Arrakai schrieb:Nun ja. Es geht eben auch darum, dass potentiell jeder betroffen ist, und dass man Regeln für ein Miteinander finden muss, die alle Bedürfnisse angemessen berücksichtigt.
Du scheinst da sehr konservative und gar kollektivistische Vorstellungen haben, die Individualität und Selbstbestimmungsrechte etwas ausklammert. Sprich, du würdest dich in die Entscheidungen anderer Personen indirekt mit einmischen, auch wenn du diese Personen weder kennst noch sie verstehst?
Ja richtig, es braucht gesellschaftliche Regeln und ich denke, unser Grundgesetz deckt diese auch recht gut und passend ab. Doch alles darüber hinaus, greift in die persönlichen und individuellen Aspekte ein, das ist eine heikle Thematik, die momentan auch gesellschaftspolitisch stark polarisiert ist, zwischen Menschen mit progressiven Vorstellungen auf der einen Seite und konservativen Vorstellungen auf der anderen Seite.
Arrakai schrieb:Man muss übrigens nicht persönlich betroffen sein und auch niemanden persönlich kennen, um sich eine Meinung zu bilden.
Meinungen ja, jedoch keine Eingriffe in die Entscheidungen anderer Personen, die für sich selbst entscheiden können. Ist letztendlich auch eine Frage der Mündigkeit. Bei vielen schwingt in ihrer Meinung unterschwellig immer auch eine Forderung mit. Besonders bei jenen, die z.B. die ganze Transthematik durch eine konservative Brille betrachten und dabei gesellschaftliche Konventionen und Normen über individuelle Selbstbestimmungsrechte stellen wollen. Das ist dann letztendlich sogar immer eine gar politische Debatte und diese wird oft über die Köpfe betroffener Personen hinweg geführt und ist viel zu stark polarisiert.
Arrakai schrieb:Die Anfeindungen von J. K. Rowling bspw. prägen nun einmal meine Sicht auf transsexuelle Menschen, und das nicht gerade positiv. Sie vertritt eine valide Meinung, nur eben mit einem Fokus auf eine andere Gruppe von Menschen.
Dir ist aber schon klar, das besonders J. K. Rowling sich aktiv in die Politik eingemischt hat und die Rechte transsexueller Menschen stark eingeschränkt hat in Großbritannien? Zudem hat sie auch eine ganze Community hinter sich, bestehend aus konservativen Kreisen und sogenannten "Terfs" (Trans-Exclusionary Radical Feminists), die ihrerseits in weit aggressiverer Weise die Selbstbestimmungsrechte von Transpersonen anfeinden und das systematisch. Da steht Aussage gegen Aussage und da Transpersonen eben nur eine kleine Minderheit bilden, mit weit weniger politischen Rückhalt (was man momentan auch an den USA unter Trump sehen kann, oder damals in Russland, als Putin diese Rechte systematisch für die ganze LGBT-Community und die ganze Opposition ausgehebelt hat). Sprich, Transpersonen erfahren viel mehr Anfeindungen, Ausgrenzungen und eben auch Diskriminierung, als eine milliardenschwere J. K. Rowling, die man da nicht vorschnell in Schutz nehmen sollte.
Wenn man schon so auf Meinungsfreiheit pocht, sollte man wie in ihrem Fall auch mit Gegenmeinungen, Gegenargumenten und eben auch Widerstand rechnen. J. K. Rowling hat den Bogen in den letzten Jahren jedenfalls massiv überspannt und ist weit über das Ziel rationaler Kritik hinausgeschossen.
Hier mal eine Transperson aus UK die direkt von den momentanen Gesetzesänderungen betroffen ist:

Muss ich das Vereinigte Königreich verlassen?
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