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Postmortem Fotografie

7.284 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Trauer, Memento Mori, Bilder Von Toten ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Postmortem Fotografie

02.06.2020 um 14:17
Zitat von cute_lenorecute_lenore schrieb:Die damals hohe Kindersterblichkeit veranschaulicht sehr schön die Vita einer Verstorbenen, deren Totenportrait ich in einem anderen Archiv fand.
Sie selber starb 1698 mit immerhin 58 Jahren, für damalige Verhältnisse sicher ein hohes Alter.
Mit 16 heiratete sie und gebar 11 Kinder. Von denen nur 3, eine Tochter, zwei Söhne, das Erwachsenenalter erreichten.
2 ihrer Kinder starben am Tage der Geburt, die übrigen wurden lediglich zwischen wenigen Monaten und 6 Jahren alt.

Bemerkenswert finde ich auch, daß sie selber diese hohe Zahl an Entbindungen unbeschadet überstand.
Auch das war damals nicht selbstverständlich.

Oft liest man unter alten Totenbildern die traurigen Zeilen
"...verstarb bei der Geburt ihres ...Kindes
Ja, die Kindersterblichkeit war enorm, was nicht zuletzt der schlechten ärztlichen Versorgung geschuldet war. Gab es halt damals in dem Umfang noch nicht.
Beachtlich finde ich die von dir geschilderte Vita allerdings auch. War sicherlich keine Frau aus ärmlichen Verhältnissen, wenn sie die Anzahl der Geburten so unbeschadet überstanden hat.
Dennoch macht es mich auch immer etwas traurig zu lesen, wie sehr die Frauen damals kämpfen mussten um ein Kind gebären zu können und es im Anschluss aufziehen zu können.

Danke für den interessanten Bericht.
Finde es, auch bezogen auf das eigene gegenwärtige Dasein, immer aufschlussreich wie sehr der Tod ins Leben eingebunden werden kann und eben nicht nur Trauer hinterlässt - sondern auch schöne Andenken und visuelle Eindrücke eines Menschen, den man liebte und verehrte.


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Postmortem Fotografie

02.06.2020 um 14:50
@Streuselchen
gerne ;)

Ich finde es auch sehr schön, wenn es zu den Totenportraits die entsprechenden Hintergrundinformationen gibt.
Man erfährt mehr über die Hintergründe des Todes und der Lebensumstände des Verstorbenen.

Es ist sicher nicht von der Hand zu weisen, daß die sich Wohlhabenden damals nicht nur die bessere ärztliche Versorgung und Betreuung leisten konnten, sondern auch mehr Sauberkeit und Hygiene herrschte.
Trotzdem gab es damals Probleme und Komplikationen, gegen die auch die besten Ärzte und Geburtshelferinnen machtlos sind.
Da schließt sich auch dieser Kreis wieder, das der Tod keine Standesunterschiede kennt.

hier im Nachgang noch das letzte Portrait der oben erwähnten Dame:
Maria Dorothea Sophia zu Oettingen-Oettingen (* 29. Dezember 1639 in Oettingen; † 29. Juni 1698 in Nürtingen)
44b6a5c921

das Totenbett ist überwiegend nur als schwarze Fläche dargestellt. Wodurch im Kontrast zur hellen Totenkleidung sicher die Tote in den Vordergrung gerückt werden sollte. Das Leichenhemd auch gegenüber dem des Kindes eher Schlicht. Aufwendiger gearbeitet allein die Ärmel, der Schulterbereich und die Kopfbedeckung.
Ebenso wieder dargestellt die Engel über der Totenbahre.

Insgesamt ein sehr schönes Portrait, zumal man nun auch einiges mehr als nur den Namen über die Frau weiß.


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Postmortem Fotografie

02.06.2020 um 15:23
Zitat von cute_lenorecute_lenore schrieb:Sie selber starb 1698 mit immerhin 58 Jahren, für damalige Verhältnisse sicher ein hohes Alter.Mit 16 heiratete sie und gebar 11 Kinder.
Dieses Gerücht geht gerne um, ist aber nicht richtig. Selbst Mitglieder sogenannte Naturvölker schaffen ein Alter von ca 65, wenn die Gesundheit mitspielt.
Auch hierzulande war dieses Sterbealter doch schon normal, wenn die Gesundheit mitspielte. Es gab sogar etliche, die bis über siebzig kamen, einige wenige sogar die achtzig erreichten - das galt dann wirklich als alt.
Das waren allerdings primär Männer, denen es wirtschaftlich gut ging. Die sich gute Ernährung, gute Kleidung und gute Ärzte leisten konnten oder(und keine anstrengende Arbeit zu bewältigen hatten.
Im Gegensatz dazu sind 11 Geburten nicht gesundheitsfördernd, sondern körperlich sehr zehrend wobei ja meistens noch hinzu kam, dass sich diese Frauen auch arbeitsmäßig nicht schonen konnten. All das zollt natürlich seinen Tribut in Form von angeschlagener Gesundheit und früheren Tod.

Meine Oma (Jahrgang Ende 19 Jhdt) hatte, so weit ich das mit bekam, auch acht oder neun Kinder. Eins oder zwei sind gestorben. Die waren Bauern, Auch viel Arbeit, aber Essen gabs immer, auch ein Dach über dem Kopf und eine eingeheizte Bude im Winter. Ebenso fließend Wasser in Form eines Brunnen. Eine tolle Speisekammer, in der kein Lebensmittel verdarb, und später dann eine Kühlschrank. Zusammen mit aufkommender Sauberkeit und günstiger ärztlicher Versorgung wurden somit die Lebensbedingungen weitaus angenehmer und gesünder.
Meine Oma wurde dann auch 82. Trotz vieler Kinder.

Wobei auch heutzutage (fast) gesunde 80 nicht wirklich die Norm ist. So 70, 75 sind drin. Der Gewinn zu damals beträgt durchaus 10 - 15 Jahre, dennoch war es auch damals generell möglich, fast so alt zu werden wie heute. Wenn die Genetik und die Lebensumstände mitspielten.

Das statistisch ermittelte niedrige Lebensalter ergibt sich primär aus der hohen Kindersterblichkeit, wie ja das Beispiel dieser Frau deutlich zeigt. Aber wer die ersten zwei Lebensjahre schaffte, hatte sehr gute Chancen, die 25 zu erreichen, und wer die packte, nochmal gute Chancen, 60+ zu werden.


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02.06.2020 um 16:35
@off-peak

Auch wenn Du einige richtige Gedanken dazu äußerst möchte ich dem widersprechen.
Natürlich lag die niedrigere, statistische Lebenserwartung damals auch an der immens hohen Kindersterblichkeit.
Aber absolut gesehen war die Zahl der Leute die älter als Ende 50 oder wesentlich älter als 60 wurden doch wesentlich niedriger als gegenwärtig.
Unbestritten gab es sich auch Menschen die 80/90 oder 100 Jahre alt wurden, aber die Chance dahin zu kommen ist heute wesentlich höher.
Deshalb halte ich meine Aussage auch nicht für ein Gerücht ;)
Ich denke, wir liegen da beide ein Stück weit richtig ;)

...aber wir wollen hier jetzt auch nicht zu weit abschweifen und über die Tendenzen in der Lebenserwartung diskutieren bis wir von einem Admin "eingefangen" werden.

In diesem Zusammenhang hier noch ein sehr schönes Werk, das den Maler Tintoretto beim Portraitieren seiner Tochter auf dem Totenbett zeigt.
t6151b3da5f9b 0a6399db7b9d97023aecf14612

Er selber wurde 74 Jahre alt. Ein Vater der sein eigenes Kind beerdigen musste.
Die Todesursache der jungen Frau gilt als unbekannt, es wird aber vermutet, daß auch sie im Kindbett starb.


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Postmortem Fotografie

02.06.2020 um 17:05
@cute_lenore
meine Güte, wunderschön, die ganze Liebe und die ganze Trauer, Fassungslosigkeit in ein und dem selben Bild gefangen.....
ein unglaubliches Bild.


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02.06.2020 um 17:26
Zitat von cute_lenorecute_lenore schrieb:Er selber wurde 74 Jahre alt.
Na, das meine ich. Wer gesund war, konnte durchaus über 70 Jahre alt werden.


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02.06.2020 um 20:00
@off-peak
....oder jung im Kindbett sterben. Ich denke das Bild untermauert beide Interpretationen unserer kl. Diskussion oben ;)

das der Tod jeden Menschen und zu jeder Lebenszeit treffen kann, wie dicht sogar manchmal das sehr kurze, im Grunde noch gar nicht begonnene und das lange, erfüllte Leben zusammenliegen können zeigt doch das Bild, welches ich vor über einem Jahr hier postete:
die alte Frau mit einem toten Säugling im Arm aufgebahrt im Sarg. (Enkel und Großmutter ?)
https://www.allmystery.de/i/bc2b48c5f31d_SS-CEE-0870.jpg


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05.06.2020 um 09:18
auch hier wieder viele Palmen am Totenbett.

Wikipedia: Caroline Reuß zu Greiz


Louis Held - GroC39Fherzogin Caroline au


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05.06.2020 um 13:16
Diese Palmen waren im 19.Jahrhundert - Anfang 20. Jahrhundert sehr beliebt.


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05.06.2020 um 14:46
@vulpius
ich frage mich nur warum ?
aus dem christlichen Glauben, Wiederauferstehung...??


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05.06.2020 um 14:50
@musikengel

Nö,die standen einfach da im Wohnzimmer rum denk ich. Wie in den 50ern -70 ern das Beamtenkraut , Grünlilie und Sansiveria


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05.06.2020 um 15:23
@musikengel

Palmen bzw. Palmwedel haben tatsächlich auch eine Bedeutung im Christentum. Sie stehen u.a. für das Ewige Leben.
Der Begriff Palmenwedel beschreibt ein Blatt des Palmenbaums, das gerade in der christlichen Tradition als Trauersymbol zum Einsatz kommt. Die symbolische Bedeutung des Blattes reichen jedoch bis in die Antike zurück und sind z.B. in Ägypten anzutreffen, wo die Palme ebenso wie im arabischen Raum beheimatet ist. Verschiedene Gottheiten wurden hierbei ikonographisch mit einem Palmenblatt oder einer Palmenkrone dargestellt, im modernen, religiösen Umfeld wird die Pflanze jedoch vor allem mit dem Palmsonntag wenige Tage vor der Kreuzigung Jesu Christi in Verbindung gebracht. Die Palmwedel gehen dabei nach biblischer Überlieferung auf die Anhänger Jesu Christi zurück, die den Heiland bei dessen Einmarsch in die Stadt Jerusalem begrüßten und hierbei mit Palmwedeln schwenkten. Diese Tradition wird von der katholischen Kirche noch heute am Palmsonntag praktiziert, wobei neben echten Palmwedeln auch Palmstöcke oder andere Pflanzen zum Einsatz kommen können. Der Palmwedel wird dabei sowohl mit der Kreuzigung wie der Auferstehung Christi in Verbindung gebracht und ist daher als Trauersymbol auch in Todesanzeigen oder auf Grabsteinen zu entdecken.
schleifendruckerei.de/trauerlexikon/Palmenwedel (Archiv-Version vom 20.10.2020)

Und auch:
wikisource.org/wiki/Christliche_Symbolik/Palme
wikipedia.org/wiki/Palmwedel

Ich könnte mir auch vorstellen, dass viele dieser Bilder beim Bestatter entstanden.

Hier https://www.bundesverband-bestattungsbedarf.de/blog/interview-mit-postmortem-fotograf-dr-martin-kreuels (Archiv-Version vom 28.11.2020) berichtet ein moderner Postmortem-Fotograf von seiner Arbeit:
Wie muss man sich die erste Kontaktaufnahme mit Ihnen vorstellen?

Der Kontakt läuft über den Bestatter. Natürlich bietet er meine Dienstleistung nur an, wenn er der Meinung ist, dass die Hinterbliebenen nicht abgeneigt sind. Im Falle eines Auftrags erhalte ich ein Zeitfenster von ein bis zwei Stunden. Der Bestatter richtet den Leichnam zuvor her und ist auch während des gesamten Fototermins anwesend. Die Hinterbliebenen bekomme ich in der Regel nicht zu sehen. Sofern sie eine Ergänzung durch persönliche Texte wünschen, so führt ein von mir beauftragter Texter die Gespräche.



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05.06.2020 um 15:26
@sooma
Wäre natürlich auch möglich.


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05.06.2020 um 17:05
@sooma
danke schön für guten Infos.
sehr interessant...
also , als ich Kind war, und Jugendliche , hatte kaum einer eine Palme , weder im Garten noch im Wohnzimmer.
deswegen kam ich darauf , dass es eine Bedeutung haben muss.
Westdeutschland...


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05.06.2020 um 17:10
@musikengel
Na das Bild ist ja auch von 1905.Ich denke mal nicht dass Du schon so alt bist.


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05.06.2020 um 19:53
@vulpius
gefühlt manchmal ja - smile -
hatte ich völlig übersehen.danke 1905 ! ok.


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07.06.2020 um 13:17
Caroline starb erst 20-jährig knapp zwei Jahre nach der Hochzeit – offiziell an einer schweren Lungenentzündung. Verschiedene Quellen gehen aber davon aus, dass sich die Großherzogin das Leben genommen hat
Selbstmord galt damals als Gotteslästerung und Schande, auch in den gehobenen Kreisen.
Leider aber damals unter jungen Frauen keine Seltenheit. Die wahre Todesursache wurde vertuscht, eine schwere Krankheit als Todesursache war zur damaligen Zeit eine plausible, unverdächtige Erklärung.

"Standesgemäß" zwangsverheiratet, mit einem Ehemann, den die Frau oft nicht liebte. Was auch bei Caroline der Fall war. daraus resultierende Depressionen. Manche dieser armen, vor allem jungen, Frauen sahen am Ende den Freitod als einigen Weg aus diesem
Dilemma.


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14.06.2020 um 12:45
Typische Postmortem-Fotografie aus den USA, ca. 30ier Jahre.
Eine in Weiß gekleidete junge Frau auf einem sogen. "couch casket" aufgebahrt.

Diese Sargform mit herunterklappbarer Seitenwand war in der USA bis in die 40er Jahre sehr gebräuchlich, auch bei Kindersärgen.
Der Verstorbene im Sarg war so während der Aufbahrung im ganzen sichtbar.

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14.06.2020 um 13:36
Zitat von cute_lenorecute_lenore schrieb:Diese Sargform mit herunterklappbarer Seitenwand war in der USA bis in die 40er Jahre sehr gebräuchlich, auch bei Kindersärgen.
Der Verstorbene im Sarg war so während der Aufbahrung im ganzen sichtbar.
Weißt du, warum sie heutzutage nicht mehr gebräuchlich sind?


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14.06.2020 um 17:57
@Mailaika
hab mich das auch gefragt aber leider hab ich noch keine brauchbare Erklärung dafür gefunden.

Vielleicht sind sie, wie sagt man so schön, "einfach nur aus der Mode gekommen"


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