Der Fall Sonja Engelbrecht

Erstmal: ich find's echt toll, wieder so viele Gedanken von allen zu dem Fall zu lesen :-)

Und ganz wertfrei ein Dankeschön an @walterxy, dass du dich hier beteiligst! Wie Du dir vielleicht denken kannst, sind bei uns nach deinen Beiträgen wieder viele Fragen offen, einige wurden ja schon direkt an Dich gestellt. Du weißt bestimmt noch mehr ... falls davon noch einzelne Details / Zusammenhänge unbedenklich an die Öffentlichkeit gelangen können, wäre es sehr schön, wenn Du sie mit uns teilen könntest!
Kennst du diesen Fall eigentlich nur vom Hörensagen durch deine Bekannten oder hast Du auch die Berichterstattung verfolgt? Ich frage jetzt mal so plump, weil ich vermute, dass du nicht direkt aus München kommst und der Fall glaub ich nicht so weite Wellen geschlagen hat.

@all

Bei Kristin Harder war Wilfling ja verständlicherweise sehr bald zuständig....wann wurden denn die Fälle Engelbrecht und Trabhardt der Mordkommission überstellt?
Ich kenne Wilfling zwar nicht persönlich ;-), habe aber seine Bücher und Dokumentationen gesehen und ich als Hobbykrimitante find ihn mehr als kompetent - und ehrgeizig in der Wahrheitsfindung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er Theorien einfach verwirft, wenn es keine eindeutigen Anhaltspunkte dagegen gegeben hätte. Dass nicht alle Informationen an die Öffentlichkeit getragen werden, wissen wir ja und ist auch durchaus sinnig. Der Selbstmord von Bettina Trabhardt klingt natürlich bei den für uns verfügbaren Informationen etwas aus der Luft gegriffen...aber es kann sich auch erst in den letzten Jahren ein genaues Bild von Bettinas Lebensumständen ergeben haben. Und wenn man beispielsweise nachträglich Hinweise auf bereits getätigte suizidale Handlungen oder psychische Störungen, die einen Suizid wahrscheinlich machen, erhält will man mit solchen Informationen bestimmt nicht die Gazetten füllen, da muss dann das Ergebnis - Selbstmord - reichen.


Hat Krähe diese "Krankheit" in einem der gelöschten Beiträge erwähnt? Konnte dazu jetzt nix finden und war mir auch neu....

Gewagt sind die Aussagen von Herrn Walter XY ja schon, allerdings auch nicht so abwegig, dass man das alles ignorieren sollte....

@Schneewi77chen
Ja was den angeblichen Selbstmord von Bettina betrifft, könntest Du schon Recht haben. Zu ihrem Verschwinden sind einfach zu wenig Infos bekannt. Ich finde, aus dem was wir dazu wissen kann man keinen Selbstmord machen. Aber vielleicht hat die Mordkommission da wirklich mehr Details. Es ist halt auch die Frage in wie weit Bettina in das mögliche Muster eines Serientäters passt. Sie war ja doch ein ganzes Stück älter als Sonja und auch als Kristin. Selbstmord ohne Leiche und Abschiedsbrief finde ich halt etwas schwierig...

@all
-Sonja und Kristin sind beide in der Nacht nach nach einem Kneipenbesuch verschwunden.
-beide in der Münchner Innenstadt - nicht weit voneinander entfernt
-für beide käme die Taxi-Theorie infrage

Wenn von Kristin keine Leichenteile gefunden worden wären, dann würde man auch nicht mehr wissen als bei Sonja.

Wo ist der Rest von Kristins Leiche? Wo ist Sonja?
Der Mörder von Kristin hat also dazu gelernt. Nachdem Arm und Bein gefunden wurden, hat er den Rest besser entsorgt. (war wohl zwischenzeitlich irgendwo tiefgekühlt) Der Arm wurde einfach in die Isar geworfen und das Bein im Wald in einem Müllsack abgelegt. Zwei verschiedene Methoden für zwei Körperteile. Die dritte Methode war dann so erfolgreich, dass bis heute nichts mehr gefunden wurde.

Jedes mal wenn ich mit meinem Hund im Wald an der Isar spazieren gehe und es so still ist, bekomme ich ein ganz komisches Gefühl. Man muss das doch aufklären können? Vielleicht liegt Sonja in einem dieser Wälder und man findet sie einfach nicht, weil man nicht danach sucht. Klar kann man nicht alles durchforsten, aber irgendwo muss sie doch sein...
Andererseits was würde es ausser Gewissheit, dass sie tot ist, jetzt noch bringen wenn man ihre Leiche findet? Viel feststellen würde man wahrscheinlich nicht mehr können. Aber sie könnte beerdigt werden und die Eltern hätten einen Ort zum Trauern.

Theorien:

Der Täter könnte einen Beruf haben, bei dem er Teile verschwinden lassen kann.
Und das ist ihm vielleicht erst beim dritten Versuch bewusst geworden/wollte erst da das Risiko eingehen, und es ging leichter als erwartet.

Oder er ist immer schön nachts Baustellen angefahren, die am nächsten Morgen zugeschüttet, einbetoniert, geteert wurden.

Oder er hat alles auf dem Grundstück versteckt.

Oder er hat Teile nachts im Wald vergraben.

Oder verfüttert/selbt gegessen, Knochen zerkleinert und verbrannt (Kamin?).

Eventuell hatte er noch mehr Teile in Gewässern und Wäldern entsorgt, die nur nicht gefunden wurden.


Was gibt es denn da sonst noch... etwas Lokales vielleicht? MVA? Betriebe mit Chemikalien/Säurefässern? Damalige Großbaustellen?

@gallinalunaris
also der Flughafen München wurde z.B. 1992 eröffnet... Kristin verschwand im Dezember 91...
Ansonsten gibt es wohl immer wieder Baustellen.

Vergraben ist wohl auch eine Idee.

Oder komplett zerstückelt. Das ist alles grausig. Aber der Täter scheint wohl ziemlich "schmerzfrei" zu sein. Er hat ja immerhin Kristin zerteilt und tiefgekühlt. So einer schreckt vor nix zurück.

Vielleicht ist es gar nicht so falsch, das Ganze mal von hinten anzugehen. Was nach dem Wohnungsbesuch wirklich passiert ist, bleibt nach wie vor ein Rätsel. Dass Sonja tot ist, ist wohl leider sehr wahrscheinlich. Bei Kristin ist es gewiss. Ihre Spur verliert sie ähnlich wie Sonjas.

Wenn man jetzt mal in die Richtung Serientäter weiter denkt, dann wissen wir zumindest, dass es ein Täter sein muss, der eine große Tiefkühltruhe hat oder hatte. Und der in der Lage ist, Leichen zu zerteilen. Das bringt doch auch nicht jeder fertig oder? Was sagt uns das über den Täter?

Vielleicht hat der die Leichenteile ja immer noch Tiefgekühlt...

Da ist dir Frage, wie groß so ein Mensch zerteilt ist (es mag dumm klingen, aber... wie groß mag das sein? so wie ein 1 m³ Karton?)... und wie viele Teile man macht, oder?

Es hieß doch immer, dass das Bein von Kristin am Beckenknochen abgetrennt war. Das war dann schon ein größeres Teil... So wie ich das verstanden hatte wurde auch das komplette Bein gefunden. Also benötigt der Täter eine größere Gefriertruhe als man im normalen Haushalt hat oder?
Früher gab es doch diese großen Truhen, deren Deckel nach oben aufging. Hat man die heute auch noch? Das müsste vom Platz her gepasst haben...

Meine Oma hat so ein Riesending.
Zertrennt, also ich sage mal Arme, Beine, Rumpf, Kopf, würden vielleicht 2 hineinpassen. Aber ich kann das schlecht schätzen, weil ich mir das nicht so recht bildlich vorstellen kann. Das ist auch gut so.

@gallinalunaris
Das ist schon interessant. Vor allem was Du auch weiter oben mit dem Beruf angesprochen hast. Also dass er dort vielleicht die Leichenteile entsorgen könnte.

Vielleicht gab es auch nur in bestimmten Abständen die Möglichkeit der Entsorgung. Gar nicht mal zwingend beruflich. Irgend etwas, was nur alle paar Wochen eintrat. Deshalb das tiefkühlen. Warum friert er überhaupt Leichenteile ein und entsorgt sie nicht gleich? Oder hat er das nur getan, weil es gefroren nicht so eine Sauerrei gibt? Wobei er sie ja wirklich von Anfang an tiefgekühlt hatte. Also auch schon vorm Entsorgen in der Isar und im Wald. Hat wohl dann doch in erster Linie was mit dem Zerteilen an sich zu tun.

Will euch nicht unterbrechen, fand das aber irgendwie erstaunlich:

"Mit einer Aufklärungsquote von nahezu 100 Prozent kann Josef Wilfling beruhigt in Pension gehen. Und doch sind da noch einige Altfälle. Die fielen zwar nicht in seine Ära. Er hätte sie aber trotzdem gern geklärt. Sonja Engelbrecht zum Beispiel. Die blonde Schönheit verschwand im April 1995 spurlos. Oder die Sprachstudentin Kristin Harder, die im Dezember 1991 verschwand und von der nur eine Hand und ein Bein gefunden wurde. Auch das Schicksal der seit August 1997 vermissten Krankenschwester Bettina Trabhardt blieb ungeklärt – ebenso wie die bundesweite, mysteriöse Mordserie an acht türkischen Händlern und einem Griechen. Zwei der Opfer wurden in München erschossen. Sie sind die einzig ungeklärten Fälle in Wilflings Amtszeit."

Quelle: http://www.tz-online.de/aktuelles/muenchen/muenchens-oberster-moerderjaeger-seine-haertesten-faelle-72372.html

Mit "die fielen nicht in seine Ära" ist denk ich seine Ära als Leiter der Münchner Mordkommission gemeint. Ermittelt hat er für die Münchener MoKo seit 1987.

Das mit der NSU wurde ja glaub ich von Armleuchter hier schon mal angemerkt - da war es ein - sagen wir mal bayernpolizeiliches und innenpolitisches Versagen - aber bei den drei anderen Fällen...?

@Schneewi77chen

das mit den ermordeten Türken und Griechen hat sich ja mittlerweile geklärt.

Und zur Frage Serientäter oder nicht:

es ist natürlich nicht unmöglich, dass 2 oder auch drei der Fälle einem Täter zuzuordnen sind,
man hat mehrere gemeinsame Ansatzpunkte.

Aber man sollte auch nicht vergessen, man hat eignetlich auch kein überzeugendes indiz dafür.

Man hat 3 verschwundene Frauen (von einer tauchen Leichenteile auf),
aber wenn man mal den Großraum München nimmt mit mehreren Millionen Enwohnern,
ist die Wahrscheinlichkeit nicht genauso groß, dass es drei Täter waren?

@stupormundi

Mir wäre einer lieber, um ehrlich zu sein...

@gallinalunaris

schwierig, ein Serientäter hat vielleicht weiter gemordet, für drei Einzeltäter war es vielleicht der einzige Mord.

Ist irgendwie wie die Wahl zwischen Pest und Cholera...


Immerhin wissen wir aber aufgrund des Artikels, dass es zu dem besagten Zeitpunkt keine anderen Fälle in der Region gab.

Also Tiefkühltruhen dieser Größe, gibt es nach wie vor überall zu kaufen. Ich selbst komme vom Land und dort hat jeder zweite Haushalt ein Tiefkühlgerät mit solch einem Volumen. Zumindest die, die zum Eigenbedarf Vieh (Schweine, Rinder, Geflügel u.s.w. ) halten und schlachten. Dazu muß man kein gelernter Schlachter sein. Vielen wurde diese Handwerk von Eltern oder Urgroßeltern weiter gegeben. Der nächst größere Ort, der sich in der Nähe meines Wohnortes befindet hat ca. 6000 Einwohner. Und hier hat kaum noch einer solch eine große Tiefkühltruhe. Und noch etwas: Eine Tiefkühltruhe ist eigentlich jeder Person einer Familie zugänglich. Also viel zu gefährlich für eine Person mit Familie, dort Leichenteile zu deponieren.
Im Fall der Christine Harder halte ich einen Täter, der diese Bedingungen erfüllt und auf jeden Fall alleinstehend ist für wahrscheinlich. Ist natürlich trotzdem nur Spekulation und ob es etwas mit Sonjas Verschwinden zu tun hat, weiß man ja auch nicht.
Hoffentlich wird das irgendwann geklärt.

@stupormundi
Aber dass halt grad die drei Fälle, die zeitlich nicht weit voneinander liegen und auch weitere Ähnlichkeiten aufweisen die EINZIGEN ungeklärten Mordfälle in München bis 2009 sein sollen, macht den Serientäter für Spekulationen schon sehr ergiebig.

@stupormundi
Ja da hast Du sicherlich Recht. München ist groß und hat bestimmt auch Platz für mehr als 3 Mörder. Aber ich denke ein Mord ist nix Alltägliches. Es ist eine aussergewöhnliche Situation. Dann ist es auch nix Alltägliches eine Leiche verschwinden zu lassen. Man muss sich mal überlegen, dass seit über 20 Jahren Leichenteile bzw. Leichen spurlos verschwunden sind. Dazu gehört eine sichere Methode. Wenn man die restlichen Gemeinsamkeiten noch dazunimmt, dann ist es schon sehr gut möglich, dass es auf das Konto von einem Täter geht.

@Schneewi77chen
in dem Artikel steht aber jetzt auch nix mehr von Selbstmord. Das liest sich so als wäre auch der Fall Bettina Trabhardt noch offen. Warum findet man dazu gar nix mehr? Wenn es kein bewiesener Selbstmord war und die Person auch nicht mehr aufgetaucht ist, müsste sie doch auch auf der Fahnungsseite der Polizei stehen. So wie Sonja auch...

Ich könnte mir immer noch vorstellen, dass sich der Täter damals als Taxifahrer ausgegeben hat und die Mädels direkt von der Straße aufgegriffen hat. Sonja hat er vielleicht sogar angeboten, sie umsonst mitzunehmen als sie sagte sie hat kein Geld für ein Taxi. Kristin und Bettina wären sicherlich nicht getrampt. Da bleibt nur ein Taxi oder ein Bekannter.

@Chicamausi1306
Der Artikel ist von 2009. Wilfling hat das mit dem eventuellen Selbstmord glaub ich erst 2010, also nach seiner Pensionierung verlautbaren lassen. Vermutlich ist er bei der Recherche zu seinem geplanten Buch auf diese Theorie gekommen und hat dann das Serienmörderbuch wohl erstmal aufgegeben, wie es scheint.

@Schneewi77chen
das kann natürlich auch sein. Wie gesagt ist es bei Bettina ja auch das Alter was sie etwas aussen vor lässt. Aber ich würde es nicht ganz ausschließen

@stupormundi
Ja wenn es eine Serie war, dann hört sie nach Bettina (oder eben Sonja) auf. Das kann aber verschiedene Gründe haben. Vielleicht ist er tot oder schwer krank oder weggezogen oder hat geheiratet und sein Leben komplett geändert. Vielleicht macht er wo anders weiter...

Ausserdem ist ja der Fall von der versuchten Vergewaltigung in Miesbach noch offen. Oder hat man da was neues mitbekommen. Genauso hätte es sich nämlich auch bei allen dreien zugetragen haben können. Wer weiß was mit dem Opfer aus Miesbach passiert wäre, wenn sie nicht entkommen wäre... Nur so viel dazu. Bestimmte Umstände können ihn auch zu einer längeren Pause gezwungen haben.

@Chicamausi1306
@Schneewi77chen

möglich ist es sicher, aber man hat halt für diese These nur "weiche" Fakten,
zeitlich nahe beieinander verschwinden drei Frauen, zwei spurlos, von einer findet man Teile.
Genau genommen hat man also nur einen Mord (ganz genau genommen nicht mal das, sondern nur eine Tötung) und 2 Vermisste.

Als willkürliches Beispiel sage ich mal, wenn jetzt drei rothaarige Krankenschwestern zwischen 55 und 60 Jahren nach der Spätschicht verschwinden, dann könnte man sicher eher davon ausgehen, dass es wirklich ein Täter ist.

In den USA gab es ja dann auch Fälle, bei denen mehrere Sereintäter gleichzeitig im selben Raum operierten.