Wo fängt für euch sexuelle Belästigung an?

Alarmi schrieb:Schuld hast Du dann trotzdem nicht! Wenn ich einen ONS suche und zustimme, mit EINEM Mann Sex zu haben, gebe ich nicht der ganzen Disco meine Zustimmung!

Das geht auch noch weiter: Aus einem ONS läßt sich in keiner Weise ein Recht auf ein zweites Mal ableiten. Das sehen z.B. deutsche Gerichte nicht immer so. Ich war als Zeuge in einem Vergewaltigungsprozess geladen, in dessen Verlauf der Richter tatsächlich zur Klägerin meinte, sie hätte doch mit dem Angeklagten mehrfach einvernehmlichen Sex gehabt und man könne deswegen doch im fraglichen Fall nicht von Vergewaltigung sprechen, nur weil sie mal "nicht so viel Lust" gehabt hätte.

Fakt war, die Klägerin hatte die Beziehung zu dem fraglichen Zeitpunkt bereits beendet gehabt und die Formulierung "nicht so viel Lust" war natürlich völlig unangebracht. Was aber wäre, wenn die die Klägerin noch mit dem Kläger in einer festen beziehung gestanden hätte? Nicht nur meine "Meinung": Auch in diesem Fall läge eine Vergewaltigung vor. Aber noch nicht so sehr lange im hoch kultivierten Deutschland:

Als Vergewaltiger bestraft wurde in der Bundesrepublik nur, wer sein Opfer mit Gewalt zum "außerehelichen Beischlaf" zwang. Ein Trauschein wirkte wie ein Freibrief. Das Gesetz, das Vergewaltigungen in der Ehe zur Straftat machte, trat erst am 1. Juli 1997 in Kraft, vor nun 22 Jahren; im Bundestag angenommen mit 470 zu 138 Stimmen bei 35 Enthaltungen. So kurz ist das erst her.

--> https://www.sueddeutsche.de/leben/sexuelle-selbstbestimmung-als-vergewaltigung-in-der-ehe-noch-straffrei-war-1.3572377

Alarmi schrieb:das Opfer ist NIEMALS Schuld!

Das stimmt. Aber es hat u. U. sein Leben lang mit Folgen zu kämpfen. Das lässt sich nicht reparieren.

Orig.Nathan schrieb:Das geht auch noch weiter: Aus einem ONS läßt sich in keiner Weise ein Recht auf ein zweites Mal ableiten. Das sehen z.B. deutsche Gerichte nicht immer so. Ich war als Zeuge in einem Vergewaltigungsprozess geladen, in dessen Verlauf der Richter tatsächlich zur Klägerin meinte, sie hätte doch mit dem Angeklagten mehrfach einvernehmlichen Sex gehabt und man könne deswegen doch im fraglichen Fall nicht von Vergewaltigung sprechen, nur weil sie mal "nicht so viel Lust" gehabt hätte.

Daran merkst Du, dass der Richter ein Mann war! Aber es war ja auch ein langer Kampf, bis in Deutschland endlich Vergewaltigung in der Ehe ueberhaupt eine moegliche Straftat war, wie Du ja auch schon darlegst! Dabei finden die meisten Vergewaltigungen nunmal von jemandem statt, mit dem man schon einmal Sex hatte. Mir ist das selbst auch schon passiert!

Absolut unglaublich, ich darf da gar nicht weiter drueber nachdenken, sonst kriege ich Hass!

Alarmi schrieb:sonst kriege ich Hass!

Verständlich, aber nicht zielführend. Hass frist auch den Hassenden auf und es entsteht ein doppelter Schaden.

@Orig.Nathan
Deswegen denke ich ja nicht weiter drueber nach! :D

Alarmi schrieb:Deswegen denke ich ja nicht weiter drueber nach! :D

Es gibt eine ganz tiefe Genugtuung. Mit Glück stirbt er vor dir (natürlich nicht von deiner Hand!) und du wirst sehen, dass damit deine Verletzung geheilt ist. Der Täter ist von der Erdoberfläche für immer verschwunden. Das hilft mehr als man denkt, aber man darf sich dabei nicht selbst Schuld aufladen.

Orig.Nathan schrieb:Das hilft mehr als man denkt, aber man darf sich dabei nicht selbst Schuld aufladen.

Ich weiss eben aus eigener Erfahrung, dass man sich als Opfer immer fragt, ob man selbst daran schuld sein koennte. Und dann kommen die neunmalklugen Leute, die tatsaechlich in diese Kerbe schlagen, und das geht echt gar nicht!

Alarmi schrieb:Ich fasse nochmals zusammen: das Opfer ist NIEMALS Schuld!

..wenn es zuvor ausdrücklich und offenkundig abgelehnt hat.

Kältezeit schrieb:..wenn es zuvor ausdrücklich und offenkundig abgelehnt hat.

Nach der Logik ist es also ok, was auch immer mit einem bewusstlosen oder unter Drogen stehenden Opfer zu machen!

Alarmi schrieb:Nach der Logik ist es also ok, was auch immer mit einem bewusstlosen oder unter Drogen stehenden Opfer zu machen!

Findest du?

Was hast du an meiner Aussage nicht verstanden?

Ich klammere Drogen erst einmal aus, denn ich denke, dass die meisten Opfer einer sexuellen Belästigung oder Vergewaltigung nicht unter Drogen gestellt werden müssen.

Wenn du Fragen hast, wie ich das gemeint haben könnte, dann frage. Aber leg mir nicht irgendnen Scheiß in den Mund. Danke. :D

Kältezeit schrieb:Was hast du an meiner Aussage nicht verstanden?

Ich halte Deine Aussage fuer zu absolut. Ein Opfer muss nicht ausdruecklich und offenkundig ablehnen, sondern zustimmen!

@Alarmi
Es muss eine Grenze geben, die überschritten wird. Erst dann ist der Mann, der an einer Frau herumfingert, ein Belästiger.
Diese Grenze ist - meiner Meinung nach - bereits gegeben, wenn ein Mensch so weit unter Drogen gesetzt wurde, dass er entweder komplett willig ist oder überhaupt nicht mehr handlungsfähig.

Knutsche ich mit einem Mann herum und wandert seine Hand dann irgendwann zu meinem Höschen, habe ich diesem auch nicht eingewilligt, aber solange ich die Hand nicht von meinem Unterleib entferne oder durch Gestik oder Sprache ablehne, dann ist das als Zustimmung zu verstehen.

Kältezeit schrieb:Knutsche ich mit einem Mann herum und wandert seine Hand dann irgendwann zu meinem Höschen, habe ich diesem auch nicht eingewilligt, aber solange ich die Hand nicht von meinem Unterleib entferne oder durch Gestik oder Sprache ablehne, dann ist das als Zustimmung zu verstehen.

Richtig. Aber stocksteifes Erdulden ohne Ablehnung ist nicht als Zustimmung zu verstehen. Es gibt gewisse Handlungen, die als Zustimmung gelten. Keine Handlung ist aber keine automatische Zustimmung.

@Alarmi
Schwierig.. Besser ist es sein Missfallen deutlich zum Ausdruck zu bringen. Ansonsten kann es misinterpretiert oder schlicht nicht bemerkt werden.

gorasul schrieb:Schwierig.. Besser ist es sein Missfallen deutlich zum Ausdruck zu bringen. Ansonsten kann es misinterpretiert oder schlicht nicht bemerkt werden.

Wenn man sich nicht sicher ist, ob das Gegenueber gerade mit dem einverstanden ist, was man tut, bricht man sich auch keinen Zacken aus der Krone mal nachzufragen. Nicht jeder ist in der Lage, sein Missfallen deutlich zum Ausdruck zu bringen.

@Alarmi
Das is ja der Punkt. Bei dem Beispiel von @Kältezeit ist sich die Person ja sicher. Daher muss man sein Missfallen eben kommunizieren.

@gorasul
In dem Beispiel gibt es aber eben auch aktive Mitwirkung. Die gibt es nicht immer! Und in so einem Fall sollte es selbstverstaendlich sein, sich rueckzuversichern. Abgesehen davon gibt es auch nach wie vor die Fraktion "ihre Augen sagten ja".

@Alarmi
Und wird wohl auch nicht immer bemerkt werden. Von daher ist es immer die bessere Option sein Missfallen zum Ausdruck zu bringen als zu hoffen das der Gegenüber selber drauf kommt.

@gorasul
Niemand hat bestritten, dass das die bessere Option ist! Es ist aber einfach Fakt, dass nicht jeder dazu in der Lage ist, sein Missfallen offen zum Ausdruck zu bringen, was mittlerweile auch der Gesetzgeber kapiert hat!

Genauso wie ich spüren kann, ob ich gerade mehr oder weniger Lust habe, kann ich das auch bei meinem Gegenüber. Es sind mind. 2 Menschen im Spiel. Es gibt Körpersprache, verbale Kommunikation u.s.w.
Es ist normal, wenn es mal besser, mal weniger prickelnd ist. Doch es gibt eine Grenze.
Je weniger sich die "Parteien" eines ONS kennen, desto schwieriger wird es, diese Grenzen zu spüren und es ist daher sehr wichtig gerade in so einem Fall, klare Ansagen zu machen.