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Mordfall Charlotte Böhringer

28.473 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, München, 2006 ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Charlotte Böhringer

Mordfall Charlotte Böhringer

01.01.2019 um 23:28
Zitat von Mark_SmithMark_Smith schrieb:Nur weiss man m.E. nicht, wie verbindlich bzw. unverbindlich sie zum Stammtisch gegangen ist. Ich interpretiere das Gericht eher so, dass sie verbindlich zum Stammtisch gegangen ist und dies von der Verteidigung auch nie anders interpretiert wurde.
Du missverstehst den Argumentationspunkt.

Es geht darum, dass das Gericht davon ausgeht, dass CB am Tattag eben nicht, wie es sonst ihre Gewohnheit war (mehrfach bezeugt), erst gegen 19:30 Uhr beim Stammtisch anzukommen beabsichtigte. In diesem Fall wäre sie (bei einem Fußweg von 7-8 Minuten) erst um ca. 19:22-19:23 Uhr aufgebrochen. Falls sie etwa gemütlich gehen und noch die Schaufenster in der Rieger-Passage inspizieren wollte, wäre sie etwa um 19:15-19:17 Uhr aufgebrochen.

Am Tattag aber (und nur da) wollte sie aufgrund der Verabredung mit Dr. R. pünktlich erscheinen und brach laut Urteil deswegen bereits frühestens um 18:53 Uhr oder spätestens um 19:00 Uhr auf. Das Gericht betont mehrfach, dass aufgrund der Verabredung mit Dr. R. der sonstigen Gewohnheit von CB, erst um 19:30 Uhr den Stammtisch aufzusuchen, am Tattag keinerlei Bedeutung zukommt.

Das widerspricht der Tatsache, dass der mit ihr verabredete Dr R. selbst höchstwahrscheinlich sogar erst nach 19:30 Uhr beim Stammtisch ankam. Er schien davon auszugehen, dass auch am Tattag, trotz Verabredung, CB erst um 19:30 Uhr zum Stammtisch kommen würde. Das würde ich darauf zurückführen, dass er sie und ihre Gewohnheiten gut kannte.
Ansonsten (wenn er sie als Person gekannt hätte, die bereits um 19 Uhr auf ihn wartet) hätte er sicherlich versucht, anzurufen um ihr mitzuteilen, dass er erst ab 19:30 Uhr zum Stammtisch käme, wo sie (speziell am Tattag!) verabredet waren.

Wichtig ist diese Frage allerdings nur aufgrund der Tatsache, dass bei einem alternativen Tathergang, z.B. wenn CB eben nicht im Aufbruch zum Stammtisch befindlich war, sondern die Tat bereits früher geschah, ab 18:15 Uhr (wie ich bereits ausführlich erläutert habe, ist es inkorrekt, dass der Gerichtsmediziner einen Todeszeitpunkt von 19 Uhr nahelegt. Vielmehr liegt die höchste Wahrscheinlichkeit um 17 Uhr (das heißt nicht, dass es um 17 Uhr ist! Schließlich hat sie noch telefoniert um 18:14 Uhr, aber ab 17 Uhr sinkt die W´keitskurve und ab 19 Uhr wird es immer unwahrscheinlicher).
Das heißt nichts anderes als: Ja, die Tat könnte zwischen 18:15 und 19 Uhr begangen worden sein, aber je weiter weg du von 18:15 weg- und zu 19 Uhr hingehst, desto geringer die Wahrscheinlichkeit.
Warum ist das wichtig, wo Wahrscheinlichkeiten doch nur Wahrscheinlichkeiten sind?
Weil es hier, aufgrund mangelnder Beweise, darum geht, bei einem Bild, das sich am Tatort präsentiert, inklusive sämtlicher Tatsachen wie Obduktionsbericht, Spuren etc. eine möglichst wahrscheinliche Ursache für das Bild (nämlich die ermordete CB) zu finden.

Die wahrscheinlichste Ursache ist aber nicht eine ausgewählte Version, eine ad hoc-Theorie, für die sich jemand entscheidet und dann die Indizien so deutet, dass sie die Theorie stützen.

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01.01.2019 um 23:32
Zitat von jadajada schrieb:Hole ich das Bild Nr. 32 (Bildübersicht) nochmal hervor.
Meinen Augen nach ist eine Frau und ein KInd auf dem Foto zu sehen.
Meinst du das Foto, das aus der Tasche gerutscht ist und das verkehrt herum zu sehen ist?


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01.01.2019 um 23:45
Zitat von Mark_SmithMark_Smith schrieb:panta_rhei schrieb:
Anderes Szenario: Ziemlich früh am Morgen werden die Zeitungen hingehängt, nach einiger Zeit kommt die Putzfrau, sieht: die hängen immer noch da, klingelt - keine Reaktion, versucht es später nochmal - gleiches Ergebnis (Zeitungen da, keiner macht auf) etc. etc. Was denkt dann die Putzfrau? M.E. denkt sie eher "Frau B ist entweder schon früh weggegangen oder sie hat z.B. woanders übernachtet, jedenfalls ist sie nicht da." Es dauert ziemlich lange, bis man sich da Sorgen macht.
Entscheidend dürfte hier aber die subjektive Vorstellungswelt derjenigen Person sein, die die Zeitungen weggenommen hat. Und die subjektive Vorstellungswelt von Bence T. war beispielsweise so, dass die fehlende Wegnahme der Zeitungen für ihn ein Alarmzeichen gewesen wäre und ein Wirbel entstanden wäre. Von daher ist es naheliegend, dass er, wenn er so denkt, auch davon ausgeht, dass andere die Situation gleich interpretieren wie er und somit eben die Wegnahme Sinn macht.
Du mischt hier zwei Dinge und gehst daher analytisch gesehen nicht wirklich korrekt vor.

Die Frage ist nicht:
"Was denkt Mark_Smith, was BT denken könnte, was wiederum der Beobachter denken könnte, der eine fehlende bzw. nicht fehlende Zeitungstüte wahrnimmt?"

Sondern die Frage ist:
"Welchen Vorteil könnte irgendein Täter von folgenden zwei Szenarien haben:"
1.) Zeitungen weg, CB reagiert nicht auf Klingeln
2.) Zeitungen da, CB reagiert nicht auf Klingeln


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Mordfall Charlotte Böhringer

01.01.2019 um 23:52
Ich habe mal eine kühne Frage.

Es ist ja bekannt, das Frau Böhringer für lange Zeit mit dem Geschäftsführer R. unzufrieden war. Sie wollte ihm kündigen, nahm aber offenbar u.a. aufgrund der zu erwartenden, hohen Abfindung aufgrund der langen Betriebszugehörigkeit davon Abstand. Mit dem zweiten Geschäftsführer C.W war sie allerdings zufrieden.

Bence Toth gab an, das seine Tante ihn, trotz Studienabbruch, in die Firmenleitung einbinden wollte. Siehe Zitat unten:
"Sie habe ihm zu Weihnachten ein teures Auto schenken und ihn ab 2006 als Gesellschafter in den Familienbetrieb einbinden wollen. Das, so Benedikt T., hätte sie wohl kaum geplant, hätte es ein Zerwürfnis gegeben. Die Parkgarage hätte er auch ohne Studium führen können. "
https://www.merkur.de/lokales/muenchen/stadt-muenchen/benedikt-bricht-sein-schweigen-1191924.html

Meine Frage nun: Wäre es vorstellbar, das C.B. von der Kündigung von R. letztendlich Abstand genommen hat und Sie, um die Abfindung zu sparen, eher erwog C.W. noch in der Probezeit (vermutlich 6 Monate) zu kündigen, um auf diese Weise Ihrem Neffen den versprochenen Job zu verschaffen? Ja, sie war mit C.W. zufrieden und es scheint daher abwegig dies zu denken. Allerdings war es ihr möglicherweise viel leichter C.W. zu kündigen, zumal sich dieser vermutlich noch in der Probezeit befand. Und B.T. hätte die Aufgaben von C.W. ja sicherlich auch ausführen können.

Nur mal als Gedankenanstoß.


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01.01.2019 um 23:53
Zitat von panta_rheipanta_rhei schrieb:Du mischt hier zwei Dinge und gehst daher analytisch gesehen nicht wirklich korrekt vor.

Die Frage ist nicht:
"Was denkt Mark_Smith, was BT denken könnte, was wiederum der Beobachter denken könnte, der eine fehlende bzw. nicht fehlende Zeitungstüte wahrnimmt?"

Sondern die Frage ist:
"Welchen Vorteil könnte irgendein Täter von folgenden zwei Szenarien haben:"
1.) Zeitungen weg, CB reagiert nicht auf Klingeln
2.) Zeitungen da, CB reagiert nicht auf Klingeln
Nö, Du machst hier m.E. Fehler bei der Analyse.

Mark denkt nicht, was Bence denkt, sondern Bence hat selbst gesagt, wie er die Situation mit oder ohne Zeitung interpretiert und zwar im Zivilprozess.
Und genau das ist die subjektive Vorstellungswelt von Bence. Er denkt, wenn die Zeitrungen weg sind, dann ist alles in Ordnung und wenn die Zeitungen hängen bleiben, dann muss etwas mit der Tante nicht stimmen. Das ist seine Aussage und somit subjektive Vorstellungswelt der Situation. Nun dürfte Bence, wenn er sich in die Putzfrau hineinversetzt, denken, dass sie gleich denkt wie er selbst und deshalb muss er die Zeitungen wegnehmen: Nach Bences Vorstellungswelt macht es also Sinn oder ist es ein Vorteil, wenn er die Zeitungen wegnimmt.


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02.01.2019 um 00:16
Zitat von panta_rheipanta_rhei schrieb:Das widerspricht der Tatsache, dass der mit ihr verabredete Dr R. selbst höchstwahrscheinlich sogar erst nach 19:30 Uhr beim Stammtisch ankam. Er schien davon auszugehen, dass auch am Tattag, trotz Verabredung, CB erst um 19:30 Uhr zum Stammtisch kommen würde. Das würde ich darauf zurückführen, dass er sie und ihre Gewohnheiten gut kannte.
Ansonsten (wenn er sie als Person gekannt hätte, die bereits um 19 Uhr auf ihn wartet) hätte er sicherlich versucht, anzurufen um ihr mitzuteilen, dass er erst ab 19:30 Uhr zum Stammtisch käme, wo sie (speziell am Tattag!) verabredet waren.
Dr. R. und CB sind aber zwei unterschiedliche Personen. Du kannst m.E. nicht vom Verhalten von Dr. R. auf das Verhalten von CB schliessen. Du kannst es zwar machen, aber Du hast überhaupt keine empirischen Beweise dafür, sondern das ist alles Spekulation von Dir und somit eine deduktive Herleitung und eben keine induktive.

Auch der Rest ist reinste Spekulation von Dir ohne irgendwelche empirischen Nachforschungen.
Zitat von panta_rheipanta_rhei schrieb:Warum ist das wichtig, wo Wahrscheinlichkeiten doch nur Wahrscheinlichkeiten sind?
Weil es hier, aufgrund mangelnder Beweise, darum geht, bei einem Bild, das sich am Tatort präsentiert, inklusive sämtlicher Tatsachen wie Obduktionsbericht, Spuren etc. eine möglichst wahrscheinliche Ursache für das Bild (nämlich die ermordete CB) zu finden.
CB hat um 18.15 Uhr noch gelebt, wenn wir der Zeugenaussage des stellvertretenden Geschäftsführers glauben dürfen. Der wahrscheinlichste Tod wäre somit nach Obduktionsbericht 18.15 Uhr. Alles was Richtung 23 Uhr geht, wird immer unwahrscheinlicher.
Zitat von panta_rheipanta_rhei schrieb:Die wahrscheinlichste Ursache ist aber nicht eine ausgewählte Version, eine ad hoc-Theorie, für die sich jemand entscheidet und dann die Indizien so deutet, dass sie die Theorie stützen.
Das ist mir alles viel zu unkonkret. Versuche es doch einfach mit Empirie zu verbinden. :-)


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02.01.2019 um 00:26
Zitat von SirMarvelSirMarvel schrieb:"Sie habe ihm zu Weihnachten ein teures Auto schenken und ihn ab 2006 als Gesellschafter in den Familienbetrieb einbinden wollen. Das, so Benedikt T., hätte sie wohl kaum geplant, hätte es ein Zerwürfnis gegeben. Die Parkgarage hätte er auch ohne Studium führen können. "
Gesellschafter bedeutet nur, dass sie ihm Anteile an der Firma überschreiben wollte.
Um Gesellschafter zu sein, muss man eigentlich gar nichts können und kaum was tun.
Gesellschafter und Geschäftsführer sind zweierlei.


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02.01.2019 um 00:30
Zitat von emzemz schrieb:Gesellschafter und Geschäftsführer sind zweierlei.
Es kommt drauf an wie das hier gemeint war. Es kann sich auch um einen "Geschäftsführenden Gesellschafter" handeln.


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02.01.2019 um 01:57
Zitat von Mark_SmithMark_Smith schrieb:Entscheidend dürfte hier aber die subjektive Vorstellungswelt derjenigen Person sein, die die Zeitungen weggenommen hat. Und die subjektive Vorstellungswelt von Bence T. war beispielsweise so, dass die fehlende Wegnahme der Zeitungen für ihn ein Alarmzeichen gewesen wäre und ein Wirbel entstanden wäre. Von daher ist es naheliegend, dass er, wenn er so denkt, auch davon ausgeht, dass andere die Situation gleich interpretieren wie er und somit eben die Wegnahme Sinn macht.
Was ist, wenn BT denkt, dass wenn das Gericht ihn frägt, was er denkt, dass der denkt, der die Tüte weggenommen hat, das Gericht bei der Frage nur nachdenkt und nicht schon vorab denkt, dass er der Täter ist? Dann könnte er doch auch beim Nachdenken gedacht haben, die Täter waren schon am Tatort, da haben sie die Zeitung reingenommen. Er hat ja eventuell nicht gedacht, dass das Gericht darüber nachdenkt, was er denkt, das jemand denkt der mit dem Fahrrad extra durch Schwabing fährt, damit dann derjenige der die Zeitungen an der Türe sieht, denkt, er muss sich nichts denken, weil Frau B an die Zeitungen gedacht hat!

Darüber kannst Du und panta_rhei ja mal nachdenken!


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02.01.2019 um 01:59
Zitat von SirMarvelSirMarvel schrieb:Es kommt drauf an wie das hier gemeint war. Es kann sich auch um einen "Geschäftsführenden Gesellschafter" handeln.
Oder BT selbst kannte den Unterschied zwischen Gesellschafter und Geschäftsführer nicht. Viel Ahnung scheint er von dem Aufgabenbereich ja nicht gehabt zu haben, wenn er in diesem Artikel meint:
„Wir sind ein Bauchladen, da muss man keine intellektuellen Salti Mortali vollbringen, da braucht man nur ein paar kaufmännische Grundkenntnisse.“



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02.01.2019 um 07:08
Zitat von panta_rheipanta_rhei schrieb:Meinst du das Foto, das aus der Tasche gerutscht ist und das verkehrt herum zu sehen ist?
Ja, genau.
Hug schrieb (Beitrag gelöscht):Diese Geschichte mit der Zeitung spielt ja eine große Rolle, da ungewöhnlich. “Warum ist sie plötzlich weg?” ist die Frage:
Sie spielt eine große Rolle, weil die Ankläger hier ein belastendes Indiz sehen. Der Verurteilte wollte die Tat länger unendeckt lassen.
Als weiteres belastendes Indiz wird die Kenntnis über die Gewohnheiten des Opfers angeführt. Durch die Tötung vor der Verabredung und dem damit verbundenen Fehlen des Opfers beim Stammtisch, war es aber wahrscheinlicher, dass die Tat schon am Abend auffällt.

Einzelnd betrachtet macht jedes Indiz Sinn, aber zusammen betrachtet passen sie nicht zu einem Täter.

Es sei denn der Verurteilte war am Tatabend nicht mit dem Gedanken an Bereicherung bei seiner Tante, hat ihr nicht aufgelauert und die Tötung ist aus einem Streitgeschehen entstanden. Daher auch, der in meinen Augen, unklug gewählte Tötungszeitpunkt. Dann wäre es m.M.n. Totschlag, da das Mordmerkmal fehlt.
Erst am nächsten Morgen versucht der Verurteilte seine Tat "zu vertuschen", hier Wegnahme der Zeitungen.


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02.01.2019 um 08:26
Zitat von panta_rheipanta_rhei schrieb:Sondern die Frage ist:
"Welchen Vorteil könnte irgendein Täter von folgenden zwei Szenarien haben:"
1.) Zeitungen weg, CB reagiert nicht auf Klingeln
2.) Zeitungen da, CB reagiert nicht auf Klingeln
Das ist sehr einfach: Zeitungen weg könnte als Hinweis darauf gewertet werden, dass die Frau frühestens zum Anlieferungszeitpunkt noch gelebt hat und könnte als Hinweis darauf gedeutet werden, dass die Tat erst danach geschehen sein könnte. Ein Täter hätte sich durch das Wegnehmen der Zeitungen also den Vorteil versprechen können dass die Tat in einem Zeitraum vermutet wird, für den er ein Alibi hat.

Und spätestens hier kommt man nicht mehr umhin, zwischen den subjektiven Erwartungen des Täters und dem was objektiv eingetroffen ist zu unterscheiden. Dass es hinterher anders kam als geplant muss jedenfalls noch nicht heißen, dass es nicht so geplant war. Ansonsten müsste man nämlich von einem perfekten Täter ausgehen.


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02.01.2019 um 08:37
Diese Geschichte mit der Zeitung spielt ja eine große Rolle, da ungewöhnlich. “Warum ist sie plötzlich weg?” ist die Frage:

Die Option “sie wurde von irgendjemand geklaut, der nichts mit dem Mord zu tun hat”, ist sehr naheliegend, aber zur Erklärung eines Mordfalls wenig interessant. Interessant höchstens für die Gewichtung des Indiz.

Für mich ist das Entfernen der Zeitung in erster Linie ein Indiz dafür, dass jemand “einen normalen” Zustand herbeiführen wollte um Normalität vorzutäuschen. Die erscheint einem Täter der vornehmlich ein Bewohner ist, der Normalzustand. Der Täter hat zum Beispiel als Übernachtungsgast, schon öfter die Türe von Innen geöffnet und die Zeitung geholt.

Ein anderer Normalzustand für Leute, die Außen (!) tätig sind, ist die Tüte mit Zeitungen, die an der Türe hängt. Man kann nicht viel daraus schließen, eventuell ist das Opfer noch nicht aufgestanden, oder das Opfer hat woanders übernachtet.

Beide Normalzustände sind gleichermaßen normal. Mal ist sie da, mal ist sie nicht da.

Daraus lässt sich kein belastendes Indiz herstellen.

Auch wenn jemand BT befrägt, warum er denkt, dass keine Tüte da ist und er sagt, da wollte jemand Normalität vortäuschen, heißt das ja nicht, das er gesagt hat ER wollte Normalität vortäuschen. Der Fragende hat beim Befragten eine Abstraktion abgerufen: „was denken sie...“ sonst nichts.

Beispiel:

Im Hochhaus geschieht ein Mord. Der Inspektor kommt ins Hochhaus und fragt Frau Meier: warum ist der Täter am Sonntag gekommen? Dann sagt Frau Meier: „weil am Sonntag die Büros geschlossen sind und keiner ihn hier sieht.“. Dann frägt der Inspektor: „Waren Sie am Sonntag da?“ Sie: Ja! Er: „gut sie sind der Täter. Ich nehme sie mit. Sie waren am Sonntag im Hochhaus und dachten, die Büros sind zu, keiner sieht sie und so können Sie ungestört morden! Sie haben sich selbst verraten!“. Der Inspektor hat den Mordfall in wenigen Stunden aufgeklärt und kann einen Kaffe trinken gehen.


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02.01.2019 um 08:43
Zitat von HugHug schrieb:Die Option “sie wurde von irgendjemand geklaut, der nichts mit dem Mord zu tun hat”, ist sehr naheliegend, aber zur Erklärung eines Mordfalls wenig interessant.
Das ist doch Unsinn. Ausgerechnet an dem Tag, wo Frau B abends ermordet aufgefunden wird, klaut jemand die Zeitungen, was vorher praktisch noch nie passiert ist.
Und dies noch in einem engen Zeitfenster morgens? Nee nee!


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02.01.2019 um 09:35
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Das ist sehr einfach: Zeitungen weg könnte als Hinweis darauf gewertet werden, dass die Frau frühestens zum Anlieferungszeitpunkt noch gelebt hat und könnte als Hinweis darauf gedeutet werden, dass die Tat erst danach geschehen sein könnte. Ein Täter hätte sich durch das Wegnehmen der Zeitungen also den Vorteil versprechen können dass die Tat in einem Zeitraum vermutet wird, für den er ein Alibi hat.
Da der Täter wusste, wie sie angezogen ist und dass sie nicht beim Stammtisch war und ein Todeszeitpunkt rein organisch gut bestimmt werden kann, kommt doch diese Variante gar nicht in Frage. Zudem wäre es sehr ungeschickt mit dem Auto nach der vermeintlichen Tat davon zufahren. Klar, Mörder sind Idioten, sonst wären sie keine Mörder. Aber es geht hier leider immer um Indizien. Und diese dürfen nicht rückwärts angepasst werden. Also man kann wie hier schon oft erwähnt, nicht rückwärts unabhängige Variablen mit unbedeutender Wahrscheinlichkeit als Indizien einbauen, damit am Schluss alles passt. Das wäre dann „making a murder“, ohne auf das gleichnamige Buch einzugehen. Es geht nicht darum „irgendeinen Mörder“ zu fangen, sondern den echten. Denn dieser ist ein Sicherheitsrisiko und gehört eliminiert.


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Mordfall Charlotte Böhringer

02.01.2019 um 09:43
Zitat von HugHug schrieb:Da der Täter wusste, wie sie angezogen ist und dass sie nicht beim Stammtisch war und ein Todeszeitpunkt rein organisch gut bestimmt werden kann, kommt doch diese Variante gar nicht in Frage.
Nein das stimmt nicht. Der Täter kann doch auch einen Fehler in der Planung und Ausführung begangen haben.

Die Variante kommt also durchaus in Frage. Gerade wenn der Täter ursprünglich überhaupt nicht erwartete dass die Frau ausgehfertig in der Türe erscheint, weil sie entgegen ihrer Gewohnheiten früher losging könnte er diesen Umstand schlicht übersehen haben, bei der Nachbereitung der Tat.

Reale Täter funktionieren nicht so, wie man sie aus diesen Heist-Movies kennt. Reale Täter funktionieren eher so wie man sie aus den Filmen der Coen Brothers kennt: Mittelmäßig begabte Menschen entwerfen fehlerhafte Pläne und begehen dann aufgrund unvorhergesehener Geschehnisse auch noch Fehler bei der Ausführung.

Man darf auch nicht vergessen, dass ein ungeübter Täter auch noch unter erheblichem Stress steht. Wenn es einem passieren kann dass man beim Einkauf etwas wesentliches vergisst, kann es einem doch erst Recht passieren dass man bei der Planung und Begehung eines Mordes etwas Wesentliches übersieht.


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Mordfall Charlotte Böhringer

02.01.2019 um 10:08
Das Wegnehmen der Zeitungen hätte dem Täter eventuell einen Zeitraum gewährt um Spuren der Tat zu beseitigen. Im Fall Bence Toths wurde angenommen, dass er tatrelevante Gegenstände auf einer Autofahrt beseitigte nachdem er die Zeitungen vor der Tür des Opfers entfernt hatte.

Wenn er aber mit dem Auto, dass in unmittelbarer Nähe des Tatortes gestanden haben soll, wegfahren wollte um Spuren zu beseitigen, wieso hat er die Zeitungen nicht einfach ebenfalls im Auto entsorgt und sie gleich mitgenommen? Warum die Ablage in der eigenen Wohnung? Das macht doch überhaupt keinen Sinn. Daher denke, ich dass es auch hier ganz anders war wie vom Gericht angenommen und konstruiert wurde.


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02.01.2019 um 10:16
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Der Täter kann doch auch einen Fehler in der Planung und Ausführung begangen haben.
Der Täter hat auf jeden Fall Fehler gemacht und Spuren hinterlassen.

Aber - und das leider immer wieder - es geht darum den echten Täter zu finden. Warum?

Antwort: Unser Rechtssystem lässt eine Verurteilung über Indizien zu. D.h. Wir akzeptieren, das Gericht ist nicht allwissend, der Richter ist ein Mensch. Es kann, wenn auch hoffentlich nur sehr, sehr selten der falsche im Gefängnis sitzen.

Warum ist das ein Problem?

1. das geringste Problem hat die breite Öfffentlichkeit damit, WER sitzt. Einer mehr oder weniger ist den meisten egal. So lange es nicht ein wichtiger Stürmer von FC Bayern oder ein Heiliger ist.

2. für die Angehörigen sind die kleinsten Unsicherheiten riesige Unsicherheiten, denn sie wollen wissen, wer der wahre Mörder ist. Da geht es um die Aufarbeitung.

3. für die breite Öffentlichkeit ist ein freilaufender Mörder ein inakzeptabelste Zustand und löst Angst aus. Deswegen ist es auch so wichtig Terroristen zu fangen obwohl die Gesamtheit der Toten durch Autos oder Tabak sicher viel höher ist. Hier geht es um den psychologischen Faktor. „Man möchte Abends sich sicher fühlen, wenn man die Haustüre aufmacht, auch wenn Mann Geld hat oder wenn man auf einen Weihnachsmarkt geht.. Das Ziel der Terroristen ist ja auch durch ihre Taten den Glauben an den Rechtsstaat zu erschüttern (die Bevölkerung auslöschen wollen sie wohl nicht).

Fazit: es ist eine äußerst schwierige Angelegenheit mit schlechten Indizien einen Mörder wegzusperren. Es besteht die Gefahr, dass durch die Einstellung der Ermittlungen und durch das übliche Vernichten der Beweismittel nach einer gewissen Zeit dem eigentlichen Mörder ein Geschenk gemacht wird! Und diese Vorsellubg stinkt vielen. Lieber lassen sie einen „so la la Mörder“ frei und suchen weiter nach dem vermeintlich richtigen. Wer am Schluss Recht hat erfährt man nie oder durch eine überraschende Wende ... und bis dahin wird diskutiert und diskutiert


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02.01.2019 um 10:47
Zitat von HugHug schrieb:es ist eine äußerst schwierige Angelegenheit mit schlechten Indizien einen Mörder wegzusperren.
Die Indizien wirken hier nur deshalb schlecht, weil sie seit Jahren mit viel Aufwand von der Pro-Bence-Seite schlecht geredet werden. Die verschiedene Taktiken die dabei zum Einsatz kommen sind leicht durchschaubar und lassen sich hier im Thread besonders gut nachvollziehen.


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02.01.2019 um 11:01
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Die Indizien wirken hier nur deshalb schlecht, weil sie seit Jahren mit viel Aufwand von der Pro-Bence-Seite schlecht geredet werden. Die verschiedene Taktiken die dabei zum Einsatz kommen sind leicht durchschaubar und lassen sich hier im Thread besonders gut nachvollziehen.
Eigentlich ist dieser Fall doch total ausgelutscht. Dieselben Argumente immer und immer wieder, sodass man sagen kann: "Es ist schon längst alles gesagt worden, nur noch nicht von allen." :-)


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