Rassismus

Tussinelda schrieb:also die begutachten das Kind?

Ich weiß es nicht, deswegen schrieb ich ja vielleicht.
Aber da es sogar unter Antidiskriminierungsaktivisten anerkannte Studien gibt die so verfahren, sollte das doch kein Problem sein. Für die zumindest.

Tussinelda schrieb:Na dann gehe ich mal davon aus, dass wenn sie das so machen, sie sicherlich trotzdem Kinder mit Migrationshintergrund in der Kita haben,

War ne Aussage aus dem KG, ich kann das nicht beurteilen weil wie du sagst, woran soll man festmachen.

Tussinelda schrieb:ganz davon abgesehen, dass es wirklich das Allerletzte ist, Kinder (Menschen) auszusortieren

Jep.

Glaube auf Privatschulen ist es genauso, es kursieren so "Tips" auf welche Schule man sein Kind schicken kann, wenn man keine Mitschüler mit Migrationshintergrund möchte.

Tussinelda schrieb:ja, interkulturelle Pädagogik/interkulturelle Kompetenz zum Beispiel, wurde hier auf Allmy auch mal in einem anderen Zusammenhang diskutiert, fanden aber natürlich viele von vorne herein doof.

behind_eyes schrieb:Vielleicht könnte man gegensteuern, indem es Kindergarteninhalte gibt, die darauf hinzielen.

Für beide Beiträge gilt erstmal das sowas nicht verkehrt ist. Kulturell gesehen wird es sicherlich schwierig alle Kids auf einen Nenner zu bekommen, aber es wäre schon mal ein Anfang, wenn Hautfarben (aber auch Gewicht oder das Aussehen allgemein) keine Ausschlusskriterien sind. Und da sehe ich tatsächlich einen Vorteil gegen Rassismus, denn Kinder die gern herumtoben machen das sicherlich lieber mit anderen Kindern, die agil sind. Im Idealfall egal welcher Hautfarbe.

behind_eyes schrieb:Dafür müssten aber alle Eltern so denken, sehe ich nicht.

Und da liegt halt der Knackpunkt. Wenn die Eltern dem Kind Rassismus beibringen, können die Erzieherinnen sich den Mund fusselig reden.

Wir haben wahrscheinlich Alle noch dahingehend viel zu lernen.

Ich erinnere mich an eine Sache, irgendwann im Frühjahr. Ich habe bis vor kurzem u.a. Kitas mit Mittagessen beliefert.

Nach meiner Tour, am Nachmittag, stand ich vor der einen Kita, um das Leergut wieder einzusammeln. Davor stand ein junges schwarzes Mädchen, die ihren kleinen (vermutlich) Bruder abholen will.

Der Junge kam raus, sie umarmten sich und Ich beobachtete die Szene, jedoch war ich vom Kopf her komplett woanders und starrte eigentlich nur vor mich hin. Nach gefühlten 5 Minuten fragte die Erzieherin, die die Tür aufhielt, "wollen wir?" und das mit einem prüfenden Blick.

Mich interessiert nur selten was andere Menschen über mich denken, aber danach fragte ich mich wirklich noch eine längere Zeit, ob sie denkt ich sei ein Rassist oder dergleichen.

Ich versuche für mich selbst den Spagat zu schaffen, das ich kein Rassist bin, aber auch nicht hypersensibel mit dem Thema umgehe. Letzteres schaffe ich bei Kindern zwar nicht, aber da finde ich es auch nicht wild. 😉

DerThorag schrieb:Mich interessiert nur selten was andere Menschen über mich denken, aber danach fragte ich mich wirklich noch eine längere Zeit, ob sie denkt ich sei ein Rassist oder dergleichen.

Berechtigte Frage die du dir da selber gestellt hast, Vorurteile gibt es ja auf beiden Seiten.

DerThorag schrieb:Ich versuche für mich selbst den Spagat zu schaffen, das ich kein Rassist bin, aber auch nicht hypersensibel mit dem Thema umgehe.

Fühlst du denn, das du manchmal so etwas wie rassistische Gedanken hast, ohne das konkret zu wollen bzw erst später zu reflektieren?

behind_eyes schrieb:Fühlst du denn, das du manchmal so etwas wie rassistische Gedanken hast, ohne das konkret zu wollen bzw erst später zu reflektieren?

Eine schwierige Frage! Ich denke schon, wobei ich nicht immer alles rassistisch finde, was zb. hier als solches gilt. Ich lebe in Sachsen Anhalt, in einer Ecke wo zb. schwarze Menschen eher selten sind. Da ist man schon anders sozialisiert als bsw. im Ruhrpott oder Berlin. Nicht unbedingt rassistischer, aber mit einem anderen Blick auf so manche Sachen.

Rassismus ist kein isoliertes Phänomen, das sich auf Hautfarben, Nationen oder Kulturen beschränken lässt. Solange man das macht, erfasst man das Wesen von Rassismus nicht. Rassismus ist tief im Menschsein verwurzelt und hat vermutlich seinen Ursprung in der Trennung von Ich und Du, in der Definition und Findung des individuellen Selbst, des eigenen Wertes und der Bedeutung des Selbst in der Welt. In Zeiten, in denen die Landesgrenzen kaum überschritten wurden, lebte man Rassismus eben vom einen Dorf gegenüber dem nächsten. Wenn heute in Schulen jene diskriminiert werden, die nicht irgendwelche angesagte Modekleidung tragen, gilt das per Definition nicht als Rassismus, obwohl es im Wesen nichts anderes ist.

behind_eyes schrieb:Tussinelda schrieb:
ernsthaft?

Was hab ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?
Jessas...

und zack! steckt man im gleichen Topf wie diejenigen, die andere Menschen wegen deren wellenlängenaufgelösten Hautpigmentreflexionsgradverteilung bespucken...

Tussinelda schrieb:Kein Mensch ist farbig

Ne, Menschen sind entweder schwarz oder weiß, Farben kann die Haut gar nicht haben, das ist physikalisch unmöglich...

oldzambo schrieb:und zack! steckt man im gleichen Topf wie diejenigen, die andere Menschen wegen deren wellenlängenaufgelösten Hautpigmentreflexionsgradverteilung bespucken...

das ist Deine Interpretation.....

oldzambo schrieb:Ne, Menschen sind entweder schwarz oder weiß, Farben kann die Haut gar nicht haben, das ist physikalisch unmöglich...

natürlich gibt es unterschiedliche Hautfarben, trotzdem ist niemand "farbig"

behind_eyes schrieb:Fühlst du denn, das du manchmal so etwas wie rassistische Gedanken hast, ohne das konkret zu wollen bzw erst später zu reflektieren?

ich denke es gibt niemanden, der/die das nicht hat. Wie man damit umgeht, darauf kommt es an.

Falls es für jemanden von Interesse sein sollte, hier der Afrozensus:
https://afrozensus.de/reports/2020/#main

Afrozensus
:
"90 Prozent geben an, dass ihnen ungefragt in die Haare gefasst wird"
Der Afrozensus befragte Tausende Schwarze Menschen zu ihrem Leben in Deutschland. Das Ausmaß des erlebten Rassismus überraschte selbst die Autor:innen des Berichts.

Quelle: https://www.zeit.de/zett/politik/2021-12/afrozensus-rassismus-befragung-eoto

Mit der ersten groß angelegten Onlinebefragung von Schwarzen, afrikanischen und afrodiasporischen Menschen in Deutschland, gibt es erstmalig einen 300-seitigen Bericht, der zeigt, was Schwarze Menschen seit Langem kritisieren: Rassismus beeinflusst ihre Lebensrealität. Der sogenannte Afrozensus wurde vom Verein Each One Teach One (EOTO) in Zusammenarbeit mit der Organisation Citizens For Europe (CFE) erstellt. Knapp 6.000 Menschen von insgesamt einer Million Menschen afrikanischer Herkunft, die laut dem Mikrozensus schätzungsweise in Deutschland leben, nahmen an der Befragung teil. Daniel Gyamerah ist Teil des Afrozensus-Kernteams.

Quelle: s.o.

@Tussinelda

Ich habe selbst an der Befragung für den Afrozensus teilgenommen - gehöre also zu jenen "knapp 6.000 Menschen afrikanischer Herkunft" auf deren Angaben diese Ergebnisse beruhen... Es überrascht mich auch nicht, dass das Ergebnis so aussieht. Die Studie war darauf angelegt, dass ein solches Ergebnis rauskommt. Repräsentativ ist sie ohnehin nicht - und es wurde ja auch offen kommuniziert, dass sie dazu da sein soll, um politische Forderungen zu stellen.

Zarathustra80 schrieb:Die Studie war darauf angelegt, dass ein solches Ergebnis rauskommt.

Kannst du das näher erklären? Das würde mich interessieren.

Zarathustra80 schrieb:Ich habe selbst an der Befragung für den Afrozensus teilgenommen - gehöre also zu jenen "knapp 6.000 Menschen afrikanischer Herkunft" auf deren Angaben diese Ergebnisse beruhen... Es überrascht mich auch nicht, dass das Ergebnis so aussieht. Die Studie war darauf angelegt, dass ein solches Ergebnis rauskommt. Repräsentativ ist sie ohnehin nicht - und es wurde ja auch offen kommuniziert, dass sie dazu da sein soll, um politische Forderungen zu stellen.

und damit willst Du jetzt was genau ausdrücken? Bist Du kein Mensch "afrikanischer Herkunft"? Und Du meinst, es liegt daran, wie die Studie angelegt ist und nicht daran, dass Menschen diese Rassismuserfahrungen machen? Oder wie meinst Du das?
Ja natürlich geht es um politische Forderungen, warum auch nicht?
Könntest Du bitte etwas genauer ausführen, was Du kritisierst?

Tussinelda schrieb:"90 Prozent geben an, dass ihnen ungefragt in die Haare gefasst wird"

Fällt mir ehrlich gesagt auch etwas schwer zu glauben?
Gerade die ansonsten so stocksteifen, kühlen und distanzierten Deutschen haben da null Berührungsängste und packen fremden Menschen ohne zu fragen in die Haare? Ich meine, es ist ja nicht mehr so, dass Schwarze heutzutage in Deutschland noch so etwas exotisches sind, was die "Biodeutschen" noch nie im Leben gesehen haben und aus Neugier begutachten müssen.

@Rasenmayer
also ich habe das, mein Kind betreffend, andauernd erlebt und mein Kind auch ohne mich, immer wieder. Hatte ich schon vor Jahren gepostet. Das ist tatsächlich typisch, dass Menschen, die diese Haare zwar schon gesehen haben etc., diese anfassen wollen und es auch einfach tun. Man will ja schließlich wissen, wie sich das anfühlt, so eine "Afrokrause".
Ich kann mir das also sehr gut vorstellen.

Zarathustra80 schrieb:Ich habe selbst an der Befragung für den Afrozensus teilgenommen

Solche Aussagen, die in einem Internetforum niemand überprüfen kann, sind wenig hilfreich. Welche Absicht verbirgt sich hinter der Aussage. Die Andeutung eines Wissensvorsprungs? Oder etwas anders?
Gibt diese Behauptung deinen Aussagen einen anderen Wert?
Eine Studie können auch diejenigen bewerten, die nicht befragt wurden. Es gibt Leitlinien anhand derer geprüft werden kann, ob es sich um gute wissenschaftliche Arbeit handelt.

Zarathustra80 schrieb:Repräsentativ ist sie ohnehin nicht

Warum?
Wie wurde die Stichprobe ausgewählt?

Zarathustra80 schrieb:und es wurde ja auch offen kommuniziert, dass sie dazu da sein soll, um politische Forderungen zu stellen.

Das ist die Regel bzw sollte es sein, dass die Autor:innen einer Studie ihre Ziele benennen.

Rasenmayer schrieb:Gerade die ansonsten so stocksteifen, kühlen und distanzierten Deutschen haben da null Berührungsängste und packen fremden Menschen ohne zu fragen in die Haare?

Wohl weniger bei Erwachsenen, aber bei Kindern, ja.

Tussinelda schrieb:@Rasenmayer
also ich habe das, mein Kind betreffend, andauernd erlebt und mein Kind auch ohne mich, immer wieder. Hatte ich schon vor Jahren gepostet. Das ist tatsächlich typisch, dass Menschen, die diese Haare zwar schon gesehen haben etc., diese anfassen wollen und es auch einfach tun. Man will ja schließlich wissen, wie sich das anfühlt, so eine "Afrokrause".
Ich kann mir das also sehr gut vorstellen.

Ich kann's mir einfach nicht vorstellen, das klingt für mich völlig absurd. Muss man damit rechnen, dass einem am Bahnhof wildfremde Menschen in den Haaren rumfummeln? In welchen Situationen kommt sowas denn vor? Sind das die besten Freunde, die da zu wenig Distanzgefühl haben, oder ist das wirklich irgendwo, dass irgendwer da seine Hand nicht im Griff hat? Sorry, aber es übersteigt einfach mein Vorstellungsvermögen...

@oldzambo

Man kann sich das nicht vorstellen, wenn man keine schwarzen freunde/familie hat, aber das ist echt so. Eine schwarze Freundin von mir berichtet auch darüber, dass Menschen ihr aussehen kommentieren (wildfremde im zug) oder ihre Haare anfassen wollen.

Kein witz: Einmal hatte meine Freundin sich die Haare geglättet, eine ältere Frau kam zu ihr und fragte, warum ihre Haare denn nicht kraus seien. Meine Freundin sagte, dass die geglättet sind. Die Frau sagte "Ach, da haben sie sich ja schon sehr schön integriert" und das war wohl kein ironischer witz, die frau war dann zufrieden und ging.

Es gibt einfach schon verrückte Leute, die dann vllt nicht zwangsläufig bösmeinend sind, aber distanzlos und verletzend.

@oldzambo
in allen möglichen Situationen. Und ja, fremde Menschen.

shionoro schrieb:Es gibt einfach schon verrückte Leute, die dann vllt nicht zwangsläufig bösmeinend sind, aber distanzlos und verletzend.

das sind keine verrückten Leute, das sind ganz normale Leute, die denken, sie hätten das Recht dazu.

Ich bin weiß, mein Sohn ist schwarz. Manchmal habe ich Angst um ihn.

Quelle: https://www.spiegel.de/panorama/alltagsrassismus-wie-es-ist-in-deutschland-ein-schwarzes-kind-zu-haben-a-00000000-0003-0001-0000-000000047748

da wird das (unter anderem) auch erwähnt. Es gibt massig solcher Berichte.



und auch deshalb ist der Afrozensus nötig. Damit vielleicht mal geglaubt wird, was für viele Menschen Alltag ist. Dass es sich eben genau nicht um einzelne Fälle Bekloppter handelt, die sich eben mal daneben benehmen.
Man sieht ja hier, dass sich das offenbar kaum jemand vorstellen kann. Es ist aber die alltägliche Realität. Die Lebensrealität von Rassismus betroffenen Menschen

Tussinelda schrieb:@oldzambo
in allen möglichen Situationen. Und ja, fremde Menschen.

... unfassbar, aber es gibt eben nix, das es nicht gibt.

fischersfritzi schrieb:Solche Aussagen, die in einem Internetforum niemand überprüfen kann, sind wenig hilfreich. Welche Absicht verbirgt sich hinter der Aussage. Die Andeutung eines Wissensvorsprungs? Oder etwas anders?
Gibt diese Behauptung deinen Aussagen einen anderen Wert?
Eine Studie können auch diejenigen bewerten, die nicht befragt wurden. Es gibt Leitlinien anhand derer geprüft werden kann, ob es sich um gute wissenschaftliche Arbeit handelt.

Sie haben vollkommen recht: niemand kann solche Aussagen in einem Internetforum überprüfen. Das gilt aber auch für solche Befragungen wie den Afrozensus an denen jeder Internetuser anonym teilnehmen kann.

fischersfritzi schrieb:Warum?
Wie wurde die Stichprobe ausgewählt?

Es wurde in den sozialen Medien Werbung für den Afrozensus gemacht - vor allem im woken linken Milieu. Deshalb bin ich auch vor einem Jahr darauf aufmerksam geworden, weil ich dieses Milieu beobachte. Die Befragten dürften halt weniger ein repräsentativer Schnitt schwarzer Menschen in Deutschland sein als viel mehr schwarze Menschen mit ganz bestimmten politischen Ansichten.

Eine Befragung, die von der CSU durchgeführt wird und die Teilnehmer in CSU-nahen Kanälen sucht, wird auch nicht unbestimmt einen Querschnitt der deutschen oder bayerischen Bevölkerung repräsentieren.

fischersfritzi schrieb:Das ist die Regel bzw sollte es sein, dass die Autor:innen einer Studie ihre Ziele benennen.

Wenn den Teilnehmern einer Befragung gesagt wird, dass die Ergebnisse genutzt werden sollen, um politische Forderungen zu stellen - z.B. spezielle Förderprogramme für schwarze Menschen - dann sind Teilnehmer womöglich aus Eigennutz dazu geneigt, Antworten zu geben, die diese Forderungen bestmöglichst unterstützen.

6.PzGren391 schrieb:Kannst du das näher erklären? Das würde mich interessieren.

Wie bereits in einer anderen Antwort geschrieben. Man hat in einem ganz bestimmten Milieu nach Befragungsteilnehmern gesucht und hat ihnen dann vorab gesagt, dass die Ergebnisse der Studie genutzt werden sollen, um u.a. schwarzen Menschen durch Förderprogramme, etc. zu unterstützen.