Mordfall Charlotte Böhringer

Jamegumb schrieb:@curt
Die Zeitungen waren ja vom Tag der Auffindung. Also vom Dienstag. Da war er ja plötzlich wieder fit genug für die Fahrt nach Augsburg usw. Woher er die Zeitungen hatte, konnte er trotzdem nicht erklären.

Die Zeitungen, gibt es aber meist einen Tag vorher abends schon zu kaufen. Deshalb. Dienstags Ausgabe - aber Verkauf war schon am Montag abend (meist glaube ich nach 17 Uhr), da war er ja stark erkältet und hat ja auch noch ein Erkältungsbad genommen und hatte sich noch die Zeitungen besorgt, ohne nachher zu wissen, wo er sie gekauft hatte. Man weiss nicht, zu welcher Zeit er sich die Zeitungen besorgt hat, aber wenn er gewust hätte wo er die gekauft hätte und zu welcher Zeit, bzw. er hätte jemand gehabt, der bestätigen könnte, das er zu einer besagten Zeit dort die Zeitungen gekauft hatte, dann hätte er evtl sogar ein Alibi gehabt oder vorweisen können.

@curt
@Jamegumb

Vor allem müsste er sie mindestens mal in dem Stadtteil gekauft haben, in dem die Parkgarage ist. Und wenn er da hin ist, müsste er sich eigentlich erinnern. Oder sich daran erinnern, dass er die aus der Tanke mitgenommen hat. Lustigerweise ja genau die Kombi, die die Tante immer liest. Braver Neffe.

Was anderes: Hat jemand, der ihn für unschuldig hält, eine Erklärung dafür, warum er trotz Hausverbotes meinte, just am Auffindetag unbedingt irgendwelche Getränke in der und für die Parkgarage bestellen zu müssen?

BoobSinclar schrieb:Was anderes: Hat jemand, der ihn für unschuldig hält, eine Erklärung dafür, warum er trotz Hausverbotes meinte, just am Auffindetag unbedingt irgendwelche Getränke in der und für die Parkgarage bestellen zu müssen?

Er erklärte es ja damit, dass er sich am Muttertag mit der Tante versöhnt hatte und sie ihn bat, die Funktionen der Geschäftsleitung zu übernehmen.

@curt

Ja, das Gedächtnis funktionierte nur da, wo es ihm von Nutzen war.

Jamegumb schrieb:Er erklärte es ja damit, dass er sich am Muttertag mit der Tante versöhnt hatte und sie ihn bat, die Funktionen der Geschäftsleitung zu übernehmen.

Ah, danke, das hatte ich verdrängt. Diese Zufälle aber immer auch. Den Streit bekommt jeder mit, die Versöhnung natürlich nicht.

@BoobSinclar

Es liegt wohl an seiner schüchternen und zurückhaltenden Art, die er auch vor Gericht zeigte, dass er über das Treffen mit Tantchen und der Versöhnung nicht gesprochen hat.

@curt

curt schrieb:Die Zeitungen, gibt es aber meist einen Tag vorher abends schon zu kaufen.

Echt? Alle 3?
Das kenn ich nicht. Bei uns kommen die Zeitungen frühmorgens/nachts erst direkt aus der Druckerei.

jaska schrieb:Echt? Alle 3?
Das kenn ich nicht. Bei uns kommen die Zeitungen frühmorgens/nachts erst direkt aus der Druckerei.

Kann sein wegen den Zeitungen, aber BT war doch am Montagabend noch los und hatte sich Zeitungen gekauft. Ob es 2 oder 3 waren kann ich nicht sagen. Aber er wuste nicht, wo er die gekauft hatte. Und die von Dienstag hatte man doch dann auch bei ihm gefunden soviel ich weiss.

@curt
Ja, er hat gesagt, dass er am Montag nur kurz draußen war, um sich an der U-Bahn etwas zu lesen zu holen. Mit den geklauten Zeitungen hat das aber nix zu tun.

Lichtenberg schrieb:Kennst Du dich nun mit Vernehmungsstrategien aus, oder mit Fällen, wo Vernehmungsstrategien zu (behauptet) falschen Geständnissen führten? Und wie kann man wissen, dass Vernehmungsstrategien zu falschen Gestädnissen führten, wenn man die Strategie gar nicht kennt? Oder die Vernehmung?

Ja, ich kenne mich mit Vernehmungsstrategien aus weil mich das Thema interessiert. Und nun? Willst Du mich nun abfragen? Oder soll ich Dich verhören?

Lichtenberg schrieb:Im Fall Böhringer meinst Du dich ja auszukennen. Du wusstest aber nicht (mehr?), dass es kein Geständnis von B.T. gibt.

Oh doch, das wusste ich natürlich. Und? Was soll die Frage?

curt schrieb:Das Handy von BT war in der Baderstraße eingeloggt, das sagts nichts aus, das er auch bei CB gewesen wäre zum Muttertag.

Ich denke doch. Und dann gibt es ja auch noch Zeugenaussagen, die im WAA stehen:

"Die Zeugin F.S. war an diesem Tag, dem Muttertag 2006, bei ihrer Mutter in G. gewesen, während der Antragsteller zunächst in der gemeinsamen Wohnung verblieben war. Als die Zeugin S. gegen 15.30 Uhr zurückgekehrt war, hatte ihr der Antragsteller von seinem Besuch bei seiner Tante berichtet. Dies ergibt sich aus der nachfolgend eingefügten Erklärung dieser Zeugin: (S. 59)"

Und das ist auch technisch bestätigt, das B.T. seine Verlobte anrief: " So ist für diesen Zeitpunkt ein Anruf des Antragstellers von seinem Mobiltelefon, aus der Funkzelle Baaderstrasse bei seiner Verlobten. F.S. unter der Mobilnummer registriert (vgl. Anlage 19 S. 1). "

Es ist also eine Glaubensfrage, ob er bei der Tante war oder nicht.

curt schrieb:Die beste Freundin von CB wußte auch nicht das BT bei ihr am Muttertag war und ich glaube, wenn BT CB besucht hätte, dann hätte sie garantiert dies ihrer besten Freundin das erzählt, das sie Besuch am Muttertag von ihrem Neffen hatte. Und dann bringt man auch ne Kleinigkeit zum Muttertag mit z.B. Karton Pralinen, Blumen oder so, gerade weil er von seiner Tante sonst auch immer Geld zwischendurch bekam, oder sie ihm ein Fahrrad kaufen wollte. Das macht man anstandshalber.

Es ist reine Spekulation ob man seiner Tante zum Muttertag Pralinen, Blumen oder sonstwas mitbringt. Zumal es ja auch nicht die leibliche Mutter ist.

Jamegumb schrieb:Im Übrigen heißt es, das Handy war in der Nähe der Baderstr eingeloggt. Es würde mich nicht wundern, wenn dies so arrangiert wurde, weil es zu dem brillanten Plan gehörte.

Bence Toth das Crime-Mastermind? Nee...

falstaff schrieb:eine Vermutung ist vielmehr, dass er an dem Tag vorhatte eine Versöhnung herbeizuführen und den Versuch entweder kurzfristig abgebrochen hat, oder bei der Tante abgeblitzt ist.

Es ist also doch glaubhaft, das er bei seiner Tante war. Aber es ist Spekulation, wie dieser Termin abgelaufen ist. Und hätte die Tante nicht am nächsten Tag die Freundin informiert, wenn etwas schlimmes am Muttertag vorgefallen wäre?

curt schrieb:Ich gehe eher davon aus, das am Muttertag kaum jemand unterwegs war auf den Straßen.

In München, am Muttertag, an einem warmen Tag im Mai, sind in der Regel die Straßen komplett verweist.

curt schrieb:Im Übrigen heißt es, das Handy war in der Nähe der Baderstr eingeloggt. Es würde mich nicht wundern, wenn dies so arrangiert wurde, weil es zu dem brillanten Plan gehörte.

Wenn er derartig akribisch geplant hätte, dann hätte er sich auch bessere Stories für die Zeit unmittelbar nach der Tat überlegen können. Er wusste wie man unbemerkt zur Wohnung der Tante gelangt und er kannte ihre Stammtischgewohnheiten. Zusammen mit Handschuhen und einem geeignete Schlagwerkzeug reichte das vollkommen aus für die Tat. Wenn man ihm mehr Planung unterstellt läuft man Gefahr ihn genauso massiv zu überschätzen, wie er sich selbst.

@falstaff

Stimmt schon. Die Augsburg-Fahrt ließe sich auch besser begründen. Da war er als Möchtegern-Schauspieler überraschend einfallslos.

Vielleicht war BT am Dienstag auch auf dem Weg zum Augsburger Puppentheater.

curt schrieb:Vielleicht war BT am Dienstag auch auf dem Weg zum Augsburger Puppentheater.

Wohl eher zum Puppsburger Augentheater...

@falstaff
Oder auch so.

phoenix_ schrieb:"Die Zeugin F.S. war an diesem Tag, dem Muttertag 2006, bei ihrer Mutter in G. gewesen, während der Antragsteller zunächst in der gemeinsamen Wohnung verblieben war. Als die Zeugin S. gegen 15.30 Uhr zurückgekehrt war, hatte ihr der Antragsteller von seinem Besuch bei seiner Tante berichtet. Dies ergibt sich aus der nachfolgend eingefügten Erklärung dieser Zeugin: (S. 59)"

Frauke sagt das aus, was BT ihr vorher gesagt hat. Sie war bei dem Treffen nicht dabei. Keiner von uns war bei dem Treffen dabei. Und was man von BT seinen Aussagen halten soll ob es stimmt oder nicht stimmt, kann jeder für sich selbst beantworten. Außerdem versuchte Frauke auch BT ein Alibi für den Montag Abend zugeben, wann sie nach Huase gekommen sei. Was ja auch nicht stimmte. Soviel dann dazu , zu der Aussage, das BT ihr erzählt haben soll, er wäre bei CB am Muttertag gewesen. Das glaube ich dann auch nicht.

curt schrieb:Keiner von uns war bei dem Treffen dabei.

Exakt. Was bleibt sind dann nur objektive Informationen wie die Handydaten.

Es ist eine Glaubensfrage. Und durch seine Lügen hat sich B.T. Vertrauen verspielt... so das man ihm bei vielem nicht mehr glauben schenken will.

@curt
Schon seltsam, dass die Dame ihn Initial versucht, ein Alibi zu verschaffen, sich später aber niiiiiemals vorstellen kann, dass er es getan haben könnte.
Passt auch nicht Recht zusammen.

Jamegumb schrieb:Schon seltsam, dass die Dame ihn Initial versucht, ein Alibi zu verschaffen, sich später aber niiiiiemals vorstellen kann, dass er es getan haben könnte. Passt auch nicht Recht zusammen.

Warum nicht? Sie wird wohl gespürt haben das ihr Verlobter als Täter in Frage käme. Das gleiche hat auch Mate Toth mal gesagt, wenn ich mich richtig erinnere.

Er ist ja auch die logischste und naheliegendste Person und das wird vermutlich auch jeder in der Parkgarage nach dem Mord so gesehen haben. Und auch vorher wusste ja fast JEDER das Bence als Erbe und Thronfolger vorgesehen war, und das es immer auch Streitigkeiten gegeben hat.

Umso unglaublicher ist es für mich, das er diese Risiken eingehen würde ... und der dann auch noch gestohlenes Geld mit zum Verhör nimmt. Kann man jetzt natürlich leicht für Hybris halten.

Es fehlen halt konkrete Beweise. Das ist das Problem. Hätte ihn jemand auf dem Weg gesehen, eine Kamera aufgenommen oder hätte ihn nur jemand zur Tatzeit auf dem Handy angerufen, dann wäre die Sache klar gewesen. Oder ein Blutrest unter seinen Fingernägeln oder im Auto. Oder die Tüte der Zeitungen im Müll. Das ist nur leider alles nicht der Fall. Und deshalb muss man damit leben das es Personen gibt die seine Täterschaft in Frage stellen.

phoenix_ schrieb:Kann man jetzt natürlich leicht für Hybris halten.

Passt, finde ich, zu jemandem, der anderen vorspielt, ein erfolgreicher Jurist und Lebemann zu sein und keine Lust hat, dafür etwas zu tun. Passt zu jemandem, der sich für einen Schauspieler hält, es aber nicht ist. Passt zu jemandem, der andere Leute anscheinend grundsätzlich für ziemlich dämlich hält.

BoobSinclar schrieb:Passt zu jemandem, der andere Leute anscheinend grundsätzlich für ziemlich dämlich hält.

...und selber im Leben nichts, aber auch gar nichts erreicht hat. Richtig.