Hallo
@johnlemon !
Zunächst mal vielen Dank für deinen gut und schlüssig formulierten Beitrag, der mir sehr gut gefallen hat.
johnlemon schrieb:Ist bekannt, ob seinerzeit Jagdinhaber, insbesondere Jagdpächter überprüft wurden? Von Jagdhütten im Raum Nieheim habe ich gelesen, aber nicht von Personenprüfungen.
Ja, es wurden sehr umfangreiche Personenüberprüfung unternommen. Dies betrifft insbesondere auch das erweiterte Umfeld sowohl von Frauke, als auch ihren Eltern und ihren Exfreund. Ich gebe dir Recht, dass Personen die jagdlichen Aktivitäten nachgehen, natürlich gute Möglichkeiten haben, einen Menschen in Abgeschiedenheit zu verstecken, sofern sie über entsprechende Objekte wie Jagdhütten, Materiallager (Schuppen) etc. Zugriff haben. Ein Hochsitz eignet sich dafür mMn aus verschiedenen Gründen jedoch nicht. Es müssten da schon größere Objekte vorhanden sein. Diese sollten im Zuge der Ermittlungen kontrolliert worden sein, was nicht bedeuten muss das man dort zu dem Zeitpunkt noch etwas hätte finden können, da zwischen dem Mord und dem Fund der sterblichen Überreste genug Zeit vergangen war, mögliche Spuren oder sogar das Objekt an sich zu beseitigen.
Ich würde deshalb resümieren, dass ein jagdliches Objekt als Verwahrort nach wie vor in Frage kommt, es aber deshalb nicht unbedingt ein Jäger aus Fraukes Umfeld gewesen sein muss.
johnlemon schrieb:Derweil wären auch nächtliche Aktivitäten (Fahrten, etc.) im sozialen Umfeld überhaupt nicht auffällig und können durch Jagdaktivitäten/Abfahren vom Revier entsprechend begründet werden. Völlig unscheinbar, für Außenstehende völlig normal.
Das stimmt, allerdings gibt es sicher noch andere Begründungen. Es kommt ja auch erst einmal darauf an, ob der Täter -zum fraglichen Zeitpunkt- überhaupt ein Umfeld hatte, vor dem er seine Aktivitäten rechtfertigen/begründen musste.
johnlemon schrieb:ch möchte hier nicht pauschalisieren, aber Jäger haben ganz sicher auch vor gewissen Dingen weniger Skrupel - denn wer einmal bei einer Jagd dabei war, wird wissen, dass es nun mal "blutig" und auch oft nicht unbedingt einfach zugeht - als Jäger ist man nicht "zimperlich", das wollte ich damit ausdrücken. Nicht jeder ist in der Lage ein Tier zu töten, also muss und wird man sich mit den Jägerjahren auch ein stückweit "dickes Fell" zulegen.
Auch wenn du an dieser Stelle nicht pauschalisieren möchtest, hast du es mMn dennoch getan. Denn Jäger als generell eher skrupellos, mit dickem Fell und wenig zimperlich, also eher grobschlächtig darzustellen finde ich weder zutreffend noch angemessen. Es ist ein pauschales Vorurteil, dass vielleicht auf einige Personen im jagdlichen Bereich zutreffen mag, aber sicherlich nicht auf die Mehrheit. Denn wenn es nur um "blutig" und "Töten" geht, müsste man auch jedem Angler, Fleischer, Zerleger und Bauern mit Hofschlachtung diese Eigenschaften zuordnen. Das wäre sicher falsch.
johnlemon schrieb:Ich selbst komme aus einer extrem ländlichen Region unweit von Paderborn entfernt und kenne jede Menge Jäger, aber auch Jagdpächter - das ist oftmals schon ein ganz eigenes Völkchen. Das meine ich weder negativ, noch despektierlich.
Hier fehlt eine Erklärung was das genau zu bedeuten hat und was das jetzt mit dem Mord an Frauke Liebs zu tun hat. So kann ich mit dieser weiteren Pauschalaussage nichts weiter anfangen.
johnlemon schrieb:da Frauke und der Täter sich (wenn auch nicht namentlich) gekannt haben müssen, wäre es aus meiner Sicht ebenso sehr gut möglich, dass der Täter aus dem Umfeld der Eltern kommen kann.
An diese Stelle möchte ich deutlich widersprechen. Ich sehe nicht, dass sich Täter und Opfer gekannt haben müssen. Später begründest du das wie folgt:
johnlemon schrieb:Der Täter muss in jedem Fall gewusst haben, dass Frauke sich am 20. Juni 2006 abends in dieser Location aufhält (...) Ein zufälliges Aufeinandertreffen halte ich für völlig absurd. Frauke muss unmittelbar vor dem Pub abgefangen worden sein, denn das zufällige Aufeinandertreffen vom Frauke und dem Täter halte ich bei vier möglichen Nachhausewegen für mindestens einen Zufall zu viel.
Diese Begründung erschließt sich mir nicht. Auch wenn Frauke Liebs vier mögliche Alternativen für den Nachhauseweg hatte, muss er sie weder gekannt, noch von ihrem Aufenthalt gewusst haben. Möglicherweise hat sich der Täter im Umfeld des Pubs aufgehalten und auf potenzielle Opfer gewartet. Als Frauke dann allein den Pub verließ hat er sie angesprochen, vielleicht unmittelbar bedroht und in sein Auto verbracht. All das geht sogar oftmals ohne Schreien ab, weil man angesichts eines plötzlichen Angriffs und angesichts einer Waffe geschockt sein kann.
Ich gehe soweit zu behaupten, dass sich Täter und Opfer eher nicht kannten, eben weil der Täter den spontan gewählten Aufenthaltsort von Frauke Liebs nicht gekannt haben konnte und diese Frage sicher auch die Ermittler denjenigen gestellt haben die es wussten. Denn diese Frage, wer vom Aufenthalt Fraukes gewusst haben könnte, ist ziemlich elementar. Da alles im Umfeld und darüber hinaus überprüft wurde, sehe ich da jetzt keine hinreichende Begründung, dass sich Opfer und Täter gekannt haben müssen.
johnlemon schrieb:Dann würde sich auch sehr gut erklären lassen, dass der Täter Zugriff auf Medikamente/Sedierungsmittel hatte.
Natürlich ist nicht auszuschließen, dass der Täter aus dem medizinischen Umfeld stammt. Das reicht aber vom Arzt bis zum Pfleger oder Apotheker auch Veterinäre. Außerdem kann man relativ leicht auch so an stärkere BTM kommen ohne aus dem Beruf zu stammen. Zum Beispiel wenn man schwer kranke Personen in Heimpflege betreut und da Teile von verschreibungspflichtigen BTM entwendet. Nur ein Beispiel.
johnlemon schrieb:Frauke wird nur in das Fahrzeug eingestiegen sein, weil sie den Täter gekannt hat. Ob näher oder nicht näher, das kann aktuell niemand beantworten.
Auch das würde ich nicht als Tatsache ansehen. Jemanden zu bewegen in ein Fahrzeug einzusteigen ist nicht immer mit Hilfeschreien, Handgemenge und Gewalt verbunden. Da gibt es genug Mittel und Wege es völlig unspektakulär hinzubekommen.
johnlemon schrieb:wenn Frauke den Täter nicht näher kannte (also zB nicht namentlich), dann muss es eine Person sein, zu der sie dennoch unmittelbar Vertrauen gehabt hat und dem sie solche "Aktionen" niemals auch nur im Ansatz zugetraut hätte. Soll heißen: der Täter wird womöglich eine sehr gute und ihr entsprechend bekannte Stellung inne gehabt haben - das kann beruflich sein, das kann aber auch ein Image sein, das er nach außen hin verkaufte.
Da würde ich eher beipflichten. Es ist natürlich für die Sache sehr hilfreich, wenn diese Person erkennbar eine gewisse Seriosität und Vertrauenswürdigkeit ausstrahlt. Dazu zählt z.B. auch eine Uniform, ein besonders edles und sehr höfliches Auftreten usw. Aber ob das hier nötig gewesen wäre, um Frauke zu entführen, glaube ich hingegen nicht.