Postmortem Fotografie

Der dritte Buchstabe könnte durchaus ein E sein. Vergleiche diesen Buchstaben mal, mit dem O in der Mitte und dem A am Ende. Ich denke, dass ist schon ein Unterschied. Vor dem H ist ein Buchstabe, den ich als R bezeichnet habe, aber das könnte halt auch ein C sein..

noch ein Erinnerungsfoto aus Deutschland, ca. Anfang des 20. Jahrhunderts,
Trauernde Familie am Totenbett der jung verstorbenen Mutter/Ehegattin.


Original anzeigen (1,3 MB)

Ach wie traurig dieses Bild doch ist. Das Mädchen schaut so verloren drein :(

Ich denke es war halt damals so Brauch, wenn es den Menschen geholfen hat. Wenn die Verstorbenen aussehen wie wenn sie schlafen, finde ich es ok.

Was ich "ekelig" finde wenn sie Augen offen haben.

und ganz grausam - wenn die lebenden Geschwister neben die toten Geschwister gesetzt werden - wie traumatisch muss dass für die Kinder gewesen sein...

zum Teil wurde hinter die Toten Gestelle gestellt an denen sie festgebunden waren, damit sie nicht umfallen...

was die Menschen sich haben alles einfallen lassen...

musikengel schrieb:zum Teil wurde hinter die Toten Gestelle gestellt an denen sie festgebunden waren, damit sie nicht umfallen...

Nein, das wurden sie nicht. Diese Gestelle wurden bei Lebenden eingesetzt. Diese Gestelle koennten einen Toten gar nicht aufrecht halten.

musikengel schrieb:und ganz grausam - wenn die lebenden Geschwister neben die toten Geschwister gesetzt werden - wie traumatisch muss dass für die Kinder gewesen sein...

Warum findest du das grausam? Es waren doch ihre Geschwister mit denen sie gelebt haben und deren Sterben sie vermutlich auch mitbekommen haben. Warum sollen sie sich nicht verabschieden können?

Wenn heute Kinder oder Erwachsene in Hospizen bzw zuhause sterben legen auch immer mehr Angehörige Wert darauf dass sich verabschiedet werden kann, das hilft eher bei der Trauerarbeit als dass es traumatisiert.

@Häresie
eigentlich hast Du Recht. Aus der Sicht habe ich es noch nicht gesehen.
heutezutage nehmen ja Geschwister Abschied.., dass ist auch gut so..nur sie werden damit nicht mehr fotografiert.
ich selbst habe einmal als Kind - als die Eltern nicht da waren - den Wohnzimmerschrank untersucht und bin dabei auf eine Fotografie des verstorbenen Großvaters im offenen Sarg gestoßen - na dass war ein Schreck - ich bin nie wieder an irgendwelche Schränke gegangen...
wie Kinder so sind...

@musikengel
Ich habe neulich einen Artikel gelesen, in dem der Abschied von einer verstorbenen Mutter beschrieben wurde. Die Mutter lag aufgebahrt im offenen Sarg, und ihr Kind (lass es vier gewesen sein, allerhoechstens) spielte daneben im Zimmer. Gelegentlich ging es zu der Mutter hin, dann spielte es wieder, verliess mal den Raum. Der Umgang mit der Toten war voellig entspannt und natuerlich - und warum auch nicht? Kinder koennen mit dem Tod nichts anfangen! Er hat nichts Beaengstigendes fuer sie. Das ist wie bei Spinnen - ein Kind reagiert auf Spinnen so, wie es ihm anerzogen wird!

Und zu der Zeit, wo der Grossteil dieser PM-Fotos gemacht wurde, hatten die Menschen noch einen ganz anderen Umgang mit dem Tod. Er wurde nicht tabuisiert, gestorben wurde zu Hause, man hat die Menschen selbst hergerichtet. Der Tod war ein Teil vom Leben, nichts, was schreckt und ekelt wie heute!

@musikengel

zum Teil wurde hinter die Toten Gestelle gestellt an denen sie festgebunden waren, damit sie nicht umfallen...

Ich sehe, Du bist neu hier, daher kannst Du wphl nicht wissen, dass wir dieses Thema schon vor einiger Zeit diskutierten und dabei raus fanden, dass es ein Ammenmärchen ist. Diese Gestelle gab es für die Lebenden, denn die damaligen Belichtungszeiten waren sehr lang, und so konnte man eben länger eine starre Position halten.

Ebenso gab es auf dem Gebiet der Postmortem Fotografie auch schon mal Betrüger, die dann künstliche PM Fotos erstellten und eben u.a. den Unsinn von dem Gestell vortäuschten, um ihre "unheimlichen" Fotos von angeblich aufrecht stehenden Toten glaubhaft erscheinen zu lassen.

off-peak schrieb:Ebenso gab es auf dem Gebiet der Postmortem Fotografie auch schon mal Betrüger, die dann künstliche PM Fotos erstellten und eben u.a. den Unsinn von dem Gestell vortäuschten, um ihre "unheimlichen" Fotos von angeblich aufrecht stehenden Toten glaubhaft erscheinen zu lassen.

Nicht nur das. Das Gestell wird ja geradezu als untruegliches Zeichen fuer ein PM-Foto gehandelt, weil man mit PM Fotos auf Ebay deutlich mehr verdienen kann als mit Fotos von lebenden Menschen!

musikengel schrieb: bin dabei auf eine Fotografie des verstorbenen Großvaters im offenen Sarg gestoßen - na dass war ein Schreck

Na das glaube ich dir, so unvorbereitet war das bestimmt nicht schön.

Ich habe mir früher überhaupt keine Gedanken darüber gemacht ob das wichtig ist sich zu verabschieden, wenn jemand gestorben ist.

Aber das ist es. Als meine Großmutter verstorben ist machte mein Großvater gerade ein kleines Mittagsschläfchen. Die im Haus wohnende Schwiegertochter holte zwar den Notfallwagen aber weckte den Opa nicht um ihn nicht aufzuregen. Der Notarzt nahm die Großmutter mit ins nächste Krankenhaus und mein Opa sah seine Frau mit der er 60 Jahre verheiratet war nie wieder. Zur Beerdigung wurde er auch nicht mitgenommen, da er nicht laufen konnte wg. einer schlecht verheilten gebrochenen Hüfte.

Er hat das nie verstanden dass seine Frau verstorben ist, er hat sie gesucht und kam ganz schlecht damit zurecht. Bin heute noch sauer auf meine Tante.

@Häresie
Das ist ja ganz fuerchterlich! :(

@Alarmi

Das finde ich auch. So lange hätten sie doch wirklich warten können.

@off-peak
ok. danke für Deine Nachricht. Ich meine es so gelesen zu haben. Lass mich gerne korrigieren. Was "schockt" euch bei solchen Bildern am Meisten ? Mich die offenen Augen.

@musikengel

Mich schockt daran gar nichts. Diese Menschen sind halt einfach tot.
Und Augen können im Sterben jede mögliche Position einnehmen. Normalerweise versucht man ja auch, sie so schnell wie möglich zu schließen. Denn gerade Augen lassen Menschen besonders lebendig erscheinen. Diese Diskrepenz zwischen dem, was man weiß, "der ist tot", und dem, was man fühlt, "ui, er guckt ja noch", kann schon ziemlich irritierend sein.

Ich denke aber, dass es gerade unsere Nichterfahrungen mit dem Tod und den Toten ist, die dazu führt, dass viele Menschen von solchen Bildern geschockt sind. Der Tod ist in der Tat eine Sache, der wir alle gerne ausweichen würden, aber nicht können. Daher haben sich im Laufe der Zeit mentale und geistige Mechanismen entwickelt, den Tod irgendwie aus dem Denken und dem sozialen Leben auszulagern. Ihn professionell anderen zu überlassen. ZB Krankenhäusern und Bestattern. Verstorbene liegen einfach nicht mehr tagelang zu Hause rum. Es kommen auch keine Verwandten mehr, um sich noch einmal zu verabschieden. Wir setzen auch die trauernden Familienmitglieder nicht neben die Leiche und machen ein Foto.

Stattdessen wird die Leiche möglichst schnell möglichst hygienisch entsorgt.

In Zeiten, in denen das noch nicht möglich war, hielt man den Tod eben auch zu Hause aus. Man musste es einfach. Hielt Totenwache. Ein Brauch, der entstand, weil Leute damals wie heute nichts so sehr fürchteten, wie lebendig begraben zu werden. Nach drei Tagen Totenwache kann man sich eigentlich ziemlich sicher sein, dass ein Verstorbener auch wirklich tot ist.

Erst das Auslagern des Sterbens und des Todes aus der Familie machte es möglich, beides ziemlich weit weg von sich zu schieben. Was dann eben Totenbilder heute makaber oder eklig oder grauslich erscheinen lässt.

@off-peak
ja , aus der Sicht habe ich es auch noch nicht gesehen, es ist nur irgendwie trotzdem etwas "gruselig" einem toten Kind - zum Beispiel - in die Augen zu sehen. Wenn sie zu sind und sie sehen aus wie wenn sie schlafen ok. - dann macht es mir nichts.

der andere Umgang mit dem Tod, - hast du auch Recht - als ich ein Kind war - Jahrgang 62, bin ich zu seinem Mädchen aus der Nachbarschaft zum Spielen gelaufen, ich war vieleicht 8 Jahre alt, es war nur um die Ecke - geklingelt - mir wurde aufgemacht - und im Flur direkt vor mir - Stand ein Sarg der war zu - mit dem verstorbenen Opa des Mädchens. Meine Mutter wusste davon nichts, und die haben mich - meine Mutter - nicht vorgewarnt. Damit meine ich , sie hätte mich dann darauf vorbereiten können. Ich bin ganz schön erschrocken. Zu dieser Zeit wurden die Verstorbenen noch ein paar Tage zu Hause gelassen und dann ging die Trauerprozedur - durch das ganze Ort zum Friedhof.

Auch auf dem Weg zur Grundschule - lief man an einem Bauernhof vorbei - da wurde gerade geschlachtet, das tote Schwein aufgehängt zum Ausbluten - diesen Geruch und den Anblick vergisst man nie - es waren andere Zeiten. Es war halt so und fertig. Da wurde nicht groß Rücksicht darauf genommen, was ein Kind - junges Kind - da sieht oder nicht.

Viele auf diesen Postmortem Bilder sehen einfach nur auch sehr friedlich und schön aus...

Es war einfach ein anderer Umgang mit dem Leben und dem Tod.

@musikengel

Es war einfach ein anderer Umgang mit dem Leben und dem Tod.

Richtig. Und ich finde, wenn man sich zu Lebzeiten damit abfindet, kommt einem das eigene Ende nicht mehr ganz so schlimm oder unvorstellbar vor.

Alarmi schrieb am 06.04.2018:Postmortem Fotografie
06.04.2018 um 13:49
@musikengel
Ich habe neulich einen Artikel gelesen, in dem der Abschied von einer verstorbenen Mutter beschrieben wurde. Die Mutter lag aufgebahrt im offenen Sarg, und ihr Kind (lass es vier gewesen sein, allerhoechstens) spielte daneben im Zimmer. Gelegentlich ging es zu der Mutter hin, dann spielte es wieder, verliess mal den Raum. Der Umgang mit der Toten war voellig entspannt und natuerlich - und warum auch nicht? Kinder koennen mit dem Tod nichts anfangen! Er hat nichts Beaengstigendes fuer sie. Das ist wie bei Spinnen - ein Kind reagiert auf Spinnen so, wie es ihm anerzogen wird!

Und zu der Zeit, wo der Grossteil dieser PM-Fotos gemacht wurde, hatten die Menschen noch einen ganz anderen Umgang mit dem Tod. Er wurde nicht tabuisiert, gestorben wurde zu Hause, man hat die Menschen selbst hergerichtet. Der Tod war ein Teil vom Leben, nichts, was schreckt und ekelt wie heute!

@Alarmi
Ich erinnere mich auch daran, ich meine auch das Bild und seine Geschichte vor längerer Zeit in diesem Threat gepostet zu haben.
Ein sehr schönes und eindrucksvolles Bild, gleichzeitig Beispiel wie ungezwungen und frei von Ängsten Kinder mit dem Tod eines Angehörigen umgehen können, wenn man sie nur lässt.

Ich fand auch dieses Bild jetzt in einem Artikel über eine Trauerbegleiterin,
die von Ihren Erfahrungen und Einsätzen berichtet:


Original anzeigen (0,3 MB)

Trauriger Hintergrund, eine junge Mutter hat sich das Leben genommen, sie war mit dem frühen Tod ihres Ehemannes nicht
fertig geworden.
Mit Hilfe der Trauerbegleiterin wurde den verwaisten Kindern Gelegenheit gegeben am offenen Sarg von der Mutter Abschied zu nehmen.
Sie gaben der Mutter Kuscheltiere mit und bemalten den Sarg bunt.

Wie gesagt, Kinder gestalten den Abschied von einem verstorbenen Familienmitglied so. wie es Ihnen anerzogen und vorgelebt wird.
In diesem Fall von einer erfahrenen Person, die genau weiß was zu tun ist. eben der Trauerbegleiterin

cute_lenore schrieb:Ich fand auch dieses Bild jetzt in einem Artikel über eine Trauerbegleiterin,
die von Ihren Erfahrungen und Einsätzen berichtet:

Magst du den Artikel verlinken?
Thx :)

gerne;

http://www.dw.com/de/familien-trauerbegleiterin-traurigkeit-ist-keine-krankheit/a-41798811