Homöopathie & Erfahrungen

sooma schrieb:Naja, und da denk' ich oft: Wenn es denn hilft?

Ich denke mir da: Wenn der Placebo-Effekt schon reicht, also die Beschwerden leicht sind - warum soll ich dann extra etwas kaufen und einnehmen?

sooma schrieb:Es gibt halt esoterisch angehauchte Menschen, das ist ihre Welt: Heilsteine, Bachblüten, Kügelchen. Schau mal beispielsweise nach Asien, was "Medizin" da bedeutet. Ich entgifte auch nicht über meine Fußsohlen, aber mei ... ist halt eine Glaubenssache.

Warum sollte man sich das einreden?
Die Sachen wirken halt nicht. Das ist keine Glaubensfrage wie "Kaffee oder Tee".

Bzgl. Asien: Ist mir bekannt (auch woanders zu finden übrigens). Auch da werden aber schulmedizinische Methoden angewandt.

Wenn das harmlose Kopfweh durch ein Kügelchen verschwindet, prima!

Wie wäre es evl., nach den Ursachen fürs harmlose Kopfweh zu schauen? Z.B. ob man genügend trinkt, oder ob drei Stunden Schlaf nicht doch ein bisschen wenig sind. Oder auch - will ich niemandem vorschreiben und jemandem das Medikment oder Placebo wegnehmen, aber für einen selbst zum Überlegen - lernen mit geringen Beschwerden umzugehen.

Schwierig ist es für mich halt bei Kindern, wie hier schon gesagt wurde: da wird darauf konditioniert, dass es gegen alles was gibt, auch bei Ängsten. Bis zu einem gewissen Alter geht da sicher auch ein "Drachenspray", später muss mensch lernen, aus sich selbst heraus damit umzugehen. Stichworte Resilienzen und Suchtproblematikeken.

Genau das.

Raspelbeere schrieb:Ich denke mir da: Wenn der Placebo-Effekt schon reicht, also die Beschwerden leicht sind - warum soll ich dann extra etwas kaufen und einnehmen?

Man könnte das schön kombinieren. Der Placeboeffekt wird z.B. verstärkt, wenn das Placebo teuer ist (ich hoffe, das stimmt noch so).
Warum nicht z.B. Kinder- und Tierheimen erlauben, Homöopathika zu vertreiben. So wie die selbst gebastelten Dinge auf den Weihnachtsmärkten. Das erhöht die Einnahmen von sozialen Einrichtungen und dem einen oder anderen hilft es bei Kopfweh.
Bei den Tierheimen wäre auch die Quelle für "Excrementum caninum" und vergleichbare Rohstoffe ausreichend gegeben.
Win-win würde ich sagen. OK, bis auf Apotheken, Heilpraktiker und die Schüttelindustrie. Aber ein paar Verluste gibt es immer ...

azazeel schrieb:Wer gerne Homöopathika möchte, soll die auch bekommen. Nur nicht beim Arzt oder in der Apotheke und nicht von der Krankenkasse bezahlt. Sondern im Drogerie- oder Supermarkt.

Da gehe ich mit, in der Ecke bei den Nahrungsergänzungen und CBD-Produkten. Denn weil:

martenot schrieb:der Apothekenverkauf den Homöopathika den Nimbus des Heilpräparats gibt. Weil viele denken, was in Apotheken verkauft wird, kann gar kein Ramsch sein.

emanon schrieb:Das Ganze ist, nicht ausschließlich natürlich, ein Bildungsproblem.

Also meine Erfahrung ist, dass gerade besser Gebidlete darauf reinfallen, weil sie stolz darauf sind, "besser als der Durchschnitt" informiert zu sein.

Und es ist auch wesentlich einfacher, jemanden aufzuklären, die wissen, dass es an Bildung fehlen könnte, und da auch nicht für eine Schande halten, als jemanden aufzuklären, die meinen, sie wären gebildeter oder einfach schlauer (Dunning-Kruger-Effekt) halt.

Wie ich schon öfters erwähnte, ein sicherlic sehr intelligenter Kollege schwört auf Homöopathie (natürlich nur bei Kelinigektien), und ist stolz darauf, dass seine Frau das Mixen der Tinkturen "studiert" hat und sie daher ja so viele Heilmittel für die Familie herstellen kann.

Ein Schulfreundin, die sogar Pharmazie studiert hat, schwört auf Bachblüten.

off-peak schrieb:Also meine Erfahrung ist, dass gerade besser Gebidlete darauf reinfallen, weil sie stolz darauf sind, "besser als der Durchschnitt" informiert zu sein.

Ja, wenn sogar Ärzte daran zu glauben scheinen (so wie mein Zahnarzt), wundert mich das nicht.

Was mich manchmal nervt: wenn Homöopathie-Anhänger mit Nachdruck von einem erwarten, man solle sich gefälligst an ihren Empfehlungen orientieren und die genannten Globuli auch wirklich besorgen und verwenden. Und wenn man es nicht tut, kommen Vorwürfe im Sinne von "Du willst dir ja nicht helfen lassen" oder "warum tust du nichts für deine Gesundheit?".

off-peak schrieb:Kelinigektien

Von diesen exotischen Erregern habe ich noch nie gehört. ;)

off-peak schrieb:Also meine Erfahrung ist, dass gerade besser Gebidlete darauf reinfallen, weil sie stolz darauf sind, "besser als der Durchschnitt" informiert zu sein.

Da hast du natürlich recht und ich mich schlecht ausgedrückt. Mir ging es um Bildung auf dem hier angesprochenen Gebiet und ich rede da nicht von einem Medizinstudium.
Man muss ja kein dummer Mensch sein, um auf Homöopathie u. ä. hereinzufallen, aber es stellt gewiss keinen Hinderungsgrund dar.

azazeel schrieb:Man könnte das schön kombinieren. Der Placeboeffekt wird z.B. verstärkt, wenn das Placebo teuer ist (ich hoffe, das stimmt noch so)..

Ja, und es allgemein nach der Verschreibung eines starken Medikaments wirkt:
- große, eher rote Tabletten
- Arztgespräch
- Beipackzettel
- genaue Einnahmeanweisung
etc.

azazeel schrieb:Warum nicht z.B. Kinder- und Tierheimen erlauben, Homöopathika zu vertreiben. So wie die selbst gebastelten Dinge auf den Weihnachtsmärkten. Das erhöht die Einnahmen von sozialen Einrichtungen und dem einen oder anderen hilft es bei Kopfweh.
Bei den Tierheimen wäre auch die Quelle für "Excrementum caninum" und vergleichbare Rohstoffe ausreichend gegeben.
Win-win würde ich sagen. OK, bis auf Apotheken, Heilpraktiker und die Schüttelindustrie. Aber ein paar Verluste gibt es immer ...

Die Ironie habe ich bemerkt :D

off-peak schrieb:Also meine Erfahrung ist, dass gerade besser Gebidlete darauf reinfallen, weil sie stolz darauf sind, "besser als der Durchschnitt" informiert zu sein.

Inwieweit besser gebildet?
Also z.B. eher derjenige mit solide abgeschlossener Berufsausbildung nach Mittlerer Reife als derjenige der den Hauptschulabschluss nicht geschafft hat, oder der promovierte MINTler erst recht?

(Mein eigener Eindruck:
Bewusst nehmen: Eher diejenigen mit wenig bis mittlerer formaler Bildung, die denken, da etwas auf der Spur zu sein.
Das sind dann genau die, die

off-peak schrieb:stolz darauf sind, "besser als der Durchschnitt" informiert zu sein.

Sowie: Diejenigen die keine Homöopathika nutzen würden, sich aber nie angeschaut haben was denn eigentlich die schon aus der eigenen Kindheit bekannte Schmerzsalbe, Hustenmittel... so enthalten. Die eben ihr Meditonsin, Traumeel weiternehmen.)

off-peak schrieb:Ein Schulfreundin, die sogar Pharmazie studiert hat, schwört auf Bachblüten.

Das überrascht mich zwar in der Tendenz, aber auch das hätte ich nie ausgeschlossen.
Was mich da interessieren würde: Macht sie Aussagen dazu (auf Nachfrage), wie sie sich die Wirkung vorstellt?

martenot schrieb:Was mich manchmal nervt: wenn Homöopathie-Anhänger mit Nachdruck von einem erwarten, man solle sich gefälligst an ihren Empfehlungen orientieren und die genannten Globuli auch wirklich besorgen und verwenden. Und wenn man es nicht tut, kommen Vorwürfe im Sinne von "Du willst dir ja nicht helfen lassen" oder "warum tust du nichts für deine Gesundheit?".

Sowas. Oder man sei "pharma-hörig".
Kommt genauso auch bei anderen "alternativmedizinischen" Methoden. a) glaube nicht an deren Wirksamkeit, b) möchte gar keine "zuhör-und-betüddel-Stunde", sondern wünsche mir einen pragmatischen Umgang und mir ist auch nicht langweilig/ habe den Wunsch, mir so Sozialkontakte zu ersetzen. Es waren nicht mal psychosomatische Beschwerden, sondern etwas, das auf einem Röntgenbild sichtbar war und sogar schmerzlos war.

off-peak schrieb:Also meine Erfahrung ist, dass gerade besser Gebidlete darauf reinfallen, weil sie stolz darauf sind, "besser als der Durchschnitt" informiert zu sein.

Damit wäre es aber irgendwie auch ein Bildungsproblem, oder?

Spaß beiseite, ich habe quer durch alle Bildungsschichten
Globulisten kennengelernt.

Da scheint es keine Schranken zu geben für diese spezielle Art der Doofheit.

emanon schrieb:Von diesen exotischen Erregern habe ich noch nie gehört.

Ehrlich gesagt, ich auch nicht :D

Raspelbeere schrieb:Macht sie Aussagen dazu (auf Nachfrage), wie sie sich die Wirkung vorstellt?

Ich gestehe, es ist Jahre her, als sie mir das vorschlug, und damals habe ich, obwohl ich es für Humbug hielt, nicht kritisch nach gefragt.

Stirnsänger schrieb:Da scheint es keine Schranken zu geben für diese spezielle Art der Doofheit.

Äh, doch. Es fällt ja nicht jeder darauf rein.
Vielleicht sollte man, stattdarüber zu grübeln, warum Leute drauf reinfallen, mal fragen, warum nicht jede/r darauf rein fällt?

martenot schrieb:Was mich manchmal nervt: wenn Homöopathie-Anhänger mit Nachdruck von einem erwarten, man solle sich gefälligst an ihren Empfehlungen orientieren und die genannten Globuli auch wirklich besorgen und verwenden. Und wenn man es nicht tut, kommen Vorwürfe im Sinne von "Du willst dir ja nicht helfen lassen" oder "warum tust du nichts für deine Gesundheit?".

Das ist einfach: Wir haben ja gelernt, dass man zumindest das "starke Zeug" (C200) keinesfalls ohne die Konsultation eines erfahrenen Homöopathen einnehmen soll. Scheint also gefährlich zu sein. Du hast einfach Bedenken, dass Du es nicht verträgst.
Außerdem hast Dir mal ein erfahrener Homöopath ausgependelt, dass die Quantenstruktur Deiner T-Zellen ungewöhnlich sensibel ist und Du - leider - gerade mit [Homöopathikum, das Dir vorgeschlagen wird] sehr vorsichtig sein musst.

Bullshitbingo kann man auch zu zweit spielen.