Mord an Frauke Liebs

Kaietan schrieb:Die Mutter erwähnt ein einem Interview, dass sie bei ihren Nachforschungen auch die Option betrachtet hat, dass eine Sekte eine Rolle gespielt hätte. Gab es Hinweise, dass sie in der Vergangenheit Kontakt zu so etwas hatte? Gab es im erzkatholischen Paderborn zur damaligen Zeit so etwas überhaupt?

Habe davon noch nichts gehört gehabt und auch nichts durch Dritte aus ihrem Bekannten und Freundeskreis gehört.

Mrs.Columbo schrieb:FL hat den ganzen Abend mit Niels SMS ausgetauscht und hätte sich am liebsten mit ihm dort im Pub getroffen. So die Aussage von Niels im stern crime nr. 3, seite 70. Sie hatte ihn wohl explizit danach gefragt.
Er hatte wohl abgelehnt. Und scheinbar auch nirgendwo anders verabredet (s. S. 74).

Im Crime-Artikel sagte Niels "Ich gebe zu, sie hat mir gefallen. Sie war ein tolles Mädchen.". Und einen Absatz drüber
schildert Bella "Niels war einfach nur ein neuer Bekannter. Frauke schrieb mir mal in einem Brief, dass er ein Kumpel
für sie sei, mehr nicht."

Ich würde denken, dass es sich mit dem Niels von FLs Seite aus eher in Grenzen hielt.

@mlaska
Dies ändert aber nichts daran, dass sie ihn eigentlich an diesem Abend noch gerne gesehen hätte.
Er sagt ab, erst dann sagt sie, dass sie nach Hause geht. An ihrem Wunsch hat das aber vielleicht nichts geändert.

Kaietan schrieb: mlaska schrieb:
Das Merkwürdige an dem Satz "Du weißt doch, dass ich nicht wegen nem Typen eine Woche weg bleibe. Du kennst mich doch.", ist doch dessen Ausführlichkeit und zugleich auch dessen Gelassenheit.

Das fasst es gut zusammen. Wir wissen nicht, ob dies wirklich wortwörtlich wiedergibt, was sie sagte, aber selbst wenn es nur sinngemäss ist, klingt das für mich fast wie Small Talk. Würde so jemand antworten, der seit einer Woche gegen seinen Willen gefangen gehalten wird und unter Druck, beaufsichtigt ein Lebenszeichen geben soll, um die Suche weiter zu verzögern? Die Antwort hätte ja in dem Fall doch wohl eher einfach "Nein" gelautet.

Exakt. Eigentlich würde man an der Stelle ein spontanes "Nein" erwarten. Es gibt auch noch eine andere Stelle, die ebenfalls seltsam
klingt:

"Sonntag, 25.06. : 'warum bist du gestern nicht nach Hause gekommen ? ' 'kann ich dir erklären.' 'wo bist du?' 'erkläre ich dir, wenn
ich wieder zuhause bin.'


Irgendwie nimmt sie in einer fast schützenden Art die Last der Aufklärung auf sich, und zugleich weicht sie der eigentlichen Frage aus.
Wieder in der Art, dass sie nicht darauf antworten möchte, und gleichzeitig setzt sie einen Schlußstrich unter das Thema. Chris soll
nicht weiterfragen.

Mrs.Columbo schrieb:@mlaska
Dies ändert aber nichts daran, dass sie ihn eigentlich an diesem Abend noch gerne gesehen hätte.
Er sagt ab, erst dann sagt sie, dass sie nach Hause geht. An ihrem Wunsch hat das aber vielleicht nichts geändert.

Niels ging ja nach der Arbeit mit einem Kumpel Billiard spielen. Wahrscheinlich Raum Hövelhof. War doch eigentlich aussichtslos,
dass FL da noch hinkam. So ohne Geld fürs Taxi etc.

@mlaska

Entschuldige, wenn ich eben "dazwischenfunke" (wie immer sehr lesenswerte Beiträge von Dir!):

Wie kommst Du auf "wahrscheinlich Raum Hövelhof"? Ist es möglich, dass mir diesbezüglich gerade etwas nicht erinnerlich ist aus dem Stern-Artikel? Oder handelt es sich um eine Vermutung Deinerseits?

Sofern ich mich nicht sehr täusche kommt Niels aus dem Raum Hövelhof.
Unscheinbares Dorf.

Ist eher ruhig dort. Hab dort selbst 15 Jahre gelebt.

Eigentlich wissen wir es nicht, wo niels billiard gespielt hat. Habe schon überall in den Foren gestöbert.
Aber das würde ich trotzdem gerne abklären.

In Hövelhof gäbe es mehrere Möglichkeiten.
Am Marktplatz im Spielcasino oder in der Kneipe cest la vie (wahrscheinlich falsch geschrieben )

mlaska schrieb:Exakt. Eigentlich würde man an der Stelle ein spontanes "Nein" erwarten. Es gibt auch noch eine andere Stelle, die ebenfalls seltsam klingt:
"Sonntag, 25.06. :
'warum bist du gestern nicht nach Hause gekommen ? '
'kann ich dir erklären.'
'wo bist du?'
'erkläre ich dir, wennich wieder zuhause bin.'

Das gesamte letzte Telefonat ist so. Sie fragt zum Beispiel von sich aus, ob ihre Eltern da sind. Würde man das erwarten, wenn sie unter Zwang eines Entführers einen Anruf tätigt, nur um die Suche nach ihr auszubremsen? Ebenso verlangt sie spontan im Telefonat, mit Ihrer Schwester sprechen zu dürfen. Letzter Gruss: "Ja, mache ich [wieder anrufen]. Ciao. Bis bald."

Ich bin jetzt net der Fachmann oder Spetzialist aber die koenen doch heut gucken, wer da angerufen hat und wo der war. Viellekcht ist Nummer in Telefonbuch gespeichert, dann wer es ganz einach.

Da Chris immer wieder in den Fokus gerückt ist, frage ich mich, hatte Frauke wirklich mit der Beziehung abgeschlossen ?
Immerhin wohnten sie zusammen, Frauke hatte einen schönen Abend mit der Mutter und Chris.
Chris hatte eine neue Freundin. War Frauke damit glücklich?
Im jugentlichen Leichtsinn kann man schon mal auf blöden Gedanken kommen, dem ex Angst machen etc. um ihn zurück zu gewinnen. Ist vielleicht ein blöder Gedanke, aber das würde das freiwillige verschwinden erklären. Vielleicht ist dann was aus dem Ruder gelaufen. Unfall, Drogenkonsum?
Könnte mir aber immer noch vorstellen, das ihr schon im Pup Tropfen verabreicht wurden. Hab vor einiger Zeit eine doku gesehen, wie leicht es ist.
Selbst Leute, die mit am Tisch gesessen haben, haben es nicht bemerkt.

Würde die Entführung schon einmal unter dem Aspekt des (organisierten) Organhandels betrachtet?

Die Aussage von FL
"Ich lebe noch"

Klar .. Weil Organhändler sich auch Tagelang mit dem Opfer aufhalten, es Telefonieren lassen und und und ..
Sorry @egali aber manche Denkanstöße sind absurt.

@...beowbee...
Frauke und Chris waren schon lange kein Paar mehr und auch Frauke hatte in der Zwischenzeit einen anderen Partner gehabt.
Wenn sie irgendwelche Avancen gegenüber Chris gehegt hätte, wüsste Jemand davon.

Ist aber Unrealistisch weil Chris und Frauke Allgemein nicht sooo viel zutun hatten. Chris sagte selbst jeder lebte seinen Alltag, man war Wöchentlich zusammen Einkaufen und hat ab und an gekocht ..

Allgemein gesehen ist es auch unwahrscheinlich das Frauke Freunde, Familie und ihre Berufliche Zukunft tangiert nur weil sie ihren Ex Angst machen wollte.

@mlaska

mlaska schrieb:Ich denke aber, dass der Täter selbst sozial eher isoliert war. Man muss sich vorstellen, dass er ja immerhin eine Woche so ein Dingdurchziehen konnte, ohne, dass jemand augenscheinlich Verdacht geschöpft hat.

mlaska schrieb:Irgendwie nimmt sie in einer fast schützenden Art die Last der Aufklärung auf sich

Was mich beim Versuch, Deine Argumente nachzuvollziehen, besonders irritiert, ist Dein Perspektivenwechsel: Mal ist FL Opfer eines Verbrechens, dann wieder eine wegen einer Liebesbeziehung freiwillig Verschwundene. Was ist sie denn nun nach Deiner Theorie: das eine oder das andere?
Und wenn Du der Meinung bist, ein harmloser Beginn sei irgendwann in gewaltsames Festhalten umgeschlagen: Wann hat dann dieser Bruch stattgefunden? Hatte der Täter das von Anfang an geplant (also Zuneigung nur vorgetäuscht) oder war das eine von ihm nicht vorhergesehene Entwicklung?

birkensee schrieb:Was mich beim Versuch, Deine Argumente nachzuvollziehen, besonders irritiert, ist Dein Perspektivenwechsel: Mal ist FL Opfer eines Verbrechens, dann wieder eine wegen einer Liebesbeziehung freiwillig Verschwundene. Was ist sie denn nun nach Deiner Theorie: das eine oder das andere?
Und wenn Du der Meinung bist, ein harmloser Beginn sei irgendwann in gewaltsames Festhalten umgeschlagen: Wann hat dann dieser Bruch stattgefunden? Hatte der Täter das von Anfang an geplant (also Zuneigung nur vorgetäuscht) oder war das eine von ihm nicht vorhergesehene Entwicklung?

Oh, da habe ich mich wohl mißverständlich ausgedrückt. Dass FL wg. einer Liebesbeziehung freiwillig verschwunden ist, wollte
ich nicht sagen. Sagen wollte ich, dass FL eine heimliche Liebesbeziehung hatte, und es für den Abend des 20.06. ein - ev. vorher
geplantes - Treffen gab. FL wollte aber in der Nacht noch zurück nach Hause.

Was den Täter angeht bin ich mir nicht ganz sicher. Es könnte tatsächlich sein, dass er FL auf eine andere Art ausnutzen wollte und die
Zuneigung nur vorgetäuscht hatte. Ev. "zierte" sich FL, sich ausnutzen zu lassen und so kam es zu der einen Woche, in der es
dem Täter darum ging, Überzeugungsarbeit zu leisten. Mir scheint, dass der Täter wußte, wie er vorgehen sollte.

Ich bin ebenfalls in der Situation, einen Ex-Freund als besten Freund zu haben, den ich seit Jahren kenne und mit dem ich viel erlebt habe. Ich hab mich oft gefragt, wie ich mit ihm kommunizieren würde, wenn ich versteckte Hinweise geben wollte, die ein Dritter nicht versteht. Ich würde mich auf gemeinsame Erlebnisse beziehen, Filme die man gemeinsam zitieren kann, Songtexte. Da gäbe es sicherlich Dinge, die ich sagen und andeuten könnte, die nur er verstehen würde. Ich schätze eigentlich jede langjährige enge Beziehung so ein, dass man zwischen den Zeilen kommuniziert - darum gehe ich mittlerweile davon aus, dass es nicht Fraukes Ansatz war, versteckte Hinweise zu geben. Denn die hätten Chris und Karen verstanden. Es macht für mich den Eindruck, dass sie sich „einfach nur melden“ wollte, aber nichts darüber sagen konnte, wo und mit wem sie ist. „Das kann ich dir nicht sagen,“ sagt sie immer wieder, und in Kombination mit ihren anderen Aussagen ergibt sich für mich sehr klar, dass sie sich in einer Situation befand, aus der sie glaubte, herauszukommen, wenn etwas erledigt/beendet ist, was sie erledigen/beenden wollte/sollte.

Ich denke nicht, dass sie freiwillig (im klassischen Wortsinn) fort war, sondern dass sie sich in eine Situatuon hat bringen lassen, die sie selbst hat lösen wollen. Darum rief sie an, darum verriet sie nichts essenzielles, darum glaubte sie tatsächlich, heimzukommen und alles erklären zu können. Ich glaube auch, dass ihr die Situation so viel abverlangte, dass sie zuletzt am Ende ihrer Kräfte war und beim letzten Telefonat nicht mehr bei sich. Ich glaube auch, dass sie von den Fragen ihrer Angehörigen ein Stück weit genervt war und sich in den Fragen nicht wiedergefunden hat.

danke @Minderella ...das ist das, was ich bei den Telefonaten empfinde, aber nie in Worte fassen konnte...

Da ich mich mit fast allen Möglichkeiten auseinander gesetzt habe, dachte ich lange Zeit (vor dem Stern-Crime-Artikel), das könnte so gewesen sein, wie @Minderella es schön in Worte gefasst hat.

Bis auf das letzte Telefonat empfand ich keine Bedrohungslage.
Diese "Ja,nein nein" auf die Frage ob sie festgehalten wird, kann auch ein Versprecher gewesen sein.
Grundsätzlich gab es keine Sätze, welche auf ein Verbrechen hindeuteten oder erwähnt wurde.

Bei diesem Denkansatz, fand ich 2 Antworten von ihr prägend.
.... für einen Typen bleibe ich doch nicht weg.
und
.... erzähle ich dir, wenn ich wieder zu Hause bin.

Vom Gefühl dachte ich damals sofort an eine Frau, welche Frauke dringend brauchte.
Das war aus der Erinnerung heraus so ein Gefühl von Teils freiwilliges Helfen, aber auch das sie nicht hätte einfach gehen können.
Nicht weil ihr Gegenüber sie mit einem Messer oder ähnliches in der Hand bedrohte, sondern aus einer emotionalen Gegebenheit/Verantwortung heraus.

Sie hätte nach dieser Variante ihre berufliche Zukunft, mindestens aber ihre Ausbildung aufs Spiel gesetzt und das muss von einer so großen Bedeutung/Wichtigkeit für sie gewesen sein, dass sie dachte, wenn ich wieder zu Hause bin, wird jeder verstehen, warum ich dafür 1 Woche alles stehen und liegen gelassen habe.

Das sie für eine Frau dieses alles getan hat, schwächte sich deutlich ab, als dieser Niels durch den Stern-Crime-Artikel ins Blickfeld rückte.
Emotional angeschlagen, weil sich ein Freund umgebracht hatte, etwas verliebt in Frauke.
Passt alles wie die Faust aufs Auge, nur für den und seine Probleme hätte Frauke eine Nacht gebraucht und wäre morgens wieder zurück, da sie dafür nicht ihre Ausbildung riskiert hätte.
Dafür kannten sich beide einfach noch zu wenig und es gab keine persönliche Verbindung zu dem Freund von Niels.

Zum Teil kann ich damit auch das nicht nach Hause kommen erklärbar machen.
Nicht die Bedrohungslage hielt sie davon ab, sondern die Bindung.
Eventuell unterschätzte Frauke ihr Gegenüber, die Situation und das Problem was diese hatte.
Es war aus ihrer Sicht möglich, wie angekündigt nach Hause zu kommen, aber ihr Gegenüber konnte z.B. mit psychischem Druck das weggehen von ihr verhindern.
Am Dienstag, bei dem letzten Telefonat merkte wohl Frauke, dass sie die Situation verkannt hatte und sich der "Wind" drehte.

Was aber ganz klar dagegen spricht ist für mich, dass sie sich nicht Mittwoch in der Schule einfach abmeldet!

Auch egal was hier wer auch immer über den Fall denkt, es gibt komischer Weise zu allem etwas eindeutig widersprüchliches.