Der tragische Tod von Tanja Gräff

@Blondi23
Genau, das ist mir auch aufgefallen. Dieser Text wurde am 26.07. 2007 verfasst , gibt also den Erkenntnisstand der ermittelnden Behörde bis zu diesem Tag wieder.

@meermin
Weißt du, ob der Wortlaut bzw. Reihenfolge mal geändert wurde auf späteren Berichten?

@Blondi23
Da müsste ich auch erst recherchieren. Sollten wir aber mal tun.

Wie ist das denn in anderen vergleichbaren Fällen? Oder ist das normal dass man bei Vermisstenfällen immer erst Verschleppung oder Entführung in Betracht zieht?

Ab wann, geht man dann eher zu Tötungsdilekten über? Darf man juristisch überhaupt von Mord reden, so gänzlich ohne Tatort, Motiv und Leiche?

Ich bin da etwas zwiespältig, sollte man als Polizei gleich von Mord (Straftat gegen das Leben) sprechen oder sozusagen erstmal eine Entführung in Erwägung ziehen.

Man begräbt halt auch eine gewisse Hoffnung der Angehörigen damit. Stellt euch mal vor, eure Tochter verschwindet spurlos, und in jedem Polizeibericht den ihr liest, taucht Mord oder Totschlag auf. Das ist doch wie ein Schlag ins Gesicht.

@JoggerJoe
Auf den Ordner stand ja etwas wie "Verdacht auf Mord zN Tanja Gräff".
Die haben da eigenartige Formulierungen, der Verdacht scheint da zu sein.
Ich bin mittlerweile unschlüssig ob sie noch lebt oder ob sie getötet wurde.

@JoggerJoe

JoggerJoe schrieb:Ab wann, geht man dann eher zu Tötungsdilekten über? Darf man juristisch überhaupt von Mord reden, so gänzlich ohne Tatort, Motiv und Leiche?

Ich bin da etwas zwiespältig, sollte man als Polizei gleich von Mord (Straftat gegen das Leben) sprechen oder sozusagen erstmal eine Entführung in Erwägung ziehen.

Wenn sie ein Tötungsdelikt nicht in Betracht gezogen hätten, hätten sie auch nicht die Resourcen für die Ermittlungen in diese Richtung frei machen können, also z.B. die kostspieligen Suchen in Gewässern und die sehr umfangreiche SOKO. Verdacht des Mordes heisst nicht, dass es der einzige Ansatz ist, sondern das gravierendste der angenommenn möglichen Delikte.

Wenn bei einer vermissten Peron nach einer Weile keine Lebenzeit kommt und kein Hinweis auf Flucht, Abhauen o. dergleichen existiert, dürfte die Standard-Annahme ein Tötungsdelikt sein.

z3001x schrieb:Wenn bei einer vermissten Peron nach einer Weile keine Lebenzeit kommt und kein Hinweis auf Flucht, Abhauen o. dergleichen existiert, dürfte die Standard-Annahme ein Tötungsdelikt sein.

So ist es. Wobei die Hoffnung natürlich da ist, dass sie noch lebt. Jedenfalls bei mir. Nachdem es Fälle von Menschen gegeben hat, die in Gefangenschaft leben mussten, halte ich dies durchaus für eine Möglichkeit.

Warum wundert ihr euch dann wenn die Trierer Polizei bis zum 26.07.2007 von einer Verschleppung oder Entführung ausgegangen ist, bzw. dies in dem Bericht so formuliert hat?

Aber egal, für mich klingt das logisch, erst von einer Verschleppung oder Entführung auszugehen und dann das Ganze auf ein Tötungsdelikt "hochzustufen".

@JoggerJoe

JoggerJoe schrieb:Warum wundert ihr euch dann wenn die Trierer Polizei bis zum 26.07.2007 von einer Verschleppung oder Entführung ausgegangen ist, bzw. dies in dem Bericht so formuliert hat?

Würde mal denken, wenn jemand verschwindet hat das ganz generell eine dieser Ursachen:

1. Kommunikatives Missverständnis (meldet sich nicht, ohne sich was zu denken, nur in der Frühpase)
2. Hilflose Situation (bei alten, dementen, dorgenabhängigen oä Leuten. die sich z.B. verlaufen, in Züge setzen oä)
3. Eigene Entscheidung / Untertauchen / neues Leben
4. Unglück / Unfall
5. Selbstmord
6. Mord oa Tötungsdelikt
7. Entführung, Geiselnahme, alle Formen von Freiheitsberaubung mit Forderungen an Angehörige
8. Verschleppung, Menschenraub, Versklavung alle Formen von Freiheitsberaubung ohne Forderungen an Angehörige.

Bei Tanja wurden 1., 2., 3. und 5. ausgeschlossen, also bleiben 4., 6., 7. u. 8. Bei 4 (Unfall) hätte man sie vermutlich bald gefunden, bei 7. Entführung oä hätte man eine Forderung der Entführer erhalten.
Also bleibt 6. und 8.
8. ist aber wohl viel seltener bei Erwachsenen.

@z3001x
Eben, das Wahrscheinlichste wäre Mord oder Totschlag mit anschliessendem Verstecken des toten Opfers gewesen, wenn man ausgeschlossen hätte, dass Tanja sich aus irgendeinem Grund aus eigenem Willen von Zuhause entfernt haben könnte und von einem Verbrechen ausging.

Wieso ist man bloss auf die Verschleppungstheorie gekommen? Gab es Anzeichen dafür ?

Vielleicht einfach eine Hoffnung?
Entführung ist besser als Mord.
Man kann schlecht nur davon ausgehen in den Medien und seitens der Polizei, dass es sich um einen Mord drehen muss, das wäre fahrlässig.
Last not least, war das mit dem brit. Mädchen "Maddy" zur der Zeit in allen Gazetten, also Entführung als Thema präsent.
Nicht ganz auszuschliessen auch, dass das plötzliche Verschwinden Tanjas gegen 4.00h einige Leute intutiv an Entführung denken liess, ohne dass das voll begründet war.

Ich denke man sieht hier nur das was geschrieben wurde. Nicht was in den Sitzungen vorgetragen wurde und in welche Richtung was gelenkt wurde.

Als Beispiel möchte ich folgendes nennen,
vor vier Wochen hatten wir bei uns in der Firma eine hitzige Diskussion über die Abwicklung eines Auftrages. Von den 5 Anwesenden hatten 4 eine klare Meinung zum Vorgehen, unsere Meinung war aber nicht die des Chefs.
Was ist Netto dabei rausgekommen? Die Marschrichtung hat der Chef festgelegt, wurde niedergeschreiben und von uns dann ausgeführt. Also nicht die unsrige.

SOKO geht von Mord aus, Staatsanwalt gibt aber erstmal Enführung an die Presse raus.....
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man schon noch einigen Tagen von Mord oder Totschlag ausgegangen ist, aber aus irgendwelchen Gründen man sich lieber erstmal öffentlich auf Verschleppung oder Entführung festgelegt hat.
Die möglichen Gründe sind ja imgrunde schon alle aufgeführt.

Wenn man davon ausgeht, dass TG ermordet wurde, muss man ja auch davon ausgehen dass sie entführt wurde, oder?

Weil
a) auf dem Fest wurde sie wohl kaum umgebracht
b) auf dem Weg in die Stadt, zumindest an der Bitburger Str. oder in den Bussen, auch nicht
c) Selbstmord, Absetzung oder ähnliches ja auch nicht in Betracht kommt
d) sie wollte ja unbedingt zur Gruppe aufschließen

Wann fängt juristisch gesehen eine Verschleppung oder Entführung an?
Nehmen wir mal an, TG steigt an der FH in ein Auto. Das geplante Fahrziel ist die Porta Nigra. Der Fahrer biegt aber entgegen der Abmachung und gegen TGs Willen an der Bitburgerstraße (B51) nach rechts ab, also in die falsche Richtung.
Sind wir jetzt schon bei einer Verschleppung oder Entführung im juristischen Sinne?

Spinnen wir diesen Gedankengang mal etwas weiter, TG lässt sich das nicht gefallen und die Situation
eskaliert. Aus irgendwelchen Gründen kommt dabei TG ums Leben.
Sind wir jetzt bei einer "einer Straftat gegen die persönliche Freiheit oder möglicherweise auch gegen das Leben"?

Ich habe leider nicht die juristischen Kenntnisse, aber vielleicht gibt es ja jemanden der mich da aufklären könnte.

@z3001x

Vielen Dank für deine Aufstellung der theoretisch denkbaren Möglichkeiten für ein Verschwinden:

z3001x schrieb:1. Kommunikatives Missverständnis (meldet sich nicht, ohne sich was zu denken, nur in der Frühpase)
2. Hilflose Situation (bei alten, dementen, dorgenabhängigen oä Leuten. die sich z.B. verlaufen, in Züge setzen oä)
3. Eigene Entscheidung / Untertauchen / neues Leben
4. Unglück / Unfall
5. Selbstmord
6. Mord oa Tötungsdelikt
7. Entführung, Geiselnahme, alle Formen von Freiheitsberaubung mit Forderungen an Angehörige
8. Verschleppung, Menschenraub, Versklavung alle Formen von Freiheitsberaubung ohne Forderungen an Angehörige.

Man sollte die 8 Möglichkeiten nach dem Wahrscheinlichkeitsprinzip (Ausschlussmethode) prüfen.

Ich habe so das das Gefühl, dass hier einige den Worten viel zu viel Bedeutung beimessen und sich damit auf einen Holzweg begeben. Die Polizei sprach von Verschleppung, weil sich das damals wie heute nicht ausschließen lässt.

@Scipper
Warum sollte man das jetzt noch einmal alles aufrollen? Man sollte meinen, dass hier alle Theorien schon hundertfach durchgekaut worden sind. Warum sollte man jetzt noch einmal damit anfangen und darüber diskutieren, ob es sich nicht doch vielleicht um einen Selbstmord gehandelt haben könnte? Man sollte meinen, dass man dieses Thema bereits im Juni 2007 ad acta gelegt hätte.

Schade, ich dachte eigentlich, in diesem Forum sei man bereits schon etwas weiter. Warum man jetzt wieder bei null anfangen will, entzieht sich meiner Kenntnis.

@charms

Niemand muss hier was aufrollen und abarbeiten. Ich gehe die 8 Möglichkeiten alleine durch. Sobald ich die Wahrscheinlichkeiten "geprüft" habe, werde ich euch ich mein Ergebnis mitteilen.

@charms

In zwei Jahren werden wieder die gleichen Fragen gestellt, von neuen Leuten die sich mit dem Fall befassen. Und das ist auch gut so, wenn du nämlich die Fakten zusammenschreiben und dann den Thread sperren würdest, wäre er irgendwann auf Seite 30 und keiner würde sich damit befassen.

Meine persönliche Hoffnung ist ja, dass sich aus irgendwelchen Gründen auch immer, einer der Gebüschler oder sonst wer, sich druch den Thread angesprochen fühlt.

@Scipper
Wie gehst Du vor bei der Wahrscheinlichkeitsbestimmung?

@Scipper
Gut, denn ich glaube, dass du zu dem gleichen Ergebnis wie vorher auch schon kommen wirst, eben weil zuvor schon alles genau bedacht wurde.

Klar, ich gebe zu, dass ich mich selbst oft dabei erwische zu denken, ob es nicht vielleicht doch ein Unfall gewesen sein könnte. Aber die Tatsache, dass sie bis heute eben nicht gefunden wurde, spricht dagegen.

@JoggerJoe
Ich sehe das anders. Denn gerade immer die gleichen (eher unwichtigen) Diskussionen machen es ja so schwer, hier einige wichtige Details nachzulesen. Dadurch werden Denkarbeiten unterbrochen, die eigentlich wichtig sein könnten.

Meine These ist aber, dass man eigentlich froh ist, sich nicht mit den schwierigeren Themen, wo man wirklich kaum weiter kommt, zu beschäftigen und sich daher eben zuweilen lieber mit unwichtigeren Details aufhält. Es muss nicht stimmen, ist aber mein Eindruck. Und ich kann es eigentlich auch niemandem verdenken.

@z3001x

Nochmals danke für deine übersichtliche Aufstellung. Ich werde die 8 Möglichkeiten nachprüfen und dann ein "Gutachten" erstellen, welche davon auszuschließen sind und welche zutreffen können. Und zwar nach den Regeln der Logik und aufgrund der Gesetze der Wahrscheinlichkeit. Es wurde eine Nummer vergessen: Nr. 9. Zeugenschutzprogramm. Dies nur aus Gründen der Vollständigkeit.