Meine Lieblingsstelle in seinem Erguß ist "Das Ziel der Behandlung ist nicht, den Kopfschmerz zum Verschwinden zu bringen" - es spricht wohlgemerkt von einer Behandlung des Kopfschmerzes. Wie ist dieser "Künstler" nur durch die Prüfungen gekommen?
Zumindest hat seine "paralogische Schelmerei" für viel Gelächter gesorgt:
"Trotz der geschliffenen Diktion und des unverkennbaren Anspruchs auf sachliche Darstellung wird der Beitrag als paralogische Schelmerei zum 1. April entlarvt. Die sich dem Psychologen seit Jahren stellende Frage, ob die Homöopathen denn wirklich selber daran glauben, wäre sonst nach langem Zweifel unvermittelt mit Ja beantwortet gewesen.
Die Spartenüberschrift „Wissenschaftstheorie“ ist gemessen am nachfolgenden Text so kühn, dass sie eigentlich die augenzwinkernde Argumentation von vornherein verrät.
Ivanovas versucht, die in seinem Heimatland maßgeblich angeregte mehr als 2000-jährige Geistesgeschichte des Abendlands und die Grundfesten der Logik um das Stilmittel der autistischen Hermeneutik zu bereichern.
Durch Schütteln bildet sich im Kopf die Vorstellung: Die erkenntnistheoretische Methode der Hypothesenprüfung inklusive – und darauf legt der Autor besonderen Wert – der Prüfung der statistischen Nullhypothese im Doppelblindversuch ist für den Bereich der medizinischen Wissenschaft ungeeignet.
Dies ist ein treffliches Instrumentarium zur Umgehung des seit mehr als 2 000 Jahren bestehenden Grunddilemmas der Heilkunde, das unterhaltsam und katalogartig erstmals (?) von
Charles Mackay (Zeichen und Wunder. Aus den Annalen des Wahns. London, 1841) besprochen wurde: Wo beginnt die Schummelei zulasten des Patienten?
Gleichzeitig gibt Ivanovas aber trotz der satirischen Absicht die finale Lösung des Homöopathie-Problems bekannt: Es bestehen wenigstens zwei inkompatible Denkansätze in der Medizin (siehe auch: Stiftung Warentest: Die andere Medizin). Es bräuchten nur noch unkomplementär die versicherungsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen zu werden, um den Beitragszahlern die Wahl zu lassen, ob sie ihre Schizophrenie oder ihren Scharlach homöopathisch oder schulmedizinisch behandeln lassen möchten.
Eine lesenswerte Geschichte, die überdies in fetten Lettern noch das wirksame Agens einer brillanten Erkenntnistour – hoffentlich nicht als unfreiwillige Paraphasie – verrät: das Paradoxin. Zu Risiken und Nebenwirkungen . . ."
http://www.aerzteblatt.de/archiv/28469"In einer Zeit, in der die auf Evidenz basierte Medizin und die akribische Qualitätskontrolle aller Behandlungsmaßnahmen einen immer höheren Stellenwert erhält, bieten Sie Ihren Lesern auf mehr als drei Seiten unter der in diesem Zusammenhang lachhaften Überschrift „Wissenschaftstheorie“ ein Elaborat an, dessen Rabulistik kaum zu überbieten ist. Im Stil bestimmter Winkeladvokaten, die bei erdrückender Beweislage gegen ihren Mandanten den Richter für befangen erklären, versucht der Autor, die auch bei alternativen Methoden notwendige Objektivierung der Behandlungsergebnisse durch unabhängige Beobachter mit pseudowissenschaftlichen Argumenten auszuhebeln. Im Deutschen Ärzteblatt, das ja auch die wissenschaftliche Weiterbildung seiner Leser zur Aufgabe hat, hat ein solcher Artikel nichts zu suchen, insbesondere dann, wenn man ihn unkommentiert stehen lässt."
http://www.aerzteblatt.de/archiv/28470"Es ist sehr löblich von dem Autor, sich für die wissenschaftliche Anerkennung der Homöopathie und anderer, nicht näher definierter Heilverfahren stark zu machen und die Beurteilbarkeitskriterien dieser Therapien kritisch zu hinterfragen. Leider ist dies schon nahezu alles, was sich Positives über diesen Beitrag sagen lässt.
Die Argumentationsrichtung des Artikels ist leicht zu durchschauen, wenn man sich die Vorhaltungen, denen sich die Homöopathie ausgesetzt sieht, vor Augen führt. Der Autor nennt zwei Hauptvorwürfe und bemüht sich um deren Widerlegung: Erstens sei der Wirkmechanismus nicht geklärt (sieht man von esoterischem Geschwafel über „Energien“ ab), und zweitens schneide die Homöopathie gegenüber Placeboeffekten nicht besser ab. Den ersten Vorwurf hat der Autor zu Recht mit dem Satz widerlegt, dass sich die therapeutische Wirkung unabhängig von unseren Modellvorstellungen entfaltet – oder eben auch nicht. Die zu dieser Schlussfolgerung führende Argumentation ist allerdings mangelhaft. [...] Den zweiten Vorwurf will der Autor mit der Behauptung entkräften, indem er die Nichtanwendbarkeit des Doppelblindversuchs auf die Homöopathie postuliert. Dies versucht er damit zu begründen, dass der Doppelblindversuch nur Elemente einer Klasse messen könne, während der Homöopath die gesamte Klasse der Elemente bemisst. Allerdings muss auch der Homöopath Parameter für einzelne Elemente untersuchen, anhand derer er den Erfolg oder Misserfolg seiner Therapie validiert. Diese – individuellen – Parameter sind dann wiederum einer Doppelblindstudie zugänglich. Diesen Fakt versucht der Autor zu verschleiern, indem er die Ausleseparameter als ungenügend definiert beschreibt, zum Beispiel die temporäre Verschlechterung von Kopfschmerzen oder die Zunahme von Herpes. [...] Interessant ist die Frage nach der Vergleichbarkeit von spezifischen Arzneimitteln und einer homöopathischen Behandlung. Dies wird vom Autor mit Verweis auf die formale Logik abgelehnt, obwohl eher zu vermuten ist, dass er die unterschiedlichen Konzepte – symptomorientierte versus ganzheitliche Therapie – nicht miteinander verglichen wissen möchte. Der Grund der Ablehnung erschließt sich auch nicht aus dem weiterführenden Internettext. Es wäre sehr wohl möglich, eine Doppelblindstudie einzurichten, bei dem eine Validierung durch den Patienten und/oder Therapeuten erfolgen könnte, ob im Anschluss an die Behandlung in Bezug auf Allgemeinzustand und/ oder das auslösende Symptom eine Verbesserung eintritt."
http://www.aerzteblatt.de/archiv/28471