equinoxx schrieb:Die Forderung nach Beendigung des Ukrainekrieges läuft seitens der derzeitigen Friedensbewegten darauf hinaus, dass man die Ukraine im Stich lassen soll, damit sie einsieht, dass es sinnlos ist sich gegen Russland zu wehren und endlich aufgibt.
Vor allem damit die Nachbarländer endlich nicht mehr mit den Folgen dieses Kriegs belästigt werden.
Das wäre aber kein Frieden, sondern Unterwerfung.
Das mag reale Folge dieser Forderung sein. Aber dahinter verbirgt sich ein rationales und ein emotionales Argument:
Rational betrachtet gibt es keinen empirischen Beweis, dass ein Krieg oder dessen Fortführung reales Leid verhindert hätte. Das gilt auch nicht für klassische Verteidigungskriege, wie ihn die Ukraine gegen Russland führt. Zwar wird dabei gerne der 2. Weltkrieg als Beispiel herangezogen, aber 50 Millionen Tote auf europäischem Boden bleiben schlicht grauenhaft, auch wenn der Aggressor eindeutig Nazi-Deutschland war. Wie es hypothetisch anders gelaufen wäre, hätte man Hitler gewähren lassen, nicht am 3. September 1939 dem Deutschen Reich den Krieg erklärt, das bleibt hypothetisch.
Emotional betrachtet haben viele "Friedensbewegte" schlicht Angst. Angst vor der Atommacht Russland, Angst, Deutschland könne in einen Krieg mit Russland mit hineingezogen werden, es könne zu einer unkontrollierten Eskalation kommen, Europa zum Pulverfass werden. Diese Angst mag man irrational nennen, aber sie entbehrt nicht einer gewissen realen Gefahr.
Biernot schrieb:Die Veranstaltung scheint mir zu sehr von Leuten dominiert zu werden, die ihre eigenen politischen Ziele verfolgen. Ich würde mich für eine Friedenskundgebung engagieren, wenn sie frei von politischer Einflussnahme wäre – aber nicht unter diesen Umständen.
Vielleicht gibt es auch Putin-Anhänger und Russland-Fans, die aus anderen Motiven solche Forderungen erheben. Vielleicht dominieren sie sogar die Debatte. Aber nach meiner Erfahrung fragen sich auch deutsche Militärs oder Verteidigungspolitiker, wie die Sache in der Ukraine enden solle, nachdem es keine große Bewegungen mehr gibt und sich die Kriegsparteien "festgefressen" haben. Ist es besser, für eine freie Ukraine zu sterben? Oder ist es besser unter Putins Knute zu leben? Auch diese Frage ist nur individuell zu beantworten.