Cachalot schrieb:Sorry, war etwas länger off
Hier mal mein Kommentar zu der Studie
die Studie bezieht sich auf die Sanktionen die 2012 bis 2018 galten. Nach dem BVerfG Urteil mussten diese in Teilen geändert werden. In 2021 als die Studie veröffentlicht wurde waren bereits Änderungen vorgenommen worden.
Welche Gruppen wurden Untersucht
Es wurde untersucht welche Auswirkungen die Sanktionen auf Arbeitssuchende männliche Personen unter 25 Jahren hatten.
Was schon nicht mehr mit beachtet wurde - Auswirkung auf alle. Sprich, haben Arbeitssuchende einen Job angenommen um nicht sanktioniert zu werden und wie sieht es bei denen aus.
Das ist ja der eigentliche Zweck der Sanktionen.
Ergebnis.
Erstmal haben die Sanktionen gewirkt. Es wurden mehr Jobs angenommen.
Die Qualität der Jobs im Sinne von Einkommen sind geringer als bei den Nicht-Sanktinierten.
Der Vergleich ist eigentlich unzulässig. Warum wurden die Menschen sanktioniert? Weil sie keine Arbeit angenommen haben. Also die Gruppe die eher weniger motiviert ist aktiv zu werden, sich weniger bemüht etc. Das merkt man auch bei Vorstellungsgesprächen etc. Diese Menschen werden nicht die Traumjobs erhalten. Als Arbeitgeber stellst du solche Menschen nicht in verantwortungsvolle Tätigkeiten.
Damit verglichen werden Menschen die sich um Arbeit bemühen. Ganz andere Ausgangslage.
Also: Der Vergleich ist unzulässig wenn ich damit die Wirkung der Sanktionen beurteilen will.
Damit ist die Studie für das was du aussagen willst schon hinfällig
An deinem Post stimmt leider vieles nicht. Ich beziehe mich auf diese Studie
https://www.iab-forum.de/schneller-ist-nicht-immer-besser-sanktionen-koennen-sich-laengerfristig-auf-die-beschaeftigungsqualitaet-auswirken/1) Da wurde nicht nur untersucht, welche Wirkung Sanktionen auf Männer hatten. Ich weiß auch nicht, wie du darauf kommst.

Langfristig ist die Beschäftigungswahrscheinlichkeit für die Sanktionierten allerdings geringer: Vier Jahre nach der Sanktion liegt sie für Männer um 3,5 Prozent und für Frauen um 5 Prozent niedriger. Das heißt, die zunächst positive und die langfristig negative Wirkung der Sanktion heben sich langfristig gegenseitig auf.
Haben wir da dieselbe Studie vorliegen? Da werden auch Frauen untersucht. Und bei denen ist der Effekt sogar noch größer.
2) Warum ist der Vergleich der Jobqualität unzulässig? Es wurde ja mit Kontrollgruppen verglichen.
Die Untersuchung beschränkt sich auf erwerbsfähige Leistungsberechtigte, die als arbeitsuchend gemeldet und parallel zum Leistungsbezug nicht in Beschäftigung oder Maßnahmen sind. Analysiert werden die Auswirkungen der ersten Sanktion innerhalb eines Jahres wegen anderer Pflichtverletzungen als Meldeversäumnisse mithilfe des sogenannten Propensity Score Matching. Dabei werden Leistungsbeziehende, die eine Sanktion erhalten haben, mit ihnen ähnlichen „statistischen Zwillingen“, die keine Sanktion erhalten haben, verglichen.
Heißt, man vergleicht Personen, die sich in einer ähnlichen Lage befunden haben, als sie sanktioniert oder nicht sanktioniert worden sind. Heißt, auch die Nichtsanktionierten haben natürlich zu dem zeitpunkt nicht gearbeitet, warenähnlich lange Arbeitslos und haben ggf. auch schonmal ein Jobangebot abgelehnt.
Und bei vergleichbaren Personengruppen führen die Sanktionen bei der einen Gruppe zu mehr langfristiger Arbeitslosigkeit und niedrigerer Beschäftigungsqualität als bei der Kontrollgruppe
Heißt, wenn ich sanktioniere, mache ich es für eine Person wahrscheinlicher, dass sie Jahre später keine oder wenigstens eine schlechtere Arbeit hat, als sie ohne die Sanktion hätte.
3) Es ist richtig, dass sich die Sanktionsregeln geändert haben. Aber das spielt bei der Bewertung eigentlich gegen deine Argumentationslinie. Die Sanktionen wurde entschärft. Wenn es dann besser läuft und der Effekt kleiner wäre, wäre das ein ebenfalls deutlicher Wink dafür, dass es möglicherweise noch besser wird, wenn man die Sanktionen weiterhin entschärft oder ganz wegfallen lässt.
In jedem Fall geht es hier um Menschen, die die erste Sanktion erhalten haben und wir können klar erkennen, dass die Logik "das führt dann bestimmt zu mehr Arbeitsaufnahme" so schlichtweg nicht stimmt, nach allem, was wir dazu an Daten haben.
Warum sollte eine 10% Sanktion da in ihrer Qualität deutlich anders sein? Die soll genauso Menschen aus Angst vor Strafe in Arbeiten treiben, die sie nicht für sich selbst für richtig erachten, aus welchen Gründen auch immer. Und das hat bei den 30% Sanktionen nun mal auch nicht geklappt.
Sanktionen haben dazu geführt, dass Menschen aus Angst arbeiten angenommen haben, die sie nicht konnten und nicht machen wollten und bei denen sie sich unter Wert verkauft haben.
Diese Arbeiten wurden dann relativ schnell fallen gelassen bzw. sie wurden entlassen und danach hatten sie es noch schwerer, einen Job zu finden. Die, die den Job behielten, waren auch langfristig auf einem schlechteren Niveau beschäftigt als die, die nicht sanktioniert worden sind.
Das sind die Fakten, und das steht in dieser Studie.