Die verdrängte Diskriminierung von Männern in unserer Gesellschaft

Wegen meines Äusseren habe ich hierzulande und überwiegend auch andernorts ebenso wenig Diskriminierung erfahren wie wegen meines Geschlechts. Es hat mir keine/r einen Job oder eine Wohnung verweigert, es hat mich niemand auf der Strasse bedroht, vergewaltigt oder angegriffen, weil ich ein weisser Mann bin.

Okay, übers Alter können wir inzwischen mit 69 reden. Da tun sich Banken bei der Kreditvergabe natürlich ebenso schwer wie Unternehmen beim Abschluss von Lebensversicherungen. Das ist dann schon Altersdiskriminierung. Aber das wäre eine andere Baustelle.

behind_eyes schrieb:Sehe ich anders, eine Diskriminierung ist klar definiert (siehe oben Wikipedia).

Auch das allwissende Wikipedia nimmt mir meine Gefühle nicht ab.

Doors schrieb:Wegen meines Äusseren habe ich hierzulande und überwiegend auch andernorts ebenso wenig Diskriminierung erfahren wie wegen meines Geschlechts.

Obwohl ich auch ein (relativ) alter weißer Mann bin, habe ich trotzdem schon Diskriminierung erfahren wegen meiner Zugehörigkeit zur LGBT-Menschengruppe.

Das ist es eben, was ich meine: man kann zur Gruppe der "alten weißen Männer" gehören und trotzdem anderen Bedingungen unterliegen als diejenigen, die damit gemeint sind. Es ist auch beispielsweise keineswegs immer so, dass "alte weiße Männer" per se mächtig sind oder Macht ausüben wollen.

Der Begriff wirft halt meines Erachtens mal wieder sehr viele unterschiedliche Menschen in einen Topf und klebt ein Etikett drauf.

Doors schrieb:Wegen meines Äusseren habe ich hierzulande und überwiegend auch andernorts ebenso wenig Diskriminierung erfahren wie wegen meines Geschlechts

keine die weh tut, klar, weil:

Doors schrieb:Es hat mir keine/r einen Job oder eine Wohnung verweigert, es hat mich niemand auf der Strasse bedroht, vergewaltigt oder angegriffen, weil ich ein weisser Mann bin.

Anders:
Man müsste schon eine gewisse Gefühlskälte bescheinigen wenn man mit der Information "der Schwarze hat meine Wohnung nicht bekommen, ich habe sie bekommen weil ich weiß bin" nicht in ein moralisches Dilemma rutscht.
Das heißt, überall da wo jemand als Weißer begünstigt wird - von wem auch immer - ziehen andere Ethnien den Kürzeren.
Aber du kannst nichts dafür, es ist nicht dein Verdienst und jeder Versuch dich mit alt, weiß, Mann in diese Position zu rücken pauschalisiert und reduziert dich ungeachtet deiner besonderen Eigenschaften und Verdienste auf eben jene Gruppe. Es gibt nichts was du dagegen tun kannst und es spielt auch keine Rolle ob es dich juckt oder nicht.

martenot schrieb:habe ich trotzdem schon Diskriminierung erfahren wegen meiner Zugehörigkeit zur LGBT-Menschengruppe.

Natürlich und bedauerlicherweise kann man selbst als "alter weisser Mann" aus anderen Gründen diskriminiert werden (Klassismus, Diskriminierung sexueller oder religiöser "Minderheiten", Menschen mit sogenannten "Behinderungen" etc).

Andererseits bin ich beispielsweise und glücklicherweise, da ich nicht unbedingt unter diese Definition von benachteiligten Menschengruppen falle, keinen Formen der Diskriminierung ausgesetzt. Das bedeutet aber für mich keinesfalls, diese zu ignorieren oder gar zu akzeptieren.

SuiGeneris schrieb:Ich diskriminiere gerne weiße, reiche, heterosexuelle CIS-Männer.

Warum? Und wie machst du das?

Schnapspraline schrieb:Nein, das ist aber in meinen Augen keine Diskriminierung per se, sondern nur von bestimmten Menschen. Andere Menschen würden nicht so handeln, daher ist das keine allgemeine Diskriminierung, sondern lediglich Diskriminierung, die von bestimmten Personen ausgeht.

Was für eine Quatschauslegung. Demnach gibt es keine Diskriminierung auch nicht gegen Asiaten, denn es gibt immer Gruppen die einen nicht diskriminieren.
Was für ein Eiertanz.

capspauldin schrieb:Was für ein Eiertanz.

Eine gute Beschreibung meines Eindrucks vieler "Diskussionen" hier in der Rubrik. Zutiefst theoretisch und häufig widersprüchig, mit stetigen Troll Posts zwischendurch auf die aber voll eingegangen wird.
Macht das Spaß so in der Form?

martenot schrieb:Die Diskriminierung ergibt sich meines Erachtens dadurch, dass der Begriff oft genutzt wird, um negative Eigenschaften auszudrücken, die vermeintlich dieser Menschengruppe verstärkt zugehörig sei. Dazu gehört unter anderem die Unterstellung, die beschriebenen Personen hätten grundsätzlich viel Macht, würden andere ausnutzen und womöglich auch sexistisch agieren.

Das wäre auch für mich eine waschechte Diskriminierung. Auch nur für mich persönlich, egal wie es Wiki oder auch das liebe Recht definieren würden.
Besonders, weil halt auch noch eine pauschale negative Zuordnung/Zuschreibung und das aufgrund...

....Alter, Hautfarbe und Geschlecht.

Ps.

Doors schrieb:Natürlich und bedauerlicherweise kann man selbst als "alter weisser Mann" aus anderen Gründen diskriminiert werden (Klassismus,

Klar. Bspw. auch nur aufgrund niedriger sozial-ökonomischer Verhältnisse von Männern.

Yuliana schrieb:Warum? Und wie machst du das?

Das war eher als scherzhafte Provokation gemeint.

Als wären das die typischen Gedanken oder Tätigkeiten einer modernen Feministin.

Es hat hier ja auch schon die richtigen "getriggert", daher: Job done.


Aber ja, es soll ja auch Männer geben, die ganz gerne diskriminiert werden.
Sogar welche, die dafür Geld bezahlen.

SuiGeneris schrieb:Sogar welche, die dafür Geld bezahlen.

Werden die nicht eher gedemütigt?

Doors schrieb:Es hat mir keine/r einen Job oder eine Wohnung verweigert, es hat mich niemand auf der Strasse bedroht, vergewaltigt oder angegriffen, weil ich ein weisser Mann bin.

Weil die sozialen Gruppierungen, denen du angehörst, eben nicht wegen dieser Dinge, die Du erreichen möchtest, in einer Gesellschaft, deren Normen überwiegend die Produkte "weisser Männer" sind, eben damit keine Probleme haben.

Du bist, ob Du es glaubst oder nicht, ob du mit wirkst oder nicht, eben genau in diese Kategorie, die anderen, die nicht rein passen, deshalb bewusst oder unbewusst, absichtlich oder aufgrund akzeptierter diskriminierender Werte, sprich, eben Sozialisierung und Erziehung, Probleme bereiten.

Du unterliegst außerdem dem Anekdoten- Fehler, Deine persönliche Geschichte und persönliches empfinden als generell gültig zu betrachten. Die Statistik spricht eine andere Sprache.

Als Frau hat (und hatte vor allem in jüngster Vergangenheit) durch gerade deswegen Probleme, bestimmte Jobs oder Wohnungen zu bekommen. Ich habe selbst zweimal, zugegeben, schon lange her, eine Wohnung deswegen nicht bekommen und es wurde mir auch genau so mitgeteilt ("Was? Zwei Zimmer für eine Menschin?")

Das ist zwar jetzt Diskriminierung von Frauen, aber es gibt durchaus Diskriminierungen von Männern, wie etliche Beiträge ie aufgezeigt haben. Solange man damit kein Problem bekommt, und das liegt meistens daran, das ma sich zufällig eben nicht jene Dinge wünscht, bei denen man diskriminiert wird, oder dass , ebenso rein zufällig, auf Mitmenschen stößt, die sich diesbezüglich tatsächlich keine Gedanken machen (solche Menschen gibt es zum Glück immer weider und in erstaunlich großer Zahl, und sie sind es auch, die Ungerechtigkeiten stets ausgleichen oder aufheben), solange mekrt man gar nciht, dass eine soziale Gruppe, der man angehört, diskriminiert würde.
Was aber nichts daran ändert, das es diese Diskriminierungen gibt.

Soziale und andere Gerechtigkeit herrscht erst dann, wenn auch Nichtbetroffene die Problematik erkennen und bei deren Lösung mitarbeiten.

SuiGeneris schrieb:Als wären das die typischen Gedanken oder Tätigkeiten einer modernen Feministin.

Ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe keine genaue Definition einer modernen Feministin. Gibt es eine solche die allgemeingültig ist? Oder sind das nur persönliche Ansichten.

Ich konnte wirklich immer machen was ich wollte und als erwachsene Frau alle Entscheidungen für mich treffen. Das ist es, was für mich zählt.

SuiGeneris schrieb:Aber ja, es soll ja auch Männer geben, die ganz gerne diskriminiert werden.
Sogar welche, die dafür Geld bezahlen.

Was meinst du damit? Ich weiss es wirklich nicht.

off-peak schrieb:Als Frau hat (und hatte vor allem in jüngster Vergangenheit) durch gerade deswegen Probleme, bestimmte Jobs oder Wohnungen zu bekommen. Ich habe selbst zweimal, zugegeben, schon lange her, eine Wohnung deswegen nicht bekommen und es wurde mir auch genau so mitgeteilt ("Was? Zwei Zimmer für eine Menschin?")

Das ist zwar jetzt Diskriminierung von Frauen,

Auch im Speziellen dir gegenüber aufgrund deines weiblichen Geschlechts. Und dir sind dadurch sogar objektive Nachteile wie bspw. eine Wohnung nicht mieten zu können entstanden.

Schade, aber jetzt nur mal rumgesponnen und insbesondere mit Tonbandaufnahme wäre es ein leichtes gewesen auf Grundlage des AGG rechtlich dagegen vorzugehen und sogar Recht zu bekommen. Also mit hoher Wahrscheinlichkeit.


Dasselbe hätte man dir nur wegen des weiblichen Geschlechts eine Jobstelle abgesagt.


Umgekehrt natürlich genauso, würden Männer von weiblichen AG oder Vermieterinnen nur aufgrund ihres männlichen Geschlechts abgelehnt werden. Also bzgl. einer Stelle oder einer Mietwohnung.

Oder halt auch auf Grund nur ihrer Hautfarbe, ethnischen Herkunft und glaube auch noch sexueller Orientierung.

rhapsody3004 schrieb:ein leichtes gewesen auf Grundlage des AGG rechtlich dagegen vorzugehen

Da es schon sehr lange her ist, bin ich mir da noch nicht einmal sicher.

Ich hätte trotzdem nicht geklagt, weil ich es nicht für sinnvoll halte, ein (Miet)Verhältnis unter solch abartigen Voraussetzungen einzugehen.

Ich habe lange in meiner Entwicklung gebraucht, bis mir mal aufgefallen ist, das es manche Probleme eben nur wegen Sexismus gibt, aber dass die Miete einer Wohnung, noch dazu, da ich eine sogenannten soliden Beruf mit regelmäßigem gutem Einkommen hatte, mir wegen meines Geschlechts verweigert werden würde, wäre mir wirklich nie in den Sinn gekommen.
Was bitte, hätte ich denn als Frau so viel anders (schlechter) machen können als als Mann? Im Gegenteil, uns Frauen geht der durchaus ebenso falsche Ruf voraus, wir würden unsere Buden in Ordnung / sauber halten.

off-peak schrieb am 26.10.2023:Was bitte, hätte ich denn als Frau so viel anders (schlechter) machen können als als Mann?

Das musst du in der Tat die ein oder andere Geschlechtsgenossin fragen. Hier im Thread hat sich vor einiger Zeit gezeigt dass die ein oder andere Dame besser weiß ob es überhaupt eine Diskriminierung von Männern gibt und wie diese aussieht - aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrung als Mann, nehme ich an *hust*

Grundsätzlich ist natürlich schwer zu sagen ob es wirklich nur am Geschlecht lag, oder ob du das nur annimmst. Es soll ja Vermieter geben die immer der Meinung sind, zwei Zimmer seien für Alleinstehende grundsätzlich schon zu viel. Warum die das so denken weiß ich nicht, und ist mir auch ziemlich egal. Jetzt war ich natürlich bei der Wohnungsbesichtigung nicht dabei und kann das nicht einschätzen, aber: ändert man die Aussage in "Als Alleinstehende zwei Zimmer?!" ab klingt das schon weniger dramatisch. Nun könnte man sich noch darüber auslassen dass die weibliche Form genutzt wird, aber das wars auch schon. Ich rede in Gegenwart von realen Personen ja auch nicht neutral über diese Person, wäre ja auch unhöflich.

chriseba schrieb:Grundsätzlich ist natürlich schwer zu sagen ob es wirklich nur am Geschlecht lag, oder ob du das nur annimmst.

DA jener Vermieter es wortwörtlich sogar sagte, war es nicht einfach nur meine Annahme.

roterstein schrieb am 07.08.2018:Hallo,

ich habe den Eindruck, dass in der Gesellschaftsdiskurs die Diskriminierung von Männern total vernachlässigt wird.

Von systematischer Diskriminierung kann man beim Mann nicht sprechen, jedoch wenn Männer Diskriminiert werden, dann auch oft von anderen Männern.

Cherymoya schrieb:dass auch oft von anderen Männern.

Hat dieses permanente Entziehen von weiberlicher Verantwortung einen Grund?

capspauldin schrieb:Hat dieses permanente Entziehen von weiberlicher Verantwortung einen Grund?

In welcher weise glaubst du, entziehen sich Frauen "ihrer Verantwortung". Wo fühlst z.B. du dich von Frauen Diskriminiert.