@univerzalAnonymous.Kollektiv hatte sogar den folgenden Text von Wecker als einen Geistbeitrag auf ihrer FB-Seite ausgegeben, ohne das Wecker das gewusst hatte:
Liebe Freunde!
Was wir zur Zeit in Teilen der Medien erleben, macht mir Angst. Das ist Kriegspropaganda – während die Entwicklungen rund um die Ukraine bedrohliche Schritte zur Eskalation sind. Jetzt verstärkt die NATO ihre Präsenz in Osteuropa. Die Bundesregierung macht natürlich wieder mit und schickt Kampfjets: wenn wir irgendwann eine machtvolle Friedensbewegung gebraucht haben, dann genau jetzt!
Leider scheint die TAZ aber Recht zu haben, dass sich in der Friedensbewegung mitunter Menschen mit Gesinnungen breitmachen, gegen die ich mich mein Leben lang ausgesprochen habe. Das gilt selbstverständlich nicht für alle, die jetzt auf die Straße gehen. Im Gegenteil: es ist völlig richtig, wir müssen jetzt raus auf die Straße und den Militaristen klarmachen, dass wir keinen neuen Krieg wollen!
Aber anscheinend muss ich auch immer wieder klar stellen: ich will mit Nationalisten („an allem ist Amerika schuld, Deutschland ist das Opfer...“) und Antisemiten ("an allem sind die Rothschilds schuld, die neuerdings Federal Reserve Bank heißen...") keine, auch keine einzige Sache, gemeinsam haben und machen.
Was Verschwörungstheorien angeht, sage ich: seit Edward Snowden muss jeder wissen, dass die Geheimdienste komplett aus dem Ruder gelaufen sind. Und die Verstrickungen des Verfassungsschutzes in die Morde der NSU sind offensichtlich. Ich bin da also keineswegs naiv, und es sollte meines Erachtens auch erlaubt sein, zum 11. September kritische Fragen zu stellen.
Aber dieses Geschichtsbild, wonach eine winzige Geheimgesellschaft seit Jahrhunderten alles plant und lenkt, wo es keine Widersprüche mehr gibt, sondern nur noch einen großen, geheimen Masterplan bei dem am Ende auch noch die Schuld am Hitlerfaschismus plötzlich nicht mehr bei Deutschen, sondern bei amerikanischen und vor allem: jüdischen Illuminaten zu liegen kommt – aber das ist mir alles zu abgedreht und zuwider und das ist Geschichtsklitterung von rechts, egal wie angeblich antikapitalistisch das daherkommt.
Und ja - ich hab's von vielen schon gehört und bin gewarnt worden: die Montagsdemos werden unterwandert. Damit sage ich nicht, dass alle die sich dort engagieren Nazis seien, Rechtspopulisten oder Verschwörungstheoretiker. Aber man muss aufpassen. Und ich habe hier auf meiner FB-Seite kürzlich erlebt, wie ein Shitstorm aus dieser Ecke aussieht. Da dringen dann 50, 60 Profile in eine Diskussion ein wie eine Horde Naziskinheads, beschimpfen und diffamieren alle, die ihnen widersprechen, liken sich gegenseitig und spielen sich die Bälle zu – und das sind erkennbar organisierte Manöver!
Und kurz kam ich auf den schrecklichen Gedanken, ob das alles nicht vielleicht ein gesteuerter Vorgang gewisser Kreise sein könnte, denen schon immer Pazifismus und die Friedensbewegung ein Dorn im Auge waren? Ist das ein erneuter Versuch uns zu spalten - wie seinerzeit Joschka Fischers infamer Schachzug: "Nie wieder Ausschwitz" beim Jugoslawienkrieg, der die Friedensbewegung regelrecht zerfetzt hat?
Bin ich vielleicht nur ein unbelehrbarer Altachtundsechziger, wie mir's viele vorwerfen oder ist es nicht vielleicht doch geradewegs eine Verpflichtung achtsam zu sein gegenüber Bewegungen, die unter dem Deckmantel Frieden ewig gestrige Dummheiten neu einzufärben versuchen?
Ich will nicht sofort zu einem abschließenden Urteil kommen. Und klar ist auch: wir können nicht nur die problematischen Tendenzen auf bestehenden Mahnwachen kritisieren und selber die Hände in den Schoss legen und abwarten. Was also können wir tun um die sowieso schon so kleine Friedensbewegung nicht schon wieder im belanglosen Wischiwaschi verschwinden zu lassen, eine Bewegung die so groß war in wahrhaft friedlicheren Zeiten und je näher die Gefahr eines Krieges rückt umso machtloser zu werden scheint?
Es ist klar: wir müssen auf die Strasse, für den Frieden! Aber lasst uns besser genau hinschauen, wer da alles mit welchen Parolen mitrennt. Für eine machtvolle Friedensbewegung ohne Antisemitismus!Daraufhin äußerte sich das Wecker-Team von Weckers FB-Seite zu Recht folgendermaßen:
(Team) Die deutsche FB-Seite "Anonymous.Kollektiv" (nicht zu verwechseln mit der globalen Anonymous-Bewegung!) hat Konstantins Beitrag "Für eine machtvolle Friedensbewegung ohne Antisemitismus" kopiert, als "Gastbeitrag von Konstantin Wecker" ausgegeben, mit einem Pressefoto Konstantins versehen und dadurch gezielt den Eindruck erweckt, Konstantin habe diesen Text für diese Seite verfasst oder zur Verfügung gestellt. Wir weisen darauf hin, dass dies nicht der Fall ist und weisen diesen plumpen Versuch der Vereinnahmung hiermit zurück. Jeder und jede darf Konstantins Beiträge gerne teilen. Aber für wen er "Gastbeiträge" schreibt, entscheidet Konstantin weiterhin selbst. Capice!?Dann schrieb Anonymous.Kollektiv auf ihrer FB-Seite, man wollte nur mal testen, wie der Wecker reagiert, und dass er nun sein wahres Gesicht gezeigt hätte... bla bla. Daraufhin hagelte es nur so an Kritik von Mitgliedern der FB-Seite von Anonymous.Kollektiv, woraufhin dann der Beitrag wieder entfernt wurde. Das war sicherlich ein Eigentor von Anonymous.Kollektiv
:DAber eines muss ich auch dazu sagen: Unabhängig davon, ob solch eine Aussage richtig oder falsch ist, dass die Rothschilds bzw. die FED an allem Schuld sei, muss dahinter nicht unbedingt eine antisemitische Absicht stecken bei demjenigen, der so etwas äußert. Da tut der Wecker gewissen Personen auch Unrecht, wenn er ihnen sowas unterstellt. Antisemitisch wird es erst, wenn man sagt, es gebe eine allgemeine jüdische Weltverschwörung. Wer z.B. das saudische Königshaus kritisiert, der ist ja auch nicht gleich antiislamisch eingestellt. Wobei eine antiislamische Einstellung heutzutage sogar oft noch als aufklärerisch abgefeiert wird. Da wird auch oft mit zweierlei Maß gemessen, leider.
Das folgende Statement eines Besuchers der Montags-Mahnwache würde man sicherlich als antisemtisch deklarieren:
"Betrachten wir den wirklichen weltlichen Juden, nicht den Sabbathjuden, wie es Bauer tut, sondern den Alltagsjuden. Suchen wir das Geheimnis des Juden nicht in seiner Religion, sondern suchen wir das Geheimnis der Religion im wirklichen Juden. Welches ist der weltliche Grund des Judentums ? Das praktische Bedürfnis, der Eigennutz. Welches ist der weltliche Kultus des Juden? Der Schacher. Welches ist sein weltlicher Gott? Das Geld. Nun wohl! Die Emanzipation vom Schacher und vom Geld, also vom praktischen realen Judentum wäre die Selbstemanzipation unserer Zeit. Eine Organisation der Gesellschaft, welche die Voraussetzungen des Schachers, also die Möglichkeit des Schachers aufhöbe, hätte den Juden unmöglich gemacht. "
"Der Jude hat sich auf jüdische Weise emanzipiert, nicht nur, indem er sich die Geldmacht angeeignet, sondern indem durch ihn und ohne ihn das Geld zur Weltmacht und der praktische Judengeist zum praktischen Geist der christlichen Völker geworden ist. Die Juden haben sich insoweit emanzipiert, als die Christen zu Juden geworden sind. "Ach, ups, das war ja gar kein Teilnehmer einer Montags-Mahnwache, der so etwas sagte, sondern das war Karl Marx in "Zur Judenfrage"
:) Also, vielleicht müsste der Wecker sich dann wirklich nochmal überlegen, ob er wirklich KEINE EINZIGE SACHE mit Antisemiten zu tun haben möchte. :P
Soll aber nicht heißen, dass ich den Wecker nicht schätze...