Mordfall Hinterkaifeck
09.11.2019 um 18:52Anzeige
off-peak schrieb:Die ersten kriminalistischen Fragen gelten denen nach der Gelegenheit (hatte er), nach der Zeit (Alibi - schwach), nach der Tatwaffe (konnte er sie handhaben? Ja).Wenn es danach ginge, dann käme jeder, aber auch wirklich jeder Erwachsene in erreichbarer Umgebung in Frage. Und sogar darüber hinaus.
Hathora schrieb:Hätte man ihn damals erwischt und nach dem Alibi gefragt.....ob der Bauer hätte beschwören können, dass Gimp die ganze Nacht in seinem Stall friedlich geschlafen hat?Gump wurde 1922 von Reingruber ausgeschrieben, vermutlich wegen der Nähe zum Tatort und weil er ihm die Tat so wie Du auch ohne weiteres zutraute. Er war dann noch in den bayer. Polizeiblättern Nr. 83/1924,181/1925,11/26 und 13/26 ausgeschrieben (warum weiß ich nicht) und wurde am 13. August 1926 in Affaltern festgenommen und in das Amtsger.Gefängn. Wertingen eingeliefert von wo aus er in das Amtsger.Gefängnis Donauwörth überführt wurde. Man darf wohl annehmen, daß er damals auch zu Hinterkaifeck befragt wurde. Ob es sich bei den Übernachtungsgästen in Unterkaifeck bei Thaler um die Gumps handelte ist nicht gesichert.
Ich und mein Bruder waren zur Zeit der Tat und zwar die Nacht zum 1. April auf dem Gute Lindahof. Wir haben beide in der betreffenden Nacht den Gemeindebezirk Althegnenberg nicht verlassen. Sofern wir nach Beendigung der Arbeit nicht zuhause blieben, hielten wir uns in der Wirtschaft zum Bergmüller in Althegnenberg auf. Für die Richtigkeit meiner Angaben bitte ich den Baumeister Huber im Gute Lindahof und den Wirt Bergmüller und seine Kellnerin in Althegnenberg zu hören.Quelle ist die Aussage von Anton Bicher, 4.5.22
Die Nacht vom 31.März auf 1.April 22 hielt ich mich in der Wirtschaft vom Bergmüller in Althegnenberg auf. Von einem von dem Schreinermeister Peter in Althegnenberg veranstaltetem Theaterstück, welches am 9. und 17.April zur Aufführung gelangte, fanden vorher wiederholt Proben statt, bei diesen ich auf Bestehen des Peter mitwirkte. Ob in der Nacht vom 31.März auf den 1.April eine Probe abgehalten wurde, bei der ich mitwirkte, weiß ich nicht. Ich bin aber fast täglich mit dem Baumeister Michael Huber vom Gute Lindahof nach der Arbeit etwa gegen 6 1/2 Uhr mit ihm nach Althegnenberg in die Wirtschaft zum Bergmüller gegangen. Diese meine Angaben kann sowohl Bergmüller, als auch die dortige Kellnerin “Tina“ bestätigen.Daraufhin hat Neuss das ja geprüft:
Was dessen Alibi betrifft, so verweise ich auf die Anlage 22. Nach dieser ist zweifellos nachgewiesen, daß er in jener kritischen Nacht im Einödhof Hinterkaifeck nicht gewesen sein kann. Ob er zur Tat angestiftet oder in irgend einer Weise Beihilfe geleistet hat, ließ sich bisher nicht feststellen.https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Berichte:_1922-05-05_Neuss_Georg,_Kriminalkommiss%C3%A4r
So lange er hier im Dienste war, hat er den Gemeindebezirk Althegnenberg nicht verlassen. Er war stets beim Abendessen um 6 ¼ Uhr anwesend, ist dann regelmäßig jeden übernächsten Tag mit mir in die Wirtschaft zum Bergmüller nach Althegnenberg gegangen, von wo aus mir meistens Mitsamen nachhause gingen.https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Aussagen:_1922-05-04_Huber_Michael
Ein Fahrrad stand dem Bichler nie zur Verfügung und mit der Bahn konnte er wegen der Beschränkten zeit zwischen Abendessen und dem Arbeitsbeginn um 5 Uhr früh nicht fortgekommen sein. Ich halte es für ausgeschlossen, daß es ihm möglich gewesen wäre, innerhalb der ihm zur Verfügung stehenden freien zeit nach Hinterkaifeck zu kommen.
Ich kann unterdes bestätigen, daß der Knecht Karl Bichler während seiner Dienstzeit auf dem Gute Lindahof keine Nacht außer dem Hause gefehlt hat. Nachdem er bei mir auf der Kammer schlief, sah ich nie, daß sein Bett in der früh unbenutzt war.https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Aussagen:_1922-05-04_Schneider_Inozenz
Ich selbst war in der Nacht vom 31.03. auf den 01.04.22 in Hohenried und zwar schlief ich in meiner Kammer. Ich komme zwar alle 14 Tagen zu meinen Eltern nach Gröbern um meine Wäsche umzutauschen, bin aber immer schon wieder bis gegen 4 Uhr in Hohenried. An den Werktagen komme ich überhaupt nicht hinauf. Dies kann meine Dienstherrschaft auch bestätigen. Weiteres kann ich zur Sache nicht angeben.Aussage vom 27.4.22
Georg Siegl –Anl. 5- war in der kritischen Nacht ebenfalls zuhause in Hohenried, welche Ortschaft 1 1/2 Stunde vom Tatort entfernt ist.Das er bei Schlittenbauers Alibi dann „vergessen“ haben soll, widerspricht sich mit seiner Vorgehensweise.
Dessen Dienstfrau Kreszenz Huber, 58 Jahre alt, in Hohenried Nr. 37 wohnhaft, erklärte am 27.4.22, daß sie bisher täglich zwischen 7 und 7 1/2 Uhr Abend gegessen haben und Siegl niemals beim Essen gefehlt hat und auch dann nicht, wenn er seine Wäsche zum Umtausch zu seinen Eltern nach Gröbern gebracht hat. Bisher hat sich Siegl stets bis 9 und 10 Uhr im Gastzimmer oder in der Küche aufgehalten und dann erst sei er ins Bett gegangen. Abgegangen sei er auch an kritischem Abend nicht.
Frage: Es ist auch erzählt worden, dass Sie zur Tatzeit nachts nicht zu Hause waren, sondern angeblich im Heu geschlafen haben?
Antwort: Wie nur die Leute so etwas sagen mögen, davon mag ich gar nichts hören. Es ist ja nicht wahr, ich bin bei meiner Frau gewesen.
sooma schrieb:Wenn ich nicht das Gefühl hätte, dass es irgendwie Sensationstourismus wäre, würde ich auch gern mal dort zum Marterl fahren oder noch besser laufen, durch Gröbern, auch den Schulweg vielleicht... aber sowas hat man da sicher schon lange über.@sooma
Das Fauchen aus dem Hexenholz – (m)eine Reiseskizze aus dem Jahr 2014.
Tarzi7 schrieb:... Hat da jemand 'ne Antwort?Klar. Sie haben halt genau nachgesehen. Wüsste jetzt auch nicht was daran seltsam sein soll. Unter den Leichen war ja nur noch der Stallboden.
jaska schrieb:Also ist das der einzige Verletzte in Zeitnähe zur Tat, von dem wir wissen.Gab es denn (Augen)Zeugen dafür, dass dieser Unfall des Bruders tatsächlich erst am Auffindetag geschah?
Da wir aber von 4 Tagen Abstand zwischen Tötung und Auffindung reden kann ich da keine wirkliche Brisanz erkennen.
An einem mir nicht mehr näher bekannten Tag, entweder Ende März oder anfangs April 1922, verunglückte mein Bruder Karl Sigl, der damals beim Bauern Raimund in Hohenried als Knecht beschäftigt war. Ihm gingen die Pferde durch. Im Auftrag meines Vaters musste ich meinen Bruder in mein Anwesen, Gröbern, Hs.No.27, bringen. Damals kamen mein Bruder und ich zwischen 16 – 17 Uhr zu Hause an. Kaum, dass ich daheim war, kam Schlittenbauer zu mir in die Wohnung und sagte folgendes: „Der Monteur, der in Hinterkaifeck eben gearbeitet hat, sagte zu mir, dass sich dort niemand rührt und ich glaube, die habens alle erschlagen oder die haben sich aufgehängt.“https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Aussagen:_1952-01-10_Sigl_Jakob
Bossmann schrieb am 02.12.2019:Zum Thema angeblich Gefallene die untergetaucht sind bin ich auf Bela Kiss gestoßen.Natürlich gab es das. Da der Sinn solcher Aktionen darin besteht, nicht erkennt zu werden, begeben sich diese Leute dann aber nicht wieder locker in aller Öffentlichkeit in ihre alte Heimat zurück.
NaPalmkatzl schrieb am 11.12.2019:Soweit ich weiß, gab es aber keinen Namensvetter von Karl Gabriel.Er hätte die Kennmarken vertauschen können. Aber wie oben schon gemeint, dann hätte er sich fern gehalten, denn auf Fahnenflucht wurde bestraft.
NaPalmkatzl schrieb:Hat er es in der Aufregung vergessen? Oder hat er es absichtlich verschwiegen, um seinen Bruder zu schützen (evtl. auch, um in weiterer Folge keinen Verdacht gegen sich aufkommen zu lassen)?Beides möglich.
NaPalmkatzl schrieb:Leider ist nicht bekannt, ob K. Sigl bzgl seines Unfalls vernommen wurde und ob er ein Alibi hatte.Und offenbar auch nicht, welcher Art die Verletzung war.
NaPalmkatzl schrieb am 11.12.2019:Soweit ich weiß, gab es aber keinen Namensvetter von Karl Gabriel.Das stimmt so nicht. Allein auf der Waidhofener Veteranentafel zum Ersten Weltkrieg gibt es schon einen zweiten Karl Gabriel: https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Sonstiges:_Kriegsveteranen_Waidhofen#Reihe_4_.28v.o..29
off-peak schrieb:Er hätte die Kennmarken vertauschen können. Aber wie oben schon gemeint, dann hätte er sich fern gehalten, denn auf Fahnenflucht wurde bestraft.Eben, das sind auch meine Gedanken. Selbst wenn er erfolgreich hätte fliehen können – was ich ausschließe, da ja Karl Gabriel eindeutig identifiziert wurde – warum sollte er riskieren, wegen Fahnenflucht bestraft zu werden? Warum sollte er nach dann nach so vielen Jahren zurückkehren, seine Familie auslöschen und damit auch seinen Anspruch auf den Hof verlieren?
off-peak schrieb:Und offenbar auch nicht, welcher Art die Verletzung war.Leider nein.
jaska schrieb:Das stimmt so nicht. Allein auf der Waidhofener Veteranentafel zum Ersten Weltkrieg gibt es schon einen zweiten Karl Gabriel:Danke für die Berichtigung! Das ist an mir vorbeigegangen, dass es einen Namensvetter in Waidhofen gab.