Maria Baumer

Ich bin aus dem LiveBlog gestern zum Thema Spaten nicht so richtig schlau geworden. Die Art und Weise der Befragung legt nahe, dass die Ermittler von einem bewusst gepflanzten "Ablenkspaten" auf dem Dachboden ausgehen.

Um das nachvollziehen zu können, fehlen mir noch einige Informationen:

• Wurde der Dachboden bei der ersten Hausdurchsuchung mit berücksichtigt? Ich gehe zwar davon aus, aber das müsste dann ja auch bei der Beweisaufnahme explizit festgestellt werden und im LiveBlog von gestern findet sich dazu nichts
• Saß der Angeklagte zwischen der ersten Durchsuchung und dem Fund des Dachbodenspatens in Untersuchungshaft?
• Geht man davon aus, dass der von der versteckten Kamera aufgenommene Verwandte den Spaten gepflanzt hat? Das scheint zwar nahezuliegen, wurde aber in dem Live-Blog gestern nicht explizit erwähnt. Falls ja, wäre das nicht eine strafbare Handlung?
• Nicht so wichtig, aber dennoch interessant: Was bitte ist ein "Damenspaten"???

Kann mir da jemand weiterhelfen?

@falstaff

Der Gärtnerspaten wird in allen Varianten in zwei Größen angeboten. Die kleineren Modelle eignen sich besonders für Frauen, weshalb sie häufig unter der Bezeichnung Damenspaten geführt werden. Größere Modelle sind für Männer bestens geeignet, die über ausreichend Muskelkraft verfügen und grobe Gartenarbeiten verrichten. Dennoch greifen erfahrene männliche Gärtner ebenfalls gerne auf das kleinere Damenmodell zurück, da es bei einigen Gartenarbeiten Vorteile bringt. Sollen beispielsweise Hölzer verpflanzt werden, lassen sich die Wurzeln mit dem kleineren Damenspaten leichter durchstechen. Zudem erlaubt das kleinere Spatenblatt präziseres Arbeiten, was einen erheblichen Vorteil in kleineren sowie dicht bepflanzten Beeten bedeutet.

http://www.nr-01.de/blog/gartentipps/den-richtigen-spaten-finden/#Damenspaten_Herrenspaten_8211_die_passende_Spatengroesse

-> er erfordert weniger Kraftaufwand, ist handlicher und soll Wurzeln besser durchtrennen (nicht unpraktisch im verwurzelten Wald)

falstaff schrieb:Wurde der Dachboden bei der ersten Hausdurchsuchung mit berücksichtigt? Ich gehe zwar davon aus, aber das müsste dann ja auch bei der Beweisaufnahme explizit festgestellt werden und im LiveBlog von gestern findet sich dazu nichts

Ja.

Kreuzbergerin schrieb:Fündig wurden die Beamten an jenem 12. September 2012 nicht. Obwohl man das Haus vom Speicher bis zum Keller durchsucht habe, wie drei Polizisten am Dienstag aussagen. „Wenn da ein Spaten offen rumgelegen wäre, hätten wir ihn gesehen“, so ein Kriminalbeamter. Man habe zusätzlich mit Taschenlampen alles ausgeleuchtet, als man den Speicher durchsucht habe. „Da gab es keine Sichtbeeinträchtigungen.“
Link


Die Beamten, die am 12.09.12 die Durchsuchung durchgeführt haben, haben ausgesagt, dass sie den Spaten gesehen hätten, wenn er offen rumgelegen hätte. Auch auf dem gut einsehbaren Speicher wurde durchsucht und nichts gesehen.

falstaff schrieb:Saß der Angeklagte zwischen der ersten Durchsuchung und dem Fund des Dachbodenspatens in Untersuchungshaft?

Ja.

falstaff schrieb:Geht man davon aus, dass der von der versteckten Kamera aufgenommene Verwandte den Spaten gepflanzt hat?

Das wurde offengelassen.
Die Person, die mit Rucksack ins Haus ging, ist bekannt, was sie in dem Rucksack trug nicht.

falstaff schrieb:Nicht so wichtig, aber dennoch interessant: Was bitte ist ein "Damenspaten"??

Ich vermute, dass es sich um einen etwas kleineren Spaten handelt.
Im Podcast heißt es meiner Erinnerung nach, dass er die Größe hat, um beispielsweise Blumenbeete umzugraben.

@falstaff

Die ersten Fragen, die du gestellt hast, wurden ausführlich auf den letzten beiden Seiten hier behandelt.

regenbogen1 schrieb:...und im Verfahren Mund und Nase eingepackt in eine CORONA-Maultasche.Ich stelle mir vor,dass er sie für sich als Sichtschutz auf seine Mimik,gerne auf lässt.

Das dürfte ab dem Moment, wenn die Richter erscheinen und die Fotografen/Kameraleute den Saal verlassen müssen, nicht mehr zulässig sein. Bei allen Prozessen, bei denen ich bislang zusah, haben die Angeklagten dann Aktenordner weggelegt oder die Kapuzen von Kapuzenpullis abgesetzt und waren so für Prozessbeteiligte wie Zuschauer ungehindert zu sehen.

Zum Spaten und den Gutachtern berichtet auch der Spiegel

Schwacher Moment eines Gutachters

Das Gericht befragt auch zwei Sachverständige. Sie sollen sagen, wie lange der Spaten wohl am Ort des Leichenfundes gelegen hat. Ein Gutachter für Botanik analysierte den Zersetzungszustand des Laubes unter dem Spaten. Er kommt zu dem Ergebnis: "Der Spaten muss auf das Laub von 2012 gefallen sein." Laub fällt überwiegend im Herbst zu Boden. Demnach lag der Spaten seit Herbst 2012 so, wie er gefunden wurde. Das passt allerdings nicht dazu, dass die Staatsanwaltschaft davon ausgeht, dass Maria Baumers Leiche bereits im Mai 2012 vergraben wurde. Doch die Ermittler gehen davon aus, dass der Spaten zunächst aufrecht stand und erst später durch Wind, Wetter oder Wild umgekippt ist. Vor Gericht wird dieser Punkt nicht thematisiert, auch nicht von der Verteidigung.

Diesen Aspekt las ich noch nirgends und bin, anders als die Autorin, weniger über die Verteidigung, als über das Gericht erstaunt, dass diese Annahme der Ermittler nicht beim Gutachter hinterfragte.

falstaff schrieb:Nicht so wichtig, aber dennoch interessant: Was bitte ist ein "Damenspaten"???

Der Damenspaten hat ein kleineres Blatt und soll für Frauen eher geeignet sein...
Natürlich kann auch ein Mann diesen Spaten benutzen, habe mal gelesen das der Damenspaten präziseres Arbeiten erlauben soll...

falstaff schrieb:Wurde der Dachboden bei der ersten Hausdurchsuchung mit berücksichtigt? Ich gehe zwar davon aus, aber das müsste dann ja auch bei der Beweisaufnahme explizit festgestellt werden und im LiveBlog von gestern findet sich dazu nichts

https://www.regensburg-digital.de/mordfall-baumer-zwei-spaten-und-ein-ueberwachungsvideo/07072020/ (Archiv-Version vom 15.08.2020)

Fündig wurden die Beamten an jenem 12. September 2012 nicht. Obwohl man das Haus vom Speicher bis zum Keller durchsucht habe, wie drei Polizisten am Dienstag aussagen. „Wenn da ein Spaten offen rumgelegen wäre, hätten wir ihn gesehen“, so ein Kriminalbeamter. Man habe zusätzlich mit Taschenlampen alles ausgeleuchtet, als man den Speicher durchsucht habe. „Da gab es keine Sichtbeeinträchtigungen.“

falstaff schrieb:Geht man davon aus, dass der von der versteckten Kamera aufgenommene Verwandte den Spaten gepflanzt hat? Das scheint zwar nahezuliegen, wurde aber in dem Live-Blog gestern nicht explizit erwähnt. Falls ja, wäre das nicht eine strafbare Handlung?

https://dejure.org/gesetze/StGB/258.html

§ 258 - Strafvereitelung
(6) Wer die Tat zugunsten eines Angehörigen begeht, ist straffrei.

emz schrieb:https://dejure.org/gesetze/StGB/258.html
§ 258 - Strafvereitelung
(6) Wer die Tat zugunsten eines Angehörigen begeht, ist straffrei.

Danke. Mir war bisher nicht bewusst, wie weit die Privilegien gehen die das Strafrecht Angehörigen einräumt. Ich dachte bisher , dass nur Schweigen und Lügen abgedeckt sei. Das aktive Pflanzen falscher Spuren ist schon noch einmal ne andere Nummer.

Bemerkenswert finde ich es aber schon, dass zumindest ein Verwandter so aktiv dabei mithilft, die Untaten des Angeklagten zu vertuschen.

falstaff schrieb:Bemerkenswert finde ich es aber schon, dass zumindest ein Verwandter so aktiv dabei mithilft, die Untaten des Angeklagten zu vertuschen.

Das ist doch überhaupt nicht erwiesen, dass ein Angehöriger den Spaten auf dem Dachboden platziert hat.

Kreuzbergerin schrieb:Das wurde offengelassen.
Die Person, die mit Rucksack ins Haus ging, ist bekannt, was sie in dem Rucksack trug nicht.

Das ist ein ganzer Arzneimittelschrank, der an den Asservaten nachgewiesen wurde.

Gefunden wurden: In den meisten Asservaten wurde Koffein nachgewiesen, das durch Kaffee oder Schokolade zugeführt worden sein kann. Des weiteren wurden Tramadol, Morphin, Tildin, ein opiumhaltiges Schmerzmittel, Lorazepam, Ibuprofen, Diclofenac, also Schmerzmittel, ein Antihistamin nachgewiesen. Konkret im Slip wurde Tramadol,Lorazepam und Ibuprofen, im BH Spuren von Tramadol, Tildin, das Schmerzmittel Dicolfenac und dem Antihistamin nachgewiesen. In den Haaren als fraglich eingestuft: Tramadol, Lorazepam und Diclofenac.

https://www.mittelbayerische.de/bayern-nachrichten/live-der-prozess-um-maria-baumers-tod-21705-art1917691.html (Archiv-Version vom 06.07.2020)

Kreuzbergerin schrieb:Das ist doch überhaupt nicht erwiesen, dass ein Angehöriger den Spaten auf dem Dachboden platziert hat.

Sehe ich ebenso...
Es wurde nur gesagt: Eine Person aus dem familiären Umkreis hat mit Rucksack das Wohnanwesen von dem Angeklagten betreten, ob diese Person etwas gebracht hat oder etwas aus der Wohnung geholt hat, ist nicht klar...

@MissWexford
Wer die ominöse Person mit dem Rucksack war, ist aber auch kein Geheimnis mehr.
Quelle (Archiv-Version vom 15.08.2020)

MissWexford schrieb:Sehe ich ebenso...
Es wurde nur gesagt: Eine Person aus dem familiären Umkreis hat mit Rucksack das Wohnanwesen von dem Angeklagten betreten, ob diese Person etwas gebracht hat oder etwas aus der Wohnung geholt hat, ist nicht klar...

Klar ist, dass der Dachbodenspaten nicht der ist, den Christian F. gekauft hat.

MissWexford schrieb:Sehe ich ebenso...
Es wurde nur gesagt: Eine Person aus dem familiären Umkreis hat mit Rucksack das Wohnanwesen von dem Angeklagten betreten, ob diese Person etwas gebracht hat oder etwas aus der Wohnung geholt hat, ist nicht klar...

Steht auch im Spiegel:

Einige Tage nach der Durchsuchung gab es dann plötzlich doch einen Spaten. Oder wie es der Staatsanwalt vor Gericht formuliert: "Und plötzlich kommt magisch ein zweiter Spaten ins Spiel."

Das Haus, in dem Christian F. wohnte, gehört einem seiner Brüder. Und dieser Bruder meldete am 29. September 2013, er hätte nun doch Teile eines Spatens auf dem Dachboden gefunden. Die Staatsanwaltschaft wertet dies als eine Art verzweifelten Entlastungsversuch des Bruders für den Angeklagten. Sie geht davon aus, dass der Bruder Christian F. helfen wollte, indem er nachträglich einen Spaten auf dem Dachboden versteckt hat.

Ein anderer Polizist berichtet, dass der Bruder am 29. September 2013 dabei beobachtet wurde, wie er mit einem Rucksack das Haus betritt, in dem Christian F. zuletzt gewohnt hatte. Nach neun Minuten sei er wieder herausgekommen. Der Polizist sagt: "Den Inhalt des Rucksacks konnte man an keiner Stelle identifizieren." Die Staatsanwaltschaft geht dennoch davon aus, dass in dem Rucksack der Spaten war, der dann auf dem Dachboden deponiert wurde.

https://www.spiegel.de/panorama/justiz/regensburg-prozess-im-mordfall-maria-baumer-der-verraeterische-spaten-a-50b330e5-1269-4a66-8b78-2d0e1434a99c

Jetzt ordnet der Zeuge die in der Wohnung des Paares gefundenen Medikamente ein und umschreibt deren Wirkung im Hinblick auf ein mögliches Tatgeschehen. Es sei „eine Latte an neurologisch wirksamen Präparaten, Anti-Depressiva, Schlaf- und Beruhigungsmittel“ in der Wohnung vorhanden gewesen. Darunter der Wirkstoff Lorazepam, in zwei verschiedenen Tavor-Präparaten. Auch das Opioid Tramadol, das ebenfalls später an Kleidung von Maria Baumer nachgewiesen wurde, war als Medikament in der Wohnung. Eine Reihe weiterer Präparate, darunter Blutdrucksenker und Präparate zur Blutdrucksteigerung, die ebenfalls in höheren Mengen tödlich wirken können. Schlaf- und Beruhigungsmittel verschiedener Präparate und Mittel, die Schizophrenie und Wahnvorstellungen hervorrufen.

Das ist echt noch viel übler als man gedacht hat. Jetzt verwundern die Gedächtnisaussetzer wirklich gar nicht mehr. Wie übel ist das bitte, was er ihr alles verabreicht hat? Sterile Spritzen und Insulin gab es auch noch in der Wohnung. Da ist man ja nur noch sprachlos. Und das hat der alles geklaut. Will gar nicht wissen, was alles so vom Personal mitgenommen wird. Das geht gar nicht. Unfassbar.

Kreuzbergerin schrieb (Beitrag gelöscht):Natürlich gibt es Wahrscheinlichkeiten, aber möchtest du tatsächlich dem Bruder unterstellen, dass er den Spaten dort platziert hat?

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, das liegt ja auch auf der Hand. Inzwischen ist die Existenz des zweiten Spatens aber irellevant:

Mittlerweile machen dem Kammervorsitzenden Dr. Michael Hammer zufolge sämtliche Geschwister des Angeklagten von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch – damit dürfe auch die damalige Mitteilung des Bruders nicht vor Gericht verwendet werden. Dieser habe sich auf eine Anfrage des Gerichts nicht einmal zurückgemeldet.

https://www.regensburg-digital.de/mordfall-baumer-zwei-spaten-und-ein-ueberwachungsvideo/07072020/ (Archiv-Version vom 15.08.2020)

Kreuzbergerin schrieb (Beitrag gelöscht):Natürlich gibt es Wahrscheinlichkeiten, aber möchtest du tatsächlich dem Bruder unterstellen, dass er den Spaten dort platziert hat?

Ich nicht. Ich versuche nur zu verstehen, von was die Ermittler hier ausgehen - und die scheinen von einer gepflanzten Spur auszugehen. Und da der Angeklagte zu jener Zeit in Untersuchungshaft saß, muss das jemand für ihn erledigt haben. Ob es der Bruder war, ist eine andere Frage. Aber auch hier wieder: Wer käme sonst noch so in Frage?

@JosephConrad
Im Podcast der Mittelbayrischen sagt der Verteidiger Michael Haizmann, dass eventuell der Bruder doch aussagen wird.

falstaff schrieb:Aber auch hier wieder: Wer käme sonst noch so in Frage?

Angesichts der Tatsache, dass im Prozess nachgewiesen wurde, dass es sich bei dem auf dem Dachboden platzierten Spaten nicht um den vom Angeklagten gekauften Spaten handelt, ist die Frage irrelevant.

Es sei denn, man möchte in Richtung eines Mittäters spekulieren.