abberline schrieb:Die bekomme ich im Alltag leider auch überall mit und zwar auch bei Menschen, die immer sehr sozial sind, selbst dort herrscht mittlerweile Frustration und verständliche Unsicherheit. Und sowas ist leider Wasser auf die Mühlen der AfD.
Ich habe eher das Gefühl, das es eine große allgemeine Unsicherheit gibt, weil die Ungerechtigkeiten unseres Wirtschaftssystems nicht mehr nur für die ärmeren Schichten, sondern inzwischen auch für den Mittelstand deutlich spürbar sind: prekäre Arbeitsverhältnisse, in denen die Existenzsicherung letztendlich oft über durch den Steuerzahler finanzierte Transferleistungen aufgefangen wird; unverhältnismäßig steigende Mieten; Probleme der öffentlichen Infrastruktur vor allen Dingen in den neuen Bundesländern, zunehmend aber auch in den alten.
(Das es hier einen Zusammenhang gibt, ist durch eine Studie belegt:
https://www.fr.de/politik/neue-studie-wo-der-bus-weniger-faehrt-waehlen-mehr-menschen-extrem-rechts-zr-93707517.html)
Kurz gesagt, es geht um die Existenz.
Das Wohlstandsversprechen geht auch bei harter Arbeit längst nicht mehr auf.
Die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer, entsprechend ist auch diesen Entsolidarisierung groß und das Zusammenleben zunehmend schwierig. Man hat das Gefühl, Aggression und Gewalt liegen in der Luft.
Und ich habe das Gefühl, dass Flüchtlinge in dem Zusammenhang als Sündenbock herhalten müssen, ganz nach dem Motto „Teile und herrsche“. Anstatt die wahren Verantwortlichen für den Wohlstandsverlust und die existenziellen Unsicherheiten vieler zu benennen, wird nach unten getreten.
Wer sind die wahren Verantwortlichen?
Meiner Meinung nach v.a. tatsächlich die großen wirtschaftlichen Akteure, deren Geschäftsmodelle auf Ausbeutung und Steuervermeidung beruhen.
(Stichwort Plattformkapitalismus)
Und das sind oft auch gleichzeitig jene Akteure, die mit den Grundbedürfnissen der Menschen auf eine Weise Rendite machen, die existenzbedrohlich für Normalverdiener ist.
Ich spreche hier von den Themen Wohnen, Ernährung, Medizin, Transport, Bildung, Energieversorgung.
Flüchtlinge als Schuldige (etwa dafür, dass man keine Wohnung mehr findet), sind meiner Meinung nach vor allen Dingen eine Projektionsfläche.