Mordfall Charlotte Böhringer

Venice2009 schrieb:Wenn man Handwerker über mehrere Tage im Haus hat, ist es ungewöhnlich, dass sie ihr Arbeitsmaterial jeden Tag auf´s Neue einpacken und am nächsten Tag wieder mitbringen. Das wird meistens, gerade in Privathaushalten, liegen gelassen.

Das wäre vermutlich von RA Witting und der Familie Toth längstens gesagt worden, wenn dem so wäre.

Aber ich finde es lustig: Weshalb versucht die Verteidigung nicht mal klar zu erklären, wie Bence T. mit seinem Gehalt 2.350 EUR ansparen konnte. Das müsste doch ein Leichtes sein, hier eine plausible Buchhaltung aufzustellen. Da hört man aber nix. :-)

Vielleicht wurde der 1. Schlag ja auch mit der Faust (mit oder ohne Handschuhe ausgeführt). Und dann kam nach dem zurücktaumeln in den Flur erst die Schläge mit einem Werkzeug. In der Tankstelle der Parkgarage gab es bestimmt auch Werkzeuge. War bekannt, ob dort vielleicht was an Werkzeug gefehlt hat? Jeder Autofahrer hat ja auch bestimmt ein Radkreuz oder einen einbfachen Schlüssel zum Radwechseln im Fahrzeug.

curt schrieb:Vielleicht wurde der 1. Schlag ja auch mit der Faust (mit oder ohne Handschuhe ausgeführt). Und dann kam nach dem zurücktaumeln in den Flur erst die Schläge mit einem Werkzeug. In der Tankstelle der Parkgarage gab es bestimmt auch Werkzeuge. War bekannt, ob dort vielleicht was an Werkzeug gefehlt hat?

Es ist nicht bekannt, dass etwas gefehlt hat.
Das Problem bei der Analyse von Petermann scheint mir jedoch das zu sein, dass es beim ersten Schlag in der Regel keine Blutspritzer gibt, das heisst, nur anhand der Blutspritzer allein lässt sich der erste Angriff nicht rekonstruieren.

Ausserdem kann auch der 2 und 3 Schlag auf die Schulter oder auf abwehrende Hände aufgetroffen sein, dann gibt es eben auch nicht unbedingt Blutspritzer.
Der Täter kann die Tante auch einfach zuerst in die Wohnung zurückgedrängt haben und erst dann kommt der Einsatz der Tatwaffe.

emz schrieb am 05.12.2018:Mir scheint der Fall Böhringer komplett ausermittelt zu sein und nichts mehr an neuen, entlastetenden Fakten herzugeben. Wenn selbst Axel Petermann, der jedem Fall meint, einen neuen Ansatz abgewinnen zu können, sich zurückzieht - und die angebotene Entlohnung dürfte nicht allzu niedrig angesetzt gewesen zu sein - dann ist da auch nichts mehr. Gab's da nicht sogar mal eine erste Folge im Fernsehen, wo Petermann den Eingangsbereich zur Wohnung beschreibt und weitere Folgen ankündigt, die aber nie gezeigt wurden? https://parkhausmord-münchen.de/wp-content/uploads/2018/09/Interview-mit-dem-Autor.pdf

@Mark_Smith: Angeblich war Axel Petermann 2016 schon involviert? Wäre möglich, dass er zuerst abgelehnt hat. Das war im Badewannen-Mordfall von Rottach-Egern auch der Fall. Später in Stern-TV ist er dann aber doch aufgetreten. Entweder braucht er ein paar Jahre, bis er die entscheidenden Angriffspunkte findet, oder er wird immer mal wieder bekniet, bis er seinen Namen schließlich doch für den angeblichen Justizirrtum hergibt und die Suche nach Wiederaufnahmegründen haben ganz andere gemacht.

Seps13 schrieb:Angeblich war Axel Petermann 2016 schon involviert? Wäre möglich, dass er zuerst abgelehnt hat. Das war im Badewannen-Mordfall von Rottach-Egern auch der Fall. Später in Stern-TV ist er dann aber doch aufgetreten. Entweder braucht er ein paar Jahre, bis er die entscheidenden Angriffspunkte findet, oder er wird immer mal wieder bekniet, bis er seinen Namen schließlich doch für den angeblichen Justizirrtum hergibt und die Suche nach Wiederaufnahmegründen haben ganz andere gemacht.

Ist möglich. Auf jeden Fall macht er in TV-Beiträgen als Akteur mit, die m.E. tendenziell tendenziös sind, einseitig, unausgewogen sowie unkritisch gegenüber dem Narrativ der Verteidigung und der Familie Toth. Das ist m.E. kein kritischer Journalismus und er hat offenbar nix dagegen.

Zwar räumt Götzl ein, dass die Spur an dem Glas am Tattag, dem 15. Mai 2006, verursacht worden sein muss, dass also jemand in der Wohnung war, dessen Identität nicht bekannt ist. Dennoch hält er die Spur für irrelevant, ebenso die Überprüfung von einigen Dutzend Männern, die im Fall Herrmann verdächtig waren.

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/boehringer-prozess-empoerung-im-gerichtssaal-1.584801

ich habe die Artikel zu dem Fall durchforstet, hier den Punkt finde ich schon ein wenig unverständlich.

Zur Benutzung von Handschuhen durch den Täter:

Aus den Handschuhen allein ergibt sich nicht die Heimtücke. Aber die Benutzung der Handschuhe kann evtl. - zusammen mit weiteren Indizien - dazu führen, dass von einer bewußten Ausnutzung der Arg- und Wehrlosigkeit des Opfers auszugehen ist. Es genügt nicht, dass das Opfer objektiv betrachtet arg- und wehrlos war. Vielmehr muß sich der Täter dessen auch bewußt sein. Da man dem Täter nicht in den Kopf schauen kann, benötigt man äußere Anhaltspunkte, um auf dieses Bewußtsein (innere Seite) schließen zu können. Solche äußeren Anhaltspunkte können, je nach den Besonderheiten des jeweiliegen Falls, auch Handschuhe sein. Man muß die gesamte Tatausführung berücksichtigen, um auf die innere Seite des Täters schließen zu können.

So würden die Handschuhe für mich grundsätzlich gegen einen eskalierten Streit sprechen - jedenfalls im Mai in München und wenn der Täter nicht beispielsweise aus beruflichen Gründen in der Tatsituation Handschuhe tragen mußte. Ich würde vielmehr aus den Handschuhen dann schließen, dass der Täter bereits zur Tat entschlossen am Tatort erschien und dass er sich daher im Gegensatz zum späteren Opfer, der Situation bewußt war. Er wußte, dass es zum Angriff kommen würde. Sein Opfer nicht. Der Täter konnte sich auf den Angriff vorbereiten und er wußte auch, dass sein Opfer dies nicht konnte. Daher sprechen die Handschuhe für mich für ein bewußtes Ausnutzen der Arg- und Wehrlosigkeit des Opfers, und zwar zusätzlich zu den weiteren Umständen der Tatausführung, beispielsweise dem Auflauern an der Wohnungstür und dem Überfall-artigen Angriff beim Öffnen der Wohnungstür. Das paßt alles zusammen - auch die Handschuhe - wenn man von diesem Angriff unmittelbar beim Öffnen der Türe ausgeht.

Wenn man hingegen davon ausgeht, dass Opfer und Täter beispielsweise zunächst im Büro gestritten haben und das Opfer den Täter daraufhin der Wohnung verwiesen und den Täter zur Tür geleitet hat, dann fände ich es eher "unpassend", wenn der Täter Handschuhe getragen hätte.

Aber auch diese Variante schließt natürlich nicht per se die Heimtücke aus.

asadeh schrieb:Vielmehr muß sich der Täter dessen auch bewußt sein. Da man dem Täter nicht in den Kopf schauen kann, benötigt man äußere Anhaltspunkte, um auf dieses Bewußtsein (innere Seite) schließen zu können. Solche äußeren Anhaltspunkte können, je nach den Besonderheiten des jeweiliegen Falls, auch Handschuhe sein.

Stimmt. Handschuhe und Waffe. Aus dem Urteil:
Dass der Angeklagte die Arglosigkeit des Opfers bewusst ausnutzte, ergibt sich aus dem Umstand, dass er vor der geschlossenen Wohnungstüre ausgerüstet mit dem dann zum Einsatz gebrachten Schlagwerkzeug und mit Handschuhen an den Händen wartete bis das Opfer die Tür öffnete, um zum Stammtisch zu gehen.

Im ersten WA-Antrag hat die Verteidigung die Handschuhe noch akzeptiert, wollte aber die DNA an der Handschuhspur wegdiskutieren. Nun neuer WA-Antrag, neue Beweise müssen her.

Mark_Smith schrieb:Dann ist laut Petermann nun überhaupt kein Handschuh im Spiel

Also versucht man vielleicht, Handschuhe komplett "wegzubeweisen". Dieser Beweis muss aber nach § 359 (5) StPO für irgendwas geeignet sein. Entweder für einen Unschuldsnachweis oder für ein geringeres Strafmaß. Dann geht’s hierbei vermutlich um die geringere Bestrafung? Es blieben aber noch die Waffe und die Blutspuren.

Am ehesten könnte ich mir noch vorstellen, dass man nun versucht den Fokus auf eine Mehrtätertheorie zu lenken.

Wegen den verschiedenen Spuren...Abdrücke ohne Handschuh, dazu noch welche mit Handschuh, die aber nicht vom gleichen Handschuh stammen.

mrkilmister schrieb:Am ehesten könnte ich mir noch vorstellen, dass man nun versucht den Fokus auf eine Mehrtätertheorie zu lenken.

Ja, das macht Sinn. Den ganzen Schmuck haben sie nicht angerührt, den Tresor auch nicht, sie haben ein wenig Verwüstung inszeniert und sich ein Schlückchen gegönnt. :wein: Die zweimal ausgelobten 250.000 Euro haben auch keinen der Mehrtäter dazu bewogen, wenigstens einen zu belasten, um entsprechende Entlohnung zu kassieren. :Y: So war's!

Interested schrieb:Die zweimal ausgelobten 250.000 Euro haben auch keinen der Mehrtäter dazu bewogen, wenigstens einen zu belasten, um entsprechende Entlohnung zu kassieren.

Tja, die Kohle wird jetzt unter Witting, Strate und Petermann aufgeteilt. Immer noch gut angelegt und ganz im Sinne des Opfers.

Deus_ex_Machin schrieb:Tja, die Kohle wird jetzt unter Witting, Strate und Petermann aufgeteilt. Immer noch gut angelegt und ganz im Sinne des Opfers.

83.333 Euro pro Kopf? Gibt es dafür Anhaltspunkte?

Witting wird inzwischen summa summarum mehr an diesem Fall, der seine Kanzlei über Jahre hinweg maßgeblich finanziert, verdient haben. Nach der Zurückweisung des zweiten WA-Antrags muss ja noch eine Beschwerde zum OLG verfasst werden, dann eine Verfassungsbeschwerde, bis das Spiel mit dem dritten Antrag von vorne beginnt. Viel zu tun also.

monstra schrieb:83.333 Euro pro Kopf? Gibt es dafür Anhaltspunkte?

Nein, natürlich nicht.

Das Geld wurde ausgelobt für die Ermittlung des "wahren" Täters.

Ein solcher wurde bisher nicht präsentiert.

Insofern haben Petermann & Co. bekommen, was sie für ihre bisherige Arbeit in Rechnung gestellt haben (und konnten).

Es liegt nicht fern zu vermuten, dass sie (letztlich) mit dem Geld des Opfers bezahlt wurden.

Interested schrieb:Ja, das macht Sinn.

In der Tat.

Es macht Sinn, wenn das Motiv nicht Geld war!

Und dann haben die Täter (ich vermute Hells Angels, wie schon im Babenhausener Fall) auch noch die Zeitungen des Opfers entwendet und dem Bence in die Stube gelegt, während dieser seinen frisch arbeitslosen Kumpel unangekündigt in dessen Kanzlei besuchte (dann aber aus Pflichtbewusstsein umdrehte).

Ma_Ve schrieb:Es macht Sinn, wenn das Motiv nicht Geld war!

Na dann warte ich doch mit Spannung auf das WAV, den wahren Täter, das wahre Motiv. :)

Deus_ex_Machin schrieb:Und dann haben die Täter (ich vermute Hells Angels, wie schon im Babenhausener Fall) auch noch die Zeitungen des Opfers entwendet und dem Bence in die Stube gelegt, während dieser seinen frisch arbeitslosen Kumpel unangekündigt in dessen Kanzlei besuchte (dann aber aus Pflichtbewusstsein umdrehte).

Sachlich bleiben fällt dir schwer oder?

Neu nachdenken und neu überlegen ist keine Schande!

Interested schrieb:Na dann warte ich doch mit Spannung auf das WAV, den wahren Täter, das wahre Motiv.

Darauf warten wir doch alle. Nichts ist unmöglich.

Ein aktueller Blick nach NRW zeigt was alles bei Behörden passieren kann.

@Ma_Ve

Du könntest Dich doch eigentlich auch ruhig etwas entspannen. Immerhin sind jetzt echte Experten dran am Fall. Die werden schon belegen, dass man sich nur auf Bence eingeschossen hat, obwohl Mate ja auch die Hälfte kassiert hätte und sogar zugegen war in der Parkgarage. Ihm legt man die Tat aber nicht zur Last. Wird wohl gewisse Gründe haben.

Aber ja, warten wir ab. :) Ich bin jedenfalls völlig entspannt, was das anbelangt.