Gendern zur Pflicht machen?

@cachalot

cachalot schrieb:Was gruselt es mich wenn englische Verben deutsch konjugiert werden. „Das deleten wir mal“. Ist heute schon „normaler“ Sprachgebrauch. Mir rollen sich da die Fußnägel. Mit dem Gendern sollte es genauso sein. Lasst die Zeit und Mehrheit entscheiden.

Sprache an sich ist seit jeher von gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen geprägt. Der Veränderungprozess ist fließend. Wird ein bestimmter Sprachgebrauch verpflichtend, führt dies zu einer Machtausübung im Sinne von George Orwell.:

Ein bekanntes Beispiel aus der Literatur für den Versuch, durch Sprache Einfluss auf das Denken der Bevölkerung auszuüben, ist der 1949 veröffentlichte Roman 1984 von George Orwell. In diesem Werk wird ein fiktives diktatorisch herrschendes Regime beschrieben, das eine vorgeschriebene konstruierte Sprache namens „Neusprech“ einsetzt, um die Kommunikation und das Denken der Bevölkerung in enge, kontrollierte Bahnen zu lenken.

Quelle


Die inflationäre Verwendung von Anglizismen ist mir auch ein Gräuel.

Ich verstehe sowieso nicht, warum es immer gleich hysterisch werden muss und von Pflicht, Zwang etc. geschrieben werden muss.
Hier geht es um eine blöde Umfrage, eine mögliche Genderpflicht auf Allmy betreffend.

Es gibt nirgends eine generelle Pflicht zu Gendern. Man kann sich die Aufregung also sparen.

ansonsten findet ihr alles hier
Gendern im Gespräch

schon mal durchgekaut

@Luminita

.Bei der Berufswahl spielen ganz andere Faktoren eine Rolle
Diese Darstellung ist bemerkenswert. Denn in Wahrheit waren die Effekte der Benennungen, wie oben dargelegt, mal absolut winzig, mal statistisch gesehen nicht vorhanden. Zur Erinnerung: Die Werte lagen auf einer Skala von 1 bis 5 gerade mal um 0,07 bis 0,26 höher als beim generischen Maskulinum.
Das wurde getestet: In einem ersten Experiment sollten die Kinder das Einkommen in verschiedenen Berufen schätzen (1 = sehr wenig, 5 = sehr viel). Geringere Wert interpretierten die Studienautoren dann als eine höhere „Zugänglichkeit“ zum Beruf. In einem zweiten Experiment gaben die Kinder auf einer Skala von 1 bis 5 an, wie zuversichtlich sie sind, als Erwachsene eine Qualifikationsprüfung für einen Beruf wie z.B. Ingenieur oder Maurer zu bestehen.
Bemerkenswert ist neben den winzigen – oder gar nicht vorhandenen – Gendereffekten die Wahl einiger Berufsbezeichnungen. Begriffe wie „Feuerwehrmänner“ oder „Geschäftsmänner“ sind stark sexusmarkiert und keine generischen Maskulina. Das ist nicht nur

wissenschaftlich unseriös bei einer Studie, die vorgibt, das generische Maskulinum untersucht zu haben. Wenn man der Logik des Tests folgt, ist es auch psychologisch relevant. Denn dass kleine Mädchen Probleme haben dürften, sich als „Feuerwehrmänner“ oder „Geschäftsmänner“ zu sehen, ist zu erwarten. Berücksichtigt man dies, fallen die gemessenen winzigen Effekte natürlich noch geringer aus.

Genderbefürworter zitieren die Studie üblicherweise so, als sei mit ihr etwas bewiesen. Dabei übersehen sie aber nicht nur die verschwindend geringen Effekte in einem einzelnen, nicht wiederholten Laborexperiment mit zweifelhaften Fragestellungen und zum Teil inadäquaten Begriffen. Sie übersehen vor allem die eigentlich relevanten Größen. Welche Faktoren bei der Berufswahl eine Rolle spielen, ist aus der Sozialforschung bekannt: Sozialer Hintergrund, Schulabschluss, Arbeitsplatzsicherheit, Verdienstaussichten, Talente, Neigungen und Interessen, der Rat der Eltern und in bestimmten Fällen auch der Beruf eines Elternteils sind einige davon. Dass ein im Laborexperiment gemessener spontaner Spracheffekt auf ein angebliches „Sich-Zutrauen“ hier noch einen nennenswerten Faktor darstellt, erscheint äußert unwahrscheinlich.
Wer diese Studie zitiert, geht üblicherweise darüber hinweg, dass die Studienautoren selbst genau diese und weitere Einschränkungen machen: Faktoren wie sozioökonomischer Hintergrund, Interesse und Intelligenz dürften nicht außer Acht gelassen werden, wenn man versuche, Berufswahlentscheidungen zu verstehen, schreiben sie. Und auch berufliche Interessen dürfe man nicht vernachlässigen. Nötig seien Wiederholungen des Tests, Langzeitstudien (sogenannte Längsschnittstudien) und so weiter.

Die Mehrheit der jungen Anwälte in Deutschland sind Frauen
Dass sich Frauen nicht davon abhalten lassen, einen Berufsweg einzuschlagen, weil generische Maskulina im allgemeinen Sprachgebrauch und in den Medien gängig sind, zeigen indes die wirklich belastbaren Daten. Von der Grundschule bis zum Gymnasium dominieren Frauen in allen Schulformen mit insgesamt 73,4 Prozent den Lehrerberuf. Etwa 70 Prozent der Medizinstudenten sind weiblich, 72 Prozent der Apotheker in Deutschland sind Frauen und ebenso die Mehrheit der junge Anwälte bei ihrer Erstzulassung.

https://www.berliner-zeitung.de/open-source/streit-ums-gendern-nein-die-deutsche-sprache-diskriminiert-frauen-nicht-li.246245

Tanne schrieb:Was ist so schwer am "gendern"?

Für mich ist das keine Frage des Schwieigkeitsgrades, sondern der Gewohnheit. Gerade im Freizeitbereich sollte sich jeder so ausdrücken, wir er es möchte, solange keinen konkreten Beleidigungen dabei vorkommen. Und wenn sich jemand beleidigt fühlt, weil ich Mannschaft statt Team schreibe, dann ist das in meinen Augen übertrieben.

@EnyaVanBran

EnyaVanBran schrieb:Für mich ist das keine Frage des Schwieigkeitsgrades, sondern der Gewohnheit. Gerade im Freizeitbereich sollte sich jeder so ausdrücken, wir er es möchte, solange keinen konkreten Beleidigungen dabei vorkommen. Und wenn sich jemand beleidigt fühlt, weil ich Mannschaft statt Team schreibe, dann ist das in meinen Augen übertrieben.

Das ist vollkommen korrekt, du bringst es gut auf den Punkt.
Wenn aber eine andere Person sich ungenügend ausdrückt, gibt es nun einmal nur eine mangelhafte Note, oder wahlweise (in dem Falle meine) eine Rüge.

Ja oder : "Das macht mich weird. Da bin ich total lost."

Was ich aber gerade so überlege...
Wenn Gendern zur Pflicht würde, müsste dann nicht auch eine Pflicht her, dass alle Menschen Veganer werden müssen
Das ist schließlich genau so eine (nicht böse gemeint!) "Minderheit", die mehr Beachtung verdient hätte, auch wenn ich persönlich nicht dazu gehöre.
Daraus folgt dann wiederum die Frage, was man noch alles unter "Zwang" setzen müsste?

Wie gesagt, ich halte Gendern für geistlosen Quatsch, ebenso wie die Rechtschreibreform.
Wenn ich sehe, wie viele Leute überhaupt keine Rechtschreibung beherrschen, muss ich erkennen, dass eine Pflicht, vieles anders zu schreiben, auch nichts daran ändert.
Durch das Gendern wird dies m.M.n. sogar noch verstärkt.

Ich komme beruflich mit sehr vielen Menschen in Berührung und NOCH NIE (in Worten NIE!) hat mich jemand korrigiert, wenn ich nicht gendere oder dies eingefordert. Warum sollte ich also grundlos etwas ändern, das ich ohnehin ablehne und für sinnlos halte?

Gucky.

Tanne schrieb:Wenn aber eine andere Person sich ungenügend ausdrückt, gibt es nun einmal nur eine mangelhafte Note, oder wahlweise (in dem Falle meine) eine Rüge.

Man muss eben zwischen gesetzlichen Vorgaben/Anregungen und Freizeit unterscheiden. Hier steht ja die Frage im Raum, ob gendern auf Allmy Pflicht werden sollte. Und da bin ich zu 100% dagegen.

@EnyaVanBran

Es ist vielmehr eine moralische denn gesetzliche Frage.
Wer sind wir und wo wollen wir hin?

In Finnland löst man dieses Problem etwas anders:

Schon vor ein paar Wochen hat Finnland eine Kampagne gestartet, mit der die Gleichstellung gefördert werden soll. Gleiche Chancen für alle, unabhängig von Geschlecht, Herkunft und sozialem Background, das ist einer der Grundpfeiler der finnischen Gesellschaft und ohne Frage etwas, das auf dem ganzen Erdball erstrebenswert wäre. Leider sieht die Realität oftmals noch ganz anders aus. Dem wollen die Finnen nun also auf eine, wie ich finde, sehr charmante Art und Weise entgegenwirken. Denn in Finnland gibt es kein „er“ oder „sie“, sondern es heißt einfach nur hän.

Ein einfaches Beispiel dazu: Während der Satz im Deutschen entweder „Er singt im Chor“ oder „Sie singt im Chor“ heißt, lautet es im Finnischen in beiden Fällen einfach nur „Hän laulaa kuorossa“.

der Blogbeitrag ist von 2019. Die Aktion scheint hier nicht so angekommen zu sein, schade.

Was in Finnland schon seit jeher wunderbar funktioniert, soll nun also auch anderen Ländern nähergebracht werden. Im Rahmen der hän-Kampagne ist das Personalpronomen mittlerweile auf diversen Plakaten zu finden, die unter anderem in der deutschen Hauptstadt Berlin hängen, aber auch in London und Brüssel. Die Kampagne wird in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Schwedisch gefahren.

https://www.finntouch.de/2019/06/30/einfach-nur-haen-gleichstellung-auf-finnisch/


Auf jeden Fall hat man mit Hilfe des Personalpronomens "hän" diese Problematiken nicht mehr. Ob Frau oder Mann: 'hän' ist Arzt.

(Die deutschen Artikel -der/die/das- wären vllt. auch noch ein Thema, aber das geht wohl OT.)

92% halten Zwang für eine schlechte Idee, damit müssen die restlichen 8% auch leben. Ich bin mir sicher, sie schaffen das.

IngwerteeImke schrieb:Wer sich von einem Ampelpärchen provoziert fühlt und deswegen einen Unfall baut, dem sollte man den Führerschein abnehmen.

Man kann es aber auch lassen, es überhaupt erst zu solchen Provokationen kommen zu lassen. Nicht der Fahrer sollte allein in dem Fall verantwortlich gemacht werden, sondern auch Diejenigen, die eine Verkehrsampel mit ihren eigenen Ideologien optisch abändern wollen, nur um irgendein Statement zu setzen, das nun einfach mal nix im Straßenverkehr zu suchen hat! Bei einer Fußgängerampel benötigt es schlichtweg einen humanoiden Körper, der klar und deutlich zeigt: "ich gehe - ich stehe!" Und kein Liebespärchen, ganz egal ob schwul, lesbisch oder hetero!

Tanne schrieb:Wer sind wir und wo wollen wir hin?

Ich bin mit dieser Frage aber völlig im Reinen. Ich bin da, wo ich hin möchte. Ich benötige kein Gendern, um mich als Frau vollwertig zu fühlen.

Ich frage mich, woran es liegt, dass einige (vornehmlich Frauen?) benachteiligt fühlen, wenn ihr Geschlecht nicht genannt wird?
Minderwertigkeitskomplexe oder etwas ähnliches? Da hilft dann auch kein Gendern, der Grund dafür dürfte woanders liegen.

Gucky.

@EnyaVanBran

Und du denkst dabei auch an den Rest der Menschheit, oder ist das nur reiner Egoismus?

Kephalopyr schrieb:Man kann es aber auch lassen, es überhaupt erst zu solchen Provokationen kommen zu lassen. Nicht der Fahrer sollte allein in dem Fall verantwortlich gemacht werden, sondern auch Diejenigen, die eine Verkehrsampel mit ihren eigenen Ideologien optisch abändern wollen, nur um irgendein Statement zu setzen, das nun einfach mal nix im Straßenverkehr zu suchen hat! Bei einer Fußgängerampel benötigt es schlichtweg einen humanoiden Körper, der klar und deutlich zeigt: "ich gehe - ich stehe!" Und kein Liebespärchen, ganz egal ob schwul, lesbisch oder hetero!

und warum? Wenn man so ein Zeichen setzen kann und die eigentliche Funktion (grün/rot) erhalten bleibt, wieso sollte dies dazu führen, dass sich jemand provoziert fühlt? Wäre dann nicht DAS das eigentliche Problem in dieser Gesellschaft?
Und seit wann gucken Autofahrer auf die Fußgängerampel und bauen dann Unfälle, wenn dort irgendwas anderes als "grün" zu sehen ist?

Gucky87 schrieb:Ich frage mich, woran es liegt, dass einige (vornehmlich Frauen?) benachteiligt fühlen, wenn ihr Geschlecht nicht genannt wird?
Minderwertigkeitskomplexe oder etwas ähnliches? Da hilft dann auch kein Gendern, der Grund dafür dürfte woanders liegen.

eher weniger. Aber schön, dass diese Annahme andauernd wiederholt wird, gibt ja keine anderen Möglichkeiten, man setzt sich für Gleichberechtigung, Gleichbehandlung ein, weil man Minderwertigkeitskomplexe oder kein Selbstwertgefühl hat. Alles klar.

2000 Jahre nach Christus ist in den Köpfen der Gesellschaft die Diversität der Geschlechter immer noch nicht angekommen.

Gucky87 schrieb:Wenn Gendern zur Pflicht würde, müsste dann nicht auch eine Pflicht her, dass alle Menschen Veganer werden müssen
Das ist schließlich genau so eine (nicht böse gemeint!) "Minderheit", die mehr Beachtung verdient hätte, auch wenn ich persönlich nicht dazu gehöre.

Der Vergleich ist ausgemachter Blödsinn.
Eine Transperson, die von dir mit dem richtigen Geschlecht angesprochen werden möchte, verlangt doch nicht, dass du auch trans wirst.

Snayder schrieb:im Sinne von George Orwell.:

Ich fürchte, du hast Orwell nicht verstanden, oder missbrauchst ihn absichtlich...

Tussinelda schrieb:Es gibt nirgends eine generelle Pflicht zu Gendern. Man kann sich die Aufregung also sparen.

Aber nicht doch, gleich nach Armageddon kommt das Gendern.

Gucky87 schrieb:Ich frage mich, woran es liegt, dass einige (vornehmlich Frauen?) benachteiligt fühlen, wenn ihr Geschlecht nicht genannt wird?

Hm? Ich , als Frauenzimmer, brauche das wirklich nicht. Ich weiß, dass es Pilotinnen gibt, sowie Lehrerinnen, Metzgerinnen und sogar Astronautinnen. Auch meine Tochter geb. 1984 wusste, dass sie Tierärztin werden will und nicht Tierarzt. So ging es ihren Freundinnen auch. Ich hab extra in ihrem alten "Freundebuch" nachgesehen, da war sogar Astronautin als Berufswunsch dabei.

Gucky87 schrieb:Ich frage mich, woran es liegt, dass einige (vornehmlich Frauen?) benachteiligt fühlen, wenn ihr Geschlecht nicht genannt wird?
Minderwertigkeitskomplexe oder etwas ähnliches? Da hilft dann auch kein Gendern, der Grund dafür dürfte woanders liegen.

Das nenne ich mal einen wirklich frauenfeindlichen Beitrag.
Erstaunlich, wie viele Menschen geistig noch in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts stecken.

Frau.N.Zimmer schrieb:Auch meine Tochter geb. 1984 wusste, dass sie Tierärztin werden will und nicht Tierarzt. So ging es ihren Freundinnen auch. Ich hab extra in ihrem alten "Freundebuch" nachgesehen, da war sogar Astronautin als Berufswunsch dabei.

Was genau willst du damit sagen?
Dass deine Tochter und ihre Freundinnen gendern und du nicht?

Gucky87 schrieb:Da hilft dann auch kein Gendern, der Grund dafür dürfte woanders liegen.

So ist es und deshalb bedarf es nirgendwo einer versteckten oder offensichtlichen Pflicht des Genderns. Ich finde es echt schlimm, wenn manche Leute sogar ihren Job dadurch verlieren, oder irgendeine Abschlussarbeit im Studium nicht zählen könnte, NUR weil sie nicht gendern.