Macht ihr euch Sorgen wegen des Coronavirus (Sars-CoV-2)?

knopper schrieb:Wie aber ist es in Hinblick auf Gerechtigkeit bestellt wenn bspw. die Sekretärin eines kleinen Industriebetriebs, die mit der Situation zu kämpfen hat, nicht mehr den vollen Lohn bekommt aber eine Sekretärin einer Stadtverwaltung schon?

Könnte es da nicht irgendwie Unzufriedenheit unter den Menschen geben, bzw. eine Debatte ob man nun (der Gerechtigkeit halber) allen den Lohn kürzt? Nur so ein Gedankengang... und auch nicht mehr soo theoretisch?

Das finde ich eine sehr gute Idee im Sinne der Solidargemeinschaft.
Aber das dürfte dann nicht unter den Mindestlohn gehen.

Bekommt dann die Sekretärin im öffentlichen Dienst, sonst auch auch eine Gehaltserhöhung um an das höhere Gehalt der Sekretärin in der freien Wirtschaft anzupassen?

Es ist kein interessanter noch sinnvoller Gedanken eine Gehaltskürzung durchzuführen

@knopper
Siehst du keine Probleme bei systematischen und branchenübergreifenden Lohnkürzungen? Also ich schon. Wo Lohn wegfällt, muss die Wirtschaft auch wieder an anderer Stelle einbüßen.

Aber ich sehe dieses Horrorszenario noch nicht. Immerhin ist das keine Krankheit, die monatelang in einem Körper schwelt und einen dauerhaft arbeitsunfähig macht. Außer eben, man ist aus anderen Gründen gezwungen, zuhause zu bleiben. :D

knopper schrieb:Ich vermute mal dass es dann einen kleinen Unterschied gibt zwischen der Privatwirtschaft und öffentlichen Einrichtung, Stadtverwaltung, Uni usw.. bei letzterem wird es wohl kein Problem sein den Lohn so weiter zu zahlen und vermutlich auch so passieren.

Da vermutest du falsch. Der arbeitgeber ist grundsätzlich zur weiterzahlung verpflichtet, wenn der arbeitnehmer gesund und arbeitsfähig ist, aber nicht arbeiten kann aufgrund von (angeordneter) vorübergehender betriebsschließung. Da dem arbeitnehmer hier keine schuld trifft, darf der lohn nicht gekürzt werden. Ob der privatwirtschaftliche betrieb die lohnfortzahlung ohne volle einnahmen allerdings stemmen kann, ist eine andere frage. Rein rechtlich bekommen alle vollen lohn, wenn sie arbeiten könnten, aber nicht dürfen.

Sieht im falle der kinderbetreuung bei schulschließung anders aus.

capspauldin schrieb:Bekommt dann die Sekretärin im öffentlichen Dienst, sonst auch auch eine Gehaltserhöhung um an das höhere Gehalt der Sekretärin in der freien Wirtschaft anzupassen?

Also es ist ganz und garnicht üblich, dass man in der freien Wirtschaft als Sekretärin mehr verdient als im öffentlichen Dienst. Im tiefsten Osten sieht das eher umgekehrt aus.

Wie wäre es denn mit einem einheitlichen Grundlohn für alle Heimarbeiter in solchen Ausnahmefällen? Wo nötig stockt der Staat eben ein wenig auf.

Freki2.0 schrieb:Wie wäre es denn mit einem einheitlichen Grundlohn für alle Heimarbeiter in solchen Ausnahmefällen?

Bekommen die heimfaulenzer, weil sie nicht von zu hause aus arbeiten können dann nichts? Ich wäre so ein fall. Als techniker für mich unmöglich die gerätschaften zu hause zu betreiben und ohne neue messdaten kann ich auch nichts auswerten. Home office ist für mich mal einen tag möglich, aber ganz sicher keine 2 wochen und mehr.

@gastric

Es geht natürlich jetzt nur um Fälle wo Heimarbeit auch möglich ist.

Wenn man an Arbeiter in der Produktion oder Dienstleistung denkt würde das ja bei über 50% der Arbeitnehmer in Dtl. nicht funktionieren.

Optimist schrieb:Das finde ich eine sehr gute Idee im Sinne der Solidargemeinschaft.
Aber das dürfte dann nicht unter den Mindestlohn gehen.

naja gut das geht ja dann wiederrum mit der Stundenzahl einher und nochmal ne ganz andere Sache... gibt ja kein Mindestlohn der bspw. Für einen Monat gilt, nur immer pro Stunde….
wird noch spannend.

Kältezeit schrieb:Siehst du keine Probleme bei systematischen und branchenübergreifenden Lohnkürzungen? Also ich schon. Wo Lohn wegfällt, muss die Wirtschaft auch wieder an anderer Stelle einbüßen.

stimmt auch wieder, grade bei denen wo das Geld knapp ist, und somit der Konsum runter geht wenn sie weniger zur Verfügung haben

gastric schrieb:Ob der privatwirtschaftliche betrieb die lohnfortzahlung ohne volle einnahmen allerdings stemmen kann, ist eine andere frage. Rein rechtlich bekommen alle vollen lohn, wenn sie arbeiten könnten, aber nicht dürfen.

ja darauf zielte es ja ab. Man hört ja jetzt schon die ersten aus der freien Wirtschaft, dass es eng werden könnte da halt Umsätze einbrechen... aber gut hier kann man ja erstmal anders helfen von staatlicher Seite.

Freki2.0 schrieb:Wie wäre es denn mit einem einheitlichen Grundlohn für alle Heimarbeiter in solchen Ausnahmefällen? Wo nötig stockt der Staat eben ein wenig auf.

hm das klingt ja schon fast nach Grundeinkommen...

knopper schrieb:hm das klingt ja schon fast nach Grundeinkommen...

Was wäre daran so schlimm in Zeiten in denen die freie Marktwirtschaft nicht richtig funktioniert?

Ich finde man sollte "die Kirche jetzt aber auch mal im Dorf" lassen.. ich lebe in Süddeutschland, in einem Landkreis, in welchem ca 15 Leute infiziert sind und einige Menschen in Quarantäne.. das örtliche Leben, Einzelhandel und die Wirtschaft funktionieren bis auf wenige Ausnahmen (Reisebüros, Busunternehmen etc.) normal...

Ich denke wir haben im Vergleich zu Italien rechtzeitig Mittel ergriffen, während in Italien meiner Einschätzung nach langsamer Mittel ergriffen und nachträglich nun umso heftiger..

Ich denke es ist nun nicht der Zeitpunkt über Grundeinkommen etc. zu diskutieren

Freki2.0 schrieb:Also es ist ganz und garnicht üblich, dass man in der freien Wirtschaft als Sekretärin mehr verdient als im öffentlichen Dienst.

Doch, ist es. Zumal man in der Freien auch die Möglichkeit hat, Gehaltserhöhungen zu diskutieren oder irgendwie am Umsatz des Unternehmens beteiligt zu werden. Dafür gibt es aber durchaus andere Nachteile.


Da ich also grundlegend weniger verdiene, bin ich auch dafür, dass ich in solch einem Fall permanent so wenig weiterverdiene. :Y:

@Freki2.0
Also willst du einen grundlohn für alle, die home office machen können und der rest bekommt vollen lohn? Muss ich bei "grundlohnplanungen" nicht alle betrachten? Ich bin ja weiterhin ein freund von der aktuellen gesetzlichen regelung: jeder bekommt bei vom betrieb/regierung verordneter arbeitsauszeit einfach den vollen lohn. Da irgendwas umzuschwurbeln, macht überhaupt keinen sinn, wir sprechen hier nicht von jahrelangen nichtarbeitszeiten, sondern von ... im grunde 14 tagen. Vlt ein monat oder zwei.... das ist für den arbeitnehmer kein beinbruch, im privaten kann man mit allem und jedem reden. Für so manchen arbeitgeber kann das aber schon die insolvenz bedeuten. Zumindest dann, wenn es im vorfeld bereits massive finanzielle probleme gab. Grundfinanzierung für betriebe wäre eine überlegung wert, damit diese das ganze einigermaßen unbeschadet überstehen.

knopper schrieb:ja darauf zielte es ja ab

Da fehlt mir der grund für neid auf die sekretärin im öffentlichen dienst. Beide bekommen vollen lohn. Beiden kann es passieren, dass die zahlung ausbleibt, kleiner ausfällt oder sonstiges. Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich im öffentlichen dienst eine abschlagszahlung statt des vollen lohns bekommen habe und das traff nicht nur mich, sondern bspw auch meine seit jahren dort beschäftigte kollegin.

Jetzt hat es mich auch erwischt. Nicht der Virus, hoffe ich, aber eben Erkältungssymptome.
Heute morgen Anruf bei meinem Hausarzt und da bin ich schon erschrocken, dass er persönlich am Telefon war. Sonst sind es halt immer die Arzthelferinnen. Bekomme eine Krankmeldung per Post zugeschickt und muss nicht in der Praxis erscheinen. Ich arbeite auch mit alten Menschen zw. 70 und 90. Nicht in der Pflege, aber Alltagsbetreuung, also für sie einkaufen, mit ihnen einkaufen, zum Arzt begleiten etc. im Rollstuhl oder zu Fuß. Manche gehen gar nicht mehr außer Haus, manche besucht man im Heim. Nach meinem Anruf bei meinem Chef hat er mir gesagt, dass heute auch ein Altenheim abgesagt hat. Da gehen wir jeden Donnerstag hin und fahren die Senioren durch den Park. Wegen des Virus lassen die jetzt aber keinen mehr rein. Nun ja, Vorsicht ist da besser als das irgendwer angesteckt wird. Ich hatte aber echt ein wenig Schiss heute, dass ich in Quarantäne muss. Ist aber zum Glück noch nicht so. Ich hoffe es ist wirklich nur eine Erkältung und ich bin in einer Woche wieder fit.

Ich kann übrigens Mütter sehr gut verstehen, welche sich Sorgen bei KiTa- und Schulschließungen machen und dann selbst im Extremfall nicht arbeiten gehen können. So leicht ist es nun auch nicht vertrauensvolle Betreuung zu finden. Bin froh, dass ich seit Jahren aus dem KiTa Sektor raus bin. Möchte nicht wissen, was da gerade abgeht.

Edit: Mittelfranken

sundra schrieb:und das ist auch gut so, weil es die Sinne schärft für das Wesentliche.

Das schon, aber es verschleiert auf der anderen Seite die Sinne für alles andere. Was nützt es, eine Sache besonders klar zu sehen und alles andere dafür besonders getrübt?

Ich denke auch viel an meine Arbeit und kann mir das kaum ausmalen, wie es werden könnte. Ich betreue eine Gruppe Männer mit Autismus in einer Wohneinrichtung. Die Männer gehen tagsüber in eine Werkstatt für behinderte Menschen bzw. in die Tagesförderstätte. Daher ist meine Arbeit von 9 Uhr morgens bis 14 Uhr "zu", weil eben niemand dort ist.

Sollte die Werkstatt geschlossen werden (ich bin fest davon überzeugt, dass es dazu kommen wird), muss unser Team erstmal die Tagbetreuung durch die Werkstattschließung stemmen, was schon viele Überstunden bedeutet. Wenn dann nochmal zwei Leute krank sind, wird es schon eng. Dazu können ja noch Ausfälle wegen fehlender Kinderbetreuung, Quarantäne usw. kommen. Die Männer mit halben Personal 24 Stunden betreuen!? Aber hallo, das kann was werden.

Und selbst die Vorstellung, dass die Bewohner 14 Tage in Quarantäne müssten, auf engem Raum ohne die Werkstatt als Tagesstruktur und auch sonst nicht vor die Tür können, im Sinne von Spaziergängen in Feld oder Wald. Puh... nach ner Woche würde es da knallen und das wäre alles andere als schön. Wenn du dann auch noch unterbesetzt bist und die Männer kriegen der Reihe nach nen "Lagerkoller"...

Im Falle von Kitaschließungen könnte ich immer erst ab 15.30 Uhr arbeiten, weil die Oma erst Nachmittags Zeit hat, um mein Kind zu betreuen.

Ich werde aber so lange wie es mir möglich ist weiterarbeiten, um die Betreuung der Männer zu gewährleisten.

So viel zu meinen persönlichen Gedanken.

Es bleibt spannend...

Achso, mein ältester Bruder fliegt morgen mit seiner Freundin in die USA. Er dürfte noch reinkommen, allerdings ist sie erkältet, weswegen ich da ne Quarantäne für beide befürchte. Meine Mutter regt sich gerade tierisch auf, dass die beiden morgen fliegen wollen, mein Bruder ist tiefenentspannt. :D bin gespannt, wie das dann ausgeht.

RayWonders schrieb:bitte lies nochmal - auch hier auf der offiziellen RKI-Seite -> https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Fallzahlen.html (Archiv-Version vom 12.03.2020)

steht seit 3 Tagen der selbe Wert für NRW!

während andere Quellen bereits höhere Zahlen veröffentlicht haben..

Und eine Zeile darunter steht auch schon "Hier sind ausschließlich Fälle aufgelistet, die dem RKI über den Meldeweg oder offizielle Quellen mitgeteilt wurden. Da es sich um eine sehr dynamische Situation handelt, kann es zu Abweichungen zwischen der RKI-Tabelle und Angaben anderer Stellen, etwa der betroffenen Bundesländer, kommen."

Da würde ich jetzt nichts verschwörungstheoretisches hereininterpretieren. Die Situation ist einfach nur für alle Beteiligten unübersichtlich. Ich gehe davon aus, dass das RKI sein Bestmöglichstes tut.
Wie viele Leute letzten Endes aktuell genau erkrankt sind ist für mich als Bundesbürger sowieso recht irrelevant. Nützlicher und wichtiger finde ich da die Informationen auf der rechten Seite der Homepage.

Spoiler

Mal ein kurzer Exkurs.
Wir wissen ja nun das wir alle sterben müssen.
Hier nun ein kleiner Tipp, musikalisch verpackt, wie man das Ende noch etwas hinauszögern kann.

https://www.facebook.com/izzymagazine/videos/250080452663435/

Eine nette Idee, wie ich finde.

gastric schrieb:Bekommen die heimfaulenzer, weil sie nicht von zu hause aus arbeiten können dann nichts? Ich wäre so ein fall. Als techniker für mich unmöglich die gerätschaften zu hause zu betreiben und ohne neue messdaten kann ich auch nichts auswerten. Home office ist für mich mal einen tag möglich, aber ganz sicher keine 2 wochen und mehr.

Geht mir ähnlich.
Ich kann zwar vieles oder eigentlich alles von zu Hause machen und tue das in der Regel auch aber bestimmte Dinge die z. B. schriftliche Vertragsunterzeichnungen verlangen, könnte ich in dem Falle nicht erledigen, weil nicht jeder Kunde die benötigte Hardware hat und mündliche Vereinbarungen bei Großkunden ungern behandelt werden. Bei uns wurde es jetzt intern so geklärt, dass die Lohnauszahlung ungeachtet der möglichen Diensteinschränkungen im Kundensupport durch eine Quarantäne fortgesetzt wird, selbst wenn die Arbeitsfähigkeit nicht eingeschränkt ist und den Kunden wurde mitgeteilt, dass es aufgrund der aktuellen Entwicklungen zu Verzögerungen in der Bearbeitung kommen kann. Die Frage ist halt, kann sich das ein kleiner Betrieb leisten, wenn die Hälfte seiner Mitarbeiter praktisch nichts beitragen kann.

Ich empfände es als entlastend, auch für die Ruhe der Bevölkerung, wenn es zu den Finanzierungen betroffener Unternehmen konkrete Ansagen gäbe. Es ist ja nicht so als hänge der eigene Arsch nicht irgendwo mit auf dem sinkenden Boot.

Kältezeit schrieb:Doch, ist es. Zumal man in der Freien auch die Möglichkeit hat, Gehaltserhöhungen zu diskutieren oder irgendwie am Umsatz des Unternehmens beteiligt zu werden. Dafür gibt es aber durchaus andere Nachteile.

ja am Umsatz oder eben auch an Umsatzeinbußen, wie eben jetzt gerade.

gastric schrieb:Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich im öffentlichen dienst eine abschlagszahlung statt des vollen lohns bekommen habe und das traff nicht nur mich, sondern bspw auch meine seit jahren dort beschäftigte kollegin.

hm das kenne ich nur aus der Gastro...

Flagstaff schrieb:Ich empfände es als entlastend, auch für die Ruhe der Bevölkerung, wenn es zu den Finanzierungen betroffener Unternehmen konkrete Ansagen gäbe. Es ist ja nicht so als hänge der eigene Arsch nicht irgendwo mit auf dem sinkenden Boot.

eine konkrete Ansprach direkt von der Kanzlerin ...ähnlich wie die letzte Nacht von Trump. Aber das läuft eben bei den Amis wohl doch alles etwas emotionaler bzw., präsidialer ab....
Bei uns gibt’s eben nur ne kleine Pressekonferenz zwischen Tür und Angel...

Carietta schrieb:Ich hatte aber echt ein wenig Schiss heute, dass ich in Quarantäne muss. Ist aber zum Glück noch nicht so. Ich hoffe es ist wirklich nur eine Erkältung und ich bin in einer Woche wieder fit.

Denkst du denn, du könntest dich angesteckt haben? Die Infektionswege sind mittlerweile ja überhaupt nicht mehr nachvollziehbar und das Argument "Lassen sie sich nur testen, wenn sie in einer Risikoregion waren bzw. Kontakt zu einer Risikoperson hatten" greift längst nicht mehr.

Ich wünsch mal gute Besserung und hoffe, dass es nur bei einem einfachen Schnupfen bleibt.

knopper schrieb:ja am Umsatz oder eben auch an Umsatzeinbußen, wie eben jetzt gerade.

Den man ja vlt. kurzzeitig selbst stemmen kann, wenn man sonst viel mehr verdient hat.

Und nein, das ist ein Scherz, das verlange ich nicht. Ich will damit nur sagen, dass dein Vergleich halt einfach nur tierisch hinkt.