftbefehl erlassen hat... dann ruderst Du wieder ein Stück weit zurück, weil das Nicht-ausstellen eines Haftbefehls damit zusammen hängen könnte, dass es bereits einen Haftbefehl gab.

Das Ganze ist aber Pillipalle, weil ihm ein Richter einen Haftbefehl ausstellen gemusste hätte. Und diesen hätte er mit den Indzien, die nicht mal welche sind (mutm. versprenge Oberschlesiert - weil fremder Dialekt und Haftbefehl aus Oppeln) nicht bekommen... Deshalb:
Zitat von Heike75Heike75 schrieb:Wie sollte er einen dringenden Tatverdacht begründen können?
Ein Fahndungsgesuch aus Oppeln, zwei Männer, die vielleicht Schlesier waren und die einen fremden Dialekt gesprochen hatten, ist doch ein bisschen dünn für einen dringenden Tatverdacht... aufgrund dieser Situation hätte er wohl auch von keinem Richter einen Haftbefehl bekommen...
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Ganz im Gegenteil, das ist überhaupt nicht weit hergeholt, sondern war damals und ist zum Teil auch heute noch gängige Praxis. ZB wenn ein Kind heute sexuell missbraucht wird, schaut man auch erstmal in die Vorstrafenregister der Ansässigen, ob es da einschlägige Verurteilungen gibt.
Das ist doch etwas komplett anderes!
Die Straftäter dieser Verbrechen sind doch bekannt... und die Einzelheiten können per Computer abgefragt werden... dann hat man Fakten und kann fahnden...

Bei den beiden Männern wird GEMUTMASST, dass es versprengte Schlesier waren (noch nicht mal das steht fest). In Deinem Beispiel wird ja auch nicht gemutmasst, ob ein Mann nun phädophil sein könnte oder nicht. Vorbestraft macht sie eindeutig zu Sexualverbrecher...

Bei versprengte Schlesier, von denen es hunderte gab, kommt Reingruber auf Gump, weil der immerhin in Karlskron lebte und es einen Haftbefehl aus Schlesien gab? Wie viele Soldaten von Schrobenhausen, Waidhofen, Pfaffenhofen oder Ingolstadt waren in Schlesien? Warum fielen Reingruber dann nicht mehr Leute ein, die in Schlesien gekämpft haben? Wegen dem Haftbefehl aus Oppeln?
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb: Das einzige, was hier weit hergeholt ist, ist Deine Behauptung, dass Reingruber nur deshalb auf Gump kommen konnte, weil dieser in den Gareis-Mord verwickelt gewesen sein soll und Reingruber HK auch als Fememord einstufte. Genau dafür gibt es nämlich keine Anhaltspunkte.
Dafür gibt es Anhaltspunkte, denn die Behauptung stammt nicht von mir. Kuckst Du hier:
Peter Leuschner, Der Mordfall Hinterkaifeck, Seite 67:

Dann aber notiert er die Namen von vier Männern, mit denen seine Kollegen
vom 22. Kriminalbezirk schon vor fünf Monaten im Mordfall Gareis konfrontiert
waren. Mittlerweile ging nach diesen vier auch ein Fahndungsersuchen
aus Oppeln ein. Denn sie sollen nach den Aufständen in Oberschlesien
im Sommer 1921 neun Bauern ermordet und beraubt haben. Unter dem
Aktenzeichen 4. J.1425 /21 ist deshalb beim Oppelner Landgericht gegen sie
ein Strafverfahren anhängig.
Der Begleiter des erschossenen Abgeordneten Gareis, der Arbeiter Andreas
Seraing, hatte schon am 8. September 1921 dieselben vier Namen zu Protokoll
gegeben. Zwei dieser Männer sind aus Bayern, der eine sogar ganz aus
der Nähe von Hinterkaifeck, aus Karlskron im Donaumoos. Es ist der Korbmacher
Adolf Gump, der jetzt 32 Jahre alt sein müßte. Der zweite ist ein Wilhelm
Dreßel aus Augsburg, dessen Beruf mit "Kraftwagenführer" angegeben
ist. Er ist zehn Jahre jünger als Gump. Die bei den anderen sind ein Wilhelm
Musweiler alias Weiland aus Homburg und ein früherer
Kriminaloberinspektor Friedrich N. alias Fischer aus Bernburg in SachsenAnhalt.
Alle vier sollen mit dem Freikorps "Oberland" in Oberschlesien einmarschiert
sein, und zwar als Angehörige einer Kriminalabteilung.
Da Reingruber nicht ausschließen will, daß Gump an dem Raubmord in
Hinterkaifeck beteiligt war, schreibt er die Gendarmeriestationen Schrobenhausen
und Karlskron an. Bei einer Festnahme sollen die Beamten gleich
überprüfen, wo Gump am 30. und 31. März sowie am 1. April gewesen ist.


Von der Gedankenbrücke mutmassliche Oberschlesier, weil fremder Dialekt + Haftbefehl aus Oppeln = Prüfung der Person Gump, konnte ich bis Dato nichts finden.
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Hingegen hatte Schrittenlocher dazu etwas ausgesagt, allerdings den "Körbelzäuner" in seiner Aussage nicht erwähnt. Ich zitiere mal nach hinterkaifeck.net:
Ich habe geschrieben, dass ich nicht mehr genau weiss, wer es gesagt hat, dazu müsste ich nachschlagen... Ich beziehe mich auf diese Aussage:
Leuschner, 97ziger Auflage, Seite 259:
Am Tag nach der Geburt des Kindes soll der alte Gruber zu einem Nachbarn gesagt haben: "Heut' hab' ich eine schwere Nacht hinter mir. Die Junge kam nieder." Und dann hat er angeblich dazugesetzt: "Wär' mir schon jeder andere lieber gewesen als dieser Körblzäuner."
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Es gibt dazu keine Aussagen oder Anhaltspunkte, dass Gump der Vater von Josef Gr. war. Dass Leuschner behauptet, Popp hätte den Verdacht gehabt, der auf einer vorgeblichen nirgends dokumentierten Aussage eines Nachbarn beruht, ist keine hinreichend belastbare Quelle, um das mit auch nur annähernd brauchbarer Wahrscheinlichkeit als möglich in Betracht zu ziehen geschweige denn, dies als Fakt anzunehmen.
Wer geht von Fakten aus?
Bitte noch die Aussage von Anton Gump zu "dem Kind" in der U-Haft berücksichtigen...
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Es gibt dazu keine Aussagen oder Anhaltspunkte, dass Gump der Vater von Josef Gr. war. Dass Leuschner behauptet, Popp hätte den Verdacht gehabt, der auf einer vorgeblichen nirgends dokumentierten Aussage eines Nachbarn beruht
Aber immerhin greifbarer, als die Gedankenbrücke von den mutmasslich versprengten Schlesier um die 40, die fremden Dialekt gesprochen haben zu Adolf Gump.
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Das ist zutreffend. Eine Vaterschaft von AGr für JGr ist äußerst unwahrscheinlich und durch nichts erwiesen
Ist die Vaterschaft von LS erwiesen?
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Außer dem bekannten Verhältnis zwischen VGa und LS gibt es nur Gerüchte über Inzest - zumindest für diesen Zeitraum im Wesentlichen von LS in die Welt gesetzt - und ansonsten wird gerade das Gegenteil berichtet: dass VGa potentielle Liebhaber und Ehemänner abgewiesen habe.
Wenn da die Kreszenz Rieger nicht wäre...


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Mordfall Hinterkaifeck

17.09.2013 um 21:14
@Kailah
Erschreckend wie gut Du mich kennst...
Grüße nach Gröbern.


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Mordfall Hinterkaifeck

17.09.2013 um 22:11
@canales
Bezüglich des Inzests, bzw. einer möglichen Fortführung nach der Inhaftierung ist mit einer größeren Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass dieser fortgeführt wurde. [...] Immer vorausgesetzt das Urteil von 1915 basierte auf der Wahrheit (nicht der Juristischen).
Dem kann ich unter dieser Prämisse prinzipiell zustimmen. Aber mal völlig unabhängig von meinem Zweifeln an der Richtigkeit des Urteils von 1915: Der mglw. fortgeführte Inzest ist kein Nachweis für die Vaterschaft des AGr.

Fakt ist:

- Die Affäre von VGa mit LS begann definitiv bevor sie schwanger wurde und endete nach dem ihre Schwangerschaft bekannt geworden war. Dh eine Affäre, um eine bereits bestehende Schwangerschaft zu kaschieren, ist völlig auszuschließen.
- Die Eheanbahnung zwischen VGa und KGa begann definitiv bevor sie schwanger wurde. Auch hier ist eine Eheschließung zur Kaschierung einer Inzestschwangerschaft völlig auszuschließen.
- Zwischen diesen beiden Zeiträumen wurde VGa nicht schwanger - zumindest ist da nichts bekannt. Das legt nahe, dass - selbst wenn man da Inzest begangen hätte - Schwangerschaften offensichtlioch erfolgreich vermieden wurden, entweder weil VGa/AGr wirklich wussten, wie man verhütet, oder weil AGr keine Kinder mehr bekommen konnte.

Fazit: Die Wahrscheinlichkeit, dass LS der Vater von JGr ist, ist angesichts der Tatsache, dass er als einziger nachweislich im Empfängniszeitraum mit VGa verkehrt hatte, nunmal am größten.


@Kailah
Zitat von KailahKailah schrieb:DAS wäre dann wohl "wissenschaftlich". Alles andere, was in allen Foren betrieben wird ist "Wahrscheinlichkeits-orakeln nach Gutsherren-Art" und damit eben nichts Neues im Fall HK -vom Spaß-und Hobbyeffekt mal abgesehen.
Das ist natürlich unzutreffend. Zutreffend ist nur, dass einige Forenteilnehmer sich nicht unbedingt an dieser Methodik orientieren, wenn sie Behauptungen aufstellen oder völlig unbewiesenen Thesen den gleichen Gehalt zuordnen, wie solchen, für die eine bechtliche Anzahl solider Fakten und Argumente spricht. Im Übrigen empfehle ich, dass Sie sich doch einmal damit beschäftigen, was wissenschaftliches (ohne Anführungszeichen) Arbeiten bedeutet. Zur Frage der Bewertung von Wahrscheinlichkeiten - insbesondere wenn es um die Feststellung von historischen Ereignissen angeht - empfehle ich die Konsultation von einschlägiger Methodenliteratur der Geschichtswissenschaften. Das gleiche gilt für die kriminologische und juristische Erfassung dieser Ereignisse.

Der Gentest wäre natürlich eine hervorragende Methode endgültige Gewissheit zu bringen. Aber man kann auch ohne diesen viel erreichen.


@Heike75
Zitat von Heike75Heike75 schrieb:Wie nennt man es, wenn ein Kriminaler darum bittet, bei einer Person das Alibi abzufragen und es zu prüfen?
Eine Routineüberprüfung. Im Prinzip war das eine Rasterfahndung. Reingruber hat das bei allen Vorbestraften aus der Gegend machen lassen.
Zitat von Heike75Heike75 schrieb:Du implizierts, dass Du zwar nicht davon ausgehst, dass Reingruber einen dringenden Tatverdacht hatte, weil er keinen Haftbefehl erlassen hat... dann ruderst Du wieder ein Stück weit zurück, weil das Nicht-ausstellen eines Haftbefehls damit zusammen hängen könnte, dass es bereits einen Haftbefehl gab.
Ich rudere überhaupt nicht zurück. Reingruber wollte dessen Alibi überprüft haben. Konkretere Hinweise auf eine Tatbegehung hatte er wohl nicht, sonst wären diese Bestandteil des Fahndungsersuchens geworden.
Das Ganze ist aber Pillipalle, weil ihm Jemand einen Haftbefehl ausstellen gemusste hätte. Und diesen hätte er mit den Indzien, die nicht mal welche sind (mutm. versprenge Oberschlesiert - weil fremder Dialekt und Haftbefehl aus Oppeln) nicht bekommen... Deshalb:
Wozu brauchte Reingruber einen Haftbefehl gegen Gump? Er hat doch keinen beantragt.
Zitat von Heike75Heike75 schrieb:Bei versprengte Schlesier, von denen es hunderte gab, kommt Reingruber auf Gump, weil der immerhin in Karlskron lebte und es einen Haftbefehl aus Schlesien gab? Wie viele Soldaten von Schrobenhausen, Waidhofen, Pfaffenhofen oder Ingolstadt waren in Schlesien? Warum fielen Reingruber dann nicht mehr Leute ein, die in Schlesien gekämpft haben? Wegen dem Haftbefehl aus Oppeln?
Genau wegen des Haftbefehls aus Oppeln. Da wird jemand mit Bezug zu Oberschlesien und aus der näheren Umgebung von HK wegen Raubmord an Bauern schon gesucht, der auch noch die ganze Zeit sich der Strafverfolgung entzieht. Offensichtlicher geht es doch nicht mehr. Wo ist denn da der gravierende Unterschied zu den vorbestraften Straftätern, nach denen Reingruber auch und schon vorher fahnden ließ mit der gleichen Maßgabe, nämlich deren Alibis zu überprüfen? Das ignorierst Du jetzt schon mindestens zum dritten Male.
Zitat von Heike75Heike75 schrieb:Dafür gibt es Anhaltspunkte, denn die Behauptung stammt nicht von mir. Kuckst Du hier:
Peter Leuschner, Der Mordfall Hinterkaifeck, Seite 67:
Gibt denn Leuschner dazu eine belastbare nachprüfbare Quelle an, wie zB Ermittlungsakten?

Ganz am Rande: Reingruber scheint nach dieser Darstellung von Leuschner aber auch nichts mit dem Mordfall Gareis zu tun gehabt zu haben. Da steht nur was von seinen Kollegen. Eine Linie Gareis = Fememord - HK = Fememord -> Gump ist verdächtig, kann ich dem jedenfalls beim besten Willen nicht entnehmen.
Leuschner, 97ziger Auflage, Seite 259:
Am Tag nach der Geburt des Kindes soll der alte Gruber zu einem Nachbarn gesagt haben: "Heut' hab' ich eine schwere Nacht hinter mir. Die Junge kam nieder." Und dann hat er angeblich dazugesetzt: "Wär' mir schon jeder andere lieber gewesen als dieser Körblzäuner."
Ohne konkrete Quelle ist das völlig wertlos. In den mir bekannten im Internet veröffentlichten Akten gibt es nur die Aussage von Schrittenlocher und die von Schwaiger. Ein Körbelzäuner wird da nicht erwähnt.
Zitat von Heike75Heike75 schrieb:Bitte noch die Aussage von Anton Gump zu "dem Kind" in der U-Haft berücksichtigen...
Ausgesagt hat das nicht Gump, sondern ein Mitgefangener hat behauptet, Gump habe das ausgesagt, wobei ich da jetzt auf die schnelle auch nicht finde, wo das protokolliert worden sein soll mit dem Kind. Die Aussagen von Miutgefangenen sind nicht gerade die belastbarsten, primär deshalb, weil sich Gefangene davon häufig Vergünstigungen versprechen, wenn sie andere belasten.
Zitat von Heike75Heike75 schrieb:Aber immerhin greifbarer, als die Gedankenbrücke von den mutmasslich versprengten Schlesier um die 40, die fremden Dialekt gesprochen haben zu Adolf Gump.
Im Gegenteil. Überhaupt nicht greifbar, wohingegen der Bezug zu Oberschlesien und zur Gegend um HK unter Berücksichtigung der allgemeinen Fahndung nach einschlägig vorbestraften Straftätern und des entsprechenden einschlägigen Haftbefehls aus Oppeln hier wirklich eindeutig greifbar sind.
Ist die von Vaterschaft von LS erwiesen?
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit. LS ist der einzige, der selbst zugegeben hat, eine sexuelle Affäre im Empfängniszeitraum mit VGa geführt zu haben, wobei VGa vor Beginn der Affäre noch nicht schwanger war (die Affäre begann deutlich vor jedem theoretisch denkbaren Empfängniszeitraum), die Affäre aber erst nach Bekanntwerden der Schwangerschaft beendet wurde. Hinweise auf eine andere Beziehung gab es für diesen Zeitraum nicht (abgesehen von den von LS in die Welt gesetzten Gerüchten hinsichtlich des Inzests), im Gegenteil.

Was den Inzest angeht, ist - selbst wenn es gestimmt hätte, was ich mittlerweile stark bezweifle - unwahrscheinlich, dass daraus ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt ein Kind enstanden wäre, wenn es die übrigen Jahre nicht der Fall gewesen ist.
Wenn die Kreszenz Rieger nicht wäre...
Unzutreffend. KR war im Empfängniszeitraum für JGr nicht auf HK beschäftigt. Ihre - auch wieder mit Skepsis zu begegnenden - Aussage bezieht sich auf einen viel späteren Zeitraum, wenn sie denn überhaupt wahr ist. (Entsprechende Zweifel hatten ja auch schon andere Juristen als ich angemeldet.)


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Mordfall Hinterkaifeck

18.09.2013 um 00:12
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Gibt denn Leuschner dazu eine belastbare nachprüfbare Quelle an, wie zB Ermittlungsakten?
Diese Sache beweist sich doch selbst! Reingruber wusste von dem Haftbefehl aus Oppeln. Dieser erging, weil das Rollkommando des FK Bund Oberland (bestehend aus Dressel, Musweiler, Fischer und Gump) in Schlesien 9 Bauern erschlagen haben... das wusste Reingruber.

Gleichzeitig fahndet die Polizei nach den Mörder von Karl Gareis... In Frage kommt das Rollkommando des FK Bund Oberland (die o.g. 4 Personen)... auch das wusste Reingruber.

Der Mord an Karl Gareis war ja kein Mord, bei dem ein Unbekannter getötet wurde... diese Sache wurde von einem Kollegen bearbeitet... Reingruber hatte ebenfalls einen Fememord an der Backe...

... aber weil es nicht sein Fall war, kannte er die Hintergründe, bzw. die Tatverdächtigen im Gareis Fall nicht? Never!
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Eine Routineüberprüfung. Im Prinzip war das eine Rasterfahndung.
Rasterfahndung? Wegen was - wegen Raubmord?
Wir haben:
- Bärtl galt als geistig krank, er beging einen (mehrere ?) schweren Raub.
- Josef M., geboren am 12. September 1878 in Herbrechtingen, wurde im Polizeiblatt wegen
versuchten Raubes gesucht.
- Gebrüder Bichler: Bekannt wegen Diebstahl... waren Knechte auf HK.

Wie passen die 4 Herren vom Rollkommando hier rein?

1.) Der Mord an den Bauern wurde im Zuge der Schlacht um den Anaberg begangen... diese hatte einen politischen Hintergrund.
2.) Der Mord an Karl Gareis war ein Fememord... ein politischer Hintergrund.

Weiter:
Doch keine drei Wochen später hielt ein anderer Beamter des 22. Kriminalbezirks fest, daß in der Gareis-Mordsache weder Gump noch Dreßel noch Musweiler und Friedrich als Täter in Betracht kommen - obwohl ein Zeuge die Kriminalabteilung im Freikorps "Oberland" eine "Mordstelle" genannt hatte.
Das heisst, dass die Polizei die Truppe im Bezug auf Gareis aus der Schusslinie genommen hat. Nun frage ich: Was wurde aus dem Haftbefehl aus Opeln und welche Anstrengungen unternahm Reingruber?

Ich verstehe nicht, warum Du hier nach belastbaren Quellen rufst? Hast du denn belastbare Quellen, die untermauern, dass Reingruber "Deine" Gedankenbrücke zu den 2 mutmasslich versprengte Schlesier über den Haftbefehl zu Gump geteilt hat?
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb: Überhaupt nicht greifbar, wohingegen der Bezug zu Oberschlesien und zur Gegend um HK unter Berücksichtigung der allgemeinen Fahndung nach einschlägig vorbestraften Straftätern und des entsprechenden einschlägigen Haftbefehls aus Oppeln hier wirklich eindeutig greifbar sind.
Das mag für Dich so sein... ich halte es für "zu konstruiert", weil ich von mutmasslich versprengten Schlesier um die 40 mit fremden Dialekt mit oder ohne Haftbefehl nicht unweigerlich auf Gump komme.
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Ohne konkrete Quelle ist das völlig wertlos. In den mir bekannten im Internet veröffentlichten Akten gibt es nur die Aussage von Schrittenlocher und die von Schwaiger. Ein Körbelzäuner wird da nicht erwähnt.
Ironie an: Dann hat Leuschner das wohl erfunden...
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb: Ausgesagt hat das nicht Gump, sondern ein Mitgefangener hat behauptet, Gump habe das ausgesagt, wobei ich da jetzt auf die schnelle auch nicht finde, wo das protokolliert worden sein soll mit dem Kind. Die Aussagen von Miutgefangenen sind nicht gerade die belastbarsten, primär deshalb, weil sich Gefangene davon häufig Vergünstigungen versprechen, wenn sie andere belasten.
Sollten wir es ignorieren?
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit. LS ist der einzige, der selbst zugegeben hat, eine sexuelle Affäre im Empfängniszeitraum mit VGa geführt zu haben
Diese Logik kann ich nicht nachvollziehen... weil Gruber nicht gesagt hat, dass er als Vater in Frage kommt, ist er es nach Deiner Ausführung auch nicht.
Fakt ist, es gab Inzest. Nachgewiesen bis 1910. 1922 kommt die Aussage von Rieger... (1980 von Schwaiger - obwohl ich aufgrund der Zeit auch nicht viel auf die Aussage gebe...).
Kommt er nun in Frage oder nicht?
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Unzutreffend. KR war im Empfängniszeitraum für JGr nicht auf HK beschäftigt.
Willst Du mir grad klar machen, dass die Szene, die Rieger beobachtet hatte ganz sicher nur an dem Tag vorgekommen ist und sonst nie, nie mehr?
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Entsprechende Zweifel hatten ja auch schon andere Juristen als ich angemeldet
Was willst Du mit dem Satz sagen? Er macht die Sache nicht besser...

Staatsanwälte haben nicht gut gearbeitet, Rieger sagt wohl eher nicht die Wahrheit, Inzest hat es nicht gegeben, weil kein Kind geboren wurde, der Lenz ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Vater, weil er zugegeben hat, mit Vik. GV gehabt zu haben - andere Männer, ihr Vater z.B., sagten dies nicht, damit ist der Lenz der Vater und wo sind die Quellen von Leuschner...

Mit Verlaub, ich kann nicht all das unter den Teppich kehren, was nicht mit meiner Meinung konform geht... Dazu die manchmal nicht nachvollziehbaren Untermauerungen zu Deinen Mutmassungen...

@magaretha,
wenn ich mich richtig erinnere, hast Du diese Aussage vom "Nachbarn" im Bezug auf den "Körbelzäuner"... oder irre ich?


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