MissMary schrieb:Es ist tatsächlich so ... ich weiß natürlich nicht, ob ich da repräsentativ bin. Ich habe die 50 überschritten und bin gottfroh, dass meine Kinder so alt sind, wie sie sind (zwei schon ausgezogen). Rein biologisch könnte ich ja noch 10jährige oder 8 jährige hier herumhüpfen haben - da bin ich sehr froh, dass das nicht so ist.
Wie gesagt, es geht mir da auch nicht ausschließlich um "Wie verkrafte ich es, jenseits der 40 ein Kind zu bekommen", sondern auch um "Wie verkraften es meine Kinder, dass sie statistisch gesehen verhältnismäßig früh (Halb-)Waisen werden" und das ganze Leben dazwischen, dass geprägt ist, dass Papa körperlich vielleicht nicht mehr so viel kann wie jüngere Väter oder ggf. verhältnismäßig konservative Ansichten hat, weil seine eigene Kindheit entsprechend lange zurückliegt und sich die gesellschaftlichen Werte seitdem stark verändert haben. Und das macht dann natürlich auch was mit dem Kind.
Denn klar, auch der dreißigjährige Familienvater mit zwei kleinen Kindern kann an einem Unfall oder einer Krankheit sterben, aber statistisch gesehen wird er seine Kinder länger auf ihrem Lebensweg begleiten können, als es ein Mann, der mit, sagen wir mal, 55 Vater wird, können wird.
Ich kenne das halt aber auch aus dem persönlichen Erleben, weil ich aus einer Familie komme, in der Spätgeburten väter- wie mütterlicherseits üblich waren und sind. Okay, mein Vater war bei meiner Geburt 38, das finde ich noch vollkommen im Rahmen, bei meiner Schwester waren es aber schon knapp zehn Jahre mehr (meine Mutter ist 10 Jahre jünger als mein Vater gewesen). Also, ich kann mich nicht daran erinnern, dass mein Vater meiner Schwester jemals auf dem Spielplatz hinterher gerannt wäre oder sowas und das, obwohl er in früheren Jahren Leistungssport betrieben hat. Dafür hatte er mit ü50 dann schon zu viele körperliche Zieperlein.
Und auch bei den meisten Freunden/Bekannten die ähnlich alt wie ich oder jünger sind, von denen ich weiß, dass ihre Väter bei ihrer Geburt schon um die 50 bis über 60 waren, fällt mir auf, dass sie von ihnen immer in der Vergangenheitsform reden und ähnliche Geschichten über ihre Kindheit erzählen. Und dass unsere Väter auch größtenteils nicht erst in den letzten paar Jahren verstorben sind (wobei in meinem Fall auch noch Schicksal hinzukommt; wie gesagt bei meiner Geburt war mein Vater noch nicht "alt").
Mein Vater war bei meiner Erziehung schon total konservativ und das, obwohl ich ein vergleichsweise angepasstes Kind war. Die Teeniejahre meiner wilderen Schwester hat er nicht erlebt, das wäre die reinste Katastrophe geworden.
Und da endet die Problematik ja auch nicht. Ich habe alle meine Großelternteile gar nicht, bis kaum und wenn, dann vor allem schwer krank erlebt. Weil sie schon sehr alt waren, als ich auf die Welt kam.
Bei Frauen setzt da eben die Menopause den Cut bzw. dass es auch davor schon bedeutend schwerer wird, schwanger zu werden (wobei auch da: statistisch; meine Oma mütterlicherseits hat bis zu dieser noch regelmäßig Kinder auf die Welt gebracht), bei Männern ist dieser Cut nicht so deutlich, weil zwar auch die Qualität ihres Genmaterials mit dem Alter abnimmt, aber sogar Vaterschaften bis ins hohe Greisenalter zumindest möglich sind.
Und ich sag auch nicht grundsätzlich, dass man ab einem gewissen Alter kein Vater mehr werden sollte. Ich finde aber, dass man sich vor diesem Schritt genaue Gedanken über die kurz bis langfristigen Konsequenzen machen sollte. Wenn man sowas schon plant, dann im Gesamtkonzept. Wenn man das Ganze dann immer noch umsetzen will und eine Partnerin hat, die das auch so möchte, dann kann und werde ich sicherlich niemanden aufhalten. Ich finde nur Ego-Nummern a la "Das war schon immer mein Plan, also wird das jetzt auch so umgesetzt, komme was wolle" bedenklich, weil man dabei sämtliche möglichen Kollateralschäden außer Acht lässt.
Persönlich würde ich auch keinen Mann daten wollen, bei dem ich abschätzen kann, dass es darauf hinausläuft, dann auch möglichst schnell Vater werden zu wollen, damit man ihn im Kindergarten beim Abholen nicht für den Opa hält. Das wäre mir zu viel Druck, dass das mit uns jetzt auch gefälligst zu klappen hat, damit er nicht aufgrund von vergeudeter Zeit noch später dran ist.
Wobei ich selbst mittlerweile ein Alter erreicht habe, in dem ich meinen zielgerichteten Kinderwunsch ad acta gelegt habe. Aus ähnlichen Gründen. Ich will niemandem den Eindruck vermitteln, dass das jetzt mit uns unbedingt zu klappen hat, damit ich irgendwelche Pläne umsetzen kann. Sollte ich trotz meiner Datingeinschränkung jemanden finden, der zu mir passt und es ergibt sich ein Kind daraus: Toll, ich würde es bekommen und zum Teil meiner Lebensplanung machen. Bleibe ich Single oder treffe jemanden, der keine Kinder (mehr) haben möchte oder es stellt sich auch nur hinaus, dass ich nicht die Fertilitätsgene meiner Familie geerbt habe: Auch toll. Dann plane ich mein Leben weiterhin ohne Kind.