scire_volo schrieb:Wenn die Situation harmlos begonnen hätte und erst später gekippt wäre, hätte Frauke den Täter mit der möglichen Nennung seines richtigen Namens unter Druck setzen können. Ganz abgesehen davon, dass der Täter sie dann nicht hätte telefonieren lassen. Das hätte nämlich gar keinen Sinn gemacht.
Frauke hätte sich selbst sofort unter erheblichen Druck gesetzt mit der Nennung irgendwelcher Details, die auf den Entführer hätten schließen lassen, denn er hätte sie sofort mit dem Tod bedrohen können. Und zwar unabhängig davon, ob sie nun seinen richtigen Namen kannte oder nicht. Sie war komplett in seiner Hand, remember? Er konnte komplett über sie bestimmen.
Die Erlaubnis, diese Telefonate zu führen, allein an dem Namen festzumachen, das ist m.E. zu kurz gedacht. Frauke hätte eventuell auch andere Details am Telefon nennen können, z.B. Hinweise zu ihrem Aufenthaltsort. Oder vielleicht konnte sie das Kennzeichen des Fahrzeugs sehen, mit dem sie transportiert wurde. Aber hätte sie den Mut gehabt, diese Hinweise zu geben? Ich glaube nicht, wegen der Bedrohungslage, in der sie sich befand. Sie tat, was sie konnte mit dem dreimaligen Mama oder dem "Ich lebe noch".
Ich denke, beides ist möglich, dass sie den richtigen Namen kannte oder nicht, aber zu behaupten, dass Frauke ganz bestimmt seinen richtigen Namen nicht kannte, dafür gibt es keine Belege. Wenn du welche hast, dann poste sie bitte hier.
scire_volo schrieb:Es geht mir darum, ein in sich möglichst schlüssiges Bild von diesem Entführungs- und Mordfall zu gewinnen. Wenn ich anfange, den Fall unter dem Aspekt "Der Täter spielt ein grausames Spiel und will die Öffentlichkeit daran teilhaben lassen" betrachte, bekomme ich solches Bild. Und es beantworten sich dann für mich Fragen.
Ich gehe davon aus, das wollen wir alle hier oder die meisten, sich ein möglichst schlüssiges Bild vom Ablauf dieses Verbrechens machen, um im besten Fall zur Identifikation des Täters oder der Täter beizutragen. Was du aber zu machen scheinst, ist, dir eine Mystery-Story zurechtzulegen, wo dann aus deiner Sicht alle Fragen beantwortet werden. Wie schön. Um Wahrscheinlichkeiten scheinst du dich dabei weniger zu kümmern.
scire_volo schrieb:Der Täter stellt sich die Challenge: Entführe eine Frau an einem WM-Spieltag. Dann lässt er sein Opfer die 1. SMS schreiben:
Das Spiel war lustig
Hier kommuniziert nicht Frauke mit Chris, sondern der Täter kommuniziert bereits mit der Öffentlichkeit. Denn sein "Spiel" hat bereits begonnen.
Hier bitte ich auch darum, Belege zu bringen, dass der Täter in der SMS von 00:49 Uhr "bereits mit der Öffentlichkeit kommuniziert", ansonsten verbuche ich das als mystery plot.
Außerdem gibt es Anzeichen dafür, dass Frauke die SMS von 00:49 Uhr noch selbst und frei geschrieben hat, weil sie mit „Das Spiel war lustig nicht gegen England“ an eine Unterhaltung angeknüpft hat, die sie und Chris geführt hatten:
Mitbewohner Chris: Wir hatten vorher noch gescherzt: Hauptsache, kein Achtelfinale gegen England. Und auch das Hdgdl, dieses Hab-dich-ganz-doll-lieb, der Smiley, alles normal.
Quelle:
https://www.stern.de/panorama/verbrechen/stern-crime/fallgeschichten/paderborn--das-mysterioese-verschwinden-von-frauke-liebs-6832006.htmlUnd die Antwort auf meinen Einwand, dass der Name "Totengrund" für die Allgemeinheit unbekannt war:
scire_volo schrieb:Klar, der breiten Öffentlichkeit. Aber auch ortskundigen Einheimischen? Oder einem Verbrecher, der intensiv an seinem Plan arbeitet und diesen austüftelt?
Wie wahrscheinlich ist das?
Die Wahrscheinlichkeit geht gegen Null, wenn du mich fragst. Weil derjenige, der für Fraukes Tod verantwortlich ist, erstens schon den Tod des Opfers fest von Anfang an eingeplant haben müsste. Daran glaube ich nicht. Warum? Weil die Telefonate Hochrisiko-Aktionen für den Entführer waren, die alle möglichen Pläne hätten zunichte machen können. Er hätte ja Frauke nur von ihm diktierte SMS schreiben lassen können, um Beruhigung bei den Angehörigen und der Polizei zu stiften. Das hätte er voll unter Kontrolle gehabt. Nicht so bei den Telefonaten.
Und obwohl er durch die Anrufe hohes Risiko im Ablauf der Entführung erlaubt, soll er vorab im stillen Kämmerlein ein komplettes Playbook ausgetüftelt haben, natürlich mit bedeutungsschwerer Symbolkraft? Selbstverständlich hat er auch das Szenario mit der ersten SMS entworfen? Nein, das passt für mich nicht zusammen. Soll die Person von Anfang an in der Umgebung eine Ablagestelle mit einem Namen mit Bezug zu „Tod“ o.ä. gesucht haben? Und das alles, bevor er sich überhaupt ins Auto setzt, um das Cruising zu starten und Jagd auf Opfer zu machen? Komm, das ist eine Storyline von einem drittklassigen Krimi.
Würde es so jemandem, der den Tod von Frauke verschuldet hat, nicht viel mehr darum gehen, den Leichnam ungesehen abzulegen, möglichst so, dass er sehr lange nicht entdeckt wird? Egal, wie der Ort genannt wird? Diese Person hatte ein vitales Interesse daran, nicht entdeckt zu werden. Alles andere wäre weniger wichtig gewesen. Diese Motivlage scheint mir die wahrscheinlichste zu sein.
Ich schließe mich der Empfehlung von
@Interested an:
Interested schrieb:Spekulationen schön und gut - aber doch bitte nur mit den bekannten Fakten, als sich hier in einer Tour eine Geschichte nach der anderen auszudenken, für die es absolut keine Anhaltspunkte gibt. Es handelt sich hier um einen realen Fall, mit realen Personen, also bleib doch einfach nur mal bei den bekannten Dingen.