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Brexit und danach?

9.630 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Brexit, Brexitus, Gerxit ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Brexit und danach?

05.03.2020 um 11:25
Gegen Mittag gibt Barnier eine Pressekonferenz zum Verlauf der ersten Verhandlungsrunde, die Seit Montag läuft und heute zu Ende geht.

Wer gerne zwischen den Zeilen liest, bzw. hört, kommt sicherlich wieder auf seine Kosten ;)

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Brexit und danach?

05.03.2020 um 16:13
Vielleicht hatte ich das überlesen, mir war das jedenfalls noch nicht bekannt:

Dass Großbritannien sich offenbar jetzt auch aus der Europäischen Menschenrechtskonvention zurück ziehen will. Barnier hat diesen (neuen?) Fakt heute auf der PK erwähnt. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann wäre damit eine wirklich rote Linie überschritten, weil die EU grundsätzlich mit niemandem Handelsverträge abschließt, der nicht nachweislich zu Menschrenrechtskonventionen steht.

https://www.theguardian.com/politics/live/2020/mar/05/chief-medical-officer-chris-whitty-questioned-by-mps-live-news?page=with:block-5e610ad88f085f0b8d942b58#block-5e610ad88f085f0b8d942b58

Es verwundert allerdings nicht wirklich, wenn man verfolgt, wie UK sich in Richtung totalitärer Staat entwickelt, jedenfalls tendenziell.

Somit ist ein "Deal" nach meinem Verständnis momentan de facto ausgeschlossen.


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Brexit und danach?

05.03.2020 um 16:55
@Spitzberger

Ja, das ist seit einigen Tagen in der Presse:

Beitrag von Anaximander (Seite 435)

Einen Handelsvertrag könnte es dennoch geben, aber eine Kooperation in Sicherheitsfragen (Datenaustausch usw.) könnte es dann nicht geben, das EU-Mandat schließt dies aus bzw. sagt, jede Übereinkunft wird sofort gekündigt, sollte das UK sich daraus zurückziehen.

Johnson scheint darauf zu spekulieren, dass das UK mehr an geheimdienstlichen Informationen zu bieten hat, als umgekehrt, er möchte, dass die EU hier einknickt.

Genauso mit der Fischerei, die Briten wollen hier ihr beliebtes altmodisches Divide et impera betreiben, sie hoffen also, dass EU-Mitgliedstaaten ohne Grenze zur Nordsee nicht den Handelsvertrag allein aufgrund der Fischereirechte scheitern lassen wollen und sich die EU somit entzweit.


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Brexit und danach?

05.03.2020 um 18:50
Wegen des Brexit wird Ford seine Motorenfabrik in Bridgend (Südwales) im Mai schließen. Die Fabrik ist der Hauptarbeitgeber der Region.

https://www.theguardian.com/business/2020/mar/05/bridgend-braces-fallout-ford-factory-closure-wales

Bridgend hat mit einer Mehrheit von 55 zu 45 für den Brexit gestimmt.


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Brexit und danach?

05.03.2020 um 18:51
@Anaximander
Hab Dank fuer die Erklaerung, ok ich verstehe.

Ist schon bemerkenswert, mit welchen Bazookas BoJo hier auffaehrt. Ob das noch was wird, bis Junei - denn dann ist Bestandsaufnahme auf beiden Seiten. Time to walk away?


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Brexit und danach?

05.03.2020 um 19:01
@Spitzberger

Es wird bis Ende Juni keinen umfassenden Handelsvertrag geben, davon gehe ich jetzt mal aus. Sofern sich nicht noch entscheidendes tut.

Es könnte aber ein Fundament für weitere Verhandlungen geben, also eine Einigung auf einen kleinen Nenner, auf die man dann in den folgenden Jahren aufbauen kann. Die Bilateralen II mit der der Schweiz haben ab dem Referendum 18 Jahre gedauert.

Auch in den Verhandlungen mit dem UK wird sich die EU Zeit lassen, um einen übergreifenden Vertrag zu erhalten, nicht den Divide et impera - Sektor für Sektor - Vertrag, der Cummings/Johnson vorschwebt.


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Brexit und danach?

05.03.2020 um 19:12
Ja, Zeit hat die EU definitiv.

Nicht zu unterschaetzen ist auch die Kommission, die parallel zu den Verhandlungen eingesetzt wurde, um die Einhaltung der Absprachen des Austrittsabkommens zu ueberwachen. Spielen die Briten mit gezinkten Karten, dann drehen sich die Verhandlungen im Kreis.
Barnier braucht das Ok von der Sonderkommission. Darin sehe ich den Hund begraben.


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Brexit und danach?

05.03.2020 um 19:34
Wenn es keine Einigung gibt, werden französische Fischer wohl Häfen blockieren, um die Insel vom Handel abzuschneiden.

https://www.thetimes.co.uk/article/brexit-fishing-war-risks-channel-blockade-0pfgccs2n

Dann hätte London sein eigenes Gelbwesten-Szenario.

Von EU-Seite aus würden britische Finanzdienstleister den Zugang zum europäischen Markt verlieren.


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05.03.2020 um 20:57
Neutral betrachtet wird es mMn fuer die EU schwierig werden, sich bei den Fischereirechten durchzuseten.
Die Fischfangquote jaehrlich neu auszuhandeln, wie die Briten es wollen, ist im Prinzip nachvollziebar. Die Briten empfinden es als "Wilderei", dass die halbe EU in ihren Gewaessern ohne Restriktionen fischt.
Ich denke, das wird die EU schlucken muessen.

Folglich ist es absehbar, dass es in nahezu allen anderen Fragen kaum ein Entgegekommen aus Bruessel geben wird. Fisch ist eine Art Grundnahrungsmittel und wird mit Gold aufgewogen.


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Brexit und danach?

05.03.2020 um 21:13
So wie ich das heute verstanden hatte, will Barnier entweder ein Fischereiabkommen (vergleichbar dem jetzigen) bis Juli oder wenn nicht, dann nur ein Handelsabkommen zusammen mit einem Fischereiabkommen. Also ein Handelsabkommen gibt es in jedem Fall nur mit einem Fischereiabkommen.

Außerdem gibt es Zugang für britische Finanzdienstleister zum europäischen Markt, im gleichen Umfang wie andere Drittländer, d.h. die USA, nur gegen ein Fischereiabkommen.

Zusätlich dann Zölle auf britischen Fisch, wobei 3/4 des Fisches, den die Briten fangen, in die EU verkauft wird. Es wird schwierig, für Frischprodukte neue Märkte in großer Entfernung zu erschließen, denn der Fischverkauf beruht auf Übernachtlieferung.

Unterm Strich können britische Fischer nur verlieren, es sei denn es gibt eine Einigung auf dem status quo.


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05.03.2020 um 21:21
Zitat von SpitzbergerSpitzberger schrieb:Die Briten empfinden es als "Wilderei", dass die halbe EU in ihren Gewaessern ohne Restriktionen fischt.
Ich denke, das wird die EU schlucken muessen.
Dafür darf das UK ja auch in anderen EU-Gewässern fischen.
Am Ende hat das UK die Wahl - entweder die Gewässer bleiben offen und das UK darf den Fisch in die EU exportieren, was immerhin 75% des eigenen Fanges sind. Oder die Gewässer sind zu, dann wird kein Fisch mehr in die EU exportiert und die britischen Fischer dürfen nur noch in britischen Gewässern fischen.

Übrigens empfinden die Franzosen es auch so als Wilderei, dass die Briten im Ärmelkanal
fleissig Muscheln fischen.
https://www.welt.de/wirtschaft/article181366672/Muschelkrieg-Fischer-bekaempfen-sich-im-Aermelkanal.html
...

Hintergrund des Streits sind unterschiedliche Regulierungen auf beiden Seiten des Ärmelkanals. Die Franzosen haben sich strikte Beschränkungen auferlegt, um die gefährdete Art zu schützen. So ist ihre Fangsaison von Oktober bis Mitte Januar limitiert. Für britische Fischer gelten diese Regeln nicht, sie können das ganze Jahr fangen.

Briten sollen französische Vorräte plündern

„Für die Briten ist es wie in einem Selbstbedienungsladen: Sie fischen, wann, wo und so viel wie sie wollen“, kritisierte Dimitri Rogoff, der Vorsitzende des regionalen Fischereiausschusses in der Normandie. „Wir wollen sie nicht daran hindern, zu fischen“, sagt er.

Aber die britischen Fischer sollten damit wenigstens bis zum 1. Oktober warten, wenn auch ihre französischen Berufskollegen wieder Jakobsmuscheln fischen dürfen. Nach Angaben von Rogoff sind derzeit 70 britische und irische Fischerboote vor der französischen Küste unterwegs, um die beliebte Delikatesse zu fangen.
...



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05.03.2020 um 23:17
Brexiteers sind bekanntlich überzeugt, dass es Johnson gelingen wird, die EU in die Knie zu zwingen, wenn bis Juni kein Vertrag steht, indem er mit seinem special friend Trump bis dahin einen gigantischen Handelsvertrag abschließt und somit die beiden Blöcke gegeneinander ausspielt.

Die New York Times sieht es in diesem Artikel etwas nüchterner:
- Wegen der anstehenden Wahl wird der Kongress auf keinen Fall dieses Jahr einen Vertrag abschließen, selbst wenn Trump und Johnson sich bis November einigen sollten.
- Aufgrund des Streits um Huawei ist Johnson erst im Juni eingeladen, vorher können die Verhandlungen nicht beginnen.
- Die amerikanische Wirtschaft hat bislang kein Interesse an einer Änderung der Handelsbedingungen gezeigt. Der einzige Vorteil für die Amerikaner wäre der Absatzmarkt für Fleisch und für amerikanische Medikamente. Das britische Verhandlungsmandat hat beides ausgeschlossen. Dies könnte die Gespräche erschweren.
- Der amerikanische Kongress wird keinem Handelsvertrag zustimmen, bevor nicht Sicherheit darüber besteht, wie sich der nordirische backstop nächstes Jahr in der Praxis realisiert. Sollte die irische Seite nicht zufrieden sein, gibt es keinen Vertrag.
- So oder so müssten die USA erstmal abwarten, welchen Vertrag das UK mit der EU schließen wird, da die EU der wichtigere Handelspartner ist und sich erst dann klären lässt, welchen Vertrag die USA anstreben.

https://www.nytimes.com/2020/03/02/world/europe/uk-us-trade-deal.html


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06.03.2020 um 09:05
Die Deutsche Bank halbiert die Wachstumsprognose für das UK von 1% auf 0.5% in 2020.

https://www.marketscreener.com/BANK-OF-AMERICA-CORPORATI-11751/news/Deutsche-Bank-halves-UK-growth-forecast-predicts-BoE-cuts-30112670/

Britische Wirtschaftswissenschaftler sehen die sehr ernste Gefahr einer Rezession im 2. und 3. Quartal.

https://www.telegraph.co.uk/politics/2020/03/06/coronavirus-means-serious-risk-recession-warns-head-ifs/


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06.03.2020 um 12:28
Der Brexit hat dem britischen Steuerzahler bislang mehr als 4 Mrd an administrativen Kosten gebracht (hat nichts mit Verlusten durch fehlende Investionen, abwandernde Firmen usw. zu tun).

https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/brexit-vorbereitungen-kosteten-britische-steuerzahler-mehr-als-vier-milliarden-pfund-a-20134160-f48a-47e7-8472-334f1ee33c34


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Brexit und danach?

06.03.2020 um 22:12
In Absurdistan, aka Grossbritannien, wird jetzt anstatt der Bruecke Nordirland - UK (Schottland ) ein Tunnel ins Spiel gebracht.

https://www.theguardian.com/politics/2020/mar/05/build-an-irish-sea-tunnel-not-a-bridge-says-scottish-secretary

Wenn es nach einem schottischen Minister geht, ist der Tunnel besser, weil a) billiger und b) man hoere und staune : wetterbestaendiger 😀


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Brexit und danach?

07.03.2020 um 08:41
Der Johnson will wahrscheinlich seine google-Trefferauswahl optimieren. Damals als Mayor von London hat er das UK quasi im Alleingang in die Rezession getürzt. Das lag natürlich v.a. an den olympischen Spielen, aber auch an seinen Plänen zu der Garden Bridge, die damals Unsummen verschlungen hat, ohne je fertig zu werden. Wenn man jetzt "Johnson" und "bridge" googelt, wird man aber auf die geplante Brücke nach Irland kommen, die zumindest insofern günstiger war, als sie nie über die Planungsphase hinausging. Genauso sein angebliches Hobby, dass er in seiner Freizeit Modellbusse bemalen würde, sollte doch nur von seiner 350-Millionen-Pfund-Lüge ablenken, da eben der Algorithmus von google so programmiert ist.


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Brexit und danach?

09.03.2020 um 11:29
Laut Informationen des Daily Boris will die britische Seite das EU-Angebot für beschleunigte Zollverfahren ablehnen. Zusätzlich zu den Exportdeklarationen müssen britische Firmen daher jetzt noch Sicherheitserklärungen einreichen. Die Kosten dafür belaufen sich auf 15 Pfund pro Erklärung. Pro LKW-Ladung werden typischerweise hunderte solcher Erklärungen fällig. Nach Schätzungen der britschen Zollbehörde werden aufgrund des Brexit pro Jahr mind. 220 Mio Exportdeklarationen fällig, jetzt kommen im günstigsten Fall noch 220 Mio Sicherheitseklärungen dazu, die zudem den Grenzverkehr zusätzlich belasten und zu weiteren Staus führen. Bis zu 70 Posten müssen pro Sicherheitsdeklaration ausgefüllt werden.

https://www.telegraph.co.uk/business/2020/03/08/truckers-face-paperwork-mountain-britain-opts-against-fast-track/


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Brexit und danach?

09.03.2020 um 11:54
Zitat von AnaximanderAnaximander schrieb:Zusätzlich zu den Exportdeklarationen müssen britische Firmen daher jetzt noch Sicherheitserklärungen einreichen. Die Kosten dafür belaufen sich auf 15 Pfund pro Erklärung. Pro LKW-Ladung werden typischerweise hunderte solcher Erklärungen fällig.
Wie mache ich meine Wirtschaft künstlich nicht konkurrenzfähig. Lektion 1.

Da das Geld irgendjemand bezahlen muss, bleiben nur wenige Möglichkeiten übrig.
- Unternehmen im UK verzichten freiwillig auf Geld (unwahrscheinlich)
- der Kunde zahlt das (unwahrscheinlich, da es oft genug Konkurrenz gibt und der Kunde selbst das an seine Kunden weiter reichen würde, bis es den Endverbraucher trifft und da gibt es zu teureren britischen Produkten genug Alternativen)
- das britische Pfund wertet entsprechend ab, so dass im Ausland die 15 Pfund je Erklärung nicht mehr so schmerzen
- Arbeitskraft wird durch Abbau von Standards billiger gemacht, so dass die 15 Pfund wieder rein kommen

Ich befürchte, es wird in dem Fall auf die letzten beiden Optionen heraus laufen. Ob das bei der Brexit-Abstimmung den Leuten so bewusst war?


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Brexit und danach?

09.03.2020 um 12:55
Zitat von FichtenmopedFichtenmoped schrieb:Ich befürchte, es wird in dem Fall auf die letzten beiden Optionen heraus laufen. Ob das bei der Brexit-Abstimmung den Leuten so bewusst war?
Die wirtschaftl Situation in EU-Europa lässt ja nun auch nicht grad rosarote Zeiten vermuten.
Der DAX rauscht in den Keller, die Wirtschaft stagniert.

leigt nicht am brexit, sondern am SARS Virus. Aber man sollte die britischen Wirtschaftsdaten nicht so interpretieren, als wäre EU Europa auf Wachstumskurs und nur die Briten nicht


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Brexit und danach?

09.03.2020 um 13:17
@Seidenraupe

Der FTSE hat genauso verloren wie der DAX, und die Chancen auf eine Rezession sind auf dem Festland und der Insel ähnlich.

So einen Brexit innerhalt des Jahres abzuwickeln kommt dann verschärfend hinzu. Die angesprochenen Änderungen treten aber erst nächstes Jahr ein.

Ein Vergleich zwischen UK und Eurozone bringt ohnehin nichts, um die Schäden, die durch den Brexit entstehen, zu erfassen, denn beide sind derzeit von dem Brexit betroffen. Daher muss der Vergleich zwischen britischem Wachstum und Weltwirtschaft erfolgen. Die wird in diesem Jahr unter den bisherigen Erwartungen sein. Ohne Brexit hätte das UK dennoch deutlich bessere Chancen, der drohenden Rezession zu entkommen.


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